Cover-Bild Ein Tag im Leben von Abed Salama
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26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Pendragon
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 07.08.2024
  • ISBN: 9783865328830
Nathan Thrall

Ein Tag im Leben von Abed Salama

Die Geschichte einer Jerusalemer Tragödie | Ausgezeichnet mit dem Pulitzer-Preis 2024 in der Kategorie »General Nonfiction«
Lucien Deprijck (Übersetzer)

Ausgezeichnet mit dem Pulitzer-Preis 2024 in der Kategorie »General Nonfiction«
»Buch des Jahres 2023« The New Yorker


Vor den Toren Jerusalems kommt es zu einer Tragödie, als ein mit palästinensischen Kindern besetzter Schulbus von einem Sattelschlepper gerammt wird und in Flammen aufgeht. Ungeklärte Zuständigkeiten und lähmende Bürokratie im Grenzgebiet verhindern ein schnelles Eingreifen der Rettungskräfte. Am Unfallort treffen israelische und palästinensische Menschen aufeinander, die gemeinsam versuchen den Kindern zu helfen. Ausgehend von diesem Ereignis werden einfühlsam ihre unterschiedlichen Lebensgeschichten erzählt.

In seinem auf Tatsachen basierenden Buch gibt Nathan Thrall der Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts ein zutiefst menschliches Gesicht. Selten wurden die Auswirkungen israelischer Siedlungspolitik für das tägliche Leben im Westjordanland so schonungslos und bewegend beschrieben.

»Ich kenne kein anderes Werk über Israel und Palästina, das diese Tiefe an Einsicht und Verständnis erreicht. Das Buch kann als ein Abriss moderner palästinensischer Geschichte, eingefasst in die persönlichen Erinnerungen verschiedener Individuen, gelesen werden.« David Shulman | New York Review of Books

Das Buch wurde 2024 mit dem Pulitzer-Preis in der Kategorie »General Nonfiction« ausgezeichnet. Begründung der Jury: »Ein sorgfältiger und einfühlsamer Bericht über das Leben unter der israelischen Besatzung des Westjordanlandes, erzählt durch das Porträt eines palästinensischen Vaters, dessen fünfjähriger Sohn bei einem Schulbusunfall ums Leben kommt.«

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2024

Vom Alltag zum Albtraum

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Der Schreibstil ist sehr nüchtern und beobachtend und erinnert dadurch an Nachrichten oder Polizeiberichte. Der Autor nennt es selber im Nachwort einen Tatsachenbericht. Anhand des Busunfalls erzählt der ...

Der Schreibstil ist sehr nüchtern und beobachtend und erinnert dadurch an Nachrichten oder Polizeiberichte. Der Autor nennt es selber im Nachwort einen Tatsachenbericht. Anhand des Busunfalls erzählt der Autor die Lebensgeschichte einiger beteiligter Personen und über diese Vielfalt und verschiedenen Blickwinkel gelingt es ihm, Gegenwart und Geschichte der Region zu beleuchten. Politische Themen werden als Ursache bestimmter verwaltungstechnischer Dinge geschildert und die komplizierten Details der Verwaltung in dieser Region zeigen sich allein schon an den Zuständigkeitsregeln für den Unfall und die Unfallretter. Alles in allem ist das Buch lehrreich, sehr bestürzend und trotz des schwierigen Inhalts gut zu lesen. Der Autor hat umfangreich recherchiert und im Anhang befindet sich ein ausführliches Quellenverzeichnis. Mir hat die nüchterne Betrachtung aus verschiedenen Perspektiven sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 24.09.2024

erhellend, aufklärend, tiefe Einblicke gewährend

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Als einer, der selbst Bücher zu Nahost geschrieben hat, kann ich dieses Buch nur empfehlen. Einmal angefangen, konnte ich es nicht mehr weglegen. Thrall, der mal bei der INTERNATIONAL CRISIS GROUP gearbeitet ...

Als einer, der selbst Bücher zu Nahost geschrieben hat, kann ich dieses Buch nur empfehlen. Einmal angefangen, konnte ich es nicht mehr weglegen. Thrall, der mal bei der INTERNATIONAL CRISIS GROUP gearbeitet hat, schildert anhand eines Unfalls die Aberwitzigkeit und Absurdität dieses Konflikts, von grünen und blauen Ausweisen, von mentalen Barrieren (u. Ängsten) im Kopf, von unterschiedlichen Rechtssystemen, etc. Doch nicht nur das: Man erfährt etwas über Traditionen, Sitten und Zwänge der palästinensisch-muslimischen Gesellschaft, z.B. über Zweitfrauen.
Dieses Buch kann dazu führen, dass man sich mit den hierzulande kaum bekannten bürokratischen Facetten (wie Verhinderung von Familienzusammenführungen) der israelischen Militärbesatzung befasst - das Metier der israelischen Menschenrechtsorganisation HaMoked.
Dieses Buch - eine Mischung aus Sachbuch, Erzählung und Roman - gehört für mich neben Abrahams Burg HITLER BESIEGEN und Ilan Pappes ETHNISCHE SÄUBERUNG PALÄSTINAS zu den Top Ten der Israel-/Palästina-Literatur. Johannes Zang (Autor von KEIN LAND IN SICHT?)

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Veröffentlicht am 08.08.2024

Die Geschichte einer Jerusalemer Tragödie - Geschichte anhand von menschlichen Schicksalen

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In diesem Jahr hat Nathan Thralls Buch »Ein Tag im Leben von Abed Salama« den Pulitzer Preis in der Kategorie Sachbücher gewonnen. Für mich ist es weniger ein Sachbuch als vielmehr eine biografische Erzählung ...

In diesem Jahr hat Nathan Thralls Buch »Ein Tag im Leben von Abed Salama« den Pulitzer Preis in der Kategorie Sachbücher gewonnen. Für mich ist es weniger ein Sachbuch als vielmehr eine biografische Erzählung über das ereignisreiche Leben des Palästinensers Abed Salama. Es bietet nicht nur Einblicke in seine persönlichen Erlebnisse, sondern auch in die Geschichte des palästinensischen Volkes seit der Teilung Palästinas in ein jüdisches und ein arabisches Gebiet im Jahr 1947.

Dazu gehört auch eine tragische Liebesgeschichte, denn Abed scheint kein wirkliches Glück zu finden. Seine Freundin kann er nicht heiraten, weil jemand aus der Familie der Freundin strikt dagegen ist, da das Mädchen aus einer verfeindeten Familie stammt, ähnlich wie bei Romeo und Julia. Das Mädchen, das er letztlich heiratet, verehrt ihn zwar, doch er kann ihre Liebe nicht erwidern. Um ihr jedoch nicht zu schaden, da sie im Fall einer Scheidung die gemeinsamen Kinder nicht mehr sehen dürfte und wieder bei ihren Eltern leben müsste, erwägt Abed, eine zweite Frau zu nehmen. Doch auch dies stellt keine endgültige Lösung dar.

Vor den Toren von Jerusalem passiert etwas Schreckliches: Ein Lastwagen kracht in einen Schulbus, in dem palästinensische Kinder sitzen. Der Bus geht in Flammen auf. Aber leider sind die Zuständigkeiten nicht geklärt und die Bürokratie im Grenzgebiet ist sehr langsam. Deshalb können die Rettungskräfte nicht schnell genug helfen. Doch am Unfallort kommen Israelis und Palästinenser zusammen und versuchen gemeinsam, den Kindern zu helfen. Diese Geschichte erzählt von den verschiedenen Lebensgeschichten der Menschen, die alle durch dieses Ereignis miteinander verbunden sind.

In seinem auf Tatsachen basierenden Buch verleiht Nathan Thrall der Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts ein zutiefst menschliches und bewegendes Antlitz. Mit einer schonungslosen Ehrlichkeit und einfühlsamen Erzählweise enthüllt Thrall die herzzerreißenden Auswirkungen der israelischen Siedlungspolitik auf den Alltag im Westjordanland.

Dies hat mich tief bewegt; ich habe so viel über die Lebensweise und Verhältnisse im Westjordanland gelernt. Es ist atemberaubend geschrieben und fühlt sich kaum wie ein Sachbuch an, sondern hat eine poetische Anmutung. Daran ist zweifelsohne auch der brillante Übersetzer Lucien Deprijk nicht ganz unschuldig. Und doch hatte ich mit all den arabischen Namen und Bezeichnungen hin und wieder Schwierigkeiten. Sie sind einem nicht so geläufig wie Namen der westlichen Welt. Wenn ein Name nach vielen Seiten erneut auftauchte, fiel es mir schwer, sofort den Zusammenhang zum vorherigen Auftauchen herzustellen. Aber dies möchte ich hier nicht kritisieren, sondern lediglich bemerken.

Angenehm waren deshalb auch die erläuternden Worte zu den Organisationen, deren Schreibweisen und vor allem auch die Bilder und Karten, die Gelegenheit bieten, sich besser in die Örtlichkeiten einzufinden.

»Ein Tag im Leben von Abed Salama« ist ein wunderschönes Buch, mit dem sich der Blick auf den Nahost-Konflikt durchaus ändern kann. Wer sich gerne mal mit den Schicksalen der Menschen in Israel, Gaza und Westjordanland beschäftigen möchte, bekommt mit diesem Buch eine herrliche Möglichkeit.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2024