Enttäuschung
Abelard und Lily versprachen eine süße, emotionale und außergewöhnliche Liebesgeschichte. Ich hatte mich wirklich auf das Buch gefreut, denn Geschichten mit besonderen Protagonisten wie dem autistischen ...
Abelard und Lily versprachen eine süße, emotionale und außergewöhnliche Liebesgeschichte. Ich hatte mich wirklich auf das Buch gefreut, denn Geschichten mit besonderen Protagonisten wie dem autistischen Abelard finde ich immer faszinierend. Ich mag es, wie man Einblicke in das Leben und die Denkweise dieser Menschen bekommt, man sich besser in sie einfühlen und ihre Lage besser verstehen kann. Es ist meist weit emotionaler als bei herkömmlichen Erzählungen, einfach weil man sich in eine ganz andere Perspektive hineindenken muss. Hier habe ich jedoch so meine Probleme beim Lesen und verstehen gehabt, insbesondere mit Lily.
Die Protagonistin erzählt aus ihrer Ich-Perspektive, was die Story durch ihr ADHS oft schwer nachzuvollziehen macht. Sie ist hibbelig, sprunghaft, und so berichtet sie leider auch. Die Erzählung verläuft unruhig und manche Situationen sind so lückenhaft beschrieben, dass es mir teils wirklich schwer viel, sie mir auszumalen und dem Geschehen folgen zu können. Lily ist jemand, der gelegentlich nicht oder kaum zuhört, dadurch entstehen zusätzlich lückenhafte Berichte und Dialoge. Für mich war es rein vom erzählerischen Standpunkt betrachtet kein angenehmes Leseerlebnis.
Die Handlung hat mich leider auch nicht sonderlich gut packen können. Einerseits deshalb, weil das Geschehen einfach so unruhig beschrieben wird und ich mich dadurch nicht gut in die Geschichte einfinden und mit den Figuren auseinandersetzen konnte, andererseits weil so unglaublich wenig passiert. Es gibt gefühlt keinen richtigen roten Faden, keine vernünftige Leserführung und wenn man doch mal ein geschichtliches Ziel mit den Figuren vor Augen hat, ändern sich drei Seiten später schon wieder die Umstände und alle Pläne sind über den Haufen geworfen. Das fand ich so schade, eine klarere Struktur hätte dem Buch nicht geschadet. So dümpelt alles etwas ziellos vor sich hin.
Abgesehen davon, dass Lily eine aufwühlende Persönlichkeit hat, gefielen mir auch die anderen Figuren nicht sonderlich. Lilys Mutter ist eine gnadelos überforderte Frau, ihre Schwester ein sprunghaftes und unsympathisches Kind und Lilys beste Freundin hat ein Kontrollsuchtproblem.
Der einzige Lichtblick war Abelard, den fand ich ehrlich interessant und hätte sehr gern ein paar Kapitel aus seiner Sicht gelesen. Aber auch er hat so seine Momente, in denen er nicht komplett authentisch rüber kommt. Auf einer Seite umarmt er Lily innig und zwei Seiten später fällt ihnen auf einmal ein, dass er ja Probleme mit Berührungen hat? Hätte man besser lösen können, denke ich.
Alles in allem bin ich sehr enttäuscht von der Liebesgeschichte. Ich hätte mehr Briefe erwartet, in denen waren die beiden nämlich schonungslos ehrlich und haben nicht viel um den heißen Brei herumgeredet, das war erfrischend. Insgesamt hat mich die Beziehung nicht überzeugen können, es passierte wenig, und wenn was passierte, war es konfus und schwammig.
Mein Fazit:
Handlung, Erzählstil und die Figuren konnten mich leider nicht so begeistern, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich hätte mir tiefere Emotionen und mehr Storygeschehen erhofft, so haben mir Lily und Abelard leider kein allzu nennenswertes Leseerlebnis beschert.