Die Pignatelli Reihe geht in die zweite Runde …
ScheunenfundElena kann es nicht glauben, nachdem sie den Vorschlaghammer beiseitegelegt hat und in die Öffnung der Scheune, die sie unter anderem von Ihrer Großmutter Maria zusammen mit dem alten Landhaus „Villa Pineta“ ...
Elena kann es nicht glauben, nachdem sie den Vorschlaghammer beiseitegelegt hat und in die Öffnung der Scheune, die sie unter anderem von Ihrer Großmutter Maria zusammen mit dem alten Landhaus „Villa Pineta“ geerbt hat, geklettert ist, sieht sie vor sich allerlei Gerümpel, aber es zeichnen sich auch schemenhaft die Konturen mehrerer Autos ab. Kann es sein, ist es wirklich möglich, dass der Mythos um die geheimnisvolle Automobilsammlung ihres Urgroßvaters Gabriele und Großvaters Guiseppe wahr ist. Die Hinweise im Tagebuch ihres Urgroßvaters scheinen es zu beweisen und gleichzeitig offenbaren sie Unglaubliches. Die Aufzeichnungen reichen bis zu den Anfängen des 20.zigsten Jahrhunderts zurück. Elena muss unbedingt mit ihrer Großmutter Maria sprechen, sie scheint mehr zu wissen, als sie zugeben möchte.
Marco packt seine letzten Sachen, schließt seine Wohnung ab und lässt die Schweiz endgültig hinter sich. Sein Ziel klar vor Augen. Gemeinsam mit Elena will er ein Agriturismo auf dem geerbten Land in Apulien aufbauen. Schreiben kann er von überall, aber an der Seite Elenas gelingt ihm das noch viel besser. Im Gepäck befinden sich auch seine Züricher Verlegerin Kathrin sowie die Reporterin Selina, die über weitere abenteuerliche Reisen der beiden schreiben möchte, in der leisen Hoffnung auf einen noch viel größeren Coup zu stoßen.
Umbigwe, ehemals Koch auf der Fähre „Barbarossa“, hat es nach Sizilien verschlagen, genauer nach Castellammare, seinen Traum eines eigenen Agriturismo scheint aber in weite Ferne zu rücken. Das gekaufte Haus ist eine Bruchbude und die Touristen bleiben aus. Da trifft es sich gut, dass Elena und Marco seine Hilfe benötigen und er erstmal seinen Sorgen entwischen kann. Gesagt getan. Umbigwe steigt ins Auto und fährt einem weiteren Abenteuer entgegen.
Aus den einstigen Weg- bzw. Leidensgefährten sind mittlerweile gute Freunde geworden. So setzen sie gemeinsam alles daran um den Geheimnissen Marias langsam aber sicher auf die Spur zu kommen. Und dabei wühlen sie so einiges auf, was wiederum die italienische Steuerfahndung, alte Bekannte und korrupte Sammler, die auch vor Mord nicht zurückschrecken, auf den Plan ruft.
Die furchtbaren Schatten drücken schwer auf die sonst so resolute Grande Dame der Mafia. Maria muss sich entscheiden. Wird sie ihr Schweigen brechen und ihrer Enkelin Elena die nötige Unterstützung geben? Denn eins ist gewiss, Elena wird nicht aufgeben und weiter nach den verschwundenen Autos suchen.
Meine Eindrücke :
Dem Schweizer Autor Bruno Heter ist es mit diesem zweiten Teil wieder einmal gelungen, mir eine unglaublich aufregende und unterhaltsame Reise zu bieten, die mich erneut bis in den tiefsten Süden Italiens geführt hat. Unter schattigen Olivenbäumen, bei einem guten Glas Wein und herrlich köstlichen Essen hat er mich meine Umgebung vergessen lassen. Bis zum spannenden Ende habe ich mitgefiebert und war dabei als sich alles bis ins kleinste Detail klar durchdacht auflöste.
Selbst eine E-Mail Adresse für das Agriturismo wurde seitens des Autors eingerichtet. Man darf also gespannt sein, was sich daraus entwickelt. (anticapuglia.it)
Für mich war der zweite Band nochmal einen Ticken besser als der erste. Als geradezu fesselnd empfand ich die Rückblicke in Zeiten Elenas Urgroßvaters und Großvaters, als die verschollenen Oldtimer, halt noch keine verstaubten „alte Kisten“, sondern zum Teil außerordentlich schnittige Autos waren und der Autor unter anderem so bedeutende Rennfahrer mit in seine Geschichte eingebaut hat, die sich auch einen Namen im Kampf gegen die Nationalsozialisten gemacht haben. Diese dann in Nacht- und Nebelaktionen quer durch Europa fahren zu lassen um die wertvollen Autos eben vor jenen Schreckensgestalten zu verstecken, hat mir außerordentlich viel Spaß gemacht zu lesen. Genau das macht ein gutes Buch für mich aus. Es hat mich gepackt und ich war mittendrin statt nur dabei.
Aber auch die gut zusammen harmonisierenden Charaktere tragen diese Geschichte bis zum Ende. Hier setzt der Autor immer wieder auch auf starke weibliche Rollen, die selbstbewusst ihren Weg gehen. Sei es Maria, die den schweren Schicksalsschlägen trotzte, in einer Zeit, wo den Frauen wenig Gehör geschenkt wurde. Aber auch Elena, ihre Enkelin, die sich ihren Weg erst noch suchen musste oder eben in Form der Züricher Verlegerin Kathrin, die ihrerseits feststellt, dass Karriere vielleicht doch nicht alles ist. Dennoch bin ich froh, dass Bruno Heter nicht allzu sehr in die Lobhuldigungen des weiblichen Geschlechts abrutscht und auch den männlichen Charakteren auf Augenhöhe ein Mitspracherecht gibt und ihnen ihre Daseinsberechtigung einräumt. So sind diese unterschiedlichen Lebensgeschichten wunderbar harmonisch abgerundet und werden durch den Autor humorvoll oder gefühlvoll, aber immer emphatisch erzählt.
Es ist sehr erholsam, dass in diesem Thriller nicht an jeder Ecke geschossen, geballert und gemordet wird und das Blut nicht literweise von den Wänden tropft. Natürlich gibt es diese Szenen, sie halten sich aber in einem "gesunden Rahmen". Hier liegt das Augenmerk zur Abwechslung auf die Entwicklung der Geschichte. Und diese wird von Bruno Heter an jeder Stelle seines Buches gekonnt vorangetrieben.
Fazit:
Durch die gelungenen und sehr interessanten Rückblicke in die Vergangenheit, wird die Suche in der Gegenwart wirklich spannend. Es ist ein gut aufgebauter Thriller, der aber auch immer wieder zwischenmenschliche Beziehungen zulässt, und dieses Buch für mich insgesamt zu einem Wohlfühlbuch macht. Hier findet man zwischen alten Freundschaften, junger Liebe und anbahnenden Liebschaften eine packende Geschichte der Automobilindustrie, die top recherchiert Fiktion und Realität verbindet und Lust auf Teil drei der Pignatelli- Reihe macht.