Cover-Bild Schildkrötenwege oder Wie ich beschloss, alles anders zu machen
16,95
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 29.03.2018
  • ISBN: 9783423762045
Matthew Quick

Schildkrötenwege oder Wie ich beschloss, alles anders zu machen

Roman
Knut Krüger (Übersetzer)

Von der Schwierigkeit, gegen den Strom zu schwimmen

Ihr ganzes Leben lang gehörte Einserschülerin und Spitzensportlerin Nanette O’Hara zu den Mädchen, die alle Regeln befolgen – bis zu dem Tag, als sie den Kultroman ›Der Kaugummi-Killer‹ liest. Auf einmal beginnt Nanette, ihr gesamtes Dasein in Frage zu stellen, und sie trifft auf den Einzelgänger Alex, der, ebenfalls ein großer Fan des Buchs, sich ähnlich wie der Held im Roman konsequent jeder Anpassung verweigert. Als Nanette und Alex sich ineinander verlieben, und sich näherkommen, fasst sie erstmals den Mut, sich offen gegen ihr bisheriges Leben aufzulehnen. Doch die radikale Weise, mit der Alex seine Auflehnung durchzieht, bereitet Nanette zunehmend Probleme…

 

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein Buch voller wichtigen Botschaften, mit seltsamer Wendung im letzten Drittel

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Zitate:

"Dass du in irgendwas ziemlich gut bist, heißt noch lange nicht, dass du es auch tun musst." Seite 27

"Vielleicht sollten nicht alle gleichzeitig ehrlich zueinander sein, vermutlich war die Welt ...

Zitate:

"Dass du in irgendwas ziemlich gut bist, heißt noch lange nicht, dass du es auch tun musst." Seite 27

"Vielleicht sollten nicht alle gleichzeitig ehrlich zueinander sein, vermutlich war die Welt für so ein Übermaß an Ehrlichkeit gar nicht geschaffen." Seite 90

"Ich wollte so gern glauben, dass die Liebe am Ende gewinnt." Seite 117


Meinung:

Nanette war schon immer ein bisschen anders als der typische „Normalteenager“. So ist es kaum verwunderlich, dass sie sich mit ihrem Lehrer besser versteht, als mit ihren Mitschülern. Als er ihr ein Buch schenkt, das sie tief beeindruckt, beginnt sie sich vom Leben eingeengt zu fühlen. Warum genau sollte man immer nur das tun, was andere von einem erwarten? Und sollte man nicht mehr auf sich selbst und seine eigenen Wünsche und Empfindungen achten? Als sie dann sowohl den Autor als auch einen weiteren Fan kennenlernt, wird ihr schnell klar, dass es Zeit wird auszubrechen und ihren eigenen Weg zu finden.

Dies ist bereits mein zweites Buch von Matthew Quick, der mich mit „Goodbye Bellmont“ verzaubert hat! Und auch diese Geschichte hat so tolle und wichtige Themen, dass ich es einfach lesen musste.
In erster Linie geht es um Nanette und darum, auf was man verzichtet, bzw. was man tut, um den Normen, Erwartungen und Wünschen von Eltern und Mitmenschen zu entsprechen. Ich finde das ist ein sehr wichtiges Thema, vor allem wenn es um das Erwachsen werden und die eigene Entwicklung geht.
Natürlich ist es wichtig Verhaltensweisen sowie Dinge wie Umgangsformen und Anstand zu lernen, keine Frage! Und man kann Kinder und Jugendliche nicht immer alles machen lassen, was sie wollen, das steht natürlich auch nicht zur Diskussion ;) Aber ein Kind sollte nie das Gefühl haben, wie zum Beispiel in Nanettes Fall, Fußball spielen zu müssen, nur, um dem Wunsch des Vaters zu entsprechen. Generell sollten alle, also auch wir Erwachsenen die Möglichkeit haben, unseren eigenen Weg zu finden und auch zu gehen – völlig unabhängig davon, was andere vielleicht von uns erwarten mögen. Jeder sollte einfach auch mal sagen können: "nein, ich mag das nicht".
Aber natürlich handelt es sich immernoch um einen Quick, also dürfen natürlich Themen wie Freundschaft, Vertrauen, Zusammenhalt (zum Beispiel auch gegen Mobbing) und eine große Liebe nicht fehlen. Auch, wenn es dabei nicht gezwungenermaßen um Nanette gehen muss ;).
Und auch Dinge wie das Glücklichsein und Ehrlichkeit werden thematisiert, also eigentlich fast ein kleiner Rundumschlag an wichtigen Botschaften - das hat mir sehr gut gefallen.

Zum Thema Schreibstil kann ich eigentlich auch nichts Neues berichten. Angenehm flüssig, in kurzen Kapiteln erleben wir alles aus Nanettes Perspektive, was sie uns beim Lesen recht nahe bringt. Aber dann passierte es...
Ca. im letzten Drittel geschehen ein paar Dinge, die auf mich etwas überzogen und unverständlich wirkten. Leider kann ich jetzt natürlich nicht allzu sehr ins Detail gehen, das versteht ihr sicher.
Aber irgendwie hat mich das etwas aus der Geschichte geschubst, und als kurz darauf etwas Schlimmes geschieht, habe ich mit Entsetzen festgestellt, dass es mich absolut nicht berührt hat. Innerhalb von ein paar Kapiteln wirken sowohl manche Protagonisten, als auch die Geschichte selbst gefühlskalt und emotionslos. Irgendwie fühlte ich mich als Leser beim Beenden des Buches komplett emotional "ausgegrenzt", da ich leider weder die Handlungen noch die Auswirkungen auf das Gesamtkonstrukt nachvollziehen konnte.
Es tut mir leid, wenn ich euch jetzt etwas im Regen stehen lassen muss, aber ich will natürlich auch nicht spoilern! Und ehrlich gesagt, verstehe ich es ja selbst nicht. Es erschien mir fast, als wäre der letzte Teil von jemand anderem geschrieben worden. Sehr schade, denn die Geschichte lebt von ihren Emotionen, die dann einfach weg sind für Wendungen und Verhaltensweisen, die sich mir nicht erschließen wollen.

Nichtsdestotrotz bleibt nach dem Lesen natürlich Einiges hängen, das zum Nachdenken anregt. Aber ich glaube das Wichtigste sollte für uns sein: "Sei du selbst"!

Veröffentlicht am 29.03.2018

Tolle Grundidee, mäßige Umsetzung

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Schildkrötenwege oder Wie ich beschloss, alles anders zu machen von Matthew Quick
erschienen bei dtv

Zum Inhalt

Von der Schwierigkeit, gegen den Strom zu schwimmen
Ihr ganzes Leben lang gehörte Einserschülerin ...

Schildkrötenwege oder Wie ich beschloss, alles anders zu machen von Matthew Quick
erschienen bei dtv

Zum Inhalt

Von der Schwierigkeit, gegen den Strom zu schwimmen
Ihr ganzes Leben lang gehörte Einserschülerin und Spitzensportlerin Nanette O’Hara zu den Mädchen, die alle Regeln befolgen – bis zu dem Tag, als sie den Kultroman ›Der Kaugummi-Killer‹ liest. Auf einmal beginnt Nanette, ihr gesamtes Dasein in Frage zu stellen, und sie trifft auf den Einzelgänger Alex, der, ebenfalls ein großer Fan des Buchs, sich ähnlich wie der Held im Roman konsequent jeder Anpassung verweigert. Als Nanette und Alex sich ineinander verlieben, und sich näherkommen, fasst sie erstmals den Mut, sich offen gegen ihr bisheriges Leben aufzulehnen. Doch die radikale Weise, mit der Alex seine Auflehnung durchzieht, bereitet Nanette zunehmend Probleme. Schließlich wird Alex selbst Opfer seines eigenen Verhaltens – und Nanette muss auf schmerzhafte Weise lernen, dass man für Rebellion manchmal einen hohen Preis zahlen muss.
(Quelle: Verlag)

Zum Buch

Diese Geschichte wird größtenteils im personalen Erzählstil geschildert, später wird in die dritte Person gewechselt. Eine Erklärung dazu gibt der Autor dem Leser mit auf den Weg. Irritierend und mit der Zeit nervig empfand ich aber dabei, dass die Protagonistin von sich selbst ebenfalls in der dritten Person spricht. Nicht die ganze Zeit, aber mein Durchhaltevermögen wurde auf eine harte Probe gestellt…

Nanette fand ich recht sympathisch, ebenso ihren Willen und die Erkenntnis, etwas im Leben ändern zu wollen. Oder auch zu müssen. Das Lesen eines Buches stellt ihre Sichtweise für bestimmte Dinge komplett auf den Kopf und sie lernt (endlich), eigene Entscheidungen zu treffen. Nicht nur anderen zu gefallen. Nicht nur so zu sein, wie andere es für „richtig“ halten. Diese Message fand ich an der Geschichte echt toll und wichtig. Nicht nur für Jugendliche, auch für erwachsene Leser. Diese Erwartungshaltung der Menschen (Eltern, Lehrer, Chef, usw.) ist nicht gesund und für manch einen schlichtweg nicht auszuhalten. Was haben wir denn davon, wenn wir unsere Bedürfnisse ständig nur in den Hintergrund stellen? Dass wir anderen gefallen? Dass wir der „Norm“ entsprechen? Dass wir ja nicht auffallen dürfen? Alles ein riesengroßer Blödsinn! Es ist unser Leben und wir alleine müssen entscheiden, was wir damit anstellen! Dann bin ich lieber etwas anders und werde schief angesehen, aber ich bin mir wenigstens selbst treu und kann ruhig schlafen.

„Hast du nicht auch manchmal das Bedürfnis, dich dem zu verweigern, was alle von dir erwarten? Gibt es nicht Momente, in deinem Leben, in denen du damit einfach aufhören willst?“
Seite 26

Dem angesprochenen Buch wird übrigens ein ganzes Kapitel gewidmet, was ich toll fand. So hat man die Geschichte vorliegen und kann die Handlungsweisen der Protagonisten besser verstehen.
Die Charaktere fand ich ganz in Ordnung, gerade auch die Rolle von Alex (Little Lex) und Booker mit seiner Schildkröte Don Quixote. Von letzterem hatte ich mir auf Grund des Titels etwas mehr erwartet, aber Schildkröten bleiben hier eher eine Randerscheinung.
Was mir überhaupt nicht gefiel und was ich unpassend für ein Jugendbuch mit dieser Altersempfehlung finde, sind mal wieder die derben Ausdrücke. Das F-Wort taucht ständig auf, die promiskuitive Freundin von Nanette fand ich ebenfalls völlig daneben. Oder vielmehr die Reaktionen von Nanette und deren Mutter auf dieses ausschweifende Leben. Das kann gerne in einem Buch für erwachsene Leser auftauchen, aber nicht hier. Da frage ich mich doch wiederholt, was sich die Autoren dabei denken…

Matthew Quick hat in Schildkrötenwege oder Wie ich beschloss, alles anders zu machen eine wichtige Message verarbeitet. Das Anderen-Gefallen und sich selbst immer nur hintenanstellen finde ich für jedes Alter eine wichtige Frage. Eine Veränderung im Leben und im eigenen Verhalten oft einfach notwendig. Protagonistin Nanette lernt dies leider durch eine tragische Wende in ihrem Leben. Ihr anderes Ich hat mir allerdings nicht so gut gefallen, war mit der Zeit richtig nervig und fühlte sich beim Lesen auch sehr leblos an. Die vom Autor gewählte Sprache fand ich völlig unpassend und der Altersempfehlung nicht entsprechend. Sein Wechsel von der ersten in die dritte Person zeigt einen klaren Schnitt, machte mich beim Lesen aber echt wahnsinnig. Für mich ein Buch, das man wegen des Grundthemas lesen sollte, es sich aber auf Grund der Umsetzung doch gerne noch einmal überlegen könnte.



Zum Autor

Matthew Quick, 1973 in Oaklyn, New Jersey geboren, studierte Anglistik, arbeitete als Englischlehrer, schmiss seinen Job und reiste so lange durch Südamerika und Afrika, bis er endlich den Mut aufbrachte, das zu tun, was er schon immer machen wollte: einen Roman schreiben. Die Verfilmung seines Debüts ›Silver Linings‹ gewann einen Golden Globe und wurde mit einem Oscar ausgezeichnet und für weitere 7 nominiert. Matthew Quick lebt mit seiner Frau in Holden, Massachusetts.


ab 14 Jahren
320 Seiten
übersetzt von Knut Krüger
ISBN 978-3-423-76204-5
Preis: 16,95 Euro


© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!