Die Aufmachung der Bücher aus dem art skript phantastik Verlag macht jedes Buch zu etwas besonderem, schon bevor man in die Geschichten überhaupt eintaucht. Dieses Buch ist außen schlickt gehalten mit bronzefarbener Schrift und Verzierungen auf dunkelblauem Hintergrund. Innen sind die Seiten mit Wolken hinterlegt, sodass ich mich schon beim bloßen Anblick über den Wolken befinde. Die Innenseiten der Broschur ist mit einer alten Weltkarte geschmückt. Wie immer ist die gesamte Aufmachung sehr stimmig.
Die Geschichten sind vielfältig wie ihre Autoren, die vor jeder Geschichte kurz vorgestellt werden. Die Beschreibung von Paul Tobias Dahlmann fand ich bereits schwierig und „Kurs Nord-Nordzenit“ hat diesen Eindruck bestätigt. Der Schreibstil ist altmodisch, die Geschichte mit den Geistern verwirrend. Es entsteht das Gefühl, als fehle etwas in der Kurzgeschichte und hinterlässt Fragen zu den Hintergründen des Geschehens.
Eine andere Geschichte, die mich nicht angesprochen hat ist „Weißer Teufel oder Die Möwe“ von Markus Heitkamp. Die Idee, Moby Dick mit Nagetieren frei nachzuerzählen, ist originell und der Erzählstil locker und flüssig. Der Igel mit dem kleinen Sprachfehler hat mich zum Schmunzeln gebracht, doch überzeugt hat mich die Geschichte nicht.
„Es ist zu Ende, wenn der Kiel geborsten ist, das Segel verbrannt und das Herz erloschen.“
(S.65, Ins Herz des Sturms von L.Richter)
„Ins Herz des Sturms“ von Lena Richter hat mir dafür sehr gefallen. Erzählt wird die Geschichte von Xhemin Sturmherz aus der Ich-Perspektive. Sie ist eine bekannte Kapitänin, die ihre besten Zeiten hinter sich hat und als Verbrecherin gesucht wird. Auf ihrem Schiff, der Anemoi, wird sie von einem jungen Jäger gestellt, der sein Glück kaum fassen kann. Allerdings steuert die Anemoi geradewegs in einem Sturm hinein. So turbulent der Sturm für die beiden ist, so ist auch das Leben von Xhemin gewesen, das in Rückblicken erzählt wird. Das Herz der Geschichte ist ist wie das Ende: gefühlvoll und mitreißend.
„Es wurde von der Miskatonic University in Arkham entdeckt und dem Militär zur Verfügung gestellt.“ (S. 148, Am Ende der Welt von M.O.Bendrin)
„Am Ende der Welt“ von Manuel O. Bendrin hat mich sehr an den Film „Das Ding aus einer anderen Welt“ von John Carpenter erinnert. Da der Film mich immer auch an die Geschichten von H.P.Lovecraft erinnert hat, fand ich die Anspielung auf Arkham sehr passend.
Ein norwegisches Team ist in die Arktis geflogen, um das amerikanische Luftschiff MAS Horizon aus dem Eis zu bergen. Die gesamte Crew ist tot, bis auf eine Person. Nicht lange, nachdem der Überlebende auf die Krankenstation des norwegischen Luftschiffes MLS Freya überführt worden ist, taucht grüner Rost im Maschinenraum auf und die die Crew fängt an sich seltsam zu benehmen. Professor Haugen und Kapitän Thorsen vermuten einen Zusammenhang zwischen dem grünen Rost und des Absturzes der MAS Horizon.
Die Kurzgeschichte ist spannend und düster, ganz wie H.P.Lovecraft und „Das Ding aus einer anderen Welt“.
Pina Parasol aus „Pina Parasol und das Verlorene Königreich“ von Tino Falke verliert professionell Dinge, die verschwinden sollen. Sie hat einen fantastischen Humor und der Autor einen humorvollen Schreibstil. Über Pina kann ich mir sehr gut eine längere Geschichte vorstellen; sie würde sich sicher gut zwischen Erasmus Emmerich und Archibald Leach fühlen.
Die 12 Kurzgeschichten führen in andere Welten, über die Wolken und Land, aber immer mit Hilfe eines Luftschiffes. Sie sind abwechslungsreich und spannend und ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt. Ich kann diese Anthologie auch Lesern empfehlen, die noch nichts aus dem Steampunk-Genre gelesen haben, denn die Geschichten setzen kein Wissen voraus oder beinhalten Insiderwissen.