Falling Kingdoms – Brennende Schwerter ist eine tolle Fortsetzung, die auf jeden Fall mit dem Serienauftakt mithalten kann. Es gibt zwar nur wenige wirklich spannende Szenen, in der Regel in Gestalt von Kämpfen, dennoch ist der Roman durch die vielen Intrigen und Verwicklungen innerhalb der drei Königreiche von Mytica durchgängig fesselnd.
Man kann niemandem vertrauen, es wird unfassbar viel Blut vergossen und man sollte sich auf alles gefasst machen, weil Morgan Rhodes nicht gerade zimperlich mit ihren zahlreichen Figuren umgeht und ebenso wenig davor zurück schreckt sie sterben zu lassen. Im Verlauf der Handlung erwarten einen viele Verluste, mehr noch als im Vorgänger, und viel zu oft sterben völlig unvorhergesehen Charaktere, die man sehr ins Herz geschlossen hatte oder solche, die man nicht einmal richtig kennen lernen konnte, während nur eine einzige Figur letztlich den Tod findet, die es tatsächlich verdient hat und deren Tod ruhig ein wenig qualvoller hätt sein dürfen. Zeit zum Trauern bleibt außerdem fast nie, da die Ereignisse danach genauso schnell voranschreiten wie zuvor und man einfach nur fassungslos weiter lesen kann.
Die Magie, die Suche nach den Essenzen und die Legenden um die Wächter rücken im zweiten Teil nun stärker in den Mittelpunkt und ihre Bedeutung für die Geschichte nimmt spürbar zu. Es gibt einige seltsame, magische Vorkommnisse, die sich nicht anders erklären lassen, was schließlich sogar die Figuren zum Umdenken zwingt, die bislang davon überzeugt waren, dass die Essenzen lediglich eine Erfindung sind.
Man lernt mehrere Wächter kennen, von denen einige gut, andere dagegen eher böse wirken, und man erlebt hautnah wie stark sie die Welt der Sterblichen oder ihre Bewohner selbst beeinflussen. Manche wollen offenbar helfen, eine Wächterin scheint hingegen einen dunklen Plan zu verfolgen und manipuliert die Menschen nach ihrem Belieben um ihre Ziele zu erreichen. Ihr vollständiger Plan lässt sich noch nicht ganz erschließen, aber die Bestandteile, die man bereits kennt, verheißen nichts Gutes und man hat erhebliche Zweifel daran, dass das alles geschehen soll um die Welt vor dem Untergang zu retten, wie sie vehement behauptet.
Falling Kingdoms – Brennende Schwerter beinhaltet eine Vielzahl von Charakteren und Handlungssträngen, die jedoch alle erkennbar miteinander verknüpft sind. Die vielen verschiedenen personalen Erzählperspektiven gewähren dem Leser dabei einen umfangreichen Einblick in Geschehnisse, die manchen Figuren indes verborgen bleiben. Ferner hat man dadurch Zugang zu den Gedanken und Gefühlen aller bedeutsamen Personen, wobei man sich trotzdem nur den liebenswerten Figuren verbunden fühlt.
Die diversen Persönlichkeiten könnten zudem kaum unterschiedlicher sein und man bildet sich über jeden von ihnen zwangsläufig eine eigene Meinung, selbst über eigentlich unbestimmte Personengruppen. Es ist regelrecht abstoßend wie leicht einige Menschen sich von dem Gerede des Königs täuschen lassen, nachdem er ihr friedliches Königreich gewaltsam erobert hat. Die meisten Auranier bleiben einfach untätig und sehen zu wie der Tyrann jeden erbarmungslos ermordet, der es wagt sich ihm in den Weg zu stellen. Nur wenige scheinen den König zu durchschauen, können allein allerdings nichts gegen ihn ausrichten.
König Gaius ist von dem Wunsch besessen die Essenzen zu finden um Unsterblichkeit sowie unermessliche Macht zu erlangen und dafür ist ihm absolut jedes Mittel recht. Darüber hinaus ist er grausam, skrupellos und alle anderen, vielleicht mit Ausnahme seiner beiden Kinder, sind für ihn bedeutungslos. Ihre Leben sind wertlos und er tötet völlig gleichgültig, schlimmer, er hat seine Freude daran. Er ist ein gefühlloses Monster im wahrsten Sinne des Wortes.
Magnus hasst man ebenfalls für seine schrecklichen Taten, doch man muss zugeben, dass er nicht ansatzweise so verabscheuungswürdig ist wie sein Vater und vielleicht sogar so etwas wie ein Herz besitzt. Lieben wird man ihn sicher nie und es ist einem völlig unbegreiflich, wie er noch immer zu seinem Vater aufsehen kann, aber mit seinem Tod wäre der Welt im Gegensatz zu dem seines Vaters kein Gefallen getan. Traurigerweise ist es ausgerechnet Gaius, immer wieder mit dem Leben davon kommt. Des Weiteren ist er immerhin nicht grausam zu Cleo, obwohl er sie in der Hand hat, was man ihm hoch anrechnen muss.
Aron ist dafür noch verachtenswerter als schon im Vorgänger und man wartet sehnsüchtig darauf, dass er für all seine Verbrechen endlich mit seinem Leben bezahlt.
Lucia ist eine ebenso unliebsame Figur, die man mit der Zeit mehr und mehr hasst. Anfangs wegen ihrer Naivität und ihrer Dummheit, denn sie hält zu ihrem Vater, obgleich sie so viele seiner Untaten mit eigenen Augen gesehen hat, einschließlich der Misshandlungen ihres Bruders, nur weil er zur stets freundlich war, was ausschließlich daran liegt, dass er ihre magischen Fähigkeiten für sich nutzen will um seine grenzenlose Gier nach Macht zu stillen. Später verabscheut man sie noch mehr, als sie, möglicherweise verursacht durch ihre wachsende Magie, auf einmal Freude daran findet andere zu quälen und dem König somit immer ähnlicher wird. Wenn sich ihr prophezeites Schicksal erfüllt, würde man also nicht um sie trauern, um ein paar anderer Figuren willen hofft man aus Angst vor den Konsequenzen jedoch, dass es nicht dazu kommt.
Abgesehen von Nic, Cleos letztem verbliebenen Freund, gibt also es nur zwei Figuren, denen man echte Sympathie entgegen bringt: Cleo und Jonas.
Cleo muss, umgeben von Feinden, permanent um ihr Leben fürchten und nur der Wunsch nach Rache sowie der Zurückeroberung ihres Throns helfen ihr nach all den schweren Verlusten nicht in ihrem Kummer zu ertrinken, sondern stark zu bleiben. Sie versucht mehr über Gaius‘ Pläne, die Essenzen und ihre Verbindung zu dem Ring, den ihr Vater ihr vor seinem Tod gab, in Erfahrung zu bringen und man sollte sie nicht unterschätzen. Sie strebt danach Gaius zu vernichten, wofür man größtes Verständnis hat, und man wünscht sich sehr, dass sie irgendwann erfolgreich sein wird.
Nachdem man ihn im ersten Band nicht sonderlich mochte, avanciert Jonas als Anführer der Rebellen in der Fortsetzung zweifelsohne zu einem der Lieblinge. Er will Gaius ebenfalls vernichten, vor allem seit er gesehen hat wie seine paelsianischen Landsleute gezwungen werden als Sklaven wortwörtlich bis zum Umfallen für ihn zu arbeiten, was in gewissermaßen zu Cleos Verbündetem macht.
Die Truppe der Rebellen ist mutig und entschlossen, aber leider noch zu klein um wirklich etwas zu bewirken und sie müssen schwere Rückschläge hinnehmen, die einen auch als Leser hart treffen, obgleich man in Anbetracht der folgenden Teile sowieso nicht mit einem durchschlagenden Erfolg gerechnet hatte. Doch am Ende werden sie ihr Ziel hoffentlich erreichen.
Zu den bekannten Charakteren kommen außerdem zwei neue hinzu: Zum einen die starke, wenngleich nicht unbedingt liebenswürdige Lysandra, die sich den Rebellen anschließt und später möglicherweise eine wichtige Rolle spielen wird, zum anderen und von besonderem Interesse Prinz Ashur. Sein Vater ist der König von Kraeshia, einem weit entfernten und weitaus größerem Königreich als Mytica. Er scheint auf die Essenzen aufmerksam geworden zu sein und sucht offenbar ebenso nach ihnen um ihre Macht für sich zu nutzen. Die Frage ist nur, ob ihn das eindeutig zu einem weiteren Feind macht oder eventuell eher zu einem wertvollen Verbündeten für Cleo, zumindest vorübergehend. Ihr gebührt der Thron über Auranos, Ashur bzw. dessen Vater wäre aber vielleicht wenigstens nicht so ein schlimmer Tyrann wie Gaius.
Romantik ist in Falling Kingdoms – Brennende Schwerter kaum vorhanden und es gibt nur wenige Szenen, in denen derlei Gefühle überhaupt von Bedeutung sind, worüber sich diejenigen freuen werden, die keinen großen Wert auf eine Liebesgeschichte legen und sich lieber ganz auf den erneut drohenden Krieg in diesem magischen Reich konzentrieren wollen.
Das Ende ist wieder relativ offen gehalten, allerdings ohne Cliffhanger. Die letzte Szene ist zudem recht vielversprechend, da Cleo womöglich den Schlüssel zu Gaius‘ Untergang gefunden hat, was man natürlich sehr begrüßen würde. Man sollte sich aber keine allzu großen Hoffnungen machen, denn bei Morgan Rhodes kommt ja doch alles ganz anders als gedacht und sie hat sicher noch viele Überraschungen auf Lager. Die Handlung scheint jedenfalls von Band zu Band komplexer zu werden und man ist daher schon gespannt auf die Fortsetzung, insbesondere weil man sich fragt, welche Ausmaße diese faszinierende Welt im Endeffekt annehmen wird.
FAZIT
Falling Kingdoms – Brennende Schwerter ist ein packender Roman, mit dem Morgan Rhodes seinen Vorgänger gekonnt fortsetzt und den Leser schnell wieder in ihren Bann zieht. Zahlreiche Intrigen, vielschichtige Charaktere, die Jagd nach den legendären Essenzen und der erbitterte Kampf gegen einen grausamen König machen dieses Buch zu einer außergewöhnlichen Geschichte in einer Welt, von der man wahrscheinlich erst einen Bruchteil kennen gelernt hat. Man kann es somit kaum erwarten mit dem nächsten Band wieder in dieses Reich einzutauchen um noch mehr über es zu erfahren.