Der Koch Leon, musste in den vergangenen Jahren bereits einige Schicksalsschläge verkraften. Sowohl den Unfalltod seiner Frau Anna als auch eine schwere Krise, die mit Arbeitslosigkeit einherging.
Mittlerweile geht es aber langsam wieder aufwärts. Er hat nun einen Job in einem Gasthaus und kann seinen Ideen für kulinarische Kreationen, dort völlig frei umsetzen. Allerdings leidet das Gasthaus schon seit einiger Zeit unter akutem Gästeschwund. Lediglich Leons Chef und seine Jägerfreunde sind regelmäßig vor Ort und genießen Leons Kochkünste in vollen Zügen.
Als Leon eines Tages unterwegs ist, findet er eine grausam zugerichtete Leiche. Die junge Frau wurde regelrecht ausgeweidet und Leon stellt zu seinem Entsetzen fest, dass es sich bei ihr um eine Kollegin aus dem Gasthaus handelt. Die herbeigerufene Polizei nimmt besonders Leon ins Visier, was sich auch nicht ändert, als kurz darauf eine weitere Frauenleiche gefunden wird- abermals von ihm entdeckt.
Große Sorgen macht Leon dazu, dass sein Geheimnis kurz davor steht, entdeckt zu werden. Ein Geheimnis, dass er mit seiner Nachbarin und platonischer Freundin, Marlene teilt. Währenddessen plant der Killer bereits seine nächste Tat. Und Marlenes erschrockener Freund Jack, teilt Leon mit, dass er befürchtet, dass Marlene ebenfalls in Gefahr sein könnte…
Fieberhaft versucht Leon Licht ins Dunkel zu bringen, denn die Polizei scheint nicht wirklich bemüht zu sein, weitere Verdächtige aufzutreiben. Er entdeckt bei seinen Streifzügen durch den Wald einen seltsamen Fremden. Ist es wirklich nur ein harmloser Obdachloser?
„Waldesgrab“, ist der Debütroman der Autorin Lene Schwarz. Nach dem Lesen des Klappentextes, erhoffte ich mir eine spannende Lektüre und tatsächlich ließen sich die ersten hundertfünfzig Seiten auch erst interessant und rätselhaft an. Auch danach legte die Autorin einige falsche Fährten für ihre Leser, doch leider reichte mir das für eine bessere Bewertung nicht mehr aus. Zu vieles hat mich dann letzten Endes doch am gebotenen Storykonstrukt gestört. Zum einen fand ich es mehr als seltsam, dass jemand im Harz umhergehen und auf dermaßen bestialische Art und Weise morden kann und es dazu kaum Reaktionen der Öffentlichkeit oder von Seiten der Polizei gibt. Zumal es im Verlaufe der Geschichte zu weiteren Morden an Frauen kommt, mit grausam inszenierten Tatorten. Man sollte doch meinen, dass sehr schnell eine SOKO gebildet worden wäre, anstatt die hier, sehr behäbig wirkenden Dorfpolizisten weiterermitteln zu lassen.
Ebenfalls unglaubwürdig fand ich es, dass Leon, der ja schnell fürchten musste, dass die Morde an den Frauen etwas mit seinem Geheimnis zu tun haben, kaum Sorgen um seine Tochter umtreiben. Klar, er ermutigt sie dazu, mit ihren Freundinnen für ein paar Tage wegzufahren, aber sonst? Er hält ausgemachte Uhrzeiten zu Treffen mit ihr nicht ein und überhaupt fand ich, hätte die Autorin Leons Tochter ruhig ein paar Seitenzahlen mehr auf den Leib schreiben können, die größtenteils nur durch Handynachrichten an ihren Vater in Erscheinung trat und dabei stets einen dauergefrusteten, verzogenen Eindruck machte. Überhaupt fehlten mir menschliche Aspekte bei den Romanfiguren, die dafür gesorgt hätten, dass ich beispielsweise auch mehr mit Leon hätte mitfiebern können. Sicher es wird erwähnt, dass er einige seelische Altlasten mit sich herumträgt, doch blieb er mir auch im weiteren Verlauf des Buches völlig fremd.
Mein letzter Kritikpunkt ist allerdings völlige Geschmackssache.
Ich habe zwar an sich kein Problem damit, dass manche Krimis oder Psychothriller etwas blutiger geraten sind, doch mag ich es weniger, beim Lesen auf dermaßen akribisch bildhaft geschilderte Beschreibungen zu stoßen, wenn es um die vom Mörder zugefügten, tödlichen Verletzungen geht. Besonders zum Ende, kommt es dann noch zu Erinnerungen einer Person, die schildert, wie der Täter menschliche Organe verzehrte. Ehrlich gesagt fand ich es alles in allem etwas „too much“. All diese Beschreibungen wollten so gar nicht passen zu einem Krimi.
Man hatte das Gefühl, die Autorin hätte lieber einen verstörenden, blutigen Psychothrillerschocker schreiben und das Fehlen von psychologischem Tiefgang mit Ekel erregenden Tatortbeschreibungen kompensieren wollen. Das alles klingt nach harter Kritik, was mir auch sehr leid für die Autorin tut, denn abgesehen von meinen Kritikpunkten ist der Roman keinesfalls schlecht geschrieben.
Hätte man gewisse Szenen etwas abgemildert, andere Romanpassagen etwas gekürzt, (die ewiglange Suche in dem Stollen etwa oder den Showdown mit dem Killer) Leon etwas weniger herumhetzen lassen und den Figuren mehr Romanpassagen zugebilligt in denen sie Persönliches austauschen, so dass sie mehr menschliche Konturen bekommen hätten, hätte ich „Waldesgrab“ viel besser bewertet.
Kurz gefasst: Durchwachsener Debütroman mit einigen Schwächen- allerdings nichts für zarte Gemüter…