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Veröffentlicht am 17.11.2024

Eine Fantasy-Wohlfühl-Geschichte für alle, die slawische Mythen lieben

Tage einer Hexe
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Sturmgraue Wolken verdunkeln den Himmel, ein eisiger Wind lässt die Fensterläden klappern. Ein Sturm zieht auf und er verspricht einige unruhige Tage und Nächte. Fröstelnd ziehe ich mir die flauschig weiche ...

Sturmgraue Wolken verdunkeln den Himmel, ein eisiger Wind lässt die Fensterläden klappern. Ein Sturm zieht auf und er verspricht einige unruhige Tage und Nächte. Fröstelnd ziehe ich mir die flauschig weiche Kuscheldecke enger um die Schultern. Im Kamin brennt leise knisternd ein gemütliches Feuer und eine Tasse dampfend heiße Schokolade wärmt meine Hände und meine Seele. Doch in Gedanken sitze ich mit der Hexe Kosara am Tisch und verfolge gebannt ihr gefährliches Spiel um ihren Hexenschatten, der Quelle ihrer magischen Kräfte.

Das Buch „Tage einer Hexe“ aus der Feder von Genoveva Dimova, erschienen im Klett-Cotta Verlag, nimmt uns mit in eine düstere Welt voller Magie, voller Monster und voller Intrigen, in der sich die junge Hexe Kosara so mancher Herausforderung stellen muss, um ihren Hexenschatten zurückzubekommen und eine davon ist ihre eigene, finstere Vergangenheit.

Ich mochte Kosara auf Anhieb. Ihre Art ist forsch, manchmal gar frech und ihre Gedankenwelt ist herrlich sarkastisch ohne jedoch boshaft zu sein. Sie hat ein gutes Herz und wirkt nicht zuletzt durch ihre Ängste und Selbstzweifel unglaublich nahbar. Ein Charakter mit dem ich mich identifizieren kann, mit dem ich mitfühle und mitfiebere.

Und Kosara ist nicht allein. Denn was wäre ein wahres Abenteuer ohne strahlenden Ritter in… rotem Mantel? Und was wäre ein Krimi, denn zu einem kleinen Kriminalfall entwickelte sich Kosaras Suche nach ihrem Hexenschatten, ohne einen Polizisten? Ich muss sagen, Asen Bacharow hat hier einen wirklich guten Job gemacht. Er war mir sehr sympathisch, mir gefiel seine ruhige Art und ich mochte es, dass die Beziehung zwischen ihm und Kosara nicht zu einer typischen Liebesgeschichte wurde, sondern sich behutsam zu etwas Freundschaftlichem, Herzlichem entwickelte ohne sich dabei zu sehr in den Vordergrund zu drängen.

Und dann ist da noch der Bösewicht der Geschichte. Das schlimmste aller Monster. Der Zmey. Ihn fand ich besonders gelungen, denn ein Monster wie ihn findet man nicht selten auch in unserer Welt.

Eine angenehme Anzahl an Nebencharakteren rundet die Geschichte ab und ich empfand sie alle als ausgesprochen gelungen. Ein jeder von ihnen trägt seine ganz eigene Geschichte in seinem Herzen, wartet mit ganz eigenen Eigenschaften und Eigenheiten auf und zeugt von der Liebe mit der die Autorin die Welt und ihre Charaktere erschaffen hat.

So wurde ich angelockt von einem unglaublich schönen Cover und einem interessant klingenden Klappentext und wurde nicht enttäuscht. Mit ihrem lockeren, manchmal fast poetisch klingenden Schreibstil und so mancher humorvollen Szene inmitten der schaurigen Düsternis fing mich die Geschichte rund um Kosara ein und ließ mich voller Begeisterung in diese gefährliche Welt, die tief durchdrungen ist von der slawischen Mythologie, eintauchen und ich verlor mich nur allzu gern in ihr.

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Veröffentlicht am 31.10.2024

Eine phantastische Reise beginnt

Splitterkristall
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Kurzmeinung: Ein gelungener Reihenauftakt, eine Welt voller Geheimnisse und Magie und ganz besonderer Freundschaften

Rezension:
Es geht auf Mitternacht zu, der Wind wirft dicke Regentropfen gegen meine ...

Kurzmeinung: Ein gelungener Reihenauftakt, eine Welt voller Geheimnisse und Magie und ganz besonderer Freundschaften

Rezension:
Es geht auf Mitternacht zu, der Wind wirft dicke Regentropfen gegen meine Fensterscheiben, mit halbem Ohr lausche ich ihrem Prasseln. Das Feuer des Kamins ist zu einem Glühen heruntergebrannt und flackernde Schatten streifen um mich herum. Eine herrlich düster anmutende Atmosphäre, die sich in dem mystischen Cover des Buches verfängt, welches ich gerade beendet habe.

Splitterkristall,
der erste Band der Reihe „Die Schattenchroniken“
aus der Feder von Michael S. V. Preis.

Ich habe mich von dem Cover einfangen lassen, der Klappentext weckte mein Interesse und ich wurde nicht enttäuscht. Der Einstieg durch einen spannend gestalteten Prolog gefiel mir wirklich gut. Ich erhielt einen interessanten Einblick in einen Teil der Geschichte, in welchem sich das Schicksal einer geheimnisvollen Figur, dem Schatten, offenbarte und vielleicht sogar besiegelte?
Der Schreibstil, so sachte schwungvoll, las sich angenehm und leicht, angepasst an eine junge Leserschaft, und zauberte mir mit jedem Wort ein Bild in den Geist.

So begleitete ich die ungestüme Mira, welche mit einem für ein gerade einmal fünfzehn jähriges Mädchen herben Schicksal konfrontiert wurde. Ihre Mutter hatte sich nämlich dazu entschlossen sie ohne ihre Zustimmung, ja, ohne Vorwarnung, in die Abgeschiedenheit eines Internats zu verbannen. Ein Ort, fernab der Stadt, an dem strenge Regeln den Alltag der Schüler und Schülerinnen beherrschen. Für einen Freigeist wie Mira nichts anderes als ein Käfig. Und so sehr sie sich auch bemühte, sich anzupassen fiel ihr zunehmend schwer. Und als sie dann auch noch einem seltsamen Leuchten folgte, welches nachts aus einem verlassenen Haus drang, wurde ihr gesamtes Leben auf den Kopf gestellt.

Ich muss sagen, Mira gefiel mir als Protagonistin ausgesprochen gut. Ihre Gedanken und Gefühle waren nachvollziehbar, auch wenn ihre anfängliche Bockigkeit aus der Sicht eines Erwachsenen vielleicht etwas negativ erscheint. Im Verlauf der Geschichte zeigte sie sich sehr reflektiert und je mehr ich von ihr las, desto sympathischer wurde sie mir.
Auch die anderen Figuren empfand ich als gut geschrieben. Sie alle haben ihre Ecken und Kanten, sie alle haben ihren Hintergrund. Und sie alle tragen ihren Teil zur Geschichte bei, einen Teil, der hier und da sogar dazu einlädt das Gespräch zu suchen und über das ein oder andere wichtige Thema (wie beispielsweise Mobbing) zu sprechen.

So war der erste Teil des Buches vor allem damit erfüllt, wie sich Mira in und mit ihrer neuen Lebenssituation zurecht fand und als der phantastische Teil seinen Einzug in die Handlung hielt, passierte vielleicht ein bisschen viel auf einmal bis die Handlung gänzlich umschlug. Doch nicht zuletzt durch die wachsende Spannung und unterstützt von den unglaublich schönen Illustrationen und dem nach wie vor angenehmen Schreibstil, fand ich mich bald zurecht. Viel zu schnell gelangte ich an das Ende des Buches und der Cliffhanger ist für mich gelungen. Wenige Worte, doch oh, so schicksalstragend.

Und auch wenn es für mich hier und dort gern ein paar Seiten mehr hätten sein dürfen, um die ein oder andere Handlung ein wenig auszuführen und die Ereignisse etwas zu entzerren, und auch oder vielleicht gerade weil noch so viele unbeantwortete Fragen in mir umherschwirren, darf ich sagen, dass es sich hier um einen gelungenen Reihenauftakt handelt, der große Lust auf mehr macht.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.09.2024

Vom letzten Einhorn zum letzten König

Ich fürchte, Ihr habt Drachen
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Kurzmeinung: Ein märchenhaftes Fantasy-Abenteuer mit einigen Irrungen und Wirrungen

Rezension:
Peter S. Beagle – er dürfte vielen als der Autor von „Das letzte Einhorn“ bekannt sein – hat hier ein wahres ...

Kurzmeinung: Ein märchenhaftes Fantasy-Abenteuer mit einigen Irrungen und Wirrungen

Rezension:
Peter S. Beagle – er dürfte vielen als der Autor von „Das letzte Einhorn“ bekannt sein – hat hier ein wahres Wortwunder erschaffen, welches die Herzen seiner Leserschaft verzaubert und in eine Welt voller Magie entführt. Eine Welt, in der ein Prinz kein Prinz sein will und schon gar kein Held, eine Welt, in der ein Drachenjäger die Nase voll davon hat Drachen zu jagen, eine Welt, in der eine schöne Prinzessin mit ihrem Schicksal hadert, eine Welt, in der drei so unterschiedliche Charaktere aufeinander treffen, um sich gemeinsam dem wohl größten Abenteuer ihres Lebens zu stellen.

Mit seinen tiefen, angenehm dunklen Farben und der geschwungenen Schrift passt das Buchcover ganz wunderbar in die beginnende Herbstzeit hinein. Und so behutsam wie der zarte Hauch eines Herbstnebelmorgens, der die Welt in mystischer Sanftheit umarmt, begann auch die Geschichte ganz sacht und heimelig, durchzogen von einem feinen, fast schelmischen Humor, der mir ganz so schien, als würde er mit einem kleinen Augenzwinkern die gängigen Klischees des Fantasy-Genres auf liebevolle Weise hinterfragen. Die Handlung plätscherte zunächst dahin wie ein munter murmelnder Gebirgsbach und wir lernten die Charaktere näher kennen, die mir allesamt und jeder und jede auf ihre Weise sympathisch waren. Die drei Hauptcharaktere empfand ich als wunderbar herausgearbeitet, auch wenn mir hier und da ein wenig Tiefe fehlte – wie gern hätte ich mehr über sie erfahren, ganz besonders über Robert, der irgendwie mein Herz berührte. Ich konnte Prinz Reginalds Handeln und Denken gut verstehen, seine Geschichte erschien mir klassisch. Auch Prinzessin Cerise versucht ihrem Schicksal zu entrinnen und tat dies auf so mutige und beherzte Weise, dass ich nicht umhin kam durchaus beeindruckt von ihr zu sein. Sie alle haben ihre Geschichte, sie alle haben ihr Päckchen zu tragen und sie alle sind nicht unbedingt das, was man auf den ersten Blick vermutet. Und vielleicht ist es gar nicht so sehr die große Handlung, das Bezwingen des mächtigen Bösen, welche die Geschichte ausmacht, sondern die Entwicklung dieser drei Figuren, die mich nur so durch die Seiten fliegen ließ, ganz begierig darauf zu erfahren wie es weiter geht, wie es ausgeht.

Doch so gemütlich die Geschichte auch begann, als ich ungefähr die Hälfte des Buches erreichte, nahm die Melodie der Worte recht düstere Töne an, die mir letztlich sogar ein wenig grausig erschienen. Dies kannte ich jedoch bereits aus der Geschichte „Das letzte Einhorn“ und so nahm ich es nicht als unpassend oder gar schreckliche Wendung wahr. Ganz im Gegenteil wurde hier eine gehörige Portion Spannung hinzugefügt, die mein Interesse fesselte und mein Herz ergriff. Lediglich der letzten Teil, jener, der mir eigentlich eine Erklärung liefern sollte, geriet etwas wirr und ich stolperte manches Mal durch die Gedanken des Autors wie über die Wurzeln der knorrigen Bäume, die meinen Weg durch einen gar zu dunklen Wald säumen. Am Ende fügte sich dann jedoch alles, wenn auch mit einigem Nachdenken, zusammen und ich durfte das Buch mit einem zufriedenen Seufzen schließen.

So kann ich sagen, dass die Geschichte auf ganz charmante Weise mit einem außergewöhnlichen Abenteuer und liebevoll gestalteten Charakteren aufwartet und trotz einiger Irrungen und Wirrungen ein wirklich gelungenes, lebendiges und unterhaltsames Lesevergnügen bot, welches ich von ganzem Herzen genossen habe.

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Veröffentlicht am 22.09.2024

Ein Wichtel geht auf Reisen

Der kleine Grimlin und die große Portion Mut - Eine Freundschaftsgeschichte
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Ein kleiner Hobbit, daran musste ich gleich denken, als ich das Cover zum ersten Mal sah und daran muss ich auch jetzt denken, während ich das Buch in den Händen halte und vorsichtig darüber streiche. ...

Ein kleiner Hobbit, daran musste ich gleich denken, als ich das Cover zum ersten Mal sah und daran muss ich auch jetzt denken, während ich das Buch in den Händen halte und vorsichtig darüber streiche. Ein Hardcover-Buch, ich bin glücklich. Und so ein wunderschönes Cover. Der kleine Grimlin vor seinem Häuschen, bereit für ein Abenteuer, mit einem Lächeln in die Ferne (Zukunft) schauend und mit dem Wind der Veränderung in den Haaren.

Aus der Feder von Barbara Rose, illustriert von Laura Bednarski, erschienen im Baumhaus Verlag, wurde hier ein kleines Wunderwerk geschaffen, welches voller wunderbarer Weisheiten steckt und kleinen wie großen Leserherzen ein vergnügtes Funkeln schenkt.

Wir begleiten Grimlin, einen Wald- und Wiesenwichtel, auf seiner abenteuerlichen Reise durch den finsteren Zapfenfresserwald, in welchem er seinen besten Freund Tirili sucht, den er in höchster Gefahr glaubt. Dabei sind abenteuerliche Reisen so ganz und gar nicht nach seinem Geschmack. Viel lieber möchte er seine Ruhe haben, sein Mirabelmus kochen und seinen Wurzeltee trinken. Ich mochte Grimlin auf Anhieb. Denn obschon er so zurückgezogen lebt, manchmal ein bisschen brummelig wirkt und recht scheu allem und jedem gegenüber erscheint, so ist er doch ein wirklich liebes Kerlchen, freundlich und hilfsbereit und voller Mitgefühl für die Wesen seiner Welt.
Und so machte es viel Freude ihn auf seiner Reise zu begleiten. Die Namen der Wesen und Orte sind wirklich urig, alle Charaktere sind mit viel Liebe gestaltet und waren mir gleich sympathisch und der Schreibstil ist so herrlich leicht und lebhaft, ganz heimelig mit seinen gefühlvollen, fast poetischen Beschreibungen, wunderbar unterstrichen von den niedlichen Illustrationen.

Von Anfang an zeigte sich viel Weisheit in den lyrisch anmutenden Zeilen und bei einem gemeinsamen Lesen lässt sich sicherlich so manches entdecken, worüber man sprechen kann. Grimlin schafft es in seiner Freundschaft zu Tirili Kraft zu finden und den Mut sich seinen Ängsten zu stellen und obwohl er voreingenommen ist, bewahrt er sich eine gewisse Offenherzigkeit. Er hört zu, nimmt wahr und entdeckt eine ganz neue Sicht auf die Dinge. Ich muss gestehen, ich habe wirklich mitfiebern können, nicht nur mit Grimlin und das Ende hat mich rundum zufrieden seufzen lassen. Ganz besonders gefreut hat mich hier auch, dass neben all dem Über-sich-Hinauswachsen und Aus-sich-herauskommen deutlich wurde, dass es in Ordnung ist ruhiger zu sein, das es in Ordnung ist für sich zu sein oder nur mit seinem besten Freund und dass auch ein solches Leben einfach schön sein kann.

So schließe ich das Buch und ich kann es euch nur empfehlen.
Ob kleines oder großes Leserherz, diese Geschichte kann euch sanft berühren und in mir lässt sie ein ganz wunderbar wohliges Gefühl zurück.

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Veröffentlicht am 15.09.2024

Auf den Spuren von Robert Louis Stevenson

Die Leuchttürme der Stevensons
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Dunkle Wogen, windgepeitscht, mein kleines Seelenschiffchen inmitten des schäumenden Kessels. So manches Wort hallt in meinem Herzen nach und ich betrachte nachdenklich das Buch – Die Leuchttürme der Stevensons, ...

Dunkle Wogen, windgepeitscht, mein kleines Seelenschiffchen inmitten des schäumenden Kessels. So manches Wort hallt in meinem Herzen nach und ich betrachte nachdenklich das Buch – Die Leuchttürme der Stevensons, aus der Feder von Sabine Weiß, erschienen im Lübbe Verlag – das wunderschöne Cover, so schlicht gehalten wie ein altes Gemälde und auf seine ganz eigene Weise atmosphärisch. Wie gern hätte ich ihm gesagt was seine Geschichten für mich bedeuten. Die Schatzinsel, Der seltsame Fall des Dr. Jekill und Mr. Hyde, von denen viele schon mal gehört haben ohne so recht zu wissen wer sie eigentlich schrieb. Doch Sabine Weiß erschuf mit ihrem historischen Roman ein Werk, welches uns diesen besonderen Mann ein wenig näher bringt.
Robert Louis Stevenson.

Ich hatte es nicht schwer in die Geschichte hinein zu finden. Welch ungewöhnlicher Schreibstil, ganz verträumt mit all seinen wunderbar seltsamen Worten, beschreibend, belebend, ein bisschen fremd hier und da, dennoch oder vielleicht gerade deswegen, spannend und fesselnd. Ich habe mich gleich wohl gefühlt und folgte gebannt dem Geschehen, welches schon zu Beginn ganz schön Wind in den Segeln trägt. Schon der Prolog führt uns in ein wahrlich düsteres Kapitel.
Louis Stevenson, zarte 6 Jahre alt, ist ein kränkliches Kind und erleidet nicht nur leidvolle Hustenanfälle, sondern auch fiebrige Albträume, die seine arme, kleine Seele, aber auch seine Eltern und seine Amme in Angst und Schrecken versetzen. Ich konnte als geneigte Leserin so mitfühlen, dass ich ganz erleichtert war, als auf der nächsten Seite die geschwungene 1 auf das erste Kapitel hinwies. Doch während dieses Kapitel, ich kann es nicht anders sagen, denn ich liebe das Meer, so sanft und gemütlich beginnt, schlagen auch hier bald die Wellen hoch und bringen mein Seelenschiffchen ganz schön ins trudeln. Louis Albträume scheinen wirklich sehr real gewesen zu sein und er tut mir ehrlich leid. So etwas wieder und wieder zu erleben muss schrecklich gewesen sein.

Die Beschreibungen der Orte und Begebenheiten las ich gern – vielleicht weil ich derartige Bücher gewohnt bin und sie gern mag, sie wirkten auf mich sehr atmosphärisch und passend zu den Geschichten Stevensons selbst.
Die Charaktere waren mir indes allesamt angenehm. Viele waren mir sympathisch und ich konnte ihr Handeln und Denken nachvollziehen.
Louis als unser Hauptcharakter ließ mich besonders mitfühlen und mitfiebern. Seine kleinen Flegeleien und Albernheiten ließen ihn herrlich lebhaft wirken, er ließ sich durch seine Kränklichkeit und durch die Albträume nicht die Freude am Leben nehmen. Das finde ich sehr bewundernswert. Allein seine zögerliche Art ließen mich hier und da die Augen verdrehen. Er wirkte so... voller Tatendrang und doch tatenlos. Er schob vor sich her, schwänzte, scheute und sehnte sich doch nach so viel mehr.

So lege ich das Buch mit einem angenehm nachdenklichen Gefühl in mein Regal. Inmitten all der Zwänge, der Einschränkungen und (zu hohen) Erwartungen versuchte ein junger Louis Stevenson sich selbst und seinen Weg zu finden. Geplagt von Selbstzweifeln und tiefen Schuldgefühlen (insbesondere seinen Eltern und seiner ersten großen Liebe gegenüber) führte ihn diese Suche immer wieder in ziemlich extreme Situationen. Immer wieder, während ich von Louis Gedanken las und seine innere Zerrissenheit in meinem Herzen spürte, dachte ich, wie gern hätte ich ihm gesagt, was seine Geschichten – vor allem Die Schatzinsel – für mich bedeuten.
Ich habe das Gefühl, dass hier sehr gut recherchiert und ausgearbeitet wurde und durch den wirklich wundervollen Schreibstil wurden Charaktere, Orte, Zeit und Lebensgeschichte so wunderbar beschrieben, dass ich wirklich viel daraus mitnehmen, daraus lernen konnte.
Von mir eine klare Leseempfehlung.

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