Nuancen eines Trainingsanzugs
Ich wollte eine amüsante Krimi-Komödie lesen, deswegen habe ich es angefordert. Was ich nun allerdings gelesen habe, weiß ich nicht einzuordnen - ist das kunstvoller Trash, wie manche Rezensenten behaupten? ...
Ich wollte eine amüsante Krimi-Komödie lesen, deswegen habe ich es angefordert. Was ich nun allerdings gelesen habe, weiß ich nicht einzuordnen - ist das kunstvoller Trash, wie manche Rezensenten behaupten? Ist das gute Unterhaltung? Oder soviel Kunst, dass ich sie nicht verstehe?
Worum geht es?
Beverly ist Teil einer Verbrecher-Dynastie - sämtliche männliche Verwandete (ohnehin gibt es nur wenige Frauen ...) haben legendäre Diebstähle begangen. Ihr selbst ist noch kein großer Coup gelungen, dafür soll es nur ein Kunstwerk von symbolischem Wert sein - die Quadriga vom Brandenburger Tor in Berlin.
Wie hat mir das Buch gefallen?
Dass es sich hier um eine Parodie handelt, erkannte ich daran, dass der Kommissar Ference Hotfilter heißt. Und fast alle Figuren nicht-deutsch-klingende Namen haben. Auch die Trainingsanzüge als Arbeitskleidung, der Clubchef, der ein Verhältnis mit seinem Security hat und die hipster-mäßig philosophierende Beverly, die sich mit ihrem Love-Interest hervorragend über die Frage unterhalten kann, wann man die Zahnbürste mit Wasser befeuchtet. Dass sich der Erzähler mehrere Seiten über eine fiktive Genderforscherin und ihre Rezeption auslässt, obwohl diese mit der Handlung nichts zu tun hat, ist eine Anspielung, die ich nicht kapiert habe, aber es zeigt für mich gut, dass sich auch "richtige" Krimis manchmal gern an Details aufhalten.
Ich glaube, dass man im Buch viele Anspielungen suchen und finden kann.
Die Geschichte selbst ist interessant und hat einen überraschenden Wendepunkt.
Letztlich bleiben aber die Figuren grob skizziert - man baut zu keiner einen Bezug auf, sie entwickeln sich kaum - aber sie sind bunt und bilden ein stimmiges Kollektiv.
Das Buch spielt mit Sprache, besonders mit Wortwiederholungen und das macht Spaß. Schnörkel, die in "normalen" Romanen oft gestelzt wirken, verleihen dem Buch Witz und Leichtigkeit.
Fazit
"Die Kobra von Kreuzberg" kann man lesen, muss man aber nicht. Es ist ein Buch, mit dem man seine Freude hat, während man von einem Ende Berlins zum anderen fährt. Ob man in der Handlung einen SInn findet, das sei dahingestellt. Aber es war nett zu lesen.