Genres: Krimi, Belletristik für Frauen, Liebesroman, Heimatroman (Kleinstadt im winterlichen Kanada).
Der Roman ist eigenständig lesbar. Man erfährt, wie es mit der Gegend und Figuren aus „Winterjagd“ ...
Genres: Krimi, Belletristik für Frauen, Liebesroman, Heimatroman (Kleinstadt im winterlichen Kanada).
Der Roman ist eigenständig lesbar. Man erfährt, wie es mit der Gegend und Figuren aus „Winterjagd“ in Nebenrollen einige Monate später weitergeht. Spoiler sind enthalten. Als Fan freue ich mich über diese optionale Fortsetzung.
Enttäuschend sind die auffalllend vielen Parallelen zu „Im kalten Nebel“. Die ca. 36 Jahre alte Hauptfigur Rebecca ähnelt der dortigen Hauptfigur Meg. Auch hier rankt sich die Handlung um ein 20 Jahre altes Verbrechen, das nach Aufklärung verlangt, was Täter in Aufruhr versetzt. Es geht auch diesmal um Lügen, eine alte Flamme, verlorene Träume und zweite Chancen.
Im Vergleich finde ich die Romanze bei „Schwarze Knochen“ glaubhafter, aber ansonsten „Im kalten Nebel“ besser, weil die dortigen Charaktere farbiger, die Umgebung vielfältiger erlebbar und die Ermittlungen spannender und wendungsreicher sind.
Der Liebesteil kommt ohne explizite Erotikszenen aus. Viele gedankliche Monologe, streckenweise stark und intensiv mit tollen Zitaten, ein bisschen kitschig und voraussehbar.
Die Ermittlungen sind mal nüchtern und mal spannungsgeladen, insgesamt von durchschnittlicher Qualität. Ich konnte gut folgen, war weder gelangweilt noch so richtig mitgerissen, habe mitgerätselt. Einige Entwicklungen habe ich geahnt, manche Erkenntnisse haben mich angenehm überrascht.
Ein emotionales Highlight bilden für mich die Rückblenden.
Die Story ist glaubwürdig und vergleichsweise ruhig, kein effektheischender Action-Thriller.
Die Gedanken und inneren Kämpfe der Hauptfigur inkl. Reflektionen zum Vater-Tochter-Gespann machen einen großen Teil der Geschichte aus. Mit Vergleichen im Hinterkopf gelang es mir nach und nach mich hineinzufühlen.
Beschreibungen zu Natur, Räumen, Personen und Wetterlage geraten sehr ausführlich. Das erzeugt Atmosphäre und stärkt die Vorstellungskraft. Auch wenn ich das tendenziell mag, hätte ich ein etwas höheres Erzähltempo bevorzugt. Der Roman ist bei eigentlich überschaubarer Handlung sehr lang. Gefühlt bildet das Buch keine Werbung für die beschriebene Gegend (Depression, Sucht, Fernweh bei den Einwohnern), was ich bei den ersten beiden in deutscher Übersetzung veröffentlichten Werken von Loreth Anne White differenzierter empfand.
Ich vergebe knappe vier Sterne. Das Werk ist unterhaltsam, sodass ich immer wissen wollte, wie es weitergeht. Das Ende hat mich zufriedengestellt. Anders als die beiden Vorgänger hat es aber nicht die nötigen Wendungen, den beständigen Thrill oder den emotionalen Tiefgang entfacht, um ein Highlight zu bilden.