Langweilig und unsympathisch
MordscoachDie Prämisse des Buches fand ich ganz witzig: gerade eine Therapeutin bzw. Coach tötet die Affäre ihres Mannes und wird dann wohl zur Serienmörderin. Es hätte ein Buch mit einer bösen, aber doch sympathischen ...
Die Prämisse des Buches fand ich ganz witzig: gerade eine Therapeutin bzw. Coach tötet die Affäre ihres Mannes und wird dann wohl zur Serienmörderin. Es hätte ein Buch mit einer bösen, aber doch sympathischen Frau sein können, dass Spannung aufbaut, in dem man sich fragt, ob sie wohl der Jagd der Polizei entkommen kann. Das ganze gespickt mit Humor und psychologischen Insights und es hätte gut sein können.
Tja, falsch gedacht. Mit Wortwitz kann das Buch nicht trumpfen. Der Humor ist über das ganze Buch repetitiv und kann einen nicht aus der Reserve locken.
Die psychologischen Elemente wirken arg aus der Luft gegriffen und absurd. Insbesondere die spontanen Einfälle, die natürlich mit einem sechsten Sinn erahnt werden, wirken übermäßig konstruiert. Viel brainstormt sie dann einfach während den Sitzungen und stellt so lange suggestive Fragen, bis die Klienten das sagen, was irgendwie dazu passt. Persönlichkeiten und Absichten durchschaut sie sofort und schreibt Personen ihre Einfälle zu, hier ein Beispiel:
> „Kommissar nickt. »Ich weiß«, sagt Quast und schaut mir ebenso direkt in die Augen. »Aber ich fand Regeln schon immer scheiße.« »Ah, das ist dein übersteigerter Autonomiedrang. Regeln sind Kontrolle, und das wirkt bedrohlich auf dich, du fühlst dich eingeengt, und daher der Wunsch nach Freiheit, diese Lonesome Wolf-Attitüde.«“
Der Spannung bleibt auch auf der Strecke. Alle Handlungen werden schon unzählige Kapitel davor angedeutet oder direkt vorab gesagt. Beispielsweise wird die Vergangenheit unserer Protagonistin immer wieder betont, obwohl es am Ende durch Jakob viel interessanter gewesen wäre. Durch dieses vorweg nehmen ist die Handlung dann einfach nicht überraschend.
Hinzu kommen die fadenscheinigen Mordabsichten und darüber hinaus sind ganze zwei von Morde einfach nur banale Unfälle - jemand fällt und ist sofort tot.
Die ganze Masche mit der Polizeiarbeit ist leider auch nicht überzeugend. Der Kommissar wird dann einfach angeflirtet und erzählt ihr alles aus den Ermittlungsarbeiten, ist klar. Einfach alles ist unrealistisch. -Ende
Unsere Protagonistin ist dazu unfassbar unsympathisch. Ein schlechter Mix. Ihre Gedanken sind ziemlich eintönig und flach und dazu kommt dann noch eine Bandbreite an Sexismus und Fatphobia. Ich habe tatsächlich gehofft, dass sie einfach auffliegt und verhaftet wird. Hier ein Beispiel zu ihren Gedanken bezüglich Seitensprüngen, bei der ich die Absicht zwar verstehe, das Wort „verantwortlich“ aber echt lächerlich ist:
> „Denn ich als Paartherapeutin weiß: Es sind in fast allen Fällen beide Partner dafür verantwortlich, dass sich einer von ihnen jemandem außerhalb der Beziehung zuwendet.“
Ihre Gedanken zu Sex mit ihrem Mann sind folgende:
> „Und es ist female empowerment at its best. Ich habe mir das genommen, was ich wollte. Meinen Mann.“
Und hier hat sie für mich den Vogel abgeschossen:
> „Jakob sitzt auf der Couch und liest. Ich sehe seine Wuschelhaare von hinten, und mich packt der Drang, von hinten hineinzupacken, sein Gesicht zu mir zu beugen und ihm einen langen, intensiven Kuss zu geben. Mir zu nehmen, was mir zusteht. Meinen Mann. Meinen Sex.“
Igitt!