Jetzt schon eines meiner Jahreshighlights.
Für mich war sofort klar, dass ich dieses Buch lesen werde, als ich mir das erste Mal den Klappentext des Buches durchgelesen habe. Ich habe eine Schwäche für Figuren mit ernsthaften Hintergründen und ...
Für mich war sofort klar, dass ich dieses Buch lesen werde, als ich mir das erste Mal den Klappentext des Buches durchgelesen habe. Ich habe eine Schwäche für Figuren mit ernsthaften Hintergründen und einem daraus resultierenden, mehr oder weniger großem Problem und bin hier bei Protagonistin Sage auf eine Leidensgenossin gestoßen, weshalb sie mir von Anfang an und bis zum Schluss sehr nahe war.
Sage ist von weit weg von Zuhause an eine Universität in Nevada geflohen. Weil sie keinerlei finanzielle Rücklagen hat, schläft sie in ihrem Bus, denn eine Wohnung zu mieten ist nicht drin. An der Uni lernt sie ihre bald schon beste Freundin kennen, die sie in ihren Freundeskreis integriert, doch Sage hat große Probleme, mit anderen Menschen in (körperlichen) Kontakt zu treten, denn sie ist stark traumatisiert. Der Umstand macht ihren Alltag noch schwerer, als er sowieso schon ist, dass sie den Bruder ihrer Freundin kennenlernt, macht die Sache nicht besser, denn er hat alles, wovor sie sich bei einem Mann fürchtet.
Mich hat bei der Geschichte tief beeindruckt, dass Sage trotz ihres Leidensweges und ihrer psychischen Störung alles andere als eine schwache, junge Frau ist, denn sie kämpft gegen ihre inneren Dämone an. Ganz alleine besucht sie eine Universität fern ihrer Familie, an der sie zuerst niemanden kennt, schläft in ihrem Bus und besorgt sich einen Job und hat noch eine Nebentätigkeit, damit sie über die Runden kommt. Sie suhlt sich nicht in ihrem Elend, sondern arbeitet aktiv daran, dass sich ihre Lage bessert. Ich mag Sage sehr gerne, sie ist eine Figur, mit der man gerne befreundet wäre.
Auch die übrigen Figuren sind sehr sympathisch. Ich mochte alle gerne leiden, denn sie verkörpern eine Clique, in die man gerne aufgenommen werden würde. Jeder hat so sein Päckchen zu tragen, und alle sind auf ihre Art und Weise unverwechselbar. Den Antagonisten habe ich mit all meiner Wut auf ihn hassen können und hätte ihn am liebsten... Nun, lassen wir das. Laura Kneidl kann auf jeden Fall großartige Figuren erschaffen und sie in die Geschichte integrieren.
Auch die Geschichte an sich ist durch Sages Entwicklung alles andere als langweilig, weil man ihre persönliche Entwicklung hautnah mitbekommt. Außerdem gibt es einige Wendungen, mit denen man so nicht rechnet und die Sage ihr Leben ganz schön schwer machen. Sages Schmerz und ihre Trauer über die verschiedenen Ereigniss sind mir sehr nahe gegangen, das macht die Geschichte sehr tiefgründig. Es passieren jedoch auch schöne Dinge, sodass ich mich auch mit ihr freuen konnte und ihr diese Dinge von Herzen gegönnt habe. Der Schluss des Buches hat mich innerlich zerrissen, am liebsten wäre ich in die Geschichte gehüpft und hätte dafür gesorgt, dass es nicht so ausgeht, wie es ausgegangen ist, aber das gehört natürlich zur Geschichte.
Der gefühlvolle Schreibstil von Laura Kneidl machen die Geschichte rund. Er ist erst die Vorraussetzung dafür, dass man Sage in jeder Situation verstehen kann, denn ihr Innerstes wird sehr ausführlich beschrieben, die Szenen werden sehr bildhaft dargestellt, sodass ich mich in die Szenen fallen lassen konnte. Die erotischen Szenen, die sich im Laufe der Geschichte langsam häufen, sind sehr stilvoll geschrieben, hier wird mehr Wert auf die Zuneigung und die Empfindungen gelegt, als auf den Akt an sich. Alleine das macht den Schreibstil zu etwas Besonderem.
Ich kann diese Geschichte wirklich nur empfehlen, ich habe hier nichts auszusetzen. Nachdem ich das Hörbuch beendet habe, war für mich klar, dass der zweite Teil sofort gekauft wird, wenn er erscheint.