Absolut nicht wie erwartet
Ich hatte mir von dem Buch sehr viel mehr versprochen, leider konnte es mich nicht überzeugen. Ich war unheimlich gespannt darauf, wie die Autorin den christlichen Mythos neu erzählen würde, aus weiblicher ...
Ich hatte mir von dem Buch sehr viel mehr versprochen, leider konnte es mich nicht überzeugen. Ich war unheimlich gespannt darauf, wie die Autorin den christlichen Mythos neu erzählen würde, aus weiblicher Sicht.
Der Anfang hat mir noch gut gefallen. Lilith erzählt aus dem ihrem Leben im Garten Eden, von den harmonischen Anfängen und von der immer mehr zunehmenden Unterdrückung durch Adam, seiner Ruhmsucht und auch von den Vorstellungen von Ihm, dem einen Gott. Der Stil ist da noch locker und unterhaltsam, auch der Engel Samael kann mit seinen flotten Sprüchen durchaus das eine oder andere Schmunzeln entlocken.
Und dann, ich weiß es gar nicht anders zu beschreiben, kippt "irgendwas" innerhalb der Geschichte und es fängt an sehr zäh zu werden. Unübersichtlich und für mich einfach unheimlich langweilig. Der schöne erzählende Stil war weg, zurück blieb eine ziemlich trockene Erzählweise, der es an Emotionen und einem roten Faden mangelt. Jede von Liliths Stationen ist deprimierender, es herrscht nur noch Gewalt und Unterdrückung. Über Lilith erfährt man ab da auch nicht mehr viel. Ihre Mission steht im Vordergrund. Ihre Gefühle beziehen sich häufig auch nur auf ihre Mission. Ich hatte beim Lesen oft das Gefühl, dass es hier nur schwarz oder weiß gibt. Männer = immer böse, Frauen = immer gut. Das ist mir persönlich einfach zu einseitig gedacht und hat auch wenig Spaß gemacht.
Man braucht meiner Meinung nach schon ein gehöriges Maß an Religionswissen, um die hier verarbeiten Anspielungen in Gänze verstehen zu können. Vermutlich ist das bei mir auch ein Punkt, warum mich das Buch nicht packen konnte. Es gibt zwar ein wirklich tolles und sehr ausführliches Nachwort, aber möchte ich mich als Leser durch ewig viele Seiten Erklärungen arbeiten, um einen Roman (kein Sachbuch!) halbwegs verstehen zu können?
Ich empfand die Geschichte als fast schon männerfeindlich und auch nicht unbedingt feministisch. Sehr schade, denn es wäre wirklich sehr viel Potential für ein weitaus besseres Buch da gewesen.