Eine Mutter-Sohn-Geschichte
In seinem teils autobiografischen Roman erzählt Biller die Geschichte der jüdischen Familie Grinbaum, die Anfang der 70er Jahre aus der Sowjetunion nach Hamburg emigriert. Veranlasst dazu hat sie ein Giftanschlag ...
In seinem teils autobiografischen Roman erzählt Biller die Geschichte der jüdischen Familie Grinbaum, die Anfang der 70er Jahre aus der Sowjetunion nach Hamburg emigriert. Veranlasst dazu hat sie ein Giftanschlag auf den Vater Gena, es traf jedoch die Mutter Aljona, die an dem Tag hinter dem Steuer des Fahrzeugs saß. Sie wird noch ein Leben lang unter den Folgen der Vergiftung leiden.
Die Ehe der Eltern zerbricht, da die Mutter lieber in Odessa geblieben wäre und Hamburg für den Vater nur ein Zwischenstopp auf seinem Weg nach Israel sein sollte. Doch das Grindelviertel in Hamburg wird ihre Endstation sein.
Aus der Sicht des Sohnes Mischa wird die Beziehung zwischen Mutter und Sohn erzählt, eine nicht immer spannungsfreie Beziehung, überschattet von dem Trauma der Mutter, die ihr geliebtes Odessa zeitlebens vermisst. Die aber auch ihren Sohn dazu animiert, ein erfolgreicher Schriftsteller zu werden. Sie selbst bringt ihren ersten Roman erst mit über siebzig Jahren heraus und es wird ihr einziger bleiben.
Ausgang der äußerst komplexen und facettenreichen Familiengeschichte bildet ein über 30 Jahre alter Brief der Mutter, den Mischa erst nach ihrem Tod findet. Was folgt, ist keine chronologische Erzählung, vielmehr ein Erinnern an einzelne Stationen und Szenen aus dem Familienleben. Das wechselt sich mit der Perspektive der Mutter ab und erfordert doch einiges an Konzentration. Gerade die fehlende Chronologie hat es mir oft nicht leicht gemacht.
In der Geschichte steckt viel Schmerz, Verletzlichkeit und Sehnsucht, die Biller spürbar in Wort packen kann. Dennoch blieben mir die Figuren fremd und unnahbar, was vielleicht auch daran lag, dass Biller in vielem oberflächlich bleibt.
Ich denke, dass dieses Buch sicher ein gutes Stück Literatur ist, für alle, die Billers Bücher und Leben kennen.