Obwohl es schon gefühlte Ewigkeiten her ist, seitdem ich “Rotkäppchen und der Hipster-Wolf” gelesen habe, ist mir vor ein paar Tagen eingefallen, dass Band 2 “Aschenputtel und die Erbsen-Phobie” ja noch ungelesen ist und ich ganz, ganz, ganz dringend wissen will, wie es weitergeht. Schließlich ist Band 3 “Rapunzel und die Genmais-Protest-Bewegung” auch schon für Ende 2018 angekündigt ist. (An dieser Stelle: Sind die Titel nicht einfach genial?! Noch nie so geniale Märchenadaptionstitel gelesen!)
Und der Name ist Programm, denn wer denkt, die Titel seien schon humorvoll, der wird sicher viel Freude mit Nina MacKays gerade zu absurd humorvollen Schreibstil haben, der sich durch das ganze Buch zieht und die Handlung, die ebenso witzig wie absurd und genial komisch ist, nur noch unterstreicht. Erzählt wird wieder aus der Sicht von Red. Das war tatsächlich meine größte Sorge. Der Titel lies irgendwie vermuten, dass der Ich-Erzähler zu Cinder wechselt, obwohl Reds Geschichte noch gar nicht zu Ende ist. Aber dem ist zum Glück nicht so. Red ist immer noch die Ich-Erzählerin und unterhält uns mit ihren Gedanken, allerdings springt die Handlung öfter mal zu Cinder um, dann wird allerdings in der 3. Person erzählt, was im Präsens am Anfang zumindest doch gewöhnungsbedürftig beim Lesen ist, aber gegen Ende habe ich da kaum noch einen Unterschied gemerkt.
Die Handlung knüpft direkt an den ersten Band an, weshalb ich zunächst verunsichert war, ob ich schnell wieder in die Geschichte hineinfinde. Vollkommen unbegründet! Innerhalb weniger Seiten hatte ich wieder Zugang gefunden und fühlte mich, als hätte ich “Rotkäppchen und der Hipster-Wolf” gerade erst gestern beendet. Selbstverständlich wird Red und der Prinzessinnen-Gang aber keine Ruhe gegönnt und so machen sie sich schon bald auf den Weg in neue Missionen zur Rettung des Märchenwaldes.
Ohne zu viel vorwegzunehmen: Es wird herrlich verrückt, mitunter richtig spannend und ab und an romantisch. Die Handlung auch nur annähernd in Worte zu fassen, ohne dabei zu spoilern, ist ein Ding der Unmöglichkeit, so verworren wie sich alles entwickelt, daher verzichte ich an dieser Stelle darauf. Trotzdem kann ich sagen, dass mich diese vollkommen andere Interpretation bekannter Märchenfiguren und dem Leben nach dem Happy End schon in Band 1 fasziniert hat und die Autorin auch jetzt wieder damit auftrumpfen kann.
Hier werden Prinzessinnen nicht einfach nur als schwächliche kleine Mädchen abgestempelt, sondern waschechte Kämpferinnen, die auch mal das infrage stellen, was man ihnen als Happy End angedichtet hat. Kleine Mädchen wachsen zu knallharten Geschäftsfrauen heran und die bösen Hexen legen sich regelmäßig unters Messer. Klingt cool? Ist es auch!
Und die Protagonistin ist die allercoolste. Rotkäppchen alias Red gilt bereits in ihrer Geschichte als verdammt mutig, wie sie ihre Großmutter gerettet hat, aber hier legt sie noch einmal eine Schippe drauf. Clever, gewieft und mitunter auch sarkastisch stiehlt sie sich schnell in die Herzen der Leser. Allerdings – und hier habe ich noch etwas Kritik – hat mich die Liebesgeschichte nicht so sehr abgeholt, wie das letzte Mal. Red wirkte für mich ein wenig zu hin- und hergerissen zwischen Ever und Jaz, was ich schade finde, weil es genau das ist, was ich an Liebesdreiecken nicht mag. Dafür bahnt sich eine neue Liebesgeschichte an, die mich beim Lesen echt glücklich gemacht hat, also alles halb so wild.
Fazit
“Aschenputtel und die Erbsen-Phobie” hat mich wieder überzeugen können, wenngleich nicht so sehr wie Band 1. Ich habe gelacht, geweint, den Atem angehalten und noch mehr gelacht. Wer ein total verrücktes Märchen lesen will, ist mit dieser Reihe sicherlich gut beraten.