Schwestern
"Weil wir Schwestern sind" ist meine erste literarische Begegnung mit Lucy Astner. Ihr Roman kreist um vier Frauen, die mitten im Leben stehen, und eine Nachricht, die alles ins Wanken bringt …
Die Schwestern ...
"Weil wir Schwestern sind" ist meine erste literarische Begegnung mit Lucy Astner. Ihr Roman kreist um vier Frauen, die mitten im Leben stehen, und eine Nachricht, die alles ins Wanken bringt …
Die Schwestern Katharina, Eva, Judith und Miriam könnten unterschiedlicher kaum sein und haben sich nicht viel zu sagen. Bis eine unverhoffte Nachricht aus Nepal ihr Leben auf den Kopf stellt: Ihre Mutter Hannah wird nach Hamburg zurückkehren. Nicht bei jeder der vier Schwestern löst die Aussicht auf ein Wiedersehen Begeisterung aus, denn Hannah hat die Familie vor fast dreißig Jahren von einem Tag auf den anderen verlassen. Während jede auf ihre Weise mit der eigenen Vergangenheit ringt, kommen die Schwestern sich allmählich wieder näher. Und haben sich auf einmal doch ziemlich viel zu sagen …
Das hübsche Cover ist in fröhlichen, warmen Farben gehalten und spiegelt eine ländliche Idylle. Wer möchte nicht mit seiner Schwester unter einem Obstbaum liegen, in den blauen Himmel blicken und fröhlich miteinander plaudern?
Der Familienroman "Weil wir Schwestern sind" spielt in der Hansestadt Hamburg. Dort leben Katharina (39), Eva und Judith (33), während ihre jüngste Schwester Miriam (29) ein Freigeist ist, der sich weder in Sachen Liebe noch in Sachen Wohnort festlegen möchte. Aufgewachsen sind die vier Schwestern im Alten Land, in privilegierten Verhältnissen, umsorgt von einem fürsorglichen Vater, einem tüchtigen Landarzt, der sie ihr frühkindliches Trauma vergessen lassen wollte. Beruflich sind sie ihre eigenen Wege gegangen; Katharina hat eine steile Karriere als Herzchirurgin vorzuweisen, während Judith ihrem Helfersyndrom gefolgt und Lehrerin an einer Brennpunktschule geworden ist. Eva begreift sich als vorbildliche Ehefrau und Mutter, an der Seite eines erfolgreichen Anwalts, während Miriam keinerlei Ehrgeiz entwickelt und als Weltenbummlerin unterwegs ist.
Das Geschehen wird aus wechselnden Perspektiven erzählt. Katharina, Eva, Judith und Miriam sind konträr angelegte Persönlichkeiten, die keinen allzu großen Wert auf familiäre Bindungen legen. Sie bleiben in Kontakt, aber zu sagen haben sie sich nichts. Durch die unerwartete Nachricht von der schweren Erkrankung ihrer leiblichen Mutter, die ihre Kinder verlassen hat, gerät ihr festgefügtes Weltbild ins Wanken.
Lucy Astner erzählt eine emotional berührende Geschichte von vier Schwestern, die ihre verdrängte Vergangenheit aufarbeiten und sich mit ihrer traumatischen Familiengeschichte auseinandersetzen müssen. Leider spielt ihre Mutter Hannah keine große Rolle in diesem Roman, sie bleibt eine farblose, schwer zu fassende Figur im Hintergrund, deren schwere psychische Erkrankung (Depressionen, ausgelöst durch rasch aufeinander folgende Schwangerschaften) kaum thematisiert wird. Zu einer Rückkehr nach Deutschland (wie im Klappentext angekündigt) kommt es nicht. Im Roman tritt Hannah gar nicht in Erscheinung, man spricht über sie, aber nicht mit ihr. Schade!
Grundsätzlich hat mir diese unterhaltsame Lektüre für zwischendurch gut gefallen. Unnötig war das melodramatische Finale. Auf eine Feuersbrunst im Elternhaus der vier Schwestern hätte Lucy Astner getrost verzichten können. Man muss nicht alles in Trümmern legen, um etwas Neues aufbauen zu können.