Die drei Unzertrennlichen
Ich habe schon einige Romane über Paris während der Besatzungszeit im 2. WK gelesen und als sich die begeisterten Rezensionen über „Morgen werden wir glücklich sein“ mehrten, war ich natürlich neugierig. ...
Ich habe schon einige Romane über Paris während der Besatzungszeit im 2. WK gelesen und als sich die begeisterten Rezensionen über „Morgen werden wir glücklich sein“ mehrten, war ich natürlich neugierig. Leider konnte das Buch meine Erwartungen dann aber nicht erfüllen.
Mit dem Einmarsch der Deutschen droht die Freundschaft von Marie, Amiel und Geneviève (Gigi) zu zerbrechen, weil sich Gigi mit den Besatzern arrangiert und für sie im Nachtklub Klavier spielt, während sich Lehrerin Marie in der Résistance engagiert und die jüdische Ärztin Amiel nach ihrem Berufsverbot ebenfalls in den Widerstand geht.
Trotz ihrer wirklich schlimmen Schicksale sind mir die Freundinnen unnahbar geblieben. Der ständige Zoff zwischen Gigi und Marie wegen ihrer unterschiedlichen Ansichten und die Art und Weise, wie sie streiten, war mir etwas zu überspitzt. Schließlich sind es erwachsenen Frauen und beste Freundinnen, außerdem herrscht Krieg. So eine Situatione schweißt doch eher zusammen.
Mit Marie bin ich überhaupt nicht warm geworden. Sie erscheint mir sehr selbstsüchtig und von sich überzeugt, lässt keine andere Meinung neben ihrer gelten. Außerdem pocht sie darauf, wie heroisch ihre Arbeit für den Widerstand ist.
Gigi lebt nur für die Musik. Dann findet sie ausgerechnet bei einem Deutschen die große Liebe und muss sich ständig gegen Maries Anfeindungen wehren. Die erwartet nämlich, dass Gigi immer dann einspringt, wenn wieder mal etwas schief gegangen ist und nimmt dabei billigend hin, dass sich Gigi ebenfalls in Lebensgefahr begibt. Etwas irritiert hat mich übrigens, dass Gigi als Pianistin bezeichnet wird und dann „nur“ in einem Nachtklub spielt.
Amiel geht in der Handlung leider etwas unter und wird nur sichtbar, wenn sie sich um Kranke kümmert oder wenn es um die Probleme der Juden unter den Nazis geht.
Der historische Kontext ist gut herausgearbeitet, aber die Handlung plätschert zu lange vor sich hin. Die Schicksale der Freundinnen werden um die politischen Ereignisse herumgesponnen. Erst im letzten Drittel wird es dann endlich spannend und emotional.
Auch der Strang in der heutigen Zeit konnte mich nicht überzeugen. Die Enkelinnen der Freundinnen gehen wie Furien aufeinander los und setzen die Kämpfe ihrer Großmütter fort – auch hier wird vor allem auf große dramatische Gesten und Worte gesetzt, die für mich etwas zu übertrieben waren.
Ich verstehe, dass Lea Korte erzählen will, wie sich die Freundschaft während der Besatzung immer wieder wandelt und dass Schuld und der Vorwurf der Kollaboration stets von verschiedenen Seiten gesehen werden sollten – aber der Erzählstil war leider nicht meins.