Authentisch
Windstärke 17
Das Buch „Windstärke 17“ von Caroline Wahl ist im Dumont Verlag erschienen und fällt zu allererst aufgrund des wunderschönen Covers auf. Dies stellt vermutlich Acrylmalerei dar. Schaut man genau hin, ...
Das Buch „Windstärke 17“ von Caroline Wahl ist im Dumont Verlag erschienen und fällt zu allererst aufgrund des wunderschönen Covers auf. Dies stellt vermutlich Acrylmalerei dar. Schaut man genau hin, so lässt sich feststellen, dass sich darauf zwei Personen befinden, die vor einem wilden Meer stehen. Eine Person hat lange Haare und die andere kurze. Dies lässt Raum für Spekulationen. Es könnte sich sowohl um Ida und Tilda handeln als auch um Ida und Leif. Ich gehe vom letzten Aspekt aus. Links der beiden Personen befindet sich ein relativ großer schwarzer Berg bzw. ein Schatten dessen. Möglicherweise ein Schatten von den Kalksteinen auf Rügen. Ich gehe davon aus, dass es sich um die Schatten der Vergangenheit handelt, die Ida immer wieder einholen und die sie durchlebt.
Ich dachte zuerst, dass Windstärke 17 ganz unabhängig von 22 Bahnen gelesen werden kann. Sicherlich sind beide Bücher auch relativ weit losgelöst voneinander. Dennoch werden in Windstärke 17 Themen aufgegriffen, die man wahrscheinlich erst durch 22 Bahnen erfährt. Meine Empfehlung wäre daher, erst 22 Bahnen von Caroline Wahl zu lesen und im Anschluss daran Windstärke 17.
Der Schreibstil ist reif, emotional-neutral und ruft so einen ganz besonderen Geschmack in einem hervor - von Authentizität, durchdacht und poetisch.
Mir hat das Buch von vorne bis hinten richtig gut gefallen. Dies lässt sich vor allem auf Ida zurückführen, die im Buch hervorragend gezeichnet wurde. Die Handlungen die sie durchführt, ihre Gedanken, ihre Art zu kommunizieren mit andere Personen waren stimmig und in sich geschlossen. Auch am Ende des Buches bleibt sie sich treu und dennoch sieht man eine leichte Entwicklung bei ihr. Man erkennt, dass sie sich etwas gelöst hat, vor allem auch in Hinblick auf neue Vertrauenspersonen, die sie im Laufe des Buches gefunden hat wie zum Beispiel in Leif oder in Marianne und Knut. Dies mitzuerleben war herzerwärmend
Ida selber ist tendenziell eine Protagonistin, die aufgrund ihrer Wortwahl und ihren Handlungen möglicherweise ein wenig schwermütiger ist und dadurch bei einigen Lesenden nicht ganz so sympathisch ankommen könnte. Für mich ist sie dadurch noch sympathischer geworden, weil es glaubwürdig und authentisch war. Nun gilt es auch zu bedenken, dass Ida noch nicht so alt ist und für ihr Alter entsprechend handelt. Vor allem auch mit dem Hintergrund, was in ihrem Leben bisher passiert ist. Alles andere wäre auch fragwürdig.
Das schöne ist, dass im Buch sämtliche Metaphern und Handlungen miteinander verbunden werden und man hierdurch Idas Gedanken und Handlungen besser nachvollziehen kann. Gleichzeitig hat es mir auch gut gefallen, dass immer mal wieder etwas Humor einfließt und es Kleinigkeiten zum Schmunzeln gibt, was sich sicherlich auch auf Idas trockenen Humor zurückführen lässt.
Ich kann dieses Buch empfehlen und möchte gleichzeitig auch noch eine Empfehlung für eine Podcastfolge des Podcasts „Hotel Matze“ aussprechen. Dort war die Autorin Caroline Wahl zu Besuch und hat ein bisschen über das Buch berichtet, über ihre Gedanken aber vor allem auch über ihr Leben, ihre Gegenwart und Vergangenheit und das, was sie sich in Zukunft vorstellt. Das war unfassbar sympathisch. Hierdurch merkt man nochmal mehr, was für eine unheimlich gute Autorin Caroline Wahl ist und dass in einem Alter, indem man das noch gar nicht erwarten würde.
Ein grandioses Buch über individuelle Vergangenheiten, das Vertrauen und den Mut.