Cover-Bild Eine feine Linie
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Nagel & Kimche
  • Themenbereich: Belletristik - Biografischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 22.10.2024
  • ISBN: 9783312013418
Maryam Madjidi

Eine feine Linie

Roman | Von Prix Goncourt-Preisträgerin Maryam Madjidi | Eine beeindruckende Geschichte weiblicher Selbstermächtigung
Sophia Marzolff (Übersetzer)

Maryam ist 13 Jahre alt. Die Teenagerjahre durchlebt sie in Wut, Wut auf die Langeweile im Pariser Vorort Drancy, wo sich ihre aus dem Iran stammenden Eltern mit ihr niedergelassen haben. Wut auf die Angriffe gegen ihren widerspenstigen Körper, den sie gern eintauschen würde. In inneren Auseinandersetzungen spielt sie Möglichkeiten durch, auszureißen. Sich einer der großen Schulen anzuschließen, die eine Zukunft ermöglichen, und somit den »Königsweg« der Bildung einzuschlagen, wie ihr Onkel Massoud es ihr rät. Das Pariser Edelgymnasium Lycée Fénelon ist die Eintrittskarte zu einer Ecole Normale Supérieure. Wird das Gras dort wirklich grüner sein?

Maryam steht als Figur stellvertretend für eine Grenzgängerin. Für ihr Bemühen, sich zu verändern und sich dabei gleichzeitig die Treue zu halten, hat die Autorin eine bezaubernde Sprache gefunden, die Witz und Ironie nicht entbehrt, aber dabei keine Krise auf die leichte Schulter nimmt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.10.2024

starkes Buch

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Wie schon ihr erster, preisgekrönter Roman Du springst, ich falle ist auch Eine feine Linie ein starkes Buch. Es ist offensichtlich stark autobiografisch gefärbt.
Seine Stärke nimmt der Roman aus der Erzählstimme. ...

Wie schon ihr erster, preisgekrönter Roman Du springst, ich falle ist auch Eine feine Linie ein starkes Buch. Es ist offensichtlich stark autobiografisch gefärbt.
Seine Stärke nimmt der Roman aus der Erzählstimme. Maryam erzählt von ihrem Leben und Empfindungen als 13jährige in Drancy. Sie und ihre Familie stammen aus dem Iran. Sie ist eigentlich inzwischen eine normale, französische Schülerin, und doch gehört sie manchmal irgendwie nicht ganz dazu. Es ist eine feine Linie, die sie trennt. Sie erzählt intensiv. Als Leser kann man sich dem nicht entziehen und ist nah an der Figur dran.
Bei all der Wut, die die Jugendliche manchmal in sich hat, gibt es auch eine Spur Ironie, auch Selbstironie. Daher ist es kein hoffnungsloser oder humorloser Roman.
Maryam Madjidis erzählerische Stärke umfasst auch kleine Porträts von ihren Mitschülern und Verwandten. Das hat mir außerordentlich gut gefallen. Ein Buch, das man unbedingt empfehlen kann.

Veröffentlicht am 14.01.2025

Eine sehr lehrreiche Geschichte

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In der Geschichte geht es um Maryam und wir erfahren wie es ist, als Teenager im französischen Drancy aufzuwachsen, wenn man eigentlich gebürtig aus dem Iran stammt. Die Familie musste aus dem Iran flüchten, ...

In der Geschichte geht es um Maryam und wir erfahren wie es ist, als Teenager im französischen Drancy aufzuwachsen, wenn man eigentlich gebürtig aus dem Iran stammt. Die Familie musste aus dem Iran flüchten, als sie 6 Jahre alt war. In ihrer Perspektive erzählt sie, dass sie gerne "französcher" aussehen möchte und sie versucht kein Mobbingopfer werden. Sie möchte unbedingt weg aus Drancy und besucht eine Eliteschule, damit versucht sie auszubrechen.

Maryam ist eine sehr sympathische Protagonistin. Sie nimmt uns mit in ihre Gedanken. Es geht unter anderem um ihr Verhältnis zu ihrem Körper in der Pubertät und auch über die Zeit an der Eliteschule. Richtung Ende wird dann kurz einmal in der Perspektive der erwachsenen Maryam erzählt. Für mich war die Geschichte sehr lehrreich und spannend. In diesem Sinne vergebe ich gerne 4 Sterne, weil es für mich doch nicht ganz für 5 Sterne reicht und eine Leseempfehlung für alle, die etwas lernen wollen.

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Veröffentlicht am 03.12.2024

Chancengleichheit?

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In Drancy, einem Vorort von Paris, wächst Maryam als Kind persischer Einwanderer auf. Sie ist anders, kleidet sich anders und sieht anders aus als ihre französischen Mitschüler. Mobbing, das nicht ausbleibt, ...

In Drancy, einem Vorort von Paris, wächst Maryam als Kind persischer Einwanderer auf. Sie ist anders, kleidet sich anders und sieht anders aus als ihre französischen Mitschüler. Mobbing, das nicht ausbleibt, stachelt ihre Wut auf ihren Körper an.

Maryam sieht nur einen Ausweg: mit Fleiss, ihrer Intelligenz und mit einer guten Bildung Akzeptanz zu erlangen. Sie schafft es auf das renommierte Pariser Gymnasium Lycée Fénelon und ist sich sicher, dass dort Chancengleichheit kein Fremdwort ist. Dabei fällt sie ziemlich auf den Boden der Realität.




Ich weiss nicht, ob diese Geschichte autobiografisch ist. Leider habe ich darüber keine Angaben gefunden. Da jedoch der Namen der Protagonistin mit dem Namen der Autorin, sowie die Eckdaten übereinstimmen, nehme ich es stark an.

Maryam ist das typische Beispiel der zweiten Generation von Einwanderern. Sie war sechs Jahre alt, als sie mit ihren Eltern und ihrem Bruder vom Iran nach Frankreich flüchtete. Gefangen ist sie in zwei komplett unterschiedlichen Kulturen, in denen tagtäglich der Spagat gemacht werden muss. Zwischen den Ansichten, Gewohnheiten und Ritualen der eigenen Familie und der Welt, in der sie lebt, zur Schule geht und Freundschaften pflegt. Bei ihr kommt noch dazu, dass sie in eher ärmlichen Verhältnissen aufwächst und in der Pubertät der Mangel an Markenkleidung ein zusätzliches Stigma bedeutet. Maryam hasst ihren Körper, weil er weit weg ist von ihrem begehrten "französischen" Ideal. Manchmal wusste ich in den Passagen, in denen ihre Bemühungen, den Körper "französisch" zu trimmen nicht, ob ich lachen oder Mitleid haben soll.

Maryam setzt ihre grosse Hoffnung um Akzeptanz in die renommierte, weiterführende Schule. Chancengleichheit ist doch eine Selbstverständlichkeit ... oder etwa doch nicht? Mit dem Wissen, dass es auch heute, 2024 und in der Realität, die Chancen(un)gleichheit Thema in vielen Schulen und Bildungsstätten ist, doppelt eindrücklich!

Die Geschichte ist eindringlich, hat mich zu weiten Teilen sehr nachdenklich gemacht und wird nachhallen. Mit einigen Teilen der Geschichte hatte ich meine Probleme, dranzubleiben. So skizziert die Autorin die Lehrer des Colleges, das Maryam mit 16 Jahren besucht. Das artete in einer uninteressanten Aufzählung von Charaktereigenschaften und Aussehen aus, die zäh zu lesen waren. Sehr fesselnd empfand ich die kurzen Passagen, in denen die erwachsene Maryam zwischen der Handlung der jugendlichen Maryam zu Wort kommt.

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Veröffentlicht am 09.11.2024

Aufwachsen in der französischen Banlieue

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Maryam Madjidi erzählt in ihrem autobiografischen (?) Roman die Geschichte von Maryam und ihrem Aufwachsen als Teenager im französischen Drancy. Hier lebt sie mit ihrer Familie, mit der sie als sechsjährige ...

Maryam Madjidi erzählt in ihrem autobiografischen (?) Roman die Geschichte von Maryam und ihrem Aufwachsen als Teenager im französischen Drancy. Hier lebt sie mit ihrer Familie, mit der sie als sechsjährige aus dem Iran geflüchtet ist. Maryam berichtet aus ihrer Teenagerperspektive von einem Aufwachsen im Pariser Umland, wo Perspektivlosigkeit und Armut den Alltag prägen. Wo sie sich wünscht, mehr "französisch" auszusehen, weniger von dunklen Körperhaaren geplagt zu sein und möglichst nicht zum Mobbingopfer ihrer Klassenkamerad*innen zu werden. Sie will weg aus dieser Trostlosigkeit von Drancy und sieht ihre Chance darin, über den Besuch einer Eliteschule aus diesem Umfeld auszubrechen.

Maryam ist eine sympathische junge Erzählerin, die uns mitnimmt in ihre jugendlichen Gedanken und die aufzeigt was es bedeutet, in diesem Umfeld heranzuwachsen. Episodenhaft berichtet sie u.a. von ihrem Verhältnis zu ihrem Körper, von desillusionierten Lehrkräften und später im Roman auch über ihre Zeit an einer französischen Eliteschule. Zwischen den von der jungen Maryam erzählten Kapiteln wird gelegentlich in wenigen Sätzen die Perspektive der erwachsenen Maryam erzählt. Es sind gerade diese Stellen im Roman, die mich am meisten überzeugt haben. Sie reflektieren Maryams Jugend und blicken als Erwachsene auf Drancy und auf ihr Verhältnis zu ihrer Heimatstadt. Sowohl inhaltlich als auch sprachlich empfand ich diese wenigen Seiten als die stärksten im Roman.

Leider bleibt der Roman an vielen Stellen sehr oberflächlich. So hätte ich mir einen tieferen Einblick in Maryams Weg und Zeit am Pariser Elitengymnasium gewünscht, denn gerade dieser auf dem Klappentext angekündigte Handlungsstrang wurde mir am Ende zu schnell erzählt. Hier hätte noch einiges an Potential gesteckt, um noch stärker Maryams Gefühle, den herrschenden Klassismus und Rassismus sowie die elitären Strukturen im französischen Bildungssystem zu porträtieren.

Trotz meiner Kritik: "Eine feine Linie" ist ein lesenswerter Roman, der trotz der tristen Kulisse der französischen Banlieue in einer erfrischenden sowie klaren Sprache zum Schmunzeln anregt und mit einer äußerst sympathischen Protagonistin überzeugt.

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