Liebe Daffy,
es ist wieder soweit: Ein neuer Brief über meine letzte Reise in ein Buch von Kyss. Du weißt, wie sehr ich den Neuerscheinungen dieses Verlags entgegenfiebere seit ich Redwood Love gelesen habe. Dieses Mal ging es für mich nach Paris, in die Geschichte von Mia Asher, welche von Anita Nirschl übersetzt wurde. Sowohl auf Englisch, als auch auf Deutsch lautet der Titel Love Me in the Dark. Im Deutschen gibt es noch den Untertitel: Verbotene Sehnsucht.
Inhalt
Valentina hat ihr Leben ihrem Ehemann gewidmet – genau so fühlt es sich richtig für sie an und sie zögert keinen Augenblick, als er sie mit zu einem Geschäftstermin nach Paris nehmen möchte. Da er noch etwas in den Staaten zu tun hat, soll Valentina schon einmal allein nach Frankreich reisen und so nimmt das Schicksal seinen Lauf. Bei ihren Spaziergängen durch Paris stolpert Valentina in eine geschlossene Veranstaltung. Damit sie nicht hinausgeworfen wird, eilt ihr ein Fremder zu Hilfe. Er küsst sie und behauptet, die beiden seien ein Paar. Doch Valentina ist verheiratet, wieso drehen sich all ihre Gedanken nur noch um diesen Fremden?
Charaktere
Du merkst sicher schon, wir haben es hier mit einer Dreiecksbeziehung zu tun, bei der unsere Protagonistin zwischen zwei Männern steht. Wir erinnern uns, was Johnny Depp einmal gesagt haben soll: “If you love two people at the same time, choose the second. Because if you really loved the first one, you wouldn't have fallen for the second.”
Würde die Protagonistin Valentina das beherzigen, wäre diese Geschichte wohl schnell vorbei gewesen. Und leider muss ich sagen, dass ich das glatt gutheißen würde. Ich finde es nicht schön, eine Geschichte rein negativ betrachten zu müssen, aber leider hat mir hier gar nichts gefallen und ich werde diese Rezension nicht spoilerfrei schreiben können, um meine Meinung genügend darlegen zu können.
Valentina wird als unselbstständige, ihrem Mann hörige Frau in die Geschichte eingeführt. Das wäre eine sehr interessante Ausgangslage, würde die Figur denn eine Entwicklung durchlaufen. Tut sie aber nicht. Sie stellt selbst fest, dass es so nicht weiter gehen kann mit ihrer Abhängigkeit von ihrem Ehemann und dass sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen muss. Sehr gut! Ja! Wäre das denn der Fall. Valentina sucht sich einen Job (bei einem männlichen Vorgesetzten) und holt sich die Anerkennung dafür, dass sie diesen Schritt geht bei einem anderen Mann – ebendiesem Fremden, der sie auf der Veranstaltung aus heiterem Himmel geküsst hat.
Dieser Mann hat einen schrecklichen Schicksalsschlag erlitten, von dem wir auch direkt zu Beginn des Buches erfahren. Er ist eine gebrochene Persönlichkeit und würde eine ganz hervorragende männliche Gegenseite zu der zerrissenen Figur Valentinas hergeben. Wäre dieser Mann nicht der typische Bad Boy, der sich durch die Pariser Betten schläft und in einsamen Stunden dann der nachdenkliche Stereotyp wird. Natürlich hat er sich direkt in Valentina verliebt und sie ist die Einzige, die ihn retten kann. Denkt er und will sie im nächsten Moment vergewaltigen. (S.114) Ohja, die ganz große Liebe. Sie bleibt an seiner Seite und hilft ihm durch seine dunklen Stunden. Macht man natürlich immer bei einem Typen, der einem gerade Grausames antun wollte.
Doch, das kann Valentina ganz ausgezeichnet. Ihr Ehemann ist nämlich keinen Deut besser. Der kommt irgendwann bei ihr angekrochen – nachdem er nie in Paris angekommen war, was Valentina aber nicht weiter hat stutzig werden lassen – und lügt ihr das Blaue vom Himmel. Die LeserInnen haben hier einen Wissensvorsprung, wissen also schon von Williams Plänen und schauen nun zu, wie Valentina in ihr Verderben läuft. Nach einer Vergewaltigung von ihrem Ehemann findet sie es dann doch mal an der Zeit zu gehen. Gratulation! Warum musste es soweit kommen? Aber es ist nicht so, dass sie dann die Polizei einschaltet oder sich sonstigen juristischen Beistand holt. Sie flüchtet direkt in das Bett von Sébastien – dem (nicht mehr so fremden) Fremden aus Paris. Sie verbringen eine Nacht zusammen, die durchgehend mit biblischen Metaphern gespickt wird (S. 269), um sich dann wieder zu trennen und das berühmte „Wir treffen uns an dem Datum, zu der Uhrzeit, an diesem Treffpunkt, wenn du mich in so und so vielen Monaten noch liebst.“ Von Liebe kann hier wohl kaum die Rede sein, aber das ist kleinlich.
Fazit
Es tut mir leid, dass mein Brief sehr bissig geworden ist, doch ich kann und möchte diese Geschichte in keinster Weise schön reden. Ich habe mich auf eine Liebesgeschichte in Paris gefreut, bei der ich mich direkt nach Frankreich träumen kann und einer sich entwickelnden Romanze zuschaue, die durch einen zufälligen Kuss beginnt. Es waren 302 lange Seiten, bei denen ich es nicht erwarten konnte, dass sie endlich vorbei sind. Die Figuren waren einfach nur schrecklich und haben mir Bauchschmerzen bereitet. Die eher nicht vorhandene Handlung – da keine Charakterentwicklung stattfand – hat mir kein Lesevergnügen bereitet und ich fühlte mich wie eine ungebetene Zuschauerin bei einer sehr unangenehmen Situation.
Dieses Buch kann ich somit leider nicht empfehlen und möchte doch lieber auf die anderen Geschichten von Kyss verweisen. Wenn du den Verlag kennen lernen möchtest und Lust auf romantische Geschichten mit einer gewissen Portion Erotik hast, greif doch zuerst zu Redwood Love. Da folgen Ende des Jahres auch die nächsten Teile der Reihe und ich bin unendlich gespannt darauf wieder nach Redwood zu reisen.
In der Aussicht, dir nächstes Mal einen positiven Brief schreiben zu können,
deine Daisy