Berührend
Norwegen, 1941: In dem kriegsgebeutelten Land verlieben sich Lisbet und ihre Freundin Oda in die falschen Männer – in deutsche Soldaten. Ihre verbotene Liebe fordert einen hohen Preis, und die beiden jungen ...
Norwegen, 1941: In dem kriegsgebeutelten Land verlieben sich Lisbet und ihre Freundin Oda in die falschen Männer – in deutsche Soldaten. Ihre verbotene Liebe fordert einen hohen Preis, und die beiden jungen Frauen verlieren alles, was ihnen lieb ist. Ausgerechnet bei den deutschen Besatzern scheinen sie Hilfe zu finden, doch dann wird Lisbet von ihrer kleinen Tochter getrennt. Erst lange Zeit später findet sich ihre Spur – in Deutschland.
Eine dramatische Geschichte um zwei junge Frauen in Norwegen im Zweiten Weltkrieg, deren Schicksal bis in die Gegenwart reicht.
Der Roman von Nicole Steyer, die hier unter ihrem neuen Pseudonym Linda Winterberg schreibt, handelt vom unvorstellbaren Schicksal der sogenannten Deutschenmädchen. Ledige, junge Norwegerinnen, die von deutschen Soldaten schwanger waren, wurden in Lebensborn Mutter- und Kind-Heimen untergebracht. Diese sollten dort angeblich Untersützung erhalten, eigentlich aber waren es wohl "Zuchtanstalten" der Nazis, die dazu dienten, deutschen Familien, die keine Kinder bekommen konnten, arischen Nachwuchs zu besorgen. Kindern, deren Mütter eine nicht arische Herkunft hatten, blieb als Schicksal nur das Kinderheim, denn den meisten Frauen, verstossen von den Eltern und nicht unterstützt vom Kindsvater, war es finanziell nicht möglich ihre Kinder selbst aufzuziehen. Die fiktive Geschichte zweier Freundinnen zeigt deutlich die unvorstellbare Grausamkeit und die Schrecken der Nazizeit. Der Roman spielt aber auch in der Gegenwart. Marie, eine junge, deutsche Waise, ist auf der Suche nach ihren Wurzeln. Bei ihren Unterlagen, die sie vom Jugendamt erhalten hat, findet sie ein Foto des Hauses Sonnenschein von 1945. Sie beginnt dort ein freiwilliges soziales Jahr und stösst auf Betty, eine rüstige, alte Dame, die ihr sofort sympathisch ist. Der Roman besteht aus diesen beiden Erzählsträngen, die die Autorin geschickt ineinander verwoben hat. Dadurch wird große Spannung aufgebaut, die es dem Leser nicht leicht machen, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Die Sprache ist flüssig und leicht zu lesen. Der Roman zieht den Leser sogartig in seinen Bann, er ist berührend und aufwühlend. "Das Haus der verlorenen Kinder" ist ein wundervolles Buch voller Poesie und Schmerz, nicht immer leicht zu verdauen, oft traurig und erschütternd, aber am Ende siegt die Hoffnung. Die Geschichte bleibt lange in meinen Gedanken, und das ist gut so, denn diese Zeit sollte nicht in Vergessenheit geraten, damit sie sich nie mehr wiederholt. Ich wünsche dem Buch viele aufgeschlossene Leser und vergebe sehr gerne fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung.