Wer oder was ist ein Bluthund?
Der Plot:
Die Inhaltsangabe ist irreführend. Wenn man einen ausgefeilten Actionthriller erwartet, ist man im falschen Film, äh Buch. Eine Schlägerei zu Beginn, ein Erschossener im letzten Viertel. Die ...
Der Plot:
Die Inhaltsangabe ist irreführend. Wenn man einen ausgefeilten Actionthriller erwartet, ist man im falschen Film, äh Buch. Eine Schlägerei zu Beginn, ein Erschossener im letzten Viertel. Die anderen sind bereits tot. Der Rest eine Vermisstensuche. Enttäuschung pur. (Das Wort Bluthund kommt im Text 1x vor: Im Titel!)
Die Charaktere:
Jack Reacher, der alle Eventualitäten bedenkt, außer wenn er es nicht tut. Eine Verwandte, die die Wahrheit erst spät akzeptiert. Oder nicht. Ein Kriminalbeamter, natürlich Ex-FBI, der ein Handy hat. Oder nicht. Eine asiatische County-Polizistin, die alles weiß oder nicht. Der Polizeiwagen mit dem halben Meter großen Goldemblem auf der Wagentüre strahlten die signifikantesten Charakterzüge aus. Oder nicht.
Die Sprache:
Ich habe in meiner frühen Jugend, rein aus Zeitvertreib besseres, kultigeres gelesen: JERRY COTTON. Auch er SAGTE viel und FRAGTE um so mehr. Wenn ich Anführungszeichen sehe, weiß ich, dass jemand etwas sagt. Bei einem Fragezeichen, weiß ich, dass jemand fragt. Und das ist noch das geringste Übel. Staubfahnen die näher kommen, Minuten die vergehen, 20 Meilen nach Osten, Colorado im Westen, die Straße in den Süden, die Blockhäuser im Norden. In Wyoming müssen Entfernungsangaben auf den Menschenschlag gemünzt werden. Eine Beschreibung gleicht der anderen. Wiederholt sich in einem fort. Oder nicht. Ein Graus.
Fazit:
Ich habe die Filme JACK REACHER (Sniper Bd. 9) und KEIN WEG ZURÜCK (Die Gejagden Bd. 18) mit Tom Cruise in der Hauptrolle gesehen. Keine schlechten Actionfilme. Deshalb wollte ich einen dieser Roman lesen. Und dann fand ich auf der Spiegelbestenliste den Bluthund: Platz 2 der WELT-Bestenliste im August 2020. Kurzstatements wie: »Jack Reacher […] ist nun mal einer der auffälligsten und interessantesten Krimihelden der letzten Jahrzehnte« von der Frankfurter Allgemeine. Oder Beschreibungen wie: "Kritiker warnen die Leser nicht umsonst, das Telefon auszustellen, wenn sie den neuesten Reacher zur Hand nehmen.". Ich war dankbar für jeden Anruf, der mich während des Lesens erreichte. Eine Abwechslung, die der Text mir nicht bieten konnte. Und noch eines, wofür der Autor nicht verantwortlich ist: Tom Cruise ist max. 1,70 groß. Reacher über zwei Meter! Der Text schaffte es nicht, diese Diskrepanz aus meinem Kopf zu vertreiben.