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Veröffentlicht am 19.11.2021

Ein Paradies mit dunklen Flecken

Bretonische Idylle
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Eine Leiche wird in Concarneau angespült, ein bekannter Schafszüchter und Großgrundbesitzer von der Belle-Île. Das bedeutet wieder die ungeliebten Bootsfahrten für Dupin. Aber die Insel ist schon etwas ...

Eine Leiche wird in Concarneau angespült, ein bekannter Schafszüchter und Großgrundbesitzer von der Belle-Île. Das bedeutet wieder die ungeliebten Bootsfahrten für Dupin. Aber die Insel ist schon etwas Besonderes. Dupin kann sich ihrem Zauber nicht entziehen, das hochsommerliche heiße Wetter taucht die Insel und das Meer in ein ganz besonderes Licht, die Farbspiele sind betörend, so dass sich Dupin fast darin verliert. Aber Dank reichlich Petit Cafés kommt er noch rechtzeitig in der Wirklichkeit an.

Der Tote war wohl der meistgehasste Mann der Insel, krankhaft geizig und boshaft war es nur sehr schwer mit ihm auszukommen. Seine Angestellten, seine Ex-Frau, seine Mieter wissen alle ein Lied davon zu singen. Aber selbst wenn in der Bretagne die Uhren anders gehen, die Alibis von Dupins Verdächtigen sind erstmal hieb- und stichfest.

Ich habe die ersten Bände von Bannalecs Krimis – auch wenn das Pseudonym nun gelüftet ist, bleibe ich bei dem Namen – verschlungen und sie haben mich zu Reisen in die Bretagne verführt. Dann habe ich eine Pause eingelegt und nun beim zehnten Band wieder einmal zugeschlagen. Der Autor hat eine unnachahmliche Art in die Landschaft einzutauchen und seine Beschreibungen der Licht- und Farbspiele der Insel sind wunderschön.

Der Krimi entwickelt sich ganz routiniert, die Rollen von Dupins Mitarbeiter sind festgelegt, man weiß, wie Kadeg tickt und was Nolwenn alles ans Licht bringt. Dazwischen gibt es den regelmäßigen Koffein-Notstand von Dupin und seine Entdeckung toller Restaurants und Bars, wo er seinen Durst und Hunger stillen kann. Wie meist, wirkt Dupin ein wenig hektisch und seine Zustände, wenn er in ein Boot steigen muss, sind schon zu oft beschrieben worden, als dass sie noch überraschen. Das ist inzwischen auch etwas störend beim Lesen, man kennt Dupin und und die wiederholten Beschreibungen seiner Marotten beginnt zu langweilen.

Ich kann verstehen, dass der Autor inzwischen als „Mécène de Bretagne“ ausgezeichnet wurde. Seine Krimis sind großartige Liebeserklärungen an die Bretagne, die er so faszinierend beschreibt. So konnte ich fast vergessen, dass der Krimiplot nicht sonderlich spannend oder neu ist.

Deshalb runde ich auch auf 3,5 Sterne auf.

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Veröffentlicht am 17.11.2021

Eine Leiche im Keller

Sarg niemals nie (Betty-Pabst-Serie 1)
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Als Betty Pabst stressbedingt einige Tage bei ihrer Familie in Bielefeld ausspannen will, wird ihr gleich wieder klar, warum sie nach dem Abitur so schnell nach Berlin zum Studium geflohen ist.

Die Pabst ...

Als Betty Pabst stressbedingt einige Tage bei ihrer Familie in Bielefeld ausspannen will, wird ihr gleich wieder klar, warum sie nach dem Abitur so schnell nach Berlin zum Studium geflohen ist.

Die Pabst sind seit Generationen die Bestatter im Ortsteil Jöllenbeck und das Sarglager war früher Bettys liebster Spielplatz. Aber nun begegnen sich die Eltern nur gereizt und haben Geheimnisse, der Großvater zeigt demenzbedingte Ausfälle, will aber das Zepter nicht aus der Hand geben und der kleine Bruder scheint zum Ekelpaket mutiert. Als ob Betty mit ihren Beziehungsproblemen nicht schon genug Sorgen hätte, liegt nun im Keller ihre frühere Musiklehrerin. Angeblich an einem allergischen Schock nach einem Bienenstich gestorben. Aber nun ist Betty Ärztin, zwar erst überforderte Assistenzärztin, aber dass an diesem Tod nicht alles koscher ist, erkennt sie sofort. Aber weder ihr Vater, noch ihre Jugendliebe, inzwischen örtlicher Kriminalkommissar wollen sie ernst nehmen. Der alte Hausarzt, der den Totenschein ausstellte, reagiert natürlich sofort gereizt und wirft Betty aus der Praxis, aber die lässt nun nicht locker. Was stimmt nicht in diesem esoterischen Zentrum, das die Tote sehr erfolgreich führte?

Bestatter und Mord – das ist schon bei einigen Krimis ein Erfolgsrezept gewesen. Kein Wunder, dass mich der Titel auch gleich angesprochen hat. Der Plot ist wirklich ganz clever ausgedacht, Bienengiftallergie ist nicht grade selten und wie viele Morde unentdeckt bleiben, kann man nur ahnen.

Die Geschichte ist temporeich und ziemlich turbulent, aber auch etwas überladen. Betty muss ihren aktuellen Beziehungsstress verarbeiten und mit Kommissar Jonas kommt auch noch die Enttäuschung der ersten unerwiderten Liebe dazu. Und ausgerechnet mit ihrer ehemals besten Schulfreundin ist Jonas inzwischen verheiratet! Die Auftritte von Betty sind immer ziemlich wirr und unausgegoren, ihre Spurensuche kann man am ehesten mit tollpatschig beschreiben. Aber daraus resultiert weniger Humor, eher fand ich es nervig. Mal ist Betty taff und gleich danach wieder unsicher und hilflos. Letztendlich trifft es ein Satz aus dem Buch sehr gut: „ du sendest immer so widersprüchliche Signale“.

Der Autor schreibt unterhaltsam und als Drehbuchautor weiß er auch seine Pointen und Gags zu setzen, aber restlos überzeugt hat mich der Krimi nicht.

Und dann ist da noch die Frage, die mich schon lange umtreibt: Warum müssen manche Autoren in ihrer Kurzbiografie immer eine ganze Liste möglichst abwegiger, skurriler Tätigkeiten und Berufe auflisten? Warum hier ausgerechnet der oft genannte Totengräber fehlt, wundert mich – das hätte doch zum Plot gepasst.

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Veröffentlicht am 16.11.2021

Leider der letzte Band

Feind des Volkes
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Max Heller muss in seinem letzten Fall in Dresden einen Doppelmord aufklären. Wie schon früher macht er bei den Ermittlungen die Erfahrung, dass die Polizeiführung gern ein schnelles Ergebnis ohne großes ...

Max Heller muss in seinem letzten Fall in Dresden einen Doppelmord aufklären. Wie schon früher macht er bei den Ermittlungen die Erfahrung, dass die Polizeiführung gern ein schnelles Ergebnis ohne großes Aufsehen möchte. Sein neuer Chef Appelt ist sehr linientreu und als sich hier ein Verdächtiger mit mentalen Defiziten findet, ist das der ideale Täter. Zumal sich der Mann durch die Verhöre so unter Druck gesetzt fühlt, dass er gesteht um seine Ruhe zu haben.

Heller hätte gerne noch andere Spuren untersucht, aber das passt der Führung nicht und er wird in den Innendienst versetzt. Jetzt kurz vor seiner Pensionierung hält er still, die Lebenssituation ist immer schwieriger geworden. Es gibt deutliche Anzeichen, dass Heller überwacht und abgehört wird.

Doch dann meldet sich nach zwei Jahren der wahre Täter bei Heller und kündigt neue Morde an, so muss er wieder aktiv werden und dies unter ständiger Beobachtung und deutlicher Ausgrenzung.

Die politische Lage der DDR im Jahre 1961 ist so fragil, wie noch nie. Die Staatsführung will der Massenflucht etwas entgegensetzen. Wir wissen, dass es der Bau der Mauer war, aber Heller nimmt nur die zunehmende Unruhe der Partei wahr, für Personen wie ihn, die auf ihrer Meinung bestehen und kein SED Mitglied sind, werden die Zeiten rauer.

Ich habe alle Bände von Goldammers großartiger Krimi-Serie gelesen. Nicht nur, weil sie spannend sind, sondern weil ich sie auch als Zeitdokument der jungen DDR gelesen habe. Es beginnt unmittelbar nach dem Krieg, als die „Zone“ noch unter sowjetischer Verwaltung stand und die Hoffnungen auf einen eigenen Staat noch sehr jung waren. Alle Figuren werden vom Autor sehr lebensecht dargestellt und das macht den zeitgeschichtlichen Hintergrund besonders erlebbar.

Die Figur des Max Heller, der sich nicht den Nazis beugen wollte und der zunehmend merkt, dass im neuen Staat die Freiheit anders interpretiert wird, sich aber trotzdem nicht gleichschalten lassen möchte, ist beeindruckend. Er ist ein loyaler Beamter, der aber sein Umfeld kritisch sieht. Es geht ihm dabei nicht nur um die Knappheit in fast allen Dingen des täglichen Bedarfs, sondern um die fehlende echte Demokratie. Sein Sohn Klaus, als aktiver Mitarbeiter der Staatssicherheit ist ihm längst entfremdet. Seine Frau möchte zu ihrem jüngeren Sohn Erwin in die Bundesrepublik ausreisen, vor allem als spürbar wird, dass ein Studium für Tochter Anni nahezu aussichtslos ist. Der Zwiespalt zwischen Heimatliebe und Freizügigkeit zerreißt Heller fast.

Das ist ein großartiger und gelungener Abschluss für diese Reihe.

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Veröffentlicht am 10.11.2021

Commissario Tasso im Schnee

Commissario Tasso auf dünnem Eis
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Commissario Tasso – wie so viele Beamte – aus dem Süden Italiens nach Südtirol versetzt, hat sich mit dem Winter in den Bergen nie so recht anfreunden können. Ansonsten hat er sich arrangiert und auch ...

Commissario Tasso – wie so viele Beamte – aus dem Süden Italiens nach Südtirol versetzt, hat sich mit dem Winter in den Bergen nie so recht anfreunden können. Ansonsten hat er sich arrangiert und auch Verständnis für das immer spürbare Unbehagen der deutschsprachigen Südtiroler im Umgang mit den italienischsprachigen Behörden.

Im Grandhotel Bellevue in Meran wird die Leiche eines Kunstmalers gefunden, ein Mord im beschaulichen Städtchen. Ausgerechnet jetzt bekommt Tasso noch eine „Praktikantin“ aufgedrückt. Die Tochter des Bozener Bürgermeisters will vor ihrem Studium noch hospitieren. Eine Frau bei der Polizei? Das ist für Tasso kaum vorstellbar, da soll das Fräulein doch besser Kaffee kochen. Aber Mara Oberhöller hat da andere Vorstellungen und versucht sich durchsetzen.

Die Spuren führen von Meran bis nach Cortina d’Ampezzo und Tasso und Oberhöller scheuen keine Strapazen um das Verbrechen aufzuklären.

Schon das Titelbild verweist auf die 60ger Jahre, in der dieser Kriminalroman spielt. Als man noch in plustrigen Anoraks auf Holzski ins Tal fuhr und Aprés Ski ein Gugelhupf im gemütlichen Berghof war. Das ist schon nostalgisch. Die Autorin hat diese Zeit auch sehr gut als Hintergrund für die Stimmung in Südtirol eingebaut. Damals waren die Spannungen zwischen den beiden Volksgruppen hoch, es gab Anschläge und Misstrauen. Das macht sich in der Zusammenarbeit zwischen Mara und Tasso bemerkbar und vor allem auch Tassos Frauenbild, das mir auch schon für die 60ger Jahre etwas antiquiert schien, gibt Reibungspunkte. Aber er ist ja lernfähig.

Die Autorin schreibt einen leichten, unterhaltsamen Stil und nutzt auch die zeitgeschichtliche Zusammenhänge für ihren Spannungsbogen. Die Figuren sind sehr sympathisch beschrieben und wirken sehr realistisch. Trotz des italienischen Klangs steckt eine deutsche Autorin hinter dem Pseudonym, ihr Interesse an Land, Leuten und ihrer Geschichte sind immer spürbar.

Ein amüsanter Krimi, der mir sehr gut gefallen hat.

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Veröffentlicht am 09.11.2021

Die Familie Randlkofer

Dallmayr. Der Traum vom schönen Leben
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Es war ein mutiger Schritt als Anton und Therese Randlkofer ihren kleinen Kramladen verkauften und stattdessen das feine “Colonialwaren“- und Delikatessengeschäft Dallmayr übernahmen. Vor allem Therese ...


Es war ein mutiger Schritt als Anton und Therese Randlkofer ihren kleinen Kramladen verkauften und stattdessen das feine “Colonialwaren“- und Delikatessengeschäft Dallmayr übernahmen. Vor allem Therese hat ein unfehlbares Gespür für die Wünsche der Kunden und das braucht sie auch, denn schon nach kurzer Zeit verstirbt Anton. Als Witwe und Geschäftsfrau hat sie es nicht leicht, Ende des 19. Jahrhunderts traut man Frauen das nicht zu und auch ihr Schwager möchte sich nur zu gern das Geschäft einverleiben. Doch Therese ist stark und wird mit geschäftlichen und privaten Problemen scheinbar mühelos fertig.

Das Buch ist der Auftakt einer Saga über das berühmte Geschäft, das inzwischen schon zu den Münchner Wahrzeichen zählt. Interessant ist vor allem der geschäftliche Teil. Wie sich allmählich exotische Waren etablieren, wie Therese es schafft zum Hoflieferanten aufzusteigen und sie dem Geschäft das Gesicht gibt, das heute jeder kennt. Das habe ich mit Interesse und Spannung gelesen, allein schon wie die ersten Münchner Bananen, die Thereses ältester Sohn von einer Auslandsreise mitbringt, vermarktet werden, ist eine gelungene Anekdote.

Therese hat viele Ideen und es hat Spaß gemacht über das Wachsen dieses Hauses zu lesen, man hat den Geschmack der feinen Backwaren und Schokoladen auf der Zunge, besonders wenn der Lehrling des Hauses davon schwärmt.

Weil diesem Buch noch weitere Bände folgen sollen, lässt sich die Autorin natürlich viel Zeit für die Irrungen und Wirrungen der Familie. Das ist durchaus nett zu lesen, aber die vielen Fäden, die schon gesponnen werden, kommen wahrscheinlich erst in den Folgebänden so richtig zur Geltung.

Sehr gefallen hat mir der Blick auf das alte, großbürgerliche München. Diese Zeitreise hat die Autorin gekonnt und farbig in Szene gesetzt.

Ein richtiger Schmöker, mit dem man in die Welt von Dallmayr eintauchen kann.

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