Cover-Bild Schwarzer Leopard, roter Wolf
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28,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Heyne
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 832
  • Ersterscheinung: 21.10.2019
  • ISBN: 9783453272224
Marlon James

Schwarzer Leopard, roter Wolf

Dark Star 1. Roman
Stephan Kleiner (Übersetzer)

Sucher, der Jäger mit dem besonderen Sinn, wird vor seine schwierigste Aufgabe gestellt. Er muss einen Jungen aufspüren, der vor drei Jahren spurlos verschwand. Seine Fährte führt ihn durch Wälder und Städte, zu Gestaltwandlern, Ausgestoßenen und Hexen. Aber kann er den Jungen retten und die Welten wieder in Einklang bringen?

»Man Booker Prize«-Träger Marlon James legt mit »Schwarzer Leopard, roter Wolf« den Auftakt zu einer Trilogie vor, die afrikanische Geschichte und Mythen zu einem gewaltigen Fantasy-Epos verflicht.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.10.2019

Ein wilder Ritt

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Dass der jamaikanische Man Booker-Preisträger Marlon James keinen Fantasy-Roman schreibt, der die Konventionen des Genres bedient, ist zu erwarten. Zwar gibt es in „Schwarzer Leopard, roter Wolf“ erzähltechnische ...

Dass der jamaikanische Man Booker-Preisträger Marlon James keinen Fantasy-Roman schreibt, der die Konventionen des Genres bedient, ist zu erwarten. Zwar gibt es in „Schwarzer Leopard, roter Wolf“ erzähltechnische Elemente, die wir auch von andere Autoren kennen, aber insgesamt betrachtet sprengt schon der Handlungsort und dessen Beschreibung die Grenzen des Üblichen. Es ist ein surreales, längst vergangenes Afrika, in dem es Dämonen, Gestaltwandler, Hexen und Vampire gibt. Ein Afrika, das sich trotz detaillierter Beschreibung dem Zugriff des Lesers entzieht. Ein abstraktes Land der Mythen, das James mit überbordender Fantasie beschreibt und das als Hintergrund für die Geschichte dient, die der „Sucher“ seinem Zuhörer erzählt, den er wahlweise Priester oder Inquisitor nennt.

Ein Junge ist seit längerer Zeit verschwundenen, doch „das Kind ist tot. Weiter gibt es nichts zu wissen.“ Der Protagonist ist Teil eines Söldnertrupps, der ihn wieder nach Hause bringen soll. Eine Reise ins Ungewisse, auf die der Autor den Leser mitnimmt und ihn so manches Mal an den Rand der Verzweiflung bringt, denn sein Erzähler ist äußerst unzuverlässig. Man weiß nie, woran man bei ihm ist, ob man seinen Schilderungen glauben kann. Sagt er die Wahrheit oder stellt er sie bereits im nächsten Abschnitt in Frage?

„Schwarzer Leopard, roter Wolf“ ist der Auftaktband einer Trilogie (Dark Star, Teil 1) und ganz sicher keine leichte Lektüre, auch wenn die Handlung und das Personal teilweise an Superhelden-Comics erinnert. Der Roman fordert Konzentration auf das geschriebene Wort, und deshalb sollte man sich nach Möglichkeit auch die entsprechende Zeit dafür nehmen. Denn die Lektüre lohnt sich, nimmt uns Marlon James doch auf einen wilden Ritt durch den schwarzen Kontinent mit und belohnt seine Leser mit einem farbenprächtigen, sprachmächtigen Roman, der zugleich intensives Kopfkino erzeugt.

Veröffentlicht am 22.07.2021

Eine brutale, schockierende und atemberaubende Geschichte, die euch verzaubern wird!

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»Was ist Wahrheit und was Lüge?«

Wow, was für ein Buch!
Aufgrund der beträchtlichen Seitenzahl und anfänglichen Startschwierigkeiten hat es etwas länger gedauert, bis ich das Buch beendet habe, aber: ...

»Was ist Wahrheit und was Lüge?«

Wow, was für ein Buch!
Aufgrund der beträchtlichen Seitenzahl und anfänglichen Startschwierigkeiten hat es etwas länger gedauert, bis ich das Buch beendet habe, aber: Es hat sich mehr als gelohnt!
Ich finde gar nicht die richtigen Worte, um dieses wunderschöne Cover und das liebevoll gestaltete Innenlayout zu beschreiben. Diese satten Farben, das Motiv - die komplette Aufmachung ist so schön, dass ich das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.
Zugegeben, der Einstieg in die Story fiel mir etwas schwer, da man mit so vielen Charakteren, Namen, Orten, usw. regelrecht erschlagen wird, dass ich gar nicht mehr wusste, wo mir der Kopf steht. Auch die Welt, die Marlon James erschaffen hat, ist so unglaublich vielfältig, dass ich mich erstmal zurechtfinden musste, um völlig in diese abgefahrene Geschichte abtauchen zu können.
Der Schreibstil ist derb, sehr direkt, zum Teil poetisch und manchmal etwas verwirrend. Der Autor nennt das Kind beim Namen. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, ist schonungslos ehrlich und scheut auch nicht davor zurück, Dinge »auszusprechen«, bei denen viele wohl rote Ohren bekommen würden. Aber genau das hat mir besonders gut gefallen.
Auf den Inhalt möchte ich gar nicht allzu sehr eingehen, da die Story um Sucher einfach viel zu umfangreich und sehr verstrickt ist. Nur so viel: Die Reise, bei der wir hautnah mit dabei sein dürfen, ist turbulent, aufregend, abwechslungsreich und war für mich überhaupt nicht vorhersehbar. Sobald ich in diese faszinierende und oftmals sehr brutale Welt eingetaucht bin, habe ich mich keine Sekunde lang gelangweilt.
Besonders schön fand ich auch, wie Marlon James die vielfältigen afrikanischen Einflüsse in seine Geschichte eingeflochten und zu einem wahren Fantasy-Epos verbunden hat.
Als besonders hilfreich empfand ich die jeweiligen Karten der Städte/Orte, die Sucher und seine Begleiter bereist haben und die Aufzählung der Figuren gleich zu Anfang, da man ansonsten ganz schnell den Überblick verloren hätte.
Sucher ist ein ausgesprochen interessanter Charakter, der mir sehr sympathisch war. Er ist ehrlich, mutig, stur, eher in sich gekehrt und scheut keine Konfrontation, um für sich selbst und andere einzustehen. Er war eindeutig mein Lieblingscharakter!
Leopard - der ebenfalls eine relativ große Rolle in der Story einnimmt - war meistens gut gelaunt, aber stellenweise auch sehr launenhaft. Der Grund für sein Verhalten wurde später zwar aufgeklärt, allerdings war er mir als Charakter einfach zu sprunghaft und wenig greifbar.
Nichtsdestotrotz war auch er mir die meiste Zeit über sympathisch, wenngleich sich im späteren Verlauf die Wege von Sucher und Leopard des Öfteren getrennt hatten.
Es gab noch einige weitere Charaktere, die mir sympathisch waren (Mossi, Sadago, die Mingi-Kinder, usw), allerdings werde ich diese nicht alle aufzählen, da das bei der schieren Menge an Protagonisten einfach den Rahmen sprengen würde. 🤭
Das Ende hat mich etwas verwirrt und mit vielen Fragen zurückgelassen.
Wer ist Sucher wirklich? Was ist Wahrheit und was Lüge?

Fazit:
»Schwarzer Leopard, roter Wolf« ist eine brutale, vulgäre, phantasievolle, spannende und atemberaubende Geschichte, die so anders ist, als alles, was ich bisher gelesen habe.
Dieses Buch wird euch schockieren und vermutlich anwidern. Es wird euch verwirren und sprachlos zurücklassen.
Es wird euch aber auch verzaubern und euch eine völlig neue Welt eröffnen.
Aufgrund des etwas schweren Einstiegs und des manchmal sehr verwirrenden Schreibstils ziehe ich einen halben Stern ab.
»Schwarzer Leopard, roter Wolf« hat mich so sehr beeindruckt und unterhalten, dass ich gar nicht anders kann, als dieses Buch auf die Liste meiner Jahreshighlights zu setzen.
Ich freue mich auf den nächsten Teil und kann es kaum erwarten, erneut in diese beeindruckende Welt einzutauchen!
4,5/5 Sterne

Vielen Dank an das Bloggerportal und an Heyne Hardcore, die mir das Rezensionsexemplar freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben.

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Veröffentlicht am 25.04.2021

» Schwarzer Leopard, roter Wolf « ist eine Geschichte, die ich so in der Richtung noch nie gelesen habe

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Schwarzer • L E O P A R D • roter Wolf
„𝐃𝐢𝐞 𝐖𝐚𝐡𝐫𝐡𝐞𝐢𝐭 𝐟𝐫𝐢𝐬𝐬𝐭 𝐝𝐢𝐞 𝐋𝐮̈𝐠𝐞, 𝐰𝐢𝐞 𝐝𝐚𝐬 𝐊𝐫𝐨𝐤𝐨𝐝𝐢𝐥 𝐝𝐞𝐧 𝐌𝐨𝐧𝐝 𝐟𝐫𝐢𝐬𝐬𝐭, 𝐮𝐧𝐝 𝐝𝐨𝐜𝐡 𝐢𝐬𝐭 𝐦𝐞𝐢𝐧 𝐙𝐞𝐮𝐠𝐧𝐢𝐬 𝐡𝐞𝐮𝐭𝐞 𝐝𝐚𝐬𝐬𝐞𝐥𝐛𝐞, 𝐝𝐚𝐬 𝐞𝐬 𝐦𝐨𝐫𝐠𝐞𝐧 𝐬𝐞𝐢𝐧 𝐰𝐢𝐫𝐝.“
• klappentext • Sucher, der ...

Schwarzer • L E O P A R D • roter Wolf
„𝐃𝐢𝐞 𝐖𝐚𝐡𝐫𝐡𝐞𝐢𝐭 𝐟𝐫𝐢𝐬𝐬𝐭 𝐝𝐢𝐞 𝐋𝐮̈𝐠𝐞, 𝐰𝐢𝐞 𝐝𝐚𝐬 𝐊𝐫𝐨𝐤𝐨𝐝𝐢𝐥 𝐝𝐞𝐧 𝐌𝐨𝐧𝐝 𝐟𝐫𝐢𝐬𝐬𝐭, 𝐮𝐧𝐝 𝐝𝐨𝐜𝐡 𝐢𝐬𝐭 𝐦𝐞𝐢𝐧 𝐙𝐞𝐮𝐠𝐧𝐢𝐬 𝐡𝐞𝐮𝐭𝐞 𝐝𝐚𝐬𝐬𝐞𝐥𝐛𝐞, 𝐝𝐚𝐬 𝐞𝐬 𝐦𝐨𝐫𝐠𝐞𝐧 𝐬𝐞𝐢𝐧 𝐰𝐢𝐫𝐝.“
• klappentext • Sucher, der Jäger mit dem besonderen Sinn, wird vor seine schwierigste Aufgabe gestellt. Er muss einen Jungen aufspüren, der vor drei Jahren spurlos verschwand. Seine Fährte führt ihn durch Wälder und Städte, zu Gestaltwandlern, Ausgestoßenen und Hexen. Aber kann er den Jungen retten und die Welten wieder in Einklang bringen?

• Meine Meinung • » Schwarzer Leopard, roter Wolf « ist eine Geschichte, die ich so in der Richtung noch nie gelesen habe. Es war eine vollkommen neue Leseerfahrung für mich und ich bin wirklich begeistert! Der Schreibstil war für mich zu Beginn sehr gewöhnungsbedürftig. Es ist sehr düster, brutal, teilweise wirklich schockierend aber auch unheimlich fesselnd. Es gibt viele Orte, Namen und Charaktere, die man zu Beginn der Geschichte kennenlernt, wodurch es mir erst schwer viel in die Geschichte hinein zu kommen. Doch nach den ersten Kapiteln konnte ich mich komplett auf die Geschichte einlassen und in der Welt verschwinden.

• fazit • 4 / 5 Sterne » Schwarzer Leopard, roter Wolf « ist mystisch, brutal und macht süchtig! Dieses Buch ist gleichermaßen verstörend und atemberaubend. Es war mein erstes Buch von dem Autor und definitiv nicht mein letztes. Ich habe es von der Erstes bis zur letzten Seite wirklich geliebt. Obwohl es auch viele kritische Stimmen zu diesem Buch gibt, kann ich es euch wirklich nur empfehlen!

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Veröffentlicht am 04.05.2020

High Fantasy mit afrikanischer Atmosphäre - poetisch und derb zugleich

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Sucher, der Jäger mit dem besonderen Sinn, wird vor seine schwierigste Aufgabe gestellt. Er muss einen Jungen aufspüren, der vor drei Jahren spurlos verschwand. Seine Fährte führt ihn durch Wälder und ...

Sucher, der Jäger mit dem besonderen Sinn, wird vor seine schwierigste Aufgabe gestellt. Er muss einen Jungen aufspüren, der vor drei Jahren spurlos verschwand. Seine Fährte führt ihn durch Wälder und Städte, zu Gestaltwandlern, Ausgestoßenen und Hexen. Aber kann er den Jungen retten und die Welten wieder in Einklang bringen?... (Klappentext)

Triggerwarnung: Sexuelle und körperliche Gewalt, Missbrauch, Zirkumzision (Beschneidung)


❋❋❋❋❋

">>Dies wird keine einfache Reise. Es sind Mächte im Spiel, Sucher. Es sind Mächte im Spiel, Leopard. Sie kommen morgens mit dem Wind oder manchmal auch in der höchsten Sonne, der Stunde des blendenden Lichts der Hexen. So wie ich wünsche, dass er gefunden wird, gibt es gewiss solche, die wollen, dass er verborgen bleibt...<<"
(S. 181)



Er hat keinen Namen und wird von allen nur "Der Sucher" oder "Roter Wolf" genannt. Dieser sitzt einem Inquisitor gegenüber - angeklagt für den Tod eines Jungen. Diesem Inquisitor erzählt er seine Geschichte - wie er zu dem wurde was er ist, wie es zu dem kam was passierte und weshalb es so enden musste wie es endete.
Als LeserIn sitzt man mit dem Inquisitor am Tisch und lauscht dieser Geschichte. Eine Geschichte, die einem jungen Mann begleitet, welcher eine besondere Gabe besitzt, nämlich wie ein Wolf Gerüche aufzunehmen und diesen zu folgen, bis er den Besitzer dieses Geruchs gefunden hat. Diese Gabe führt dazu, dass er mit anderen angeheuert wird einen Jungen zu finden, welcher einst entführt wurde und nun schon seit drei Jahren vermisst wird. Ein Junge, welcher von großer Bedeutung zu sein scheint und den nicht nur er und seine Gefährten suchen. Während seine Truppe den Auftrag hat den Jungen lebend zurückzubringen, scheinen die Anderen nur seinen Tod zu wollen ... und die Zeit läuft.

Hier betritt man eine völlig neue Welt des Fantasy, wobei das Worldbuilding selbst eher in den Hintergrund rückt, während die Atmosphäre afrikanischen Flair versprüht, jedoch dunkel und düster.
Es ist als würde man in eine ferne Welt eintauchen, sich dabei durch das tiefste Afrika bewegen und dabei einer noch älteren Sage lauschen. Einer Sage über uralten Glauben, Riten und Legenden, in der einem Schattenteufel, Hexen, Gestaltenwandler und noch viele anderen Kreaturen begegnen. Man wandert durch Traumlande, Sümpfe und Steppen, Geisterwälder und Orte, die fast schon eine psychedelische Atmosphäre versprühen und man das Gefühl hat auf einem unheimlichen und bedrückenden Trip zu sein.

"Ich wusste, dass ich die Nase hatte, wie Kava sagte, aber ich hatte nicht gewusst, dass ich einem Geruch folgen konnte. Selbst wenn der Leopard weit entfernt war, hatte ich ihn noch immer unmittelbar vor der Nase. Und Kava und seine Gerüche und die kleine Frau und die Rose, die sie in die Falten ihres Fleisches rieb, und den Mann und den Nektar, den er trank, und die Käfer, die er aß, zu viel Bitteres, wo er doch die Süße brauchte, und die Wasserschläuche und das Wasser darin, dass noch nach Büffel roch, und den Bach. Und mehr, mehr noch als das, und immer mehr, genug, um mich in eine Art Irrsinn zu treiben."
(S. 70)


Die Geschichte ist in sechs Hauptkapitel unterteilt:

1. Teil: Wie alles begann - Hier lernt man den Protagonisten kennen und so manch andere relevante Figur, wie z.B. den Leoparden. Man erhält ebenso Einblick in das Worldbuilding.


2. Teil: Die Suche beginnt - Der Auftrag wird angenommen, die Reisegefährten treffen auf aufeinander und die Reise zu dem Ort, an dem der Junge entführt wurde, beginnt.


3. Teil: Kongor - Die Stadt wo alles begann und endete. Reisegefährten verschwinden und ein neuer Gefährte betritt die Bühne, Geheimnisse werden gelüftet und doch bleibt so manches weiterhin im Dunkeln.


4. Teil: Vom Regen in die Traufe - Die Suche geht weiter, es kommt zu neuen Erkenntnissen aber auch zu neuerlichem Verrat und somit wieder zu überraschenden Wendungen. Man trifft auf alte Bekannte, während so manche Figur das Zeitliche segnet. Der Autor macht auch vor liebgewonnenen Figuren nicht Halt. Und schließlich endet die Suche.


5. Teil: Ein Lied eines Griot (vergleichbar mit Minnesängern aus dem Mittelalter), erzählt wie eine Geschichte, welche von der Rückkehr des Suchers in ein altes Dorf handelt.


6. Teil: Die Suche beginnt erneut - Fünf Jahr sind inzwischen vergangen und der Junge muss ein weiteres Mal gesucht werden. Diesmal jedoch aus einem anderen Grund und der Sucher hat sich dafür Hilfe von jemand völlig unerwarteten geholt. Dabei erhält man Einblick in die Vergangenheit und so manche Lücke wird geschlossen.


"Nur einige hundert Schritte von uns entfernt erhoben sich aus einem Nebel, der so schwer war, dass er auf dem Boden ruhte, mit Bäumen so hoch wie Berge und langen Ästen, gespreizt wie gebrochene Finger. Sie kauerten zusammen, tauschten Geheimnisse aus. Ein Grün, so dunkel, dass es blau war.
Die Dunkellande."
(S. 309)


In dieser Story ist der Protagonist umgeben von Intrigen, Geheimnissen und wilden Geschichten rund um den Jungen. Während er durch das Königreich reist wird er in blutige Kämpfe verwickelt, muss Gefahren bestehen und verliert so manchen Vertrauten. Zwischendurch wird geflucht, gevögelt und es werden viele Schädel gespalten.
Der Protagonist selbst ist nicht unbedingt ein Sympathieträger, zumindest war er es für mich nicht. Er ist ein sturer Klugscheißer, der immer nörgelt und sich in Selbstmitleid suhlt. Gleichzeitig erkennt man daran jedoch seine innere Zerrissenheit und das er nicht nur auf der Suche nach dem Jungen, sondern auch nach sich selbst ist und nach einer Konstante in seinem Leben sucht.


"Doch ich verbringe die meisten meiner Tage alleine und die Nächte mit Leuten, die ich am Morgen nicht sehen will. Ich gestehe, wenigstens meiner dunkelsten Seele gegenüber, dass es nichts Schlimmeres gab, als unter vielen Seelen zu sein, selbst Seelen, die man vielleicht kennt, und dennoch einsam zu sein.
Ich habe zuvor schon darüber gesprochen. Männer und auch Frauen habe ich getroffen, die umgeben sind von dem, was sie für Liebe halten, und doch sind sie die einsamsten Menschen in allen zehn und drei Welten."
(S. 281)



Die Story beinhaltet jedoch nicht nur die Thematik der Selbstfindung, sondern auch Homosexualität, die Frau im Manne, das Ritual der Beschneidung und der Glaube dahinter, allgemein das Erwachsenwerden und die Entdeckung der Sexualität (vor allem im 1. Teil des Buches) und der Kampf zwischen Matriarchat und Patriarchat.

Was mich jedoch völlig begeistern konnte war der Schreibstil des Autors, denn dieser ist für mich unvergleichbar.
Der Stil ist nahezu poetisch und kommt gleichzeitig derb daher. Eine Sprachgewalt, deren Direktheit mich abstieß und zugleich einen Sog auf mich ausübte, welcher mich bis zum Ende hin nicht mehr losließ.
Als hätten sich Lew Tolstoi und Irvine Welsh zusammengetan und aus einer Feder geschreiben. Atmosphärisch, bildhaft und auch detailverliebt wie Tolstoi und derb und unverblümt wie Welsh.

Doch genau dieser Schreibstil spaltet die Leserschaft. Zu derb, zu brutal und ekelhaft, um nur einige Bezeichnungen wiederzugeben.
Ja, es wird viel geflucht und das F-Wort benutzt. Ja, es fließt Blut und das in rauen Mengen, Ja, es wird manchmal gevögelt und vor allem Gaysex ist hier vorhanden. Doch die Szenen werden nie explizit beschrieben, manchmal sogar nur angedeutet und manchmal nahezu poetisch.
Da finde ich so manchen "Erotik"-Roman wesentlich schlimmer und abwertender, was die Beschreibung von sexuellen Handlungen betrifft. 


"Ich durchwühlte ihre fünf Gewänder, fand ihre Koo, teilte ihre Lippen nach West und Ost und ließ meine Zunge über die kleine Seele tief in der Frau zucken, die die Ku für einen verborgenen Jungen halten, der herausgeschnitten werden muss, obgleich sie in Wahrheit jenseits von Junge und Mädchen ist."
(S. 146)



Alle schreien sie nach Diversity, doch sobald diese etwas derber daherkommt und nicht so weichgespült wie in so mancher Romantacy, ist die Empörung groß.
Ja, es ist definitiv Geschmackssache und natürlich sind Geschmäcker verschieden, was auch aus den meisten Rezensionen durchaus hervorgeht. Das ist auch gut so!
Doch gerade deshalb verstehe ich es nicht, wenn dann LeserInnen ein Buch schlecht machen, es für "abartig" halten und man sich anhören muss, dass man nicht normal ist, wenn man auf derbe Ausdrucksweise, Blut und Gemetzel in Büchern steht. Wo bleibt da die Toleranz und Liebe zur Vielfalt in der Literatur und auch untereinander, wenn man schon befürchten muss von anderen LeserInnen als "abartig und krank" betitelt zu werden, wenn man blutigen Thrillern, derben Dialogen und härteren Szenen etwas abgewinnen kann?

Des Weiteren sollte einem klar sein, wenn man ein Buch aus einem Verlag wie Heyne Hardcore liest, dass hier kein Kuschelkurs gefahren wird.
So manche LeserInnen hatten beim Kauf wohl nur das wunderschöne und bunte Cover vor Augen, ohne auf Verlag zu achten und/oder sich eine Leseprobe zu gönnen. Dies wird dann vor allem klar, wenn man deren bevorzugtes Genre betrachtet, welches meist im YA- oder Romantacy-Bereich angesiedelt ist. 
Ich muss jedoch auch zugeben, dass der Klappentext und die nähere Inhaltsangabe eine etwas weichere Fantasystory suggerieren und dies von manchen Lesern und Leserinnen falsch interpretiert werden kann.
Wer also klassische Fantasy und Romantacy bevorzug, sollte die Hände von diesem Buch lassen und gönnt Euch vor Kauf unbedingt eine Leseprobe.

Fazit:
Mich persönlich konnte das Buch begeistern und mit sich reißen. Jedoch nicht aufgrund des Plots, sondern vor allem durch den für mich völlig neue Schreibstil, welcher eine Sprachgewalt besitzt, die mich die Luft anhalten ließ. Ich habe noch nie etwas Vergleichbares gelesen.
Die Atmosphäre, welche beim Lesen allgegenwärtig ist, ist dicht gewebt und entführte mich in eine afrikanische Fantasywelt und in eine Story mit tiefgründiger Thematik die ebenso mit Action und Wendungen punkten kann.
Das Einzige was ich zu beanstanden habe ist, dass sich der Autor manchmal von seiner Detailverliebtheit allzu sehr mitreißen lässt und auch die Kampfszenen waren für mich langatmig, obwohl diese nicht mehrere Seiten füllen, wie bei manch anderen Büchern in diesem Genre.


Dies ist übrigens der 1. Band einer Trilogie und ich freue mich jetzt schon auf die nächsten Bände. Bis dahin werde ich mir noch weitere Bücher des Autors gönnen, denn dieser hat es mit diesem Buch ganz nach oben meiner Favoriten-Liste geschafft.


© Pink Anemone

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Veröffentlicht am 15.12.2019

Definitiv nicht für jeden etwas

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Kennt ihr diesen Moment, wenn ihr ein Buch beendet und euch wundert, was ihr gerade gelesen habt? So ging es mir mit diesem Buch. Zugegeben, ich hab wirklich lange an dem Buch gelesen. Das lag nicht an ...

Kennt ihr diesen Moment, wenn ihr ein Buch beendet und euch wundert, was ihr gerade gelesen habt? So ging es mir mit diesem Buch. Zugegeben, ich hab wirklich lange an dem Buch gelesen. Das lag nicht an der Seitenanzahl, sondern an der Schreibweise und den teilweise wirklich harten und schwer ertragenden Ereignissen. Pädophilie, Sex mit Tieren und Blutrünstigkeit sind nur ein paar der Dinge, die einen in diesem queeren Fantasybuch erwarten.

Ich lese nicht viel Fantasy, gebe aber dem Genre immer wieder eine Chance. Die meisten Fantasybücher laufen nach Schema F ab: Taffe Charaktere erleben Abenteuer und verlieben sich ineinander. Diese Buch weicht von diesem Schema ab. Bis ungefähr der Hälfte der Geschichte wusste ich nicht wirklich was Sache war. Hier und da zog es sich auch mal (bei der Seitenanzahl kein Wunder), aber trotzdem bleibt man dran, weil man echt wissen will, wie sich alles zusammen fügt.

Der Schreibstil ist speziell, aber mir hat er gefallen. Vergleiche mit GoT kann ich nicht ziehen, da ich weder die Bücher noch die Serie wirklich kenne.

Da ich weiß, dass es eine Trilogie werden soll, bleibe ich defintiv am Ball.

Bewertung:

Interessante Geschichte, afrikanischer Einfluss, queere Charaktere und nicht wie 0815 Fantasy. Es ist hart, es ist anders, aber genau darum gefällt es mir. Ich bin gespannt wohin die Reise noch gehen wird.

Der erste Teil bekommt von mir 4 von 5 Sternen.

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