Cover-Bild Wohin die Reise geht
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15,90
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 19.02.2021
  • ISBN: 9783423262675
Marlies Ferber

Wohin die Reise geht

Roman

Zum Leben ist es nie zu früh. Und selten zu spät.

Der ehemalige Kaffeefabrikant Jakob macht sich mit 72 Jahren auf den Weg, um für seinen Sohn eine Million Euro Schwarzgeld in die Schweiz zu schmuggeln. Mit dabei: sein ahnungsloser Freund Matthias, Kriminalbeamter und stolzer Wohnwagen-Besitzer, sowie der ausgemusterte Polizeihund Eddie. Unverhofft treffen sie unterwegs auf die betagte Opernsängerin Tilda, die etwas orientierungslos wirkt. Und auf die junge Straßenmusikantin Alex, die ein gefährliches Geheimnis hütet. Es beginnt eine abenteuerliche Reise, die das bunte Quartett unfreiwillig zusammenschweißt.

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Veröffentlicht am 12.03.2021

Unterwegs

1

Mit seinen 72 Jahren macht sich Jakob auf den Weg in die Schweiz, sein Sohn drängte ihn 1Million Schwarzgeld zu schmuggeln, da er doch so unverdächtig aussieht. Ohne vom Zweck der Reise und dem Geld zu ...

Mit seinen 72 Jahren macht sich Jakob auf den Weg in die Schweiz, sein Sohn drängte ihn 1Million Schwarzgeld zu schmuggeln, da er doch so unverdächtig aussieht. Ohne vom Zweck der Reise und dem Geld zu wissen, begleitet ihn sein Freund Matthias, ein Kriminalbeamter. Schon bei der ersten Pause an einer Autobahnraststätte, nimmt Jakob mit dem großen Herzen, eine ältere, etwas verwirrte Dame mit und die junge Alex mit. Beide haben angeblich ihre Reisegruppe verloren.

Damit beginnt eine abenteuerliche, auch gefährliche Reise, die für alle Beteiligten eine Menge Überraschungen bereithält und ganz neue Freundschaften reifen lässt.

Tilda weiß nicht, wie sie zur Raststätte gekommen ist, immer öfters bemerkt sie Aussetzer, aber bei Jakob fühlt sie sich gut aufgehoben und in Jakob erwacht ein Beschützerinstinkt. Während Matthias über die ungebetenen Reisebegleiter anfangs nicht sehr erfreut ist, erst recht, als er von Jakobs Grund für die Reise erfährt.

Eine humorvolle Reise nimmt nun ihren Verlauf, die auch viele leise und melancholische Momente hat. Während der Fahrt lernen sich die vier Personen kennen, das erfahren wir immer aus der jeweiligen Perspektive und das lässt auch den Leser immer mehr Vertrautheit spüren.

Marlies Ferber entwickelt ihre Figuren sehr behutsam, man spürt die Herzenswärme mit der sie die Charaktere zeichnet. Das ließ mich fast zum Teil dieser Gemeinschaft werden. Sie hat nicht nur eine spannende Geschichte geschrieben – eine ganze Menge Abenteuer müssen alle Vier bestehen – der Leser macht sich auch Gedanken über die Spannungen zwischen den Generationen, die unterschiedlichen Lebensentwürfe, Hoffnungen und Enttäuschungen.

Alex, mit 18 noch ein Teenager, Matthias in der Mitte seines Lebens und Jakob und Tilda schon im letzten Lebensabschnitt, alle wird dies Reise verändern.

Was für eine liebenswerte und schöne Geschichte, die Autorin hat ihr Können ja schon mehrfach unter Beweis gestellt. Die Mischung aus Heiterkeit und Tiefgang, aus Unterhaltung und

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Veröffentlicht am 11.03.2021

Wenn jemand eine Reise tut, kann er viel erzählen

1

Rentner Jakob, 72 Jahre alt, begibt sich auf den Weg, eine Million Euro Schwarzgeld für seinen Sohn in die Schweiz zu schmuggeln. Reisebegleiter ist sein (ahnungsloser) Freund Matthias, der Kriminalbeamter ...

Rentner Jakob, 72 Jahre alt, begibt sich auf den Weg, eine Million Euro Schwarzgeld für seinen Sohn in die Schweiz zu schmuggeln. Reisebegleiter ist sein (ahnungsloser) Freund Matthias, der Kriminalbeamter ist sowie der Polizeihund Eddie. Unterwegs treffen sie unerwartet auf die Opernsängerin Tilda sowie die Straßenmusikerin Alex. Somit ist das Quartett komplett und das Abenteuer perfekt. Ob diese Reise ein gutes Ende nimmt?
Zuerst einmal ist das Cover sehr gelungen, da es einen Bezug zur Reise herstellt, aber nicht zu viel verrät. Die Geschichte ist sehr gut gemacht, da es einerseits um die Reise in die Schweiz geht, aber auch um die „Reise“ bzw. Suche zu sich selbst, da jede der Figuren ihr eigenes Päckchen zu tragen hat. Die Figuren sind sehr authentisch dargestellt und man kann sich gut in sie hineinfühlen – es ist als hätte man selbst auf einer Reise neue Bekanntschaften gemacht. Schön ist auch, dass immer wieder Goethe-Zitate einfließen und ein paar philosophische Gedanken dabei sind.
Viel zu schnell gelangt man zum Ende des Buchs und man muss Abschied von dem sympathischen Quartett nehmen.
Fazit: Ein schönes Roadmovie, das eine sowohl humorvolle als auch nachdenkliche und vor allem sehr kurzweilige Lektüre bietet.

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Veröffentlicht am 09.03.2021

Eine warmherzige Geschichte

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„...Tilda wachte auf. Verwundert sah sie sich um. Himmel, das war ihr noch nie passiert: Sie war auf einer öffentlichen Toilette eingeschlafen...“

Mit diesen Sätzen beginnt ein humorvoller, aber auch ...

„...Tilda wachte auf. Verwundert sah sie sich um. Himmel, das war ihr noch nie passiert: Sie war auf einer öffentlichen Toilette eingeschlafen...“

Mit diesen Sätzen beginnt ein humorvoller, aber auch tiefgründiger Roman. Die 67jährige Tilda hat ein weiteres Problem. Wie ist sie auf die Autobahnraststätte gekommen?
Auch der 72jährige Jakob ist an der Raststätte. Er hat sich breitschlagen lassen, für seinen Sohn eine größere Summe Geld in die Schweiz zu schmuggeln. Er ist mit seinem Freund Matthias in dessen Wohnwagen unterwegs. Matthias ist 40 Jahre und Polizist. Von dem Geld weiß er nichts.
Jakob gehört zu den Menschen, die nicht „nein“ sagen können. Also lädt er nicht nur Tilda, sondern auch Alex, eine junge Frau, auf den Rastplatz dazu ein, sie im Auto mitzunehmen.
Die Autorin hat eine amüsante Geschichte geschrieben. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Nach und nach erfahre ich mehr über die Vergangenheit der Protagonisten. Alex hat eine Menge an Problemen. Sie ist von zu Hause ausgerissen und in schlechte Gesellschaft geraten. Trotzdem zeigt sich im Laufe der Erzählung, dass die junge Frau nicht nur eine exzellente Schauspielerin ist, sondern auch Mitgefühl zeigen kann.
Tilda vermutet, dass sie langsam dement wird. Allerdings sind die Anzeichen eher undifferenziert.
Zu den Höhepunkten der Geschichte gehört das Gespräch zwischen Tilda und Jakob. Tilda war Grundschullehrerin. Die beiden schwingen auf gleicher Wellenlänge. Es sind fast philosophische Gedanken, die sie bewegen.

„...Man soll seine Gedanken bei sich behalten, bis sie ausgereift sind. Je weniger einer zu sagen hat, desto mehr redet er...“

Auch Matthias und Alex finden Zugang zueinander. Matthias arbeitet in der Verbrechensprävention. Das interessiert Alex. Er erklärt ihr:

„...Früher habe ich sozusagen nur die Scherben aufgesammelt, jetzt bin ich wie ein Arzt, der impft. Und je höher die Impfrate, desto weniger haben die Epidemien eine Chance...“

Das Zitat zeigt, wie gekonnt die Autorin mit Worten und passenden Metaphern spielt.
Matthias ahnt, dass Alex eine Menge Probleme hat. Deshalb geht er auf sie zu, lässt ihr aber auch Raum, sich selbst zu entscheiden.
Natürlich gibt es auf der Reise eine Menge an Überraschungen, mal selbst verschuldet, mal von außen inszeniert.
Die Geschichte ist nicht nur spannend, sondern auch sehr warmherzig. Eingebunden ist eine Prise Krimi. Es geht um Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Verständnis.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 21.02.2021

Mit Gerontos on Tour

1

Es ist eine sehr ungewöhnliche Reisegesellschaft, die Marlies Ferber auf diesen abgedrehten Roadtrip schickt.
Rentner Jakob soll für seinen Sohn 1 Mio. € Schwarzgeld zu einer Schweizer Bank bringen, getarnt ...

Es ist eine sehr ungewöhnliche Reisegesellschaft, die Marlies Ferber auf diesen abgedrehten Roadtrip schickt.
Rentner Jakob soll für seinen Sohn 1 Mio. € Schwarzgeld zu einer Schweizer Bank bringen, getarnt als Kurzurlaub („… ich will einen Notgroschen, in Sicherheit … Nicht für mich, aber für die Familie …“ (S. 16.). Seinem Chorfreund Matthias erzählt er zwar von der Reise, aber natürlich nicht von dem Geld. Matthias ist Polizist, war schon ewig nicht mehr im Urlaub und will mit. Außerdem können sie in seinem Wohnwagen reisen - „Modell Rossini. Mit Lattenrost und orthopädischer Matratze.“ (S. 25). Und natürlich reist auch Eddie mit, Matthias Hund, ein früherer Bombenspürhund mit Knalltrauma.
Auf einer Raststätte fällt Jakob Tilda auf. Sie ist verwirrt und weiß nicht, wie sie hier hingekommen ist, aber sie kennt ihre Adresse – zumindest ungefähr. Tilda erinnert ihn an seine verstorbene Frau, die ebenfalls dement war.
Auch die Straßenmusikerin Alex ist auf der Raststätte gestrandet. „Je nachdem, wie sie sich zurecht machte, konnte sie wie fünfzehn oder fünfundzwanzig aussehen. … Offen für Veränderung, bereit zur Täuschung.“ (S. 28) Sie behauptet, von ihrer Reisegruppe vergessen worden zu sein. Jakob hat mit beiden Frauen Mitleid und überredet Matthias, sie mitzunehmen.
Doch nicht nur Jakob, sie alle haben ein Geheimnis. Und dann kommt es zur Vollsperrung der Autobahn, weil die Polizei jemanden sucht …

„Wohin die Reise geht“ ist eine bittersüße, melancholische und überraschende Geschichte über vier völlig verschiedene Menschen, die durch den Zufall und das Schicksal zusammengeschweißt werden.
Jakob hatte früher eine Kaffeerösterei. Nach dem Konkurs folgte der soziale Abstieg, den ihm sein Sohn heute noch unterschwellig vorwirft. Nur deswegen lässt er sich zu dem Geldtransport überreden. Sein schlechtes Gewissen wird noch größer, als er Matthias belügen und ihm eine harmlose Reise vorgaukeln muss.
Matthias ist erst 40, aber gesundheitlich angeschlagen. Er hat eine gute Menschenkenntnis und überhaupt kein gutes Gefühl bei Alex.
Die hält ihre Mitreisenden ganz schön auf Trab. Sie hatte es bisher nicht leicht und läuft vor ihren Problemen davon, verklärt die Situation aber. „Ich will keine Wände, der Himmel ist mein Zelt, nachts leuchten mir die Sterne. Die Welt ist mein Zuhause.“ (S. 165)
Tilda hingegen hatte ein erfülltes Leben. Sie war Opernsängerin und Lehrerin, leider ohne eigene Kinder. Ihr Mann und ihre beste Freundin sind schon gestorben. Zum Glück kümmern sich deren Kinder um Tilda. Dass sie seit einiger Zeit immer wieder Sachen verlegt und Aussetzer hat, macht ihr Angst. Sie will auf keinen Fall ins Heim! Und auf der Reise scheinen die Probleme gleich viel kleiner zu sein. „Sie hatte sich jung gefühlt, wie beim Aufbruch in die weite Welt, die Abenteuer und Überraschungen bereithielt.“ (S. 178)

Die Autorin schreibt mit leichter Feder über falsches Pflichtgefühl, Unrechtsbewusstsein und Schuld, über die Annäherung der verschiedenen Charaktere und Generationen und Hilfe zur Selbsthilfe.

Selten hat mich ein Unterhaltungsroman so nachhaltig berührt und zum Nachdenken angeregt. Wie gehen wir eigentlich mit unseren „Alten“ um? Sind wir uns immer bewusst, dass sie trotzt allem noch mündig sind, auch wenn sie schon kleine Aussetzer haben und schwierig im Umgang werden?

Mein Tipp für alle, die „Goldene Zeiten im Gepäck“ von Adriana Popescu mochten.

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