Mario Giordano - "Tante Poldi und die sizilianischen Löwen" - Lübbe
In ihrer Heimatstadt München hält die 60jährige Poldi nichts mehr, sie zieht zu den Verwandten ihres verstorbenen Mannes - dem Peppe - nach Sizilien.
Poldi war kein Kind von Traurigkeit, und alles auszuleben hat sie wohl nie bereut, die Stones, die 68ger, Sex, Demos and Rock´n Roll, eine Oberreitner, die der Obermayer in nichts nachstand..
Doch die Jahre sind ins Land gegangen und mit ihnen die Schwermut, die Poldi hat sich nie was leicht g´macht, obwohl ihr alles leicht fiel, hat ihr Leben so gelebt, wie alle berühmten letzen Tage, die sie, so hat sie es beschlossen, unter der Sonne Siziliens verbringen will.
Reichlich Alkohol soll diesen Prozess beschleunigen..
Ihrer Lebenphilosophie nach, muß das Haus ein "guter Ort" sein, Meerblick mit Dachterrasse - quasi eine Ruine - man muss halt was dran machen. Der junge Valentino, der ihr dabei behilflich ist, wird von ihr, ermordet aufgefunden. Jemand hat sein junges Leben ausgelöscht, das kann Poldi nicht akzeptieren und gibt ein Versprechen. Der Plan vom "totsaufen" unter Palmen, wird erst mal verschoben.
Das Ermitteln aus Gerechtigkeit hat die Tochter eines Polizisten im Blut. Ihre drei Schwägerinnen und Schwager Martino, nebst Hund Totti stehen Poldi mit "Spaghetti" und topografischen Kenntnissen treu zur Seite.
Die "Donna Poldina" war immer ein heisser Feger und ein Blick auf die "Bella Figura" von Commissario Vito Montana entfacht erneut ihre angeheirateten sizilianischen Wurzeln.
Die Poldi hat ihn ins Visier genommen, die Funken sprühen und diesmal ist es nicht der Ätna..
Erzählt wird die Geschichte von Poldis Neffen, ein zukünftiger "Mega-Seller", wenn er nur erst mal seiner Schreibmaschine die richtigen Worte "zuflüstert"..
Alles was seine Tante Poldi angeht, überhaupt alle Figuren, umschreibt er liebevoll und sanft, mit Tiefgang, Witz und Wohlfühl-Ironie..Er erzählt von einer warmherzigen Seele, die im Leben viel Freude hatte und auch verbreitet hat, aber auch wegen ihrer Schwermut viel zu kämpfen hatte und immer "pfeilgrad" blieb. Ihr Temperament scheint in Sicilia, der Heimat der Vulkane, gut aufgehoben.
Poldi ist nicht nur eine Knalltüte, die immer auf Krawall gebürstet ist, sie ist auch gescheit, großzügig und kontaktfreudig, jeder mag sie, selbst der "Mörder", den sie jagt, erliegt ihrem Charme..bis zu einem gewissen Maße..
Pilzesuchen mit Hund Totti, Skelette finden, fotografierte Verkehrspolizisten, Grappas unter Verwandten und winkende Martinis, indische Grußformeln und ein Mosaik, so schwefelig, wie das Mordmotiv..
Ein Buch, nicht nur zum Lachen und Schmunzeln, sondern auch zum Nachdenken..
Ich bin begeistert und kann ein Wiedersehen mit "Tante Poldi" kaum erwarten!
Namasté, Poldi! Namasté, Mario Giordano!