Cover-Bild Das achte Leben (Für Brilka)
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34,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Frankfurter Verlagsanstalt
  • Themenbereich: Belletristik
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 1279
  • Ersterscheinung: 01.09.2014
  • ISBN: 9783627002084
Nino Haratischwili

Das achte Leben (Für Brilka)

Georgien, 1900: Mit der Geburt Stasias, Tochter eines angesehenen Schokoladenfabrikanten, beginnt dieses berauschende Opus über sechs Generationen. Stasia wächst in der wohlhabenden Oberschicht auf und heiratet jung den Weißgardisten Simon Jaschi, der am Vorabend der Oktoberrevolution nach Petrograd versetzt wird, weit weg von seiner Frau. Als Stalin an die Macht kommt, sucht Stasia mit ihren beiden Kindern Kitty und Kostja in Tbilissi Schutz bei ihrer Schwester Christine, die bekannt ist für ihre atemberaubende Schönheit. Doch als der Geheimdienstler Lawrenti Beria auf sie aufmerksam wird, hat das fatale Folgen.
Deutschland, 2006: Nach dem Fall der Mauer und der Auflösung der UdSSR herrscht in Georgien Bürgerkrieg. Niza, Stasias hochintelligente Urenkelin, hat mit ihrer Familie gebrochen und ist nach Berlin ausgewandert. Als ihre zwölfjährige Nichte Brilka nach einer Reise in den Westen nicht mehr nach Tbilissi zurückkehren möchte, spürt Niza sie auf. Ihr wird sie die ganze Geschichte erzählen: von Stasia, die still den Zeiten trotzt, von Christine, die für ihre Schönheit einen hohen Preis zahlt, von Kitty, der alles genommen wird und die doch in London eine Stimme findet, von Kostja, der den Verlockungen der Macht verfällt und die Geschicke seiner Familie lenkt, von Kostjas rebellischer Tochter Elene und deren Töchtern Daria und Niza und von der Heißen Schokolade nach der Geheimrezeptur des Schokoladenfabrikanten, die für sechs Generationen Rettung und Unglück zugleich bereithält.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.09.2023

Meisterwerk

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DAS ACHTE LEBEN (FÜR BRILKA)
Nino Haratischwili

Chronologisch erzählt Niza ihre Familiengeschichte für Brilka:
Angefangen beim Ururgroßvater, dem Mann, der einst ein Geheimrezept aus dem Westen mit nach ...

DAS ACHTE LEBEN (FÜR BRILKA)
Nino Haratischwili

Chronologisch erzählt Niza ihre Familiengeschichte für Brilka:
Angefangen beim Ururgroßvater, dem Mann, der einst ein Geheimrezept aus dem Westen mit nach Georgien brachte. Er konnte die beste heiße Schokolade der Welt zubereiten. Doch die Schokolade war verflucht und so bot er sie damals in seiner florierenden Konfiserie nicht an. Er war ein reicher Mann - nur mit den männlichen Nachkommen wollte es nicht klappen. Er bekam „nur“ drei Mädchen (ein Phänomen, das sich durch alle weiteren Generationen durchziehen sollte).
Als der Zar in Russland gestürzt wurde und die Bolschewiken ihm, dem reichen Schokoladenfabrikanten, seine Konfiserie wegnahmen, ging es bergab mit den glücklichen Tagen und dem Leben, an denen nie etwas fehlte.
Wir begleiten seine Nachkommen - weitere fünf Generationen, die fast alle weiblich sind, sich fast immer in den falschen Mann verlieben und einen Hang zum Trinken haben. Aber das Ungewöhnlichste an ihnen war die Neigung, immer „anders zu sein“ und das konnte Mutter Russland nur schlecht ignorieren.

Nino Haratischwili nimmt uns mit ins 20. Jahrhundert, führt uns schonungslos durch Demonstrationen, Revolutionen und zwei Weltkriege. Dabei gibt sie uns einen tiefen Einblick in die Geschichte Georgiens, gekoppelt an die Macht der Sowjetunion.

Was für ein Buch! Haratischwili ist Meisterin im Geschichtenerzählen. Geschickt verwebt sie unterschiedlichste Geschichten miteinander, greift Erzählstränge auf, die erst zu einem späteren Zeitpunkt aufgelöst werden, und zwischendurch kommt sie ins Hier und Jetzt zurück. Dabei vergisst sie nie und zu keinem Zeitpunkt einzelne Personen, die auf einmal in den Hintergrund gerutscht waren. Jeder dieser Person bekommt seine Lebensgeschichte zu Ende erzählt. Großartig! Als ich das Buch zuschlug, hatte ich Gänsehaut.

Fazit:
Großes Kino auf 1279 Seiten und unbedingt viel Schokolade fürs Lesen bereithalten.
5+/ 5

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Veröffentlicht am 31.03.2019

Ein Jahrhundertbuch!!!

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Das achte Leben (für Brilka) - Nino Haratischwili


Lesegefühl:
Dieses Buch habe ich innerhalb von vierzehn Tagen (die ersten 640 Seiten) und zwei Nächten (die letzten 640 Seiten) gelesen. Ich habe beim ...

Das achte Leben (für Brilka) - Nino Haratischwili


Lesegefühl:
Dieses Buch habe ich innerhalb von vierzehn Tagen (die ersten 640 Seiten) und zwei Nächten (die letzten 640 Seiten) gelesen. Ich habe beim Lesen gelitten, geweint, gelacht, mich geärgert, gestaunt, recherchiert, innegehalten, nachgedacht und vor allem geliebt. Ich habe natürlich die Figuren und ihre Geschichten geliebt, ich habe aber auch die Sprache geliebt, die mit Wucht, Magie, einem ununterbrochenen Sog und unendlich viel Zärtlichkeit erzählt. Und ich habe jede Minute, jede Stunde geliebt, die ich mit diesem tragischen, berührenden, brutalen und fesselnden Buch verbringen durfte.

Mein persönlicher Bezug zu Georgien:
Um nur annähernd aufzeigen zu können, was genau dieses Buch in mir ausgelöst hat, muss ich zuerst ein wenig zurückgehen. Zurück in das Jahr 2013, in dem Nino Haratischwili wohl gerade beim Korrekturlesen des Manuskripts von "Das achte Leben (für Brilka)" und zurück das Jahr 2014, in dem die Menschheit endlich um eines der wohl grossartigsten Bücher unserer Zeit reicher werden durfte, als nämlich die Geschichte von Brilka endlich die Herzen zahlreicher Leserinnen und Leser eroberte.
In dieser Zeit befasste ich mich intensivst mit der Geschichte Georgiens und vor allem mit der Geschichte des Komponisten Otar Taktakischwili (1924 - 1989). Weil ich seine Sonate für Flöte und Klavier an meinem Bachelorrezital aufführen wollte und fast nichts über diesen eigentlich so wichtigen und damals auch bekannten Komponisten Georgiens finden konnte, machte ich ihn nämlich kurzerhand zum Thema meiner Thesisarbeit mit dem Titel "Zum Komponieren in der Sowjetunion am Beispiel der Flötensonate von Otar Taktakischwili" und erforschte dabei eben genau nicht Schostakowitsch, Prokofjew und Strawinski, über die man bereits zahlreiche Literatur finden kann, sondern weniger bekannte Komponistinnen und Komponisten der damaligen Sowjetunion. Ich führte gefühlt hunderte von Intervies in Englischer und Deutscher Sprache, durchforstete das Internet und eine enorme Menge an Literatur und benötigte dabei nicht selten die Hilfe einiger Komilitonen, damit ich mir auch russische und georgische Texte erschliessen konnte. Schnell kam ich in Kontakt mit der Musikhochschule in Tbilisi, die mir Einblicke in ihre Archive gewährte, schnell bekam ich Antworten von Komponistinnen und Komponisten, die mittlerweile in zahlreiche Länder emigriert waren oder immer noch in Ländern der damaligen Union leben und lebten und innerhalb von kürzester Zeit erfuhr ich aus erster Hand von Unterdrückung, Zensur, Repression, aber auch dem kleinen Glück, Deals mit dem Staat ausgehandelt zu haben, die Heimat verlassen zu haben oder nach dem Zerfall der Union plötzlich zu bemerken, dass man nicht mehr beschattet wurde. Ich blickte tief in das Leben und die Arbeit von Künstlerinnen und Künstlern, die einfach nur komponieren und ihre Musik veröffentlichen und aufführen lassen wollten, die manchmal nicht mehr oder nur in Andeutungen über das ihnen widerfahrene Leid sprechen konnten und die aber auch oft froh waren, dass endlich jemand ihre Geschichte hören wollte.

Niza:
Niza, die Erzählerin dieses Buches, hat mich erinnern lassen, was ich vor fünf Jahren in meinem Leben und Arbeiten losgetreten habe. Seither nämlich hat mich die Musik von Komponisten (und natürlich auch Literatur) aus der damaligen Union nicht mehr losgelassen und begleitet mich durch meinen Alltag. Ich brauche sie richtiggehend, wie die Luft zum Atmen, weil sie so viele traurig-schöne Geschichten erzählt und weil es einfach noch so viel zu entdecken und auch aufzudecken gibt.
Aber zurück zu Niza, die in Georgien aufgewachsen ist, in einer Familie, die von ganz oben nach ganz unten fiel, manchmal nur sich selber hatte, manchmal nicht einmal mehr das. Eine typische georgische Familie wohl, welche die Wandel der Zeit, neue Machthaber, Kriege und Verrat und neben unbeschwerten, romantischen, verspielen Momenten vor allem auch sehr viel Leid, Tod und Angst erleben musste. Niza hat dies alles irgendwann hinter sich gelassen, ist ausgewandert, hat Abstand zwischen sich und ihre Geschichte gebracht. Als sie jedoch ihre zwölfjährige Nicht Brilka, die sich auf einer Tournee ihrer Tanzgruppe davongestohlen hat, aufspüren soll, muss sie sich zugleich ihrer Geschichte stellen. Wie ich mich auf eine Spurensuche gemacht habe, macht dies auch Niza, nur ist sie natürlich noch persönlich betroffen. Das Gefühl, plötzlich Antworten auf Fragen zu bekommen, die man schon gar nicht mehr zu beantworten hoffte, kenne ich aber nur zu gut.

Schreibstil und Handlung:
Fast durchgehend chronologisch erzählt Niza die Geschichte ihrer Familie und beginnt dabei bei ihrem Ururgrossvater, einem angesehenen Chocolatier, und dessen Töchter. Diese Geschichte, die sich über sechs Generationen erstreckt, ist zugleich die Geschichte eines Landes, das im Laufe einer komplizierten Zeit zum Spielball von Grossmächten wurde und stets neue Hoffnung auf neue Regierungen setzte und genau so oft bitter enttäuscht wurde. Es ist auch die Geschichte von Liebe, von starken Frauen, die das Schicksal ihrer Familie in die eigenen Hände nehmen und von jungen Menschen, die ihre Träume in die Welt hinaustragen wollen. Historische Persönlichkeiten, Künstlerinnen und Künstler und natürlich auch Politiker werden dabei gekonnt mit fiktiven Elementen und Figuren vermischt und schon nach kurzer Zeit fühlt man sich als Leser mitten im Geschehen, zu Besuch bei Familie Jaschi, ja sogar als Teil der Familie Jaschi und hört Kitty ihre Lieder von der perfekten Welt trällern und sieht Andro im Garten Engel schnitzen.
Was ich besonders an diesem Buch geschätzt habe, weil es mir so bekannt vorkam, ich so viele Formulierungen in ähnlicher Form bereits gehört und bei meinen Komilitoninnen und Komilitonen aus Georgen identische Mentalitäten, wie die überbordende Gastfreundschaft, ein wenig Trägheit und vor allem ganz viel Herzlichkeit erleben durfte, waren Nino Haratischwilis Beschreibungen ihrer Heimat. Diese 1280 Seiten sind eine einzige Liebeserklärung an ein Land und seine Bewohner und wie es auch manchmal in der Liebe sein kann, hadert man, ärgert sich, streitet sich und verletzt sich. Und doch ist da am Ende diese grosse Zärtlichkeit in Haratischwilis Sprache, die so verzeihend und hoffnungsvoll in die Zukunft blickend von trunkenen Nachmittagen, Menschen, die sich zuerst ausschlafen müssen, bevor sie demonstrieren können, von Politikern, die immer wieder enttäuschen und deren Ersatz doch jedes Mal für neue Hoffnungen sorgt und von Herzlichkeit, Nähe, Stolz und Stärke erzählt.

Meine Empfehlung:
Wenn es nur ein Buch gibt, das ihr in eurem Leben wirklich lesen SOLLT, dann ist es "Das achte Leben (für Brilka)".

Veröffentlicht am 20.05.2018

Lesen!

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Das achte Leben verlangt Geduld und Durchhaltevermögen, ein gutes Gedächtnis für Namen, Zahlen und Fakten und ein Interesse an der Geschichte von Russland und Georgien. Wenn man diese Kriterien erfüllt, ...

Das achte Leben verlangt Geduld und Durchhaltevermögen, ein gutes Gedächtnis für Namen, Zahlen und Fakten und ein Interesse an der Geschichte von Russland und Georgien. Wenn man diese Kriterien erfüllt, kann man sich auf eine interessante, spannende und sehr detaillierte Familiengeschichte freuen.

Ich habe für das Buch ein paar Monate benötigt, was nicht daran lag, dass es langweilig war, sondern, dass es mich immer wieder überrascht, geschockt und nachdenklich gemacht hat. Von vielen geschichtlichen Fakten und Vorfällen, von politischen Einflüssen und Intrigen wusste ich nichts und musste diese erst einmal verarbeiten. So habe ich mich Stück für Stück der Familie von Brilka genähert und mit ihnen viele schlimme und ein paar wenige gute Zeiten durchlebt (durchlesen). Man lebt förmlich in dieser Familie, denn man begleitet sie durch mehrere Generationen und durch die vielen politischen und wirtschaftlichen Ereignisse, die nicht spurlos an der Familie vorbeigegangen sind.

Die Autorin hat alles sehr detailliert beschrieben, so dass man sich schnell ein Bild im Kopf aufbauen konnte. Sie schreibt so gut und flüssig, dass man fast schon einen Film für das eigene Kopfkino erhält. Das Buch wirkt nach und beschäftigt schon beim Lesen.

Ja, es sind sehr viele Seiten, die einen schon mal abschrecken können, aber wer sich die Zeit und die Muse nimmt, wird mit einer grandiosen Familiengeschichte belohnt.