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Veröffentlicht am 18.04.2022

Heraus aus dem Alltagschaos

Kopf über Wasser im Alltagschaos
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​ "Kopf über Wasser im Alltagschaos" ist ein Ratgeber der Autorin und Psychotherapeutin KC Davis.

Ich denke das Gefühl kopfüber im Alltagschaos unterzugehen, kennt so gut wie jeder und entsprechend gespannt ...

​ "Kopf über Wasser im Alltagschaos" ist ein Ratgeber der Autorin und Psychotherapeutin KC Davis.

Ich denke das Gefühl kopfüber im Alltagschaos unterzugehen, kennt so gut wie jeder und entsprechend gespannt war ich, wie die Autorin diesem Problem gegenübertritt.

Bereits auf den ersten Seiten wurde mir klar, dass ich nicht unbedingt die Zielgruppe bin. Chaos gibt es bei mir immer mal, aber dass sich bei mir der Müll stapelt oder das Duschen zum Problem wird, ist zum Glück noch nicht vorgekommen. Ich weiß auch nicht, ob jemand der derartige Probleme - und sich schon so weit vom Leben entfernt – hat, überhaupt noch dazu kommt, dieses Buch zur Hand zu nehmen, aber wenn, dann wäre es genau richtig. Mit ihrer „Fünf-Dinge-Aufräummethode“ fängt die Autorin wirklich bei null an und ich kann mir vorstellen, dass diese für jemanden, der überhaupt nicht mehr weiß, wo er anfangen soll, ein guter Ansatz ist.

Auch wenn es nur ein Rat von vielen ist, einmal die Woche von Papptellern zu essen, damit kein Geschirr zum Spülen anfällt, finde ich einfach nicht zeitgemäß, wohingegen ich den Gedanken, keine gleiche Verteilung der Arbeit, sondern eine faire Verteilung der Auszeiten zu schaffen, sehr gelungen finde.

Die Kapitel sind kurz und überschaubar. Dank des eingängigen einfachen Schreibstils liest sich der Ratgeber leicht und einfach. Dazu bietet die Autorin immer wieder die Möglichkeit innerhalb des Buches abzukürzen, so dass es möglich ist, es nicht in aller Ausführlichkeit zu lesen und trotzdem das Wichtigste mitzunehmen.

Was mir sehr gut gefiel, war dass hier auch die Selbstfürsorge und die mentale Gesundheit thematisiert wurden. Es ist okay, wenn gerade nicht alles perfekt läuft und ich habe trotzdem ein Recht darauf mich auszuruhen.

Mich konnte KC Davis nicht mit jedem Kapitel überzeugen, dennoch konnte ich aus ihrem Ratgeber einiges mitnehmen.

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Veröffentlicht am 16.04.2022

Nachwirkungen der Wende

Eine andere Zeit
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In ihrem Roman „Eine andere Zeit“ erzählt die Autorin Helga Bürster von den Nachwirkungen der Wende und greift damit ein Stück Deutsche Geschichte der jüngsten Vergangenheit auf.

Die Handlung beginnt ...

In ihrem Roman „Eine andere Zeit“ erzählt die Autorin Helga Bürster von den Nachwirkungen der Wende und greift damit ein Stück Deutsche Geschichte der jüngsten Vergangenheit auf.

Die Handlung beginnt im Sommer 2019 in einem Dorf in Vorpommern, in dem jeder jeden kennt und gerade eine neue Nachbarin – Frau Pohl – hinzugezogen ist, die den Einwohnern ein wenig suspekt erscheint. Im Anschluß gibt es einen Zeitsprung zurück in die 1970er Jahre zu Familie Familie Jendrich mit ihren Töchtern Enne und Suse, die später verschwindet. Christine ist die Cousine der beiden, lebt mit ihrer Mutter im Ruhrgebiet und freut sich jedes Jahr darauf ihre Verwandten im Osten zu besuchen.

Der Schreibstil von Helga Bürster ist ruhig und angenehm zu lesen. Sie greift die Atmosphäre im Osten gut auf und stellt die Lebensverhältnisse authentisch dar. Das Leben der Protagonistinnen wird in verschiedene Zeitebenen und der jeweiligen Perspektive erzählt, wodurch ich ihr Handeln und ihre Entwicklung nachvollziehbar fand.

Das Buch ist nicht spannend und es waren auch nicht die Geschichten um Suse und Frau Pohl, die mich hier gefesselt haben. Viel mehr fand ich die Darstellung der Unterschiede zwischen Ost und West und die Atmosphäre des Dorfes, die historischen Hintergründe, die ihre Spuren in der Gesellschaft hinterlassen haben, interessant und lesenswert.

Nicht alle Handlungsstränge werden zu Ende erzählt, aber das Leben geht weiter und für mich hat das so gepaßt.

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Veröffentlicht am 15.04.2022

Das Leben ist oftmals widersprüchlich voller Komplikationen

Liebesheirat
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„Liebesheirat“ ist ein vielschichtiger Familienroman der Autorin Monica Ali.

Yasmin und Joe wollen heiraten und anlässlich der bevorstehenden Hochzeit treffen sich die Familien, die aus zwei unterschiedlichen ...

„Liebesheirat“ ist ein vielschichtiger Familienroman der Autorin Monica Ali.

Yasmin und Joe wollen heiraten und anlässlich der bevorstehenden Hochzeit treffen sich die Familien, die aus zwei unterschiedlichen Kulturen stammen. Während Joes Familie liberal und unkonventionell ist, sind Yasmins Eltern konservativ und es stehen Traditionen im Vordergrund. Überraschenderweise verstehen sich die Mütter der beiden erstaunlich gut.

Der Schreibstil von Monica Ali liest sich angenehm und die kurzen Kapitel gefielen mir gut. Sie beschreibt ihre Charaktere authentisch und der Kontrast zwischen der aus Indien stammenden Familie von Yasmin und der äußerst emanzipierten Feministin Harriet, der Mutter von Joe, wird gelungen dargestellt. Dennoch wird hier nicht unnötig mit Klischees gespielt.

Ursprünglich hatte ich eine Story um Yasmin und Joe erwartet und wurde positiv überrascht. Hier geht es um viel mehr als um zwei Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, die heiraten wollen. Es geht nicht nur um Liebe und Heirat, sondern auch um Sehnsüchte, Sucht, Begierde und Treue. Es geht auch nicht allein um die Liebe zwischen Yasmin um Joe, sondern auch um die zwischen Eltern und Kindern, Geschwistern und Freunden. Gleichzeitig werden gesellschaftliche Konflikte und Probleme angerissen.

Dieser Roman ist vielfältig, so vielfältig wie das Leben und steckt voller Überraschungen. Ich habe das Buch gerne gelesen. Es ist gute, nicht ganz einfache Unterhaltung, die mich verblüfft und in Erstaunen versetzt hat.

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Veröffentlicht am 15.04.2022

Sprach- und bildgewaltig

Singe ich, tanzen die Berge
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„Singe ich, tanzen die Berge“ ist der zweite Roman der Autorin Irene Solà, der den Europäischen Literaturpreis 2020 erhielt und der bereits in über 21 Sprachen übersetzt wurde.

Nachdem der Bauer Domènec ...

„Singe ich, tanzen die Berge“ ist der zweite Roman der Autorin Irene Solà, der den Europäischen Literaturpreis 2020 erhielt und der bereits in über 21 Sprachen übersetzt wurde.

Nachdem der Bauer Domènec von einem Blitz erschlagen wird, bleibt seine junge Ehefrau Sió mit den Kindern und ihrem Schwiegervater alleine zurück. Das Leben in den Bergen ist nicht einfach, aber es muss weitergehen. Nach diesem Beginn taucht die Autorin in eine unglaublich poetische und magische Welt. Sie berichtet aus der Perspektive der Wolken, der Berge, von Pflanzen und Tieren.

Dabei ließ sie direkt Bilder vor meinem inneren Auge entstehen. Die Verbundenheit zwischen Mensch und Natur wird gelungen dargestellt, ist aber schwer zu greifen. Die Natur braucht uns Menschen nicht, eigentlich nichts Neues, wird aber hier auf eine völlig neue Art vermittelt.

Hier werden sehr viele verschiedene Themen angesprochen, u.A. durch Sió die Stellung als alleinerziehende Mutter, das ist sehr gut gemacht.

Die Beschreibungen der Natur sind grandios, sehr atmosphärisch und unheimlich toll gelungen.

"Bei manchen Menschen legt sich die Zunge quer und verdorrt ihnen im Mund, den sie dann nicht mehr aufbekommen, nicht einmal um ihren Kindern oder Enkeln etwas Nettes zu sagen, und so gehen die Familiengeschichten verloren, und alles dreht sich nur noch um das harte Brot, das du heute isst, den Regen, der heute fällt, und die Knochen, die dir heute wehtun.“ (Seite 27)

"… um zu überleben, müsse man manchmal seine Erinnerungen vergraben…" (Seite 129)

Allein diese beiden Zitate machen den intensiven und ungewöhnlichen Schreibstil deutlich.

Es ist nicht immer einfach sich innerhalb der Kapitel zurecht zu finden und ich habe einige Zeit benötigt, bis mir klar wurde, das hier alles gekonnt miteinander verbunden ist.

Dieser Roman ist ein kunstvolles, außergewöhnliches Werk, das ein wenig mehr Zeit erfordert als herkömmliche Romane, aber das Lesen lohnt sich.

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Veröffentlicht am 14.04.2022

Die Geschichte des Radios

Die Radioschwestern
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„Die Radioschwestern: Klänge einer neuen Zeit“ ist der erste Band einer neue Saga der Autorin Eva Wagendorfer.

Die Handlung beginnt 1927 in Frankfurt. Der Südwestdeutsche Rundfunkdienst wurde gerade ...

„Die Radioschwestern: Klänge einer neuen Zeit“ ist der erste Band einer neue Saga der Autorin Eva Wagendorfer.

Die Handlung beginnt 1927 in Frankfurt. Der Südwestdeutsche Rundfunkdienst wurde gerade gegründet und die drei Freundinnen Gesa, Inge und Margot sehen dort ihre Zukunft - Gesa als Hörspielsprecherin, Inge als Sängerin und Margot als Cellistin im Rundfunkorchester.
Der Schreibstil von Eva Wagendorfer ist sehr angenehm. Mit ihren Protagonistinnen hat sie drei sehr unterschiedliche Charaktere erschaffen. Jede von ihnen hat ihre Geheimnisse und kämpft mit unterschiedlichen Schwierigkeiten. Dennoch verbindet sie eine tiefe und innige Freundschaft, die gut zu spüren ist.

Die Kapitel beginnen jeweils mit einer kurzen Nachricht über eine Frau, die etwas Ungewöhnliches erreicht hat, wodurch die Atmosphäre und der Zeitgeist der 1920er Jahre gelungen eingefangen wird. Aber nicht nur dadurch, auch durch die Entstehung des Hörfunks und die gesellschaftlichen Gegebenheiten, die in die Handlung mit einfließen, konnte ich der damaligen Zeit gut nachspüren. Durch Perspektivwechsel bekommt man einen guten Ein- und Überblick über das Leben der einzelnen Charaktere und die Handlung liest sich durchgehend abwechslungsreich.

Es ist aber nicht nur das Leben der Freundinnen, das mich an diesem Buch gefesselt hat. Auch die Entstehung eines Hörspiels und andere Hintergrundinformationen über den Rundfunk waren sehr aufschlussreich.

Mir hat die Mischung aus Fiktion und historischen Fakten sehr gut gefallen. Ich habe einiges Neues erfahren und mich gleichzeitig gut unterhalten gefühlt. Solche Bücher mag ich am liebsten.

Das Nachwort rundet die gesamte Handlung gut ab und ich bin jetzt schon sehr gespannt, wie es für Gesa, Inge und Margot im nächsten Band weitergeht.

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