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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2022

Wunderbar erzählte Familiengeschichte

Liebesheirat
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Geschichten in denen unterschiedliche Kulturen aufeinander prallen, haben es mir schon immer angetan. Der Roman, den Monica Ali hier vorlegt, ist in dieser Hinsicht etwas ganz Besonderes. Sie lässt sich ...

Geschichten in denen unterschiedliche Kulturen aufeinander prallen, haben es mir schon immer angetan. Der Roman, den Monica Ali hier vorlegt, ist in dieser Hinsicht etwas ganz Besonderes. Sie lässt sich beim Erzählen Zeit und so entstehen nach und nach sehr greifbare Charaktere und am Ende des Buches hat man das Gefühl, dass man sich von guten Freunden - nein von einer Familie - verabschieden muss.

In einigen anderen Rezensionen musste ich Begriffe wie: langatmig, ausschweifend, hätte kürzer sein können, lesen und es tut mir leid, dass einige Leser nicht mehr in der Lage sind, sich auf eine Geschichte einzulassen, für die die Autorin sich Zeit genommen hat. Für mich war kein Kapitel, keine Figur überflüssig, alles hat am Ende Sinn ergeben.
Ein ganz besonderer Familienroman, in dem die Menschen einfach menscheln, manchmal Dinge tun, über die man den Kopf schüttelt, Sachen denken und sagen, die man nicht sympathisch findet... und genau das macht die authentische Atmosphäre aus. Und ganz "nebenbei" erhalten wir Einblick in das schlechte Gesundheitssystem Englands und den Alltagsrassismus, der überall zu finden ist.

Ich mochte diese Erzählung sehr und werde gedanklich noch länger bei den Figuren sein, übersetzt von Dorothee Merkel.

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Veröffentlicht am 23.10.2022

Herzerwärmender herbstlicher Familienroman

Was uns bleibt, ist jetzt
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Vier Geschwister zwischen Mitte Vierzig und Sechzig finden sich im ehemaligen Elternhaus ein, um auf ihre demenzkranke Mutter aufzupassen, während der Vater sich von einem Sturz in der Klinik erholt.
Vier ...

Vier Geschwister zwischen Mitte Vierzig und Sechzig finden sich im ehemaligen Elternhaus ein, um auf ihre demenzkranke Mutter aufzupassen, während der Vater sich von einem Sturz in der Klinik erholt.
Vier Geschwister, die einander ein wenig aus den Augen verloren haben und durch die gemeinsamen Tage Annäherung erfahren, als sie mehr oder weniger viele Dinge "wie früher" machen: gemeinsam essen, spielen und letztendlich auch reden.
Was für ein aussergewöhnlich feinfühliger und liebevoller Roman, in dem Menschen miteinander agieren, wie im echten Leben. Gerade wenn man selbst Geschwister hat - mit größerem Altersunterschied, mit normalen Entfremdungen die das Leben so mit sich bringt - gibt es viele Momente, die unter die Haut gehen. Und wie sie allesamt mit der Mutter im fortgeschrittenen Demenzstadium umgehen, ist herzerwärmend.
Dazu noch der besondere Schreibstil, der mal poetisch anmuted, mal witzig und wortgewandt daher kommt - ganz großes Kino!

Ein ganz wunderbarer Herbstroman, mitten aus dem Leben gegriffen, da möchte man gerne eine Schwester sein und dabei sitzen. Das war wirklich ein tolles Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 19.10.2022

Ungeschönt und authentisch

Heldinnen werden wir dennoch sein
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Das war nun der dritte Roman von Christiane Wünsche, den ich gelesen habe und ich war wieder begeistert.
In diesem Buch geht es um Freundschaft, aber auch um Dinge die nicht gesagt wurden und nicht getan, ...

Das war nun der dritte Roman von Christiane Wünsche, den ich gelesen habe und ich war wieder begeistert.
In diesem Buch geht es um Freundschaft, aber auch um Dinge die nicht gesagt wurden und nicht getan, um Entwicklungen, die anders hätten verlaufen können... um das pure Leben, ungeschönt mit allen Schmerzen.
Auf der einen Seite begleiten wir sechs Teenager, die sich Ende der 70er zu einer Clique zusammenfinden und befreundet sind, bis Mitte der 80er Jahre etwas passiert, das die eingeschworene Gruppe empfindlich stört.
Im Hier und Heute gibt es nur noch vier der einstmals sechs Freunde und der Freitod des einen ehemaligen Freundes erschüttert sie in ihren Grundfesten und läßt die alten Zeiten wieder im Geiste lebendig werden, mit allen schönen und unschönen Erinnerungen.

Die Protagonisten waren mir nicht immer sympathisch, aber sie waren authentisch und ehrlicherweise konnte ich mich selbst sehr oft in ihren Gedanken und Handlungen wiederfinden, was nicht immer angenehm war.
In diesem Roman menschelt es gehörig, es gibt kein schwarz/weiß, die Personen sind mit all ihren Makeln und Irrungen beschrieben.
Der Zeitgeist der 70er und 80er Jahre ist großartig eingefangen und ich konnte Vieles aus meiner Kindheit/Jugend wiedererkennen (bin auch nur ein Jahr jünger als die Protagonisten). Aber auch viele unangenehme Themen aus dieser Zeit kommen auf den Tisch... nein, früher war sicher nicht alles besser und schöner.
Insgesamt ist die Erzählung kein Wohlfühlbuch, das will es auch nicht sein, es will Denkanstösse geben... wir sollten einfach mehr miteinander reden, richtig reden und zuhören.

Die Atmosphäre dieses Buches wird mich sicher noch eine Weile begleiten und beschäftigen.

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Veröffentlicht am 18.10.2022

Etwas unrund, aber nett

Zeit deines Lebens
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Ein - leider - unsympathischer Protagonist, eine mystische Figur, die gehörig in sein Leben eingreift, eine große Erkenntnis und viel Lebensweisheit für den Leser.... ein wenig Puderzucker, Glitzer und ...

Ein - leider - unsympathischer Protagonist, eine mystische Figur, die gehörig in sein Leben eingreift, eine große Erkenntnis und viel Lebensweisheit für den Leser.... ein wenig Puderzucker, Glitzer und Punschgewürz und fertig ist die bitter-süße Weihnachtsgeschichte.

Wäre der Hauptprotagonist ein wenig liebenswerter gewesen und hätte es weniger krude Metaphern gegeben, hätte ich diesem Buch sogar 5 Sterne vergeben... aber diese beiden Faktoren und ein etwas unschlüssiges Ende, haben die Erzählung etwas unrund wirken lassen.
Aber insgesamt eine nette Weihnachtsgeschichte, mit Punkten über die man nachdenken und die man gut zwischendurch weglesen kann.

Übersetzt von Christine Strüh.

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Veröffentlicht am 11.10.2022

Humorvoller Roadtrip mit Tiefgang

Marianengraben
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Wir erleben die Erzählung aus der Sicht Paulas, eine junge Biologiestudentin, die an ihren kleinen toten Bruder schreibt. Sie kann seinen Tod einfach nicht verarbeiten und ihre Trauer ist unverhältnismäßig, ...

Wir erleben die Erzählung aus der Sicht Paulas, eine junge Biologiestudentin, die an ihren kleinen toten Bruder schreibt. Sie kann seinen Tod einfach nicht verarbeiten und ihre Trauer ist unverhältnismäßig, sie ist schwer depressiv und bekommt ihr Leben kaum noch geregelt.
Eines nachts trifft sie auf den über 80jährigen Helmut, der ebenfalls einige Verluste zu beklagen hat. Gemeinsam starten sie einen ungewöhnlichen Roadtrip und ihre Gespräche drehen sich um Verlust und Trauer, aber auch um das Leben und Hoffnung.
Klingt traurig und trocken? Nöööö, ist es aber ganz und gar nicht! Das Aufeinandertreffen der beiden ist skurril und die Dynamik zwischen den beiden von urkomisch bis liebenswert.
Obwohl es im großen und ganzen um die Thematik Depression und Trauerbewältigung geht, ist dieses Buch im höchsten Grade unterhaltsam und an manchen Stellen schräg und an anderen durchaus philosophisch. Der Schreibstil ist sehr gefällig und man ist super schnell durch... leider, denn ich hätte Paula und Helmut noch viele Seiten begleiten mögen.
Auf jeden Fall eine Leseempfehlung von mir!

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