Ein zweifelhaftes Glück
Als Franziska und Coordt die Gelegenheit bekommen im mietpreiswuchernden München eine Wohnung zu einem bezahlbaren Preis zu bekommen, schlagen sie sofort zu. Endlich ein eigenes Kinderzimmer für ihren ...
Als Franziska und Coordt die Gelegenheit bekommen im mietpreiswuchernden München eine Wohnung zu einem bezahlbaren Preis zu bekommen, schlagen sie sofort zu. Endlich ein eigenes Kinderzimmer für ihren Sohn Frieder und mehr als eine winzige Küchenzeile, dazu in einem beliebten Stadtteil! Coordt glaubt, dass ihnen der Umzug guttun wird, denn seit einer Weile ist Franziska in einer düsteren Stimmung. Die Sache hat nur einen Haken: Die Vermieterin besteht darauf, dass ein Zimmer von ihrem Ex-Mann bewohnt wird und die Parteien einander nicht stören.
Die Familie zieht ein, und sie bekommen tatsächlich nichts von dem Mann mit. Franziska findet zurück zu früherer Lockerheit und darüber hinaus. Bald schon allerdings lässt Coordt das Wissen um den stillen Mitbewohner nicht mehr los und eine obsessive Besessenheit stellt sich ein. Noch während Coordt dadurch das Wohnglück seiner Familie infrage stellt, wird dem Paar ein Arrangement geboten, die sich nie wieder bieten wird. Doch Coordt weiß bereits, dass ihn diese Abmachung mehr kosten wird, als er bereit ist zu geben.
Dieses Buch bietet eine hochinteressante Konstellation: Ein Mann erhebt Anspruch auf etwas, das ein anderer Mann sein Eigen nennt. Das brodelt toxisch vor sich hin! Coordt fühlt sich von der unsichtbaren Anwesenheit des Mannes derart verunsichert und bedroht, dass seine Gedanken jeglichen besseren Wissens zu irrationalen Handlungen führen. Auch wenn ich ihn als Figur gerne gelesen habe, war mein Eindruck, dass er gerne ein besserer Mann wäre, als er eigentlich ist – und dies, obwohl man die Handlung ausschließlich aus seiner Sicht erfährt.
Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Natalie Buchholz hat ein kluges Portrait geschrieben, das sich ein wenig selbst aufs Korn nimmt und dabei gesellschaftliche Strukturen hinterfragt.