Starke Frauengestalt
Inhalt:
In ihrem Roman „Die Eigensinnige“ erzählt die Autorin Lucca Müller frei über das Leben der Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach, angefangen in ihrer Jugend 1847 auf dem Landgut ihrer Eltern ...
Inhalt:
In ihrem Roman „Die Eigensinnige“ erzählt die Autorin Lucca Müller frei über das Leben der Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach, angefangen in ihrer Jugend 1847 auf dem Landgut ihrer Eltern in Zdislawitz im heutigen Tschechien bis ins Jahr 1884, diesmal mit ihrem Ehemann Moritz auf dem Gut in Zdislawitz, wo sie eine Schule planen, und der Kreis des Buches sich schließt. Im Nachwort ergänzt die Autorin noch Daten bis zu ihrer beider Tod.
Zum Buch:
Mitreißend beschreibt die Autorin das Leben ihrer Protagonistin, die mit „eigensinnig“ für die damalige Zeit sehr gut beschrieben wird. Schon früh weiß Marie, dass sie Schriftstellerin werden, auch wenn das noch in weiter, fast unerreichbarer Ferne liegt, und ihren weitaus älteren Cousin Moritz heiraten möchte, weil dieser ein fortschrittlicheres und verständnisvolleres Wesen an den Tag legt, als viele Männer ihrer Zeit, angefangen bei ihrem Vater.
So lehnt sich Marie gegen ihren Vater und ihre Stiefmutter und somit auch die Konventionen dieser Zeit, nämlich, was eine (adelige) Frau zu tun und zu lassen hat, mit mal mehr, mal weniger Erfolg auf. Ein Leben, das Marie nicht führen möchte, bekommt sie anhand des Lebens ihrer Stiefmutter oder ihrer Tante klar vor Augen geführt, einmal als Ehefrau und einmal als arme (geduldete) Witwe.
Auch ihr Ehemann bleibt ein Kind seiner Zeit. Zu ihrem Leidwesen bekommen sie keine Kinder und treffen auch beide falsche Entscheidungen, unter denen ihre Ehe zwischenzeitlich sehr leidet. Doch ihre Liebe überdauert auch diese und so finden sie wieder zusammen.
Interessant ist außerdem, dass auch andere Frauen in Maries Umgebung das Bedürfnis haben, mehr zu tun, als man ihnen zugesteht und erlaubt, mit denen sie sich anfreundet. So geben diese Gesellschaften in ihren Häusern, zu denen Wissenschaftler und Literaten eingeladen werden. Auf einer dieser Gesellschaften gründen fünf von ihnen einen Verein für Not leidende Frauen.
Fazit:
Die Autorin erhebt beim Erzählen ihrer Geschichte keinen Anspruch auf historische Wahrheit, sondern lässt ihren Roman nur auf dem Leben der Schriftstellerin basieren. Wer eine Biografie erwartet, wird also enttäuscht werden. Wer aber einen mitreißenden Roman mit einer starken Hauptfigur - in der historischen Zeit verankert - mit authentischen, lebendig ausgeführten Nebenfiguren lesen möchte, wird mit diesem Buch bestens bedient.