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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.05.2020

Hat meine Erwartungen nicht erfüllt

Das Jahr des Schurken
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Ein Sammelband mit voneinander unabhängigen Kurzcomics zu bekannten Schurken des DC Universums. Vom Joker über Black Mask zu Sinestro und Riddler wird hier von unterschiedlichen Zeichnern jeweils ein Abenteuer ...

Ein Sammelband mit voneinander unabhängigen Kurzcomics zu bekannten Schurken des DC Universums. Vom Joker über Black Mask zu Sinestro und Riddler wird hier von unterschiedlichen Zeichnern jeweils ein Abenteuer geboten. Aus Sicht der Schurken geschildert wirkte die Handlung allerdings auf mich teils erbärmlich teils albern. Gruselig war die erste Geschichte über den Joker, die den ganzen Wahnsinn dieses Schurken zum Ausdruck brachte. Am interessantesten war Sinestros Abenteuer. In sich stimmig, toll erzählt und wirklich gut. Der Riddler dagegen, der hier mit Tut zusammen auftritt, war von bemitleidenswerter Albernheit. Dinge, die man als rationaler Nichtcomicleser und nervtötender Actionfilmzerredner mit unangebrachter Logik hinterfragt, werden hier in Szene gesetzt. „Wozu denn noch zwei Krokodile?“ „Wir sind originell und stellen Batman jetzt zwei Türen zur Wahl. Dann weiß er nicht mehr, welche er nehmen soll.“ Dass weder Tut aus dieser Perspektive in seiner Motivation als Schurke überzeugte, noch der Riddler, der nichts weiter als Beachtung wünscht, ruinierte den Unterhaltungswert dann ganz.

Ich mag das DC Universum. Ich lese begeistert die Abenteuer der DC Helden, aber dieser Comicband hat mich zutiefst enttäuscht. Die Zeichnungen sind in Ordnung, aber inhaltlich überzeugte der Band gar nicht.

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Veröffentlicht am 26.01.2020

Was habe ich verpasst?

Die Erziehung des Herzens
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Als Frédéric zum Studium nach Paris kommt, hat er hochfliegende Träume und viele Pläne, doch alles verpufft als er Frau Arnoux trifft und sich Hals über Kopf in sie verliebt. Da sie als verheirate tugendhafte ...

Als Frédéric zum Studium nach Paris kommt, hat er hochfliegende Träume und viele Pläne, doch alles verpufft als er Frau Arnoux trifft und sich Hals über Kopf in sie verliebt. Da sie als verheirate tugendhafte Frau für den unbeholfenen, völlig realitätsfremden Jungen unerreichbar bleibt, freundet er sich mit ihrem Mann an. Die nächsten Jahrzehnte lähmt diese Liebe ihn in all seinen Unternehmungen, macht ihn blind für den Egoismus und das Schmarotzertum seiner Freunde und sorgt dafür, dass er nur um ihr alles zu erhalten sich fast völlig ruiniert.

Flaubert ist niemals eine einfache Lektüre. Melancholie, düstere Realität und unsympathische Charaktere sind Bestandteil seiner detaillierten Gesellschaftspanoramen. Hier hatte ich allerdings den Eindruck etwas Wesentliches verpasst zu haben. Zäh schleppte sich die Geschichte von Seite zu Seite. Frau Arnoux wurde für mich als Leser niemals zu dem hohen Ideal, das Frédéric in ihr sah, sondern ging mir schließlich gehörig auf den Geist. Den apathischen Protagonisten wollte man wahlweise treten oder ohrfeigen, um ihn endlich zur Besinnung und zum Leben zu bringen. Was Flaubert mit der Geschichte transportieren wollte, ist mir völlig entgangen. Weder mit Inhalt noch mit Drama konnte er mich packen. Um diese Geschichte zu würdigen, muss ich nach einem anständigen Kommentar mit Interpretationsansätzen suchen.

Das Nachwort des Übersetzers E.A. Reinhardt hat mir hier nicht weiterhelfen können. Er verliert sich zu sehr in seiner Flaubert-Begeisterung und beschränkt sich schließlich auf nebulöse Andeutungen, dass man schon wüsste, was der Roman bedeuten soll – und wenn nicht, dass ist man halt so ein Ignorant wie Flauberts Zeitgenossen.

Das Buch selbst konnte mich nur mäßig begeistern und ich bleibe mit dem dumpfen Gefühl zurück, etwas Wesentliches in ihm übersehen zu haben.

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Veröffentlicht am 26.01.2020

Eine schöne Idee zu wenig ausgeschöpft

Blackwood
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Nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter zieht Ge zu ihrer Tante Wanda nach Irland. Alles dort ist ihr fremd – von dem seltsamen Aberglauben bis zum Klatsch und Tratsch, der durch Radio Blackwood in Windeseile ...

Nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter zieht Ge zu ihrer Tante Wanda nach Irland. Alles dort ist ihr fremd – von dem seltsamen Aberglauben bis zum Klatsch und Tratsch, der durch Radio Blackwood in Windeseile durchs Dorf getragen wird. Als sie dem Charme des gutaussehenden Arian verfällt, muss sie feststellen, dass selbst er einem vorgezeichneten Weg zu folgen scheint und das Schicksal ihr hier von vornherein keine Chance gibt. Da findet Ge in ihrem antiken Schreibtisch einen Brief von ihrem zukünftigen Ich und plötzlich scheint alles ganz einfach zu sein.

Das Buch setzt eine äußerst originelle Idee sehr mäßig um. Schade, denn man spürt das verschenkte Potential förmlich pulsieren. Der Aufbau bleibt dem typischen Romantasy-Muster verpflichtet: Mädchen kommt an einen neuen Ort – trifft umwerfenden wahlweise vergebenen oder düsteren Jungen, bei dem sie keine Chance hat – Fantasyelement spielt herein bis es zum Höhepunkt der Geschichte kommt und alles wird gut. Bis zum letzten Drittel des Buches ist es eine unterhaltsame Lektüre, bei der mir allerdings die ewigen Schnitzelland- und [KUSS]-Wiederholungen ziemlich auf den Geist gingen. Als dann jedoch die Magie in den Mittelpunkt rückte wurde es banal. Es gibt im Prinzip keinen dramatischen Höhepunkt. Die ganze Spannung verpuffte und es dümpelte zum vorhersehbaren Ende. Wirklich schade, denn Geschichte wie Charaktere hätten eine Menge mehr hergegeben.

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Veröffentlicht am 03.08.2019

Streckenweise gut, aber mir zu viel Gepredige

Das Haus an der Küste
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Micha Taylor ist knapp 35 Jahre alt und hat alles erreicht, was man nur erreichen kann. Seine Software-Firma ist erfolgreich, er ist mehrfacher Millionär und mit seiner Geschäftspartnerin verbindet ihn ...

Micha Taylor ist knapp 35 Jahre alt und hat alles erreicht, was man nur erreichen kann. Seine Software-Firma ist erfolgreich, er ist mehrfacher Millionär und mit seiner Geschäftspartnerin verbindet ihn mehr als nur beruflicher Erfolg. Doch mit einem Brief seines Onkel Archie verändert sich alles. Archie vermacht ihm ein Haus an der Küste, das er extra für Micha hat bauen lassen. Widerwillig fasziniert fährt Micha dorthin und sein Leben gerät völlig aus den Fugen.

Ich bin unvoreingenommen an das Buch herangegangen. Der Schreibstil gefiel mir, Micha ist ein sympathischer Charakter und die Grundidee der Geschichte ist toll. Alles war gut bis der Text immer mehr zu einer Predigt wurde, die zwischen absolutem Christentum und absolutem Atheismus polarisiert. Einen Mittelweg gibt es nicht. Eine Verbindung mehrere Talente und Leidenschaften, eine Änderung eines bestehenden Lebensstils ist nicht möglich. Der Protagonist muss sich zwischen Alles und Nichts entscheiden, zwei Leben von denen eines spurlos ausgelöscht werden muss. Dieses Schwarzweißdenken kann ich nicht ausstehen und deswegen hat mir die Zuspitzung und der immer eindringlicher werdende doktrinäre Ton den Lesespaß verdorben. Das letzte Drittel des Buches war vorhersehbar und schwach.

Fazit: Gute Idee, bis zur Hälfte sympathisch geschrieben, doch dann stürzt das Buch rapide ab. Schade, es war sehr viel mehr drin.

Veröffentlicht am 28.07.2019

Ein dürftiger Geburtstagsband

Lustiges Taschenbuch Nr. 520
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Die Jubiläums- und Geburtstagsbände in der Reihe Lustiges Taschenbuch sind immer wunderschön und aufwendig gestaltet und normalerweise auch mit einer originellen Geschichte für das Geburtstagskind versehen. ...

Die Jubiläums- und Geburtstagsbände in der Reihe Lustiges Taschenbuch sind immer wunderschön und aufwendig gestaltet und normalerweise auch mit einer originellen Geschichte für das Geburtstagskind versehen. Für den 85. Geburtstag von Donald Duck hat man sich allerdings nichts einfallen lassen. Die Grundidee kam mir sogar recycelt vor. Die Geschichte, dass Fremde in Donalds Erinnerungen wüten und fast das Geheimnis um Phantomias lüften, habe ich schon mal gelesen. Die restlichen Geschichten sind ebenfalls banal. Die Literaturadaption, die ich normalerweise in den LTBs liebe, ist langweilig. Abgesehen davon, dass auch Jules Vernes „In 80 Tagen um die Welt“ schon mal verwertet wurde, ist der Schnelldurchlauf als „Gefangen in der E-Book-Version“ abgedroschen und uninteressant. Dabei ist gehören beide Grundideen eigentlich zu den besten Grundlagen einer LTB-Geschichte: Entenhausener Helden in der Weltliteratur und Uronkel Goofys geheimnisvolle Dachbodenschätze. Hier ist beides nicht lesenswert umgesetzt. Interessant sind dann jedoch die letzten beiden Erzählungen. Eine witzig-spannende Schatzsuche mit Onkel Dagobert sowie ein Comic, in dem Walt Disney selbst auftritt gemeinsam mit Salvador Dalí, zeichnerisch und inhaltlich angelehnt an die ersten Kurzfilme. Diese beiden Trostpreise können den Band allerdings nicht über die drei Sterne hinausheben. Ich vermisse originelle Ideen, witzige Geschichten und die Geburtstagswürdigung.

Zusammenfassen lässt sich dieser uninspirierte Band mit den Worten Daisys aus der Geburtstagsgeschichte „Werd erwachsen, Donald! Es ist nur ein weiterer Tag in deinem Leben!“ Genauso ist das ganze LTB: ein weiterer Teil einer Reihe, der schon lange die guten Autoren abhandengekommen sind. Seit Ende der 1990er warte ich darauf, dass frische Ideen und spannende Geschichten wieder Schwung nach Entenhausen bringen. Zeit wird es und immer wieder kommen auch Bände, die zeigen, dass sie es noch können. Dieser hier gehört nicht dazu.