Bereits vor Jahren konnte mich Michaela Kastel mit ihrer Art zu schreiben unglaublich begeistern.
Jedes Mal freue ich mich aufs Neue, einen Thriller von ihr zu entdecken und zu erleben.
Aber mit „Unsterblich “ hat sie etwas völlig Neues erschaffen, das mich noch immer nicht loslässt. Es liegt fern von jeder Moral und Vorstellungskraft .
In meinen Augen ist sie eine begnadete Autorin mit unglaublich viel Feingefühl für das Monströse und Skurrile.
Dabei geht es in keinster Weise um Gut oder Böse. Sie zeigt uns Menschen mit Stärken und Schwächen.
In jedem liegt das Böse verborgen und es braucht nur den Bruchteil einer Sekunde, diesen herauszukitzeln.
Ist es erstmal passiert, ist es schwer wieder rückgängig zu machen. Zudem macht man sich keine Vorstellung davon, was es mit einem selbst macht.
Die Charaktere in diesem Buch sind besonders herausragend ausgearbeitet.
Sonja geht dabei besonders ans Herz, weil wir alles aus ihrer Perspektive erleben.
Ihre Entwicklung, ihre Wandlung hautnah miterleben.
Ebenfalls beeindrucken die Nebencharaktere unfassbar. Sie seziert sie vor den eigenen Augen. Dabei entdeckt man Dinge, die man nie für möglich halten würde. Die zutiefst schockieren und verstören.
Aber das tut das Leben manchmal auch, oder?
Einzig ihr Freund blieb mir zu blass, ihn konnte ich am wenigsten fühlen.
Ich kann gar nicht mit Worten beschreiben, was dieser ungewöhnliche Thriller mit mir gemacht hat.
Sonja ist Präparatorin und das mit Leib und Seele. Es wird sehr detailliert auf diese Thematik eingegangen, was sehr faszinierend und interessant ist.
Dabei verstört es auch auf eine eigene Art und Weise.
Es wird hier gezielt mit menschlichen Ängsten gespielt. Mal subtil, mal auf tiefgreifende Art und Weise.
Dabei ist der Mensch selbst der größte Schrecken.
Puh, emotional gesehen hat es mich unglaublich fertig gemacht. Vor allem, was mit Sonja passiert ist. Aber auch die Tragik und die Trauer dahinter.
Ich mochte sie sehr für ihre introvertierte Art.
Sie hatte etwas schmerzhaftes und einsames an sich, das mich immens gefangen nahm.
Es ist in meinen Augen ein sehr eigenwilliger Thriller, der niemals laut und tosend daherkommt. Sondern immer leise und subtil.
Es gibt Ausbrüche, es gibt menschliches Leid und enorm große Verzweiflung, diese brechen sich stillschweigend Bahn.
Besonders die leisen Töne sind das entscheidende. Sie brennen sich ein.
Sie verankern sich unwiderruflich.
Die Thematik ist dabei äußerst faszinierend, besonders mit welchen Kuriositäten Sonja betraut wird.
Doch als Klara verschwindet, entwickelt es eine völlig neue Dimension.
Es wird emotionaler und verzweifelter.
Dabei mischen sich Tragik und Menschlichkeit auf beachtliche Art und Weise.
Es werden so gezielt Wendungen platziert, die man so niemals erwartet hätte, die darum um so mehr schockieren und berühren.
Dabei werden Wahrheiten ans Licht gezerrt, die so viel mehr freilegen, als es reine Bösartigkeit tun kann.
Denn manchmal ist der Mensch selbst sein größter Feind.
Ich bin einfach nur zutiefst beeindruckt, mit welcher Finesse und Feingefühl hier agiert wurde. Ein Umstand, der mich noch jetzt sprachlos macht.
Fazit:
Michaela Kastel hat mit „Unsterblich “ einen Thriller zum Leben erweckt, der nach Perfektion strebt und dabei die eigenen Dämonen ans Licht zerrt.
Beeindruckend, tiefgreifend und unglaublich emotional.
Ein Thriller, der so viel mehr freigelegt, als es der Mensch je könnte.
Ich bin absolut sprachlos über so viel Finesse und Feingefühl.
Unbedingt lesen.