Luft nach oben
England im späten 18. Jahrhundert: Das Königreich England hat gerade mit zwei großen Problemen zu kämpfen: überfüllten Gefängnissen und Australien, der neuestem Kolonie im Schoße der Weltmacht, die allerdings ...
England im späten 18. Jahrhundert: Das Königreich England hat gerade mit zwei großen Problemen zu kämpfen: überfüllten Gefängnissen und Australien, der neuestem Kolonie im Schoße der Weltmacht, die allerdings kurz vor dem Kollaps steht. Es fehlt einfach an Kolonisten und an der Versorgung, die diese dann am Leben erhalten würden. Doch zum Glück der Krone lassen sich die beiden Probleme miteinander verknüpfen, und so landet auch die junge Molly Monday zusammen mit ihrer Freundin Hannah aufgrund eines kleinen Diebstahls an Bord eines der Schiffe, die weibliche Strafgefangene in die Kolonien bringen sollen. An Bord finden sich auch die zarte Claire, die unschuldig für ein Verbrechen verurteilt wurde, das sie nicht begangen hatte, die mutige Rose, die von ihrem Mann getrennt wurde, und die verbitterte Dorothy, die von ihrem Liebhaber verraten wurde, wieder. All die Frauen blicken einer ungewissen Zukunft entgegen und wissen nicht, ob sie die mehrmonatige Seereise queer über den Globus und dann die anschließenden entbehrlichen Jahre im gefährlichen Australien überleben werden. Für manche der Frauen ist die Schicksalswendung eine willkommene Gelegenheit, um das Elend der Straßen Londons hinter sich zu lassen, doch für andere ist es ein wahrer Albtraum, die alte Heimat hinter sich lassen zu müssen.
Um ehrlich zu sein waren meine Erwartungen an die Geschichte nicht besonders groß. Ich erwartete mir zwar eine interessante Geschichte, durch die man sich recht flott durchlesen kann, allerdings nichts überdurchschnittliches. Allerdings muss ich nun im Nachhinein sagen, dass mich der Schreibstil nicht überzeugen konnte. ich fand einfach nicht in die Handlung hinein und an mehreren Stellen war mir der Schreibstil viel zu flach und platt. Da hätte ich mir mehr erwartet. Auf der anderen Seite lag ich mit meinen Erwartungen, was die Spannung anging, richtig. Es herrscht das ganze Buch über eine gewisse Spannung, die allerdings immer nur temporär an gewissen Stellen sich aufbaute. Es gab keinen Spannungsbogen, der sich über die ganze Geschichte hinweg aufbaute und insofern konnte mich das Buch nicht so packen und zum Weiterlesen animieren. Am meisten haben mich aber die Protagonisten enttäuscht. Sie waren mir alle zu gleich und auch nicht besonders facettenreich. Molly, die Hauptcharakterin, ging meiner Meinung nach in der Geschichte unter. Sie schaffte es nicht, herauszustechen, und mich mit ihrer Geschichte abzuholen. Dorothy zeichnet sich für mich nur durch einige wenige, negativ behaftete Charaktereigenschaften aus. Sie ist unsympathisch, selbstsüchtig, unreflektiert und uneinsichtig. Zu meinem Unglück änderte sich an ihr über dem Zeitraum von fast einem Jahr, in dem das Buch spielt auch relativ wenig. Am wenigsten zurecht kam ich aber mit Claire. Auch wenn sie durch ein Missverständnis auf dem Schiff gelandet ist, wäre es vielleicht besser gewesen, sich auf die neuen Lebensumstände einzustellen. Sie war mir einfach viel zu naiv, was sie in gewissem Maße ziemlich anstrengend machte. Einzig und alleine mit dem Charakter von Rose konnte ich warm werden. Sie ist interessant gestaltet und vor allem hebt sie sich von den anderen ab, weil sie nicht so nervtötend ist wie diese. Auch die männlichen Protagonisten waren nicht besonders abwechslungsreich. Eigentlich gar nicht. Die Offizier des Schiffes glichen sich von Charakter her wie ein Ei dem anderen und über ihr Aussehen erfährt man zu wenig, als dass man sie auf diese Weise unterscheiden hätte können. Insofern verschwammen sie alle in meinem Kopf zu einem Einheitsbrei. Allerdings muss man die Recherchearbeit der Autorin loben, denn die Geschichte und ein Teil der Protagonisten beruhen auf wahren Begebenheiten. Des Weitern bekommt man in der Geschichte historische Fakten zur frühen Besiedelung Australiens recht anschaulich präsentiert. Das Ende der Geschichte mit der Ankunft in Sidney Cove war für meinen Geschmack viel zu kurz und mir blieben einige Fragen unbeantwortet.
Im Großen und Ganzen kann man das Buch lesen, muss es aber nicht. Ich kann es nicht als große Leseempfehlung abstempeln, da recht viel an der Geschichte nicht meinem Geschmack entspricht. Auch wenn mich das Buch jetzt nicht überzeugen konnte, werde ich mich an andern Büchern der Autorin probieren und schauen, ob diese mir besser gefallen.