Schöne Lesestunden
„Wenn du als Dienstbotin arbeiten willst, brauchst du dich hier nicht mehr blicken zu lassen. Dann bist du nicht mehr meine Tochter.“
Mit diesen harschen Worten beginnt Melanie Metzenthin beginnt die ...
„Wenn du als Dienstbotin arbeiten willst, brauchst du dich hier nicht mehr blicken zu lassen. Dann bist du nicht mehr meine Tochter.“
Mit diesen harschen Worten beginnt Melanie Metzenthin beginnt die Romanbiografie um Margarethe von Ende,
Doch Margarethe von Ende pfeift auf den Standesdünkel ihrer Mutter und tritt ihre Stellung bei einer bürgerlichen Familie in England an. Ein Affront für die aus verarmten Adel stammende Mutter, die Margarethe dann bei ihrer Rückkehr nach Deutschland ein Dienstbotenzimmer zuweist.
Anschließend begleiten wir Margarethe von 1878 bis 1912 durch zahlreiche Höhen und Tiefen ihrer Ehe mit Friedrich „Fritz“ Krupp, der zuvor zehn lange Jahre braucht hat, um seinen Vater die Heiratserlaubnis zu bitten! Da Fritz häufig kränkelt, muss sie ihn, nach dem Tod seines Vater 1887, oft gesellschaftlich und geschäftlich vertreten. Nach wie vor begegnen sich die Eheleute mit Respekt und Zuneigung, Platz für große Gefühle gibt es nicht. Liebe ist nur für das Küchenpersonal - so lautet die gängige RegeI.
Doch als Fritz in den Jahren 1899-1902 die Wintermonate auf der Insel Capri verbringt, dort als Sponsor (natürlich) gerne gesehen ist und sich mit einem etwas eigenartigen Freundeskreis umgibt, scheint es mit dem respektvollen Umgang vorbei zu sein. Margarethe versucht, den Schaden, den verleumderische Zeitungsberichte über Fritz verbreitet haben abzuwenden. Als „Dank“ dafür soll sie sich, „wegen überreizter Nerven“ in ein Sanatorium zurückziehen. Als Fritz 1902 plötzlich stirbt, lt. Totenschein an einem Schlaganfall, übernimmt sie es, die Firma für die gemeinsame Tochter und Erbin Bertha weiterzuführen ...
Meine Meinung:
Melanie Metzenthin orientiert sich in ihrem historischen Roman an der Biografie Margarethe Krupps Urenkelin Diana Maria Friz „Margarethe Krupp - Das Leben meiner Urgroßmutter“. Da Melanie Metzenthin Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie ist, gelingt es ihr, sich in die Gedankengänge und das Seelenleben der Protagonisten einzufühlen.
Das Buch, das rund dreißig Lebensjahre einer sehr modernen Frau beschreibt, hat mir sehr gut gefallen. Gut gelungen ist auch der Standesdünkel des oft verarmten Adels gegenüber der reichen, aber bürgerlichen Industriellen darzustellen. Gleichzeitig kommt auch ein wenig Sozialkritik auf, wenn mit Geld oder den Einfluss bei Hofe das eine oder andere planiert werden kann.
Ich persönlich hätte gerne noch mehr über die diversen Fabriken, mit denen die Familie Krupp ihr Vermögen gemacht hat, gelesen. So bleibt lediglich der „Krupp-Stahl“ und die Waffenerzeugung in Erinnerung.
Interessant finde ich, dass man Margarethe Krupp, die „Erfindung“ der Fabrikswohnungen zugesteht. Solche Werkswohnungen gibt es in Augsburg seit den Fuggern.
Fazit:
Gerne gebe ich diesem historischen Roman, der in geschliffener Sprache, rund 30 Jahre im Leben der Margarethe Krupp erzählt, 5 Sterne.