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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2017

Sachbuch und Erzählung geschickt kombiniert.

Lautlose Stufen
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Hella Arnold ist 10 Jahre alt, geht zur Schule, wächst in eher ärmlichen Verhältnissen auf. Sie selbst fühlt sich jedoch rundum wohl, bis sie erkrankt.

Niemand weiß genau, um welche Krankheit es sich ...

Hella Arnold ist 10 Jahre alt, geht zur Schule, wächst in eher ärmlichen Verhältnissen auf. Sie selbst fühlt sich jedoch rundum wohl, bis sie erkrankt.

Niemand weiß genau, um welche Krankheit es sich handelt, aber sie muss oft ins Krankenhaus, versäumt Unterricht und kann - vor allen Dingen - kein Jungmädel werden. Das allein macht sie schon zur Außenseiterin, hinzu kommt noch, dass sie und ihre Eltern katholisch sind.
Den Leserinnen und Lesern erschließt sich schnell, dass Hella im Nationalsozialismus aufwächst. Wir begleiten sie, bis zu ihrem 14. Lebensjahr. Bemerkungen der Erwachsenen, die Hella mit anhört, sprechen eine deutliche Sprache. Gleichzeitig steht jedem Kapitel eine kurze, sehr gut verständliche Einführung in bestimmte geschichtliche Aspekte dieser Zeit voran. Einmal geht es um die Lehrer, denen die Mitgliedschaft in der NSDAP vorgeschrieben war, ein anderes Mal um Radios und Fernseher bzw. den Volksempfänger usw. Die erzählte Geschichte um Hellas Leben ist so eingebettet und erhält einen Rahmen, der es auch jüngeren Menschen erlaubt, die Geschehnisse einzuordnen.
Sicher wird vielen der Atem stocken, wenn sie die Rechenaufgabe lesen, in der die Schüler ausrechnen soll, wie viele Lehrer man einstellen könnte, wenn es keine “Krüppel” gäbe, die der Staat durchfüttern muss (S. 15). Doch dadrch wird schon an dieser Stelle das eigentliche Thema des Romans klar: es geht um lebensunwertes Leben.
Auch Hella, deren Krankheit sie daran hindert zur Schule zu gehen, wird als lebensunwert eingestuft, obwohl sie nähen lernt und beim Ausbessern von Kleidungsstücken hilft.
Der Titel des Romans bezieht sich auf die Stufen, die Hella in ihrem Haus nur benutzen darf, wenn sie sich nach unten schleichen will, ohne von den Eltern gehört zu werden. Sie ihrerseits hört dadurch einiges, was nicht für ihre Ohren bestimmt war.
Hella ist ein tapferes, auch mutiges Mädchen, das nicht unbedingt alles versteht, was um es herum geschieht, aber immer versucht, alles richtig zu machen.
Mehrmals wird die Geschichte richtig spannend. Der Autorin gelingt es, mit vielen Dialogen und eindringlichen Bildern vom Leben im Nationalsozialismus zu erzählen.
Inge Becher leitet ein Museum in Georgsmarienhütte. Den Anstoß zu diesem Buch gab das Projekt “70 Jahre danach - Generationen im Gespräch”, das die Autorin 2015 gemeinsam mit der Stadt Georgsmarienhütte und dem Anne Frank Zentrum durchführte.
Eine Leseempfehlung, gerade auch für Leseungeübtere.

Veröffentlicht am 02.02.2017

Interessante Lebenswelten

Ab morgen wird alles anders
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Auf 298 Seiten lädt Anna Gavalda die Leserinnen und Leser in fünf verschiedene Lebenswelten ein. Jede der fünf Kurzgeschichten entfaltet ihren eigenen Kosmos um die jeweilige Hauptfigur. Dabei sind die ...

Auf 298 Seiten lädt Anna Gavalda die Leserinnen und Leser in fünf verschiedene Lebenswelten ein. Jede der fünf Kurzgeschichten entfaltet ihren eigenen Kosmos um die jeweilige Hauptfigur. Dabei sind die Stimmungen recht unterschiedlich, die Kunstfertigkeit, mit der Figuren (und ihre Lebenshintergründe) zum Leben erweckt werden und zum Mitfiebern bzw. Mitleiden oder Mitfeiern einladen, ist überwältigend.
In „Mein Hund wird sterben“ ist der Sohn des Ich-Erzählers verunglückt und seine Ehe ebenfalls. Er liest einen Hund auf und tröstet sich mit ihm, doch nun droht der ebenfalls zu sterben.
„Mathilde“ ist eine junge Studentin, die etwas zu sorglos mit ihr anvertrautem Geld umgeht und dann eine erstaunliche Bekanntschaft macht.
„Meine Kraftpunkte“ erzählt von einem Vater, der ins Büro der Schulleiterin bestellt wird.
„Yann“ lernt die Nachbarsfamilie kennen und erkennt dadurch, dass er nicht wirklich glücklich ist und vielleicht selbst etwas dazu beitragen könnte, dass es mit ihm bergauf geht.
In „Minnesang“ macht Lulu eines Nachts „Party“ und trifft einen Menschen, der völlig anders ist, als sie erwartet hat.
In allen Kurzgeschichten erleben die Protagonisten etwas, das ihrem Leben eine neue Richtung verleiht, das ihnen etwas bewusst macht.
Meine Lieblingsgeschichte ist übrigens „Meine Kraftpunkte“, weil sie auf so einfache Art demonstriert, zwischen wie vielen Welten wir alle so tagtäglich pendeln und wie gut es ist, wenn ein paar Wahrheiten auch Wahrheiten bleiben. (Mal ganz abgesehen davon, dass sie beinahe schulbuchhaft die wichtigsten Regeln für Kurzgeschichten einhält und damit durchaus als Unterrichtslektüre eingesetzt werden könnte.)
Man möchte beim Lesen ständig jemanden neben sich sitzen haben, dem man die schönen Stellen, die ungewöhnlichen Wortschöpfungen oder Vergleiche vorlesen kann.
Ich habe das Buch ausgesprochen genossen, sowohl die Sprache, als auch die Melodie der Sätze, die Stimmungen, die Welten … unbedingt empfehlenswert.

Veröffentlicht am 26.01.2017

Rezepte für Senfsoßen, Dips und Würzmischungen, die sich schön verpackt auch als Geschenke oder Angebote für Basare eignen.

Tomatenpesto und Ingwersenf
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Nach einer kurzen Einführung unter dem Motto: Einfach - köstlich - selbst gemacht folgt eine Kleine Senfkunde. Danach geht es ans Ausprobieren: - Senfe und Senfsaucen, - Dips und - Würzmischungen, abgerundet ...

Nach einer kurzen Einführung unter dem Motto: Einfach - köstlich - selbst gemacht folgt eine Kleine Senfkunde. Danach geht es ans Ausprobieren: - Senfe und Senfsaucen, - Dips und - Würzmischungen, abgerundet von einem Register, dem Bildnachweis und wneigen Informationen über die Autorin.
Selbstverständlich existerit auch ein Rezept zur Herstellung eines “Basissenfes”, aber die Autorin räumt ein, dass er ein bisschen tricky herzustellen ist und empfiehlt die Verwendung eines gekauften Senfes als Grundlage für ihre Rezepte. Das erleichtert die Sache ungemein.
Wasabi-Senf mit Crunch ist in sekundenschnelle zubereitet, und man benötigt nur 3 Zutaten. Die Empfehlung, ihn für Gemüseeintopg einzusetzen, macht die Angelegenheit spannend und fordert zu Experimenten heraus.
Das Buch ist recht kleinformatig (ca. 16 x 21 cm). Jedes Rezept ist mit einer einseitigen Farbfotografie illustriert. Selbst die Rezeptseiten, die meist nicht sehr voll sind, da sowohl Zutatenliste als auch Arbeitsanweisungen recht übersichtlich sind, sind teilweise mit kleinen, farbigen Zeichnungen von Zutaten und Kräutern verziert.
Insgesamt macht es Spaß, in dem Buch zu blättern, sich die Tipps anzusehen, die vorschlagen, wozu die Rezepte passen könnten und sich dann etwas auszusuchen.
Auf einem Basar oder bei einem Tag der offenen Tür wäre ein Soßen-Dip-Stand mit Verkostung garantiert der Renner.

Veröffentlicht am 20.01.2017

Reimgeschichten - gereimte Gedichte mit viel Fantasie und Kreativität und beeindruckenden Illustrationen

Ein Teich voll mit Tinte
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Annie M.G. Schmidt ist eine niederländische Kinderbuchautorin, die für ihr innovatives Weiterentwickeln von Kinderliteratur die renommierte Hans-Christian-Andersen-Medaille erhielt. In Deutschland ist ...

Annie M.G. Schmidt ist eine niederländische Kinderbuchautorin, die für ihr innovatives Weiterentwickeln von Kinderliteratur die renommierte Hans-Christian-Andersen-Medaille erhielt. In Deutschland ist sie noch nicht so bekannt, war jedoch in der ZEIT-Kinderedition vertreten und “Die geheimnisvolle Minusch” diente als Filmvorlage. Entsprechend “gewöhnungsbedürftig” sind ihre Texte beim ersten Lesen.
Sie erzählen fantastische Geschichten, die sich reimen, nicht immer ganz rein, aber auf jeden Fall witzig. Trotz ihrer Kürze eignen sie sich nicht zum Schnelllesen, man muss sie sich auf der Zunge zergehen lassen, damit sich die gesamte Kraft der Bilderwelt entfalten kann. Das beginnt beim Tintenteich hinterm Haus, geht über die Familie, die im Eichenbaum wohnt bis zur lieben Frau Möller mit dem Braunbären im Keller. Skurril liest sich auch die letzte Geschichte des Buches, in der drei Räuber den Mond stehlen.
In allen Geschichten kommt es immer anders als erwartet, meist noch viel fantastischer. Und durchaus nicht immer lieblich.
Eindrucksvoll zeigen die farbenfrohen Illustrationen von Sieb Posthuma, was man sich bei den Geschichten vorstellen könnte. Gleichzeitig eröffnen seine Bilder eine weitere Dimension, gehen über das Erzählte hinaus, interpretieren es auf eine ganz eigene Weise und werden dadurch mehr als bloße Bilder, die den Aspekte des Textes darstellen. Bestätigt wird das durch die Tatsache, dass ganze Doppelseiten eingefügt wurden, die Illustrationen zu einem Text auf den vorhergehenden Seiten anbieten.

Veröffentlicht am 20.01.2017

Inspirationsquelle für ergebnisoffene und gefühlsoffene Diskussions- und Austauschrunden zum “Fühlosophieren”

Machen Bauchgefühle satt?
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Das quadratische Büchlein stellt 111 Fragen rund ums Thema Gefühle.
Gibt es richtige und falsche Gefühle? Kann ein Gefühl überhaupt falsch sein?
Gibt es Gefühle, die stark machen? Machen andere Gefühle ...

Das quadratische Büchlein stellt 111 Fragen rund ums Thema Gefühle.
Gibt es richtige und falsche Gefühle? Kann ein Gefühl überhaupt falsch sein?
Gibt es Gefühle, die stark machen? Machen andere Gefühle schwach?
Kann man genau das gleiche Gefühl mehrmals haben?
Marion Mebes stellt die Fragen (es gibt keine einzige Antwort im Buch - es sei denn, man betrachtet Gegenfragen als eine Form der Antwort). Die Illustratorin hat sie typografisch interessant umgesetzt und verleiht den Fragen teilweise eine weitere Ebene, bzw. liefert einen möglichen Lösungsansatz mit.
Das Buch eignet sich gut, um über Gefühle ins Gespräch zu kommen, aber auch, um allein darüber nachzudenken. Schließlich verstecken sich zahlreiche Denkanstöße hinter den Fragen, die auf den ersten Blick so einfach wirken.
Im Gruppen mit Schülern oder auch Erwachsenen können sich interessante Gespräche entwickeln, weil das Buch und seine Fragen so spielerisch daherkommen.
Der Titel “Machen Bauchgefühle satt?” macht neugierig, wirkt gleichzeitig witzig und da sich die Frage nicht so einfach beantworten lässt, schlägt man das Buch auf und liest - sich wundernd, lächelnd, kopfschüttelnd, nickend ... - auch die anderen Fragen durch.
Auch die Wortschöpfung “fühlosophisch” finde ich in dem Zusammenhang sehr gelungen, da sie alles ausdrückt, was nötig ist, um das Thema des Buches zu beschreiben.