Profilbild von Bibliomarie

Bibliomarie

Lesejury Star
offline

Bibliomarie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Bibliomarie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.10.2021

Krimi mit Urlaubsfeeling

Stürmische Algarve
0

Anabela Silva ist als Kind portugiesischer Gastarbeiter in Deutschland aufgewachsen. Nach ihrer gescheiterten Ehe kehrt sie zurück nach Portugal, wo ihre Eltern den Ruhestand verbringen. Ihre Mutter braucht ...

Anabela Silva ist als Kind portugiesischer Gastarbeiter in Deutschland aufgewachsen. Nach ihrer gescheiterten Ehe kehrt sie zurück nach Portugal, wo ihre Eltern den Ruhestand verbringen. Ihre Mutter braucht inzwischen Hilfe bei der Pflege des dementen Vaters und sie fühlt sie in Portugal auch ausgesprochen wohl. Zwar findet sie keine Anstellung als Journalistin, hat sich aber inzwischen als Dolmetscherin eine Existenz aufgebaut. Außerdem hat sie ein Näschen für ungelöste Kriminalfälle. So lernte sie auch Chefinspektor João Almeida kennen und lieben.

Bei einer morgendlichen Joggingrunde kommt sie an einem Wohnmobil vorbei, das von streunenden Hunden umlagert ist. Neugierig riskiert Anabela einen Blick ins Innere und sieht eine tote Touristin. Hat sie das Wohnmobil mit dem Holzgriff geheizt und das Kohlenmonoxid nicht bedacht und wo ist ihr Ehemann abgeblieben?

Anabela ist mehr als misstrauisch und alarmiert ihren Freund João. So wird aus dem Unfall bald ein spannender Kriminalfall, der sogar internationale Bezüge hat.

Es ist nicht der erste Kriminalfall, in dem Anabela tätig wird, aber jeder Band ist in sich geschlossen. Lediglich bei der Beziehung zu Inspektor Almeida gibt es eine fortlaufende Handlung, die sich aber auch dem Erstleser sofort erschließt. Die sympathische Protagonistin macht für mich den Hauptreiz des Buches aus. Sie ist empathisch, an den richtigen Stellen hartnäckig und als Kind zweier Kulturen auch sehr offen. So darf auch immer das Private mit in die Handlung einfließen und erweist sich zuweilen auch als hilfreich für den Fall.

Die Autorin lässt in ihren Algarve-Krimis auch die Landschaft wirken. Zwar war ich noch nie in Portugal, aber die Beschreibungen sind so farbig und lebendig, dass mich sofort ein Reisewunsch überkam. Da ist es auch ganz vorteilhaft, dass im Text immer wieder portugiesische Ausdrücke vorkommen, die im anhängenden Glossar erläutert werden.

Ein wirkliche spannender und unterhaltsamer Krimi mit ganz viel Algarve-Feeling.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.10.2021

Das Geheimnis von Easterham Manor

Das Geheimnis des Schneemanns
0

Nicolas Blake ist das Pseudonym des englischen Dichters Cecil Day Lewis. Während seiner Zeit als Schriftsteller und Hofpoet waren die Kriminalromane Blakes ein erforderliches Zubrot.

Sein Ermittler Nigel ...

Nicolas Blake ist das Pseudonym des englischen Dichters Cecil Day Lewis. Während seiner Zeit als Schriftsteller und Hofpoet waren die Kriminalromane Blakes ein erforderliches Zubrot.

Sein Ermittler Nigel Strangeways ist ein etwas exzentrisches Mitglied der Upper Class, dessen Onkel ein hoher Beamter bei Scotland Yard ist. Mit diesen Verbindungen gelingt es immer, sicher über die örtlichen Polizeidienststellen zu setzen und wird auch gern von hochgestellten Persönlichkeiten zum Lösen delikater Fälle gebeten.

Hier nun ist es eine ältere Dame, entfernt mit Nigels Gattin verwandt, die ihn bittet ein seltsames Vorkommnis auf Easterham Manor zu untersuchen. Während einer Seance hat sich die Katze der Restoricks äußerst merkwürdig verhalten, aber einen Spuk möchte niemand so recht glauben.

Nigel macht nun die Bekanntschaft der ganzen Familie Restorick, Hereward der Besitzer des Manors, seinem Bruder Andrew und der exaltierten Schwester Betty und anderen Weihnachtsgästen. Die Stimmung der Gesellschaft ist mehr als angespannt und als dann noch ein Familienmitglied tot aufgefunden wird, ist klar, Nigels ganze Kombinationsgabe und Intelligenz ist wieder einmal gefordert.

Blakes Kriminalromane gehören in die goldene Zeit der englischen klassischen Detektivgeschichten. Seine Fälle sind verzwickt wie anspruchsvolle Rätsel und verführen den Leser zum mit raten. Der Plot wirkt manchmal ein wenig gekünstelt, ist aber immer niveauvoll geschrieben und spiegelt die Eleganz der Gesellschaftsschicht. Aber auch die ist nicht von bösen Einflüssen gefeit und so wird hier Nigel Strangeways mit dem sprichwörtlichen Bösen konfrontiert.

Die Neuauflagen der Blake Krimis im Verlag Klett-Cotta sind sehr schön editiert, neu übersetzt und es macht Freude, die Klassiker neu zu entdecken.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.09.2021

Das 5. Gebot

Der Rabbi und der Kommissar: Du sollst nicht morden
0

Rabbi Henry Silberbaum erfüllt keines der Klischees, die man gemeinhin von Rabbinern hat. Er ist witzig und unkonventionell, - ich stelle ihn mir auch als gutaussehend vor – er hat einen guten Draht zu ...

Rabbi Henry Silberbaum erfüllt keines der Klischees, die man gemeinhin von Rabbinern hat. Er ist witzig und unkonventionell, - ich stelle ihn mir auch als gutaussehend vor – er hat einen guten Draht zu seinen Schülern und immer ein offenes Ohr für die Bewohner des jüdischen Seniorenstifts. Das bringt schon mal Konflikte mit dem Gemeindevorstand mit sich. Als die betagte und vor allem begüterte Ruth Axelrath stirbt wird Silberbaum stutzig. Klar, mit 80 und Herzleiden ist der Tod nicht ungewöhnlich, aber Ruth war erst vor Kurzem bei ihm. Klagte über ihren verschwenderischen und untreuen, jüngeren Gatten, sprach über eine Testamentsänderung und eine Stiftung für die Gemeinde. Da kam der Infarkt doch grade sehr gelegen und auch einige andere Kleinigkeiten irritieren den Rabbi.

Also spricht er mit Kommissar Berking, den er erst kürzlich unter kuriosen Umständen kennengelernt hat und versucht ihn zu überzeugen. Offiziell ist die Untersuchung abgeschlossen, aber nichts hindert Rabbi Silberbaum auf eigene Faust zu ermitteln.

Michel Bergmann ist der Autor des Romans „Die Teilacher“, der mich begeisterte und so ließ ich mir seinen ersten Kriminalroman nicht entgehen. Das war auch gut so. Der Krimi mit Witz und Esprit und viel Atmosphäre hat mit überzeugt. Man kann mit dem Buch in die heutige Welt einer jüdischen Gemeinde eintauchen, ganz nebenbei sehr viel über Kultur und religiöse Bräuche erfahren und den sprichwörtlichen jüdischen Witz genießen. Dabei wirkt das nie aufgesetzt oder belehrend.

Um zu ermitteln und den Täter ausfindig zu machen, muss der Rabbi einige unkonventionelle Wege gehen und begibt sich dabei selbst in Gefahr. Der Kriminalfall – wo Geld ist, ist auch ein Motiv – ist spannend. Schließlich wird vor allem aus Gier gegen das 5. Gebot verstoßen.

Letztendlich kann Rabbi Silberbaum den Fall lösen und es scheint, er hat mit Kommissar Berking einen Verbündeten und Freund gefunden, so kann der nächste Fall – wie sich schon als Cliffhanger andeutet, in Angriff genommen werden.

Ein Krimi, der aus der Masse hervorsticht und den ich nicht nur Fans von Rabbi Kemelman empfehlen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.09.2021

Die Schwestern vom Ku'damm

Die Schwestern vom Ku'damm: Ein neuer Morgen
1

Mit dem 4. Band der Thalheim-Saga sind wir nun im Berlin der Jahre 1966 1971 angekommen. In diesem Buch steht Tochter Miriam Feldmann, Miri genannt, im Mittelpunkt. Miri, die erst spät vom Patriarchen ...

Mit dem 4. Band der Thalheim-Saga sind wir nun im Berlin der Jahre 1966 1971 angekommen. In diesem Buch steht Tochter Miriam Feldmann, Miri genannt, im Mittelpunkt. Miri, die erst spät vom Patriarchen Friedrich Thalheim anerkannt wurde, arbeitet inzwischen, wie früher ihre Mutter Ruth, als Chefdesignerin für das Modehaus. Sie ist eine Modeexpertin, die immer am Puls der Zeit ist. Die „Swinging Sixties“ bedeuten auch für ein konservatives Modehaus eine neue Herausforderung. Die Frauen wollen Farben, kurze Röcke und das Flair der weiten Welt.

Aber auch im Privatleben gibt es Umbrüche für Miri und ihre kleine Familie. Ganz unverhofft wird sie mit 42 schwanger, nachdem es hieß, sie könnte keine Kinder bekommen. Eine freudige Überraschung, aber auch eine Herausforderung. Zudem begegnet Miri einem Mann wieder, der ihr in der Zeit als untergetauchte Jüdin, sehr nahestand.

Ich bin – wieder einmal – restlos begeistert. Ich kenne keine Autorin, die es schafft Geschichte so farbig und lebendig in ihre Romane einzubauen. Die punktgenaue Recherche der promovierten Historikerin machtdiese Roman-Reihe so besonders für mich. Aus jedem Buch erfahre ich mehr über Geschichte, als es ich aus Unterricht oder Sachbüchern kenne. Die vielen zeitgeschichtlichen Bezüge sind mir immer auch Anlass, mit tiefer mit den Ereignissen zu beschäftigen. Zum Beispiel, die untergetaucht in der Stadt lebenden Juden, U Boote genannt, die immer auf der Suche nach einem sicheren Versteck sind und Tag für Tag auf‘s Neue um’s Überleben kämpfen müssen. So wie Miri, die oft durch einen Geruch oder ein Bild wieder in die Vergangenheit zurück katapultiert wird und sich nur langsam mit ihren Erlebnissen ihren Vertrauten öffnen kann.

Daneben kommt aber auch die Familie Thalheim nicht zu kurz. Wir erleben Freude und Trauer mit ihnen, auch Streit und Versöhnung. Inzwischen ist der Thalheim Clan groß und bunt geworden. Rike mit ihrem italienischen Ehemann, Flori mit ihrem politisch links engagierten Lebensgefährtin, oder Miri selbst mit ihrer fast erwachsenen Pflegetochter Jenny, die einen unbekannten schwarzen GI zum Vater hatte.

Das gibt viel Stoff für emotionale Lesestunden, ich konnte mich dem Sog der Bücher einfach nicht entziehen und fühlte mich geradezu in die Sixties und die Familie versetzt.

Besonders gut gefallen hat, dass Brigitte Riebe wahre Ereignisse und Personen in ihren Roman einbaut. Die Szenen mit Rut Brandt habe ich sehr genossen.

Am Ende des Buches gibt es noch eine Zeittafel, die für mich eine ideale Ergänzung war.

Ich kann die Bücher von Brigtte Riebe nur jeder Leserin ans Herz legen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.09.2021

Jackie Dupont ermittelt

Tod am Canal Grande - Ein Fall für Jackie Dupont
0

Wieder ist die kapriziöse Jackie Dupont als Detektivin unterwegs. Ihr Weg führt sie nach Venedig, wo grade Ihr Verlobter, der Duke of Surrey mit der Restaurierung einiger Gemälde in der Basilica Santa ...

Wieder ist die kapriziöse Jackie Dupont als Detektivin unterwegs. Ihr Weg führt sie nach Venedig, wo grade Ihr Verlobter, der Duke of Surrey mit der Restaurierung einiger Gemälde in der Basilica Santa Maria della Salute beschäftigt ist. Und genau in dieser Kirche soll nach Jackies Angaben in der Nacht eine Frau ermordet worden sein. Aber von einer Leiche keine Spur.

Das elegante Pärchen ermittelt nun auf eigene Faust und sehen sich bald in Intrigen, Lügen und gefährliche Machenschaften verwickelt.

Die Krimis um Jackie Dupont haben ein ganz eigenes Flair. Das liegt an der Zeit, den leichtlebigen 20ger Jahren und der Upper Class, in der Jackie ihre Aufträge erledigt. Wobei es dieses Mal nicht um gestohlene Juwelen, sondern um einen handfesten Mord geht. Venedig als Schauplatz ist prächtig in Szene gesetzt, elegante Stadtpaläste, Gondelfahrten, der Lido – es macht einfach Spaß mit Kit und Jackie durch die Lagunenstadt zu streifen.

Sargent, ein knuddeliger, kleiner Hund mit einer ganz besonderen Spürnase, der Jackie nicht von der Seite weicht, setzt immer wieder liebenswerte Highlights in der Geschichte. Die Autorin erzählt ihren Krimi mit leichter Hand, witzigen Einfällen und Beobachtungen. Das fand ich ausgesprochen unterhaltsam und atmosphärisch. Tatsächlich gelingt es Jackie und Kit mit unkonventionellen Methoden einen außergewöhnlichen Fall zu lösen und die Entlarvung des Täters punktet dann noch mit einer Überraschung.

Wie ein roter Faden zieht sich das Geheimnis um Jackie Duponts wahre Identität durch die Geschichte und wird im Lauf der Krimis immer ein Stückchen weiter enthüllt. Jeder Fall ist in sich abgeschlossen und so kann auch der dritte Band ohne Vorkenntnisse gelesen werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere