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Bianste

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.05.2018

Spannende Erzählung

Schönbrunner Finale
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Oberinspektor Joseph Maria Nechyba arbeitet um 1815 in Wien, als ein Toter gefunden wird. Nicht nur aus professionellen Gründen ermittelt Nechyba besonders akribisch, auch seine Frau Aurelia sitzt ihm ...

Oberinspektor Joseph Maria Nechyba arbeitet um 1815 in Wien, als ein Toter gefunden wird. Nicht nur aus professionellen Gründen ermittelt Nechyba besonders akribisch, auch seine Frau Aurelia sitzt ihm im Nacken.
Doch dieser Kriminalfall ist eigentlich zweitrangig. Was den Roman dagegen bestimmt, ist die Atmosphäre in Wien und Umgebung im Ersten Weltkrieg. Der Autor zeigt in seinen Szenen welche Auswirkungen das Geschehen damals auf die einzelnen Leute hatte. Je nachdem, wo sie sich befanden, welcher Schicht sie angehörten etc.
Dabei entsteht ein beeindruckender Rundumblick auf die Gesellschaft dieser Zeit. Der Kriminalfall durchzieht die Handlung zwar wie ein roter Faden, doch Nechybas Wahrnehmungen, sein Hunger, seine Probleme, sein kritischer Blick auf die Welt, das alles schafft die notwendige Atmosphäre.

Veröffentlicht am 23.05.2018

Wer weiß? Wer weiß?

Nur Gisela sang schöner
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Der Dorfpolizist Jupp Backes ermittelt eher eigenwillig. Natürlich auch, was so anfällt, aber wenn seine bessere Hälfte ein Problem hat, lässt er alles liegen und stehen und eilt herbei. Und diesmal zu ...

Der Dorfpolizist Jupp Backes ermittelt eher eigenwillig. Natürlich auch, was so anfällt, aber wenn seine bessere Hälfte ein Problem hat, lässt er alles liegen und stehen und eilt herbei. Und diesmal zu Recht. Die Nachbarin hat tatsächlich das Zeitliche gesegnet, fragt sich nur auf eigene Veranlassung oder durch Mithilfe Dritter?
Jupp (und seine Gattin) glauben an Mord, doch die Mitarbeiter aus der Stadt, die eigentlich für solche Fälle zuständig sind, geben sich mit dem Selbstmord zufrieden, weil er weniger Arbeit macht.
Doch Jupp sieht das anders, wie so Vieles, und das ist auch gut so. Denn es erweist sich, dass er durchaus Recht hatte – doch wie sich das erweist, ist nicht so einfach zu erzählen, das muss man selber lesen. Denn der Autor bringt ein ganzes Portfolio skurriler Gestalten zum Einsatz, vom FKK-Fetischisten nebenan, über die Schwiegermutter mit Nachholneurose bis zur durchgeknallten Paartherapeutin ist vieles dabei, was einen schmunzeln lässt und die eigentlichen Ermittlungen manchmal in den Hintergrund treten lässt.
Das Buch liest sich einfach so weg und lässt einem mit einem Schmunzeln im Gesicht zurück.

Veröffentlicht am 23.05.2018

Was wäre wenn?

Frankfurter Schattenjagd
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Im Jahr 1986 ist der Reaktor von Tschernobyl kaputt gegangen – in Wirklichkeit – doch in der alternativen Wirklichkeit dieses Zukunftsthrillers war alles noch viel schlimmer, so schlimm, dass die Welt ...

Im Jahr 1986 ist der Reaktor von Tschernobyl kaputt gegangen – in Wirklichkeit – doch in der alternativen Wirklichkeit dieses Zukunftsthrillers war alles noch viel schlimmer, so schlimm, dass die Welt neu geordnet werden musste und kaum noch etwas so ist, wie wir es heute kennen. Da die Geschichte 2006, also trotzdem in unserer Vergangenheit spielt, ist Vieles vertraut und gleichzeitig völlig anders.
Gleich zu Beginn lernt man als Leserin die meisten handelnden Figuren in kurzen Kapiteln kennen, sowohl die Ermittler als auch die möglichen Verdächtigen bzw. zukünftigen Opfer. Gleichzeitig erfährt man eine ganze Menge über die Lebensbedingungen in dieser Realität. Und die sind kompliziert und brutal. Vertreter brutaler Geheimbündnisse werden eiskalt ermordet, zerstückelt und zur Schau gestellt. Zur Abschreckung? Die Ermittler wissen es nicht wirklich, tappen lange im Dunkeln, wissen nicht, wem sie trauen können und wem nicht, arbeiten sich langsam durch ein Gewirr aus Geheimnissen, bis sie die Tragweite erkennen und entsprechend reagieren können.
Die Hauptfigur, der Kommissar Xaver Xiang, Mischling wie viele, lässt uns in seiner Perspektive auch an seinem Privatleben teilhaben, und da tut sich derzeit eine Menge, besonders als Lilith in seinem Leben auftaucht. Doch ist sie gut oder böse?
Nun, so einfach ist diese Frage nicht zu beantworten, und gerade das macht diesen Krimi so spannend.
Es gelingt dem Autor, uns in seine Welt mitzunehmen und sie glaubwürdig zu vermitteln. Dabei setzt er nicht auf Beschreibungen und Erklärungen, sondern lässt seine Figuren handeln, was zu einer großen Personaldichte, mehreren Perspektiven und einigen Passagen führt , die anspruchsvoller zu lesen sind. Doch auch das macht durchaus einen Reiz aus.
Die Handlung ist spannend, man fiebert mit den Figuren mit und bekommt noch dazu eine alternative Realität präsentiert, die uns glücklicherweise erspart geblieben ist – eine Leseempfehlung, für alle, die sich darauf einlassen mögen.

Veröffentlicht am 09.05.2018

Genuss

Der letzte Spargel
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Alexa Rudolph, Der letzte Spargel
Ein Genuss
Als Poensgen, der Kommissar im Rollstuhl, erfährt, dass seine ehemalige Vermieterin umgebracht wurde, kehrt nach Hause zurück und beginnt sofort zu ermitteln, ...

Alexa Rudolph, Der letzte Spargel
Ein Genuss
Als Poensgen, der Kommissar im Rollstuhl, erfährt, dass seine ehemalige Vermieterin umgebracht wurde, kehrt nach Hause zurück und beginnt sofort zu ermitteln, natürlich auf eigene Faust und ohne die Kollegen mit ein zu beziehen.
Das bringt ihn in die eine oder andere bedrohliche Lage und nicht unbedingt bei der Lösung des Falles voran. Doch man kann ihn, den seit einem Dienstunfall gelähmten Ermittler, verstehen, denn er will umso stärker beweisen, dass er genauso einsatzfähig ist wie die Kollegen.
Sein Privatleben ist ein Desaster, aber die Zusammenhänge in der Familie der Ermordeten und ihr Umfeld werfen auch nicht gerade ein gutes Bild auf die Zustände dort.
Schließlich gelingt es, den Täter ausfindig zu machen und Poensgen ist auch privat ein gutes Stück vorangekommen.
Der Krimi liest sich gut und flüssig. Die Autorin nimmt einen an die Hand und begleitet einen durch die wirklich verzwickten Schlingen, die dieser Kriminalfall legt.
Freiburg und um zu spielen nicht so eine besondere Rolle, der Kriminalfall steht im Mittelpunkt. Die Figuren sind interessant gezeichnet und haben Charakter. Durchaus eine Leseempfehlung für Regionalkrimifans und Spargelliebhaber.

Veröffentlicht am 08.05.2018

Nachdenklich

Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden
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Nachdenklich macht einen das Buch des jungen Autors, Genki Kawamura, allemal. Der Briefträger ohne Namen, der Ich-Erzähler, der mit den Lesern durch das Buch wankt, bekommt die Diagnose, dass er einen ...

Nachdenklich macht einen das Buch des jungen Autors, Genki Kawamura, allemal. Der Briefträger ohne Namen, der Ich-Erzähler, der mit den Lesern durch das Buch wankt, bekommt die Diagnose, dass er einen Tumor im Gehirn hat und nur noch wenig Zeit auf dieser Welt verbringen wird.
Zuhause sucht ihn der Teufel auf und bietet ihm an, dass er für jeden Gegenstand, den er von der Welt verschwinden lässt, einen Tag länger leben darf.
Das setzt natürlich sofort die Überlegungen beim Lesen frei: Was würde ich verschwinden lassen? Und da fallen einem auf Anhieb viele Dinge ein.
Doch so einfach macht es der Teufel dem Postboten natürlich nicht. Er schlägt Dinge vor und dabei handelt es sich nicht um Bakterien oder Mundgeruch. Es sind jeweils genau die Dinge, die im Leben des Protagonisten eine besondere Rolle gespielt haben: Telefone, Kinofilme, Katzen …
Bevor er die Dinge verschwinden lässt, darf er sie noch einmal nutzen und dabei erinnert er sich an sein Leben, an verpasste Gelegenheiten und stellt fest, er sein Leben eigentlich nicht wirklich gelebt hat. Jetzt scheint es zu spät zu sein …
Das schmale Bändchen macht sofort neugierig, wenn man es in die Hand nimmt, es stimmt alles: Titelbild, Titel, Klappentext, auch das Buch startet fulminant. Doch irgendwann wird es ein wenig weinerlich, der Ich-Erzähler wiederholt sich und tut sich selbst unendlich leid. Erst das Ende versöhnt einen wieder ein wenig.
Trotzdem bleibt die Anregung, darüber nachzudenken, was bleibt, wenn ich gehe? Und will ich das?