Eine spannende Geschichte über den menschlichen Selbsterhaltungstrieb.
„Todeslieder“ von Nina Rudt gehört zu den Büchern, deren Cover mich etwas irritiert hat. Ich folge Nina schon lange auf Instagram und hatte das Buch, eben wegen des auffälligen Covers immer wieder auf ...
„Todeslieder“ von Nina Rudt gehört zu den Büchern, deren Cover mich etwas irritiert hat. Ich folge Nina schon lange auf Instagram und hatte das Buch, eben wegen des auffälligen Covers immer wieder auf dem Schirm, allerdings dachte ich es sein ein Krimi. Hätte ich mal den Klappentext etwas früher und genauer gelesen, denn ihr Debütroman ist eine fantastische Mischung aus Fantasy und Science Fiction.
Worum es in der Geschichte geht:
Im Jahr 2197 – 300 Jahre nach dem 3. Weltkrieg – leben die Menschen mit einer künstlichen Sonne und es haben sich Zusammenschlüsse mehrere Städte gebildet. Ikar liegt im ehemaligen Amerika, hat 50 Millionen Einwohner und wird von Präsident Lawn regiert. Ivy, die Tochter des Präsidenten, wächst beschützt und behütet auf, rebelliert aber gern gegen ihren viel beschäftigten Vater. Als ihr kleine Schwester entführen wird bricht für Ivy eine Welt zusammen und sie nimmt die Suche nach ihr, gemeinsam mit dem französischen Diplomaten Chevalier, selbst in die Hand. Dabei erfährt sie gut gehütete Geheimnisse und gerät zwischen die Fronten eines schon lange, im Untergrund, tobenden Krieges. Für Ivy ändert sich damit alles und sie schwebt mehr als einmal in tödlicher Gefahr. Hinzu kommt das es in ihrer Lage schwer ist zwischen Freund und Feind zu unterscheiden und so mancher sich als etwas ganz anderes entpuppt als es den Anschein hat.
Zur Geschichte:
Die Geschichte wird aus Ivys Sicht erzählt und gleich zu Anfang bekommt man einen sehr guten Eindruck der futuristischen Welt, die sehr gut beschrieben ist. Jedes Kapitel hat eine Überschrift, die im wesentlichen wieder gibt worum es gehen wird.
Ikar ist in Klassen eingeteilt, für jede davon gibt es eine Tätowierung, die anzeigt in welche Schichte der jeweilige Mensch gehört. Hier geht es von Reich über Arbeiter bis zur Armut. Auch das wird sehr anschaulich anhand der verschiedenen Stadtbezirke beschrieben.
Im Laufe der Evolution haben sich die sogenannten Todenweber entwickelt, die mit ihrer Musik andere Menschen manipulieren, hypnotisieren und sogar töten können. Diese Menschen werden gefürchtet und geächtet, sind aus der Gesellschaft ausgetossen und gelten als vogelfrei. Es besteht ein Konflikt zwischen Todenwebern, die ihre Menschenrecht zurück fordern + Rebellen, die am liebsten alle von ihnen tot sehen wollen.
Die Handlung ist spannend aufgebaut und man wird Stück für Stück an Ivys Seite in den Konflikt hinein geführt. Lernt dabei Ivy, Chevalier und Jared kennen, die sich bereits in Kapitel 3 zusammenfinden und sich gemeinsam auf die Suche nach der kleinen Schwester machen. Durch die Verschiedenen Parteien und vielen Charaktere ist die Handlung sehr komplex, aufregend und zieht von Seite zu Seite mehr an.
Themen wie Machtgier, Politik, Angst vorm Anderssein, Verrat, Misstrauen, Hass bestimmen den Kern der Geschichte. Aber auch ein zartes Schwärmerei und Zusammenhalt findet sich in der Erzählung wieder. Stellenweise gibt es brutale Szenen und es wird auch mal geflucht. Besonders zum Schluss hin wird es sehr actionreich und das Ende ist traurig, überraschend, aber sehr passend.
Die Charaktere:
Die Charaktere waren sehr gut beschrieben und hatten Tiefe, ihr Handeln war durch und durch menschlich. Dadurch das jeder von „seiner Sache“ überzeugt ist, ist es schwer zu sagen das einer davon gut oder böse ist, denn jeder handelt in voller Überzeugung das Richtige für sein eigenes Überleben und Fortbestehen zu tun.
Obwohl es ein Fantasy Roman ist handeln die Menschen darin sehr real nach dem Motto: „Fressen oder gefressen werden.“ Die Taten sind nicht abwegig und spiegeln die Angst der Betroffenen wieder.
Ivy als Hauptprotagonistin hat mir sehr gut gefallen. Ein bisschen rebellisch, tapfer, vielleicht manchmal etwas kopflos und voreilig, aber auch das hat perfekt zu ihrem Alter gepasst. Die Schwärmerei für Chevalier war sehr gut eingeflochten und glaubwürdig erzählt.
Auch alle anderen Charaktere sind bei mir angekommen und ich mochte das Zusammenspiel untereinander. Sehr gut hat mir gefallen, das etwas fragwürdigere Personen mich im Laufe der Geschichte für sich gewinnen konnten.
Schreibstil / Lesefluss:
Nina Rudt schreibt sehr flüssig und anschaulich. Ich konnte mir alles perfekt vorstellen, Atmosphäre + Gefühle kamen bei mir an.
Die Welt mit ihren futuristischen Elementen war sehr bildlich, fantasiereich, lebendig und in die Zukunft gesehen nicht unvorstellbar.
Die gewählte Sprach war perfekt und hat zu jedem der Charakter e gepasst und ihnen Leben eingehaucht.
Die Kapitel waren nicht zu lang + durch die Geschichte zieht sich ein roter Faden, der einem immer tiefer in das Geschehen zieht. An manchen Stellen waren mir die Szenenwechsel zwar zu schnell, und ich hatte das Gefühl hier fehlen ein bis zwei Seiten, aber meinen Lesefluss hat das nicht gestört.
Meine Meinung:
Nina Rudt's Debütroman „Todeslieder“ fand ich klasse. Eine perfekte und neue Mischung aus Fantasy, Dystopie und Science Fiction. Die Welt in ihrem Aufbau, mit ihren futuristischen Elementen war sehr gut + vorstellbar beschrieben. Die Todenweber waren komplett neu für mich und die Idee hat mir – auch wenn ich kurz gebraucht habe, um es zu verstehen – sehr gut gefallen. Die Handlung war spannend, aufregend, hat mich teilweise ergriffen und regt zum nachdenken an.
Es war schwer eine Seite zu wählen, weil die Charaktere aus vollster Überzeugung für ihre Sache einstehen, wenn auch oft mit fragwürdigen Methoden und Taten. Es gab im Grunde kein Gut oder Böse, weil eben jeder versucht sich selbst zu schützen und sein Fortbestehen zu sicheren. Die Welt mag futuristisch und die Todenweber der Fantasie entsprungen sein, aber der Kern der Handlung hat etwas durchaus reales: Politik, Macht, Angst Fremdenhass sind nur ein paar Themen worum es geht.
Der Schreibstil war lebendig, anschaulich und detailliert, so dass ich mir alles super vorstellen konnte und sehr schnell in die Geschichte und in meinen Lesefluss gefunden habe. Die Sprache für jeden einzelnen Charakter war sehr gut gewählt und hat den letzten Schliff gegeben. Vom Ende war ich echt ergriffen, es war traurig und auch irgendwie ungerecht :( aber auf jeden Fall passend. Absolute Leseempfehlung für alle die mal eine neue Welt entdecken wollen und gerne Geschichten lesen, die einen inneren Zwiespalt auslösen.