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Veröffentlicht am 28.06.2024

Lovestory vor tragischem Hintergrund

Herzklopfen in Wildberry Bay
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Am 02.09.1998 stürzte vor der Küste Nova Scotias ein Flugzeug ins Meer - es gab keine Überlebenden. Diese Tragödie hat sich Autorin Miriam Covi nicht ausgedacht - das ist wirklich passiert. Auf dem Flug ...

Am 02.09.1998 stürzte vor der Küste Nova Scotias ein Flugzeug ins Meer - es gab keine Überlebenden. Diese Tragödie hat sich Autorin Miriam Covi nicht ausgedacht - das ist wirklich passiert. Auf dem Flug von New York nach Genf kam es auf dem SwissAir Flug 111 zu einem Kabelbrand - mit dem Ergebnis, dass die Instrumente versagten und die Crew die Kontrolle über das Flugzeug verlor.

Mehrere Gedenkstätten erinnern heute in Nova Scotia an das Unglück - und eine davon ist der Ausgangspunkt dieses Romans. Denn Hauptfigur Helena ist dorthin gekommen, um ihrer Mutter zu gedenken, die vor 20 Jahren an dieser Stelle ums Leben kam. Doch aufgrund einer Unachtsamkeit findet sie sich plötzlich selbst in Lebensgefahr wieder. Gerettet wird sie von einem Mann, der sich zufällig in der Nähe aufhielt. Er kümmert sich um die geschockte Touristin und als sie panisch verkündet, wahrscheinlich ihr Schiff zu verpassen, fährt er sie nach Halifax. Mit dem Ergebnis, dass sie trotzdem zu spät sind - die Queen Mary hat längst Richtung Southampton abgelegt und Helena ist zunächst gezwungen in Kanada zu bleiben - denn Fliegen ist keine Option für die traumatisierte Frau.

Wie es weitergeht, kann man sich denken - Helena und ihr Retter fühlen sich zueinander hingezogen und die Leser begleiten sie auf ihrem Weg zum Glück. Doch das hat auch seine Schattenseiten - denn Helena und Luke verbindet viel mehr als sie zunächst annehmen... beide haben Erinnerungen an die Zeit nach dem Flugzeugabsturz damals und beide haben keine Ahnung, dass sie sich damals bereits begegnet sind...

Wie immer hat Miriam Covi eine wunderbare Love Story geschrieben, wenn auch diesmal mit deutlich ernsteren Untertönen und einer eher melancholischen Grundstimmung. Trotzdem kann man sich einfach fallen lassen in diesen Roman und lernt zudem noch viel über die tatsächlichen Begebenheiten rund um den 02. September 1998 und über seine Folgen für die Region und auch die Angehörigen der Opfer.

Es ist sicherlich schwierig, sich in einem „Wohlfühlroman“ eines so ernsten Themas anzunehmen, zumal es sicherlich noch genügend Leute gibt, die eigene Erinnerungen damit verknüpfen. Doch ich hatte den Eindruck, dass die Autorin die Geschichte mit viel Fingerspitzengefühl und Respekt geschrieben hat und versucht hat, einerseits die traumatischen Folgen für die Helfer und Angehörigen der Opfer darzustellen, andererseits aber auch positiv zu bleiben und zu zeigen, dass man trotz einer solchen Erfahrung hoffnungsvoll in die Zukunft schauen kann.

Mir hat dieser zweite Teil der Wildberry Bay-Reihe wieder sehr gut gefallen, was natürlich auch den vielen tollen Nebenfiguren geschuldet ist. So eine Gemeinschaft wünscht man sich - am liebsten würde man sofort die Koffer packen, um alle persönlich kennenzulernen.

Miriam Covi ist für mich eine Garantin dafür, dass ich mit einem Buch einen „Kurzurlaub im Kopf“ machen kann, dass ich gut unterhalten werde, dass ich die wunderbare Natur Kanadas erleben kann, ohne einen Fuß vor die Tür zu setzen - und auch dieser Roman hat das wieder geschafft. Ich mag ihre Bücher sehr und kann sie nur wärmstens weiterempfehlen!




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Veröffentlicht am 25.06.2024

Wohlfühlroman nach Goslings bewährtem Strickmuster

Forgotten Garden
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Sharon Goslings Wohlfühlromane haben mich schon zwei Mal begeistert und so wollte ich auch den neuesten Streich der Autorin unbedingt lesen. Doch statt mich zu überraschen, setzte sie in diesem Roman auf ...

Sharon Goslings Wohlfühlromane haben mich schon zwei Mal begeistert und so wollte ich auch den neuesten Streich der Autorin unbedingt lesen. Doch statt mich zu überraschen, setzte sie in diesem Roman auf Altbewährtes und konnte mich daher nicht mehr ganz so in Begeisterung versetzen wie mit ihren vorherigen Büchern – denn ich hatte das Gefühl, dass es kaum etwas Neues gab.

Da ist eine Protagonistin mit Selbstzweifeln (Luisa), eine neue Chance an einem unverhofften Ort (Collaton im Nordwesten Englands), ein potentieller Love Interest (Lehrer Cas), eine spröde Jugendliche mit Problemen, die im Laufe des Buches zu sich selbst findet (Harper) und eine Gemeinschaft von Menschen, die mit der Zeit zusammenwächst und von gegenseitiger Hilfe und Unterstützung geprägt ist. Mit fast genau den gleichen Zutaten war schon der letzte Roman der Autorin an den Start gegangen und hatte wunderbar funktioniert. Auch diesmal geht das Rezept auf und es entfaltet sich ein Wohlfühlroman, in den man sich fallen lassen kann.

Nur ist es eben nichts Neues mehr, nichts Überraschendes, und ich hatte einfach das Gefühl alles so ähnlich doch schon einmal gelesen zu haben – auch wenn das Thema natürlich ein ganz anderes ist als im letzten Buch und somit trotzdem ein gewisser Unterschied besteht. Aber – um mal metaphorisch zu sprechen: wenn ich Nudeln mit Tomatensoße geliebt habe und jetzt Reis mit Tomatensoße esse, schmeckt es immer noch – aber es bleibt eben auch Tomatensoße und bringt keinen neuen Geschmack…

Deshalb wurden meine Erwartungen doch ein klein wenig enttäuscht, denn ich hatte mir vom neuen Buch auch neue Ideen und eine neue Storyline versprochen – doch alles war recht vorhersehbar. Die Geschichten der Nebenfiguren kamen diesmal etwas kurz für mein Empfinden – es drehte sich doch alles sehr zentriert um Luisa, Cas und Harper.

Das heißt nicht, dass ich das Buch schlecht fand. Es hielt, was es versprach: eine Feel-good-Story mit Gemeinschaftsgefühl und einem kleinen Kribbeln zwischen den Protagonisten. Nette Unterhaltung - nicht mehr und nicht weniger.


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Veröffentlicht am 21.06.2024

Die „Jungferndiebe“

Season Sisters – Sommerstürme
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Anna Helford nimmt uns auch im zweiten Teil ihrer Season Sisters-Reihe wieder mit nach England und Wales. In diesem zweiten Roman der Reihe wird Summers Geschichte erzählt. Außerdem gibt es auch hier wieder ...

Anna Helford nimmt uns auch im zweiten Teil ihrer Season Sisters-Reihe wieder mit nach England und Wales. In diesem zweiten Roman der Reihe wird Summers Geschichte erzählt. Außerdem gibt es auch hier wieder einen zweiten, historischen Erzählstrang - diesmal mit einem sehr interessanten Hintergrund.

Summer ist Grundschullehrerin und als ein neues Mädchen an ihre Schule kommt, wird sie hellhörig. Denn die kleine Phoebe scheint mit ihrem Vater, einem Musiker, ein sehr unstetes Leben zu führen. Nach Summers eigenen Kindheitserfahrungen ist dies eine Situation, die sie mit allen Mitteln zu verhindern versucht. Doch wie so oft kommt es anders und Bryan Chapman ist irgendwie doch nicht so ein verantwortungsloser Vater, wie es zunächst den Anschein hatte... Als Bryan sie um Hilfe bei der Aufklärung eines mysteriösen Erbes bittet, lernen Summer und er sich näher kennen - und ergründen gleichzeitig die interessante Geschichte der „Thieves of virgins“.

Mir hat dieser leichte Roman auf zwei Zeitebenen wieder viel Spaß gemacht. Während man bei Summers und Bryans Geschichte aber schnell weiß, wohin der Hase hoppelt und auch nicht wirklich überrascht wird, sieht es im historischen Strang schon anders aus.

Mir war zunächst nicht klar, was es mit der Serie an Kunstdiebstählen auf sich hat. Bei den Beutezügen der mysteriösen Bande verschwindet immer auch ein weibliches Mitglied des Haushalts, sei es die Hausherrin, Tochter oder eine Dienstmagd und wird nie wieder gesehen. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, doch die Idee hinter dieser Bande fand ich wirklich pfiffig und nachvollziehbar. Was ich nicht so nachvollziehbar fand, war die Art und Weise, wie die Bande sich gründete und wie deren erster Coup dargestellt war. Ich kann leider nicht mehr dazu sagen, ohne zu viel zu verraten - das muss man selbst lesen und sich ein Urteil bilden.

Auch die geheimnisvolle Bewohnerin des Mysterious House blieb für mich etwas auf der Strecke - insbesondere die Art, wie am Schluss für ihr weiteres Auskommen gesorgt werden sollte, kam mir etwas an den Haaren herbeigezogen vor - als bräuchte man nur mal schnell eine Idee und alles ist schick... Die genannte Idee ist aus meiner Sicht zum schnellen Geld verdienen aber sehr ungeeignet und zudem noch sehr langwierig bis überhaupt mal Geld fließt, befürchte ich... kurzum, es passte für mich als Lösung nicht wirklich nachvollziehbar in die Geschichte rein.

Die Liebesgeschichte im historischen Teil war mir etwas zu lang gezogen - da habe ich mich schon ab und zu dabei ertappt wie ich die Augen gerollt und mir gewünscht habe, dass endlich mal was voran geht... selbst unter Berücksichtigung der Standesunterschiede und der damaligen Konventionen erschien mir das doch etwas zu weit gestreckt.

Trotz dieser kleinen Ecken und Kanten, die ich beim Lesen dieses Romans gespürt habe, war es doch ein sehr unterhaltsamer Ausflug nach Großbritannien. Insbesondere die Idee hinter den „Thieves of virgins“ fand ich außerordentlich gelungen. Und im Vergleich mit Band 1 mochte ich diesen 2. Teil sogar noch ein bisschen lieber :)

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Veröffentlicht am 19.06.2024

Wer will ich sein? Wer kann ich sein?

Wildhonig
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„Manchmal denke ich an all die seltsamen und wunderbaren Dinge dieser Welt - die lilafarbene Kartoffel, die Venusfliegenfalle, das Schnabeltier... Wenn es unter dem Himmel Raum für alle diese Wunderdinge ...

„Manchmal denke ich an all die seltsamen und wunderbaren Dinge dieser Welt - die lilafarbene Kartoffel, die Venusfliegenfalle, das Schnabeltier... Wenn es unter dem Himmel Raum für alle diese Wunderdinge gibt, könnte da nicht auch Raum für mich sein?“

Lilys Gedanken sind die ganz normalen Überlegungen einer 17jährigen. Wer kämpft in diesem Alter nicht manchmal mit dem Gefühl, ein Igel in einer Welt von Hasen zu sein? Doch Lily trägt ein Geheimnis mit sich herum - sie hat berechtigte Gründe, immer wieder an sich selbst zu zweifeln. Und doch ist da Asher, ihr Freund, der sie abgöttisch liebt.

Doch eines Tages ist Lily tot. Und Asher war derjenige, der sie fand. Nur fand? Oder ist die Geschichte doch ganz anders, als sie den Anschein hat? Schnell wird Asher unterstellt, er habe mit Lilys Tod zu tun. Er wird vor Gericht gestellt. Und nicht einmal seine Mutter weiß noch, ob sie ihrem eigenen Sohn glauben soll, denn er ist nun mal auch der Sohn ihres Ex-Mannes. Und der hat ihr regelmäßig Gewalt angetan...

Dieser Roman hat mich richtig mitfiebern lassen. Einerseits mit Asher, der so überfordert mit der Situation ist, dass er einem einfach nur leid tut - und obwohl man nicht weiß, ob man ihm glauben kann, will man ihm so gern glauben, dass alles so passiert ist, wie er es darstellt.

Andererseits habe ich mit Lily gefühlt, wenn in eingeschobenen Kapiteln ihre Geschichte erzählt wird, und an vielen Stellen auch gelitten. Denn im Laufe des Mordprozesses offenbart sich Lilys Geheimnis (ich verrate es jetzt, da es auf Amazon in der Buchbeschreibung nachzulesen ist und damit kein Spoiler): Lily ist ein Transgender-Mädchen. Und ihr Kampf gegen Vorurteile, gegen Alltagshass, gegen ihre Umwelt und manchmal gegen sich selbst ist so gut beschrieben, wie es nur von jemandem kommen kann, der das selbst erlebt hat - Co-Autorin Professor Jennifer Finney Boylan. Da sie selbst eine Trans-Frau ist, kann sie Lilys Wahrnehmungen so gut beschreiben, dass man unwillkürlich in ihren Bann gezogen wird. Für mich als cis-Frau war es faszinierend, die Welt quasi mit Lilys Brille zu sehen. Es war aber auch sehr ernüchternd, denn natürlich gibt es noch mehr als genug Vorurteile und Widerstände, gegen die Trans-Personen ankämpfen müssen.

Doch nicht nur Lily hat eine Geschichte - auch Ashers Mutter Olivia kämpft immer noch mit ihrer Vergangenheit. Olivia war Opfer häuslicher Gewalt in ihrer Ehe und hat nur durch ihren Sohn den Absprung aus der Beziehung geschafft. Auch ihre Wahrnehmung wird nie eindimensional geschildert, sondern immer sehr vielschichtig - wie Gefühle nun mal sind.

Mit diesem Roman ist den beiden Autorinnen deshalb nicht einfach nur ein spannendes Buch gelungen, sondern sie öffnen Augen und Herzen für die Belange von Transgender-Menschen, die viel zu oft von der Gesellschaft ausgestoßen werden. Außerdem stoßen sie erneut die Debatte um Gewalt in Beziehungen an - ohne erhobenen Zeigefinger. Es ist ein vielschichtiges Plädoyer für Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Toleranz und deshalb ein Buch, das man in diesem Jahr unbedingt gelesen haben sollte!





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Veröffentlicht am 10.06.2024

Er kann auch 19. Jahrhundert!

Tod auf der Elbe
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Mit dem Beginn der neuen Krimi-Reihe um Kriminalrat Gustav Heller ist Frank Goldammer nicht mehr nur der Dresdner Krimiautor für die Zeit ab 1945. Er wagt sich nun zurück bis ins Jahr 1879 und lässt den ...

Mit dem Beginn der neuen Krimi-Reihe um Kriminalrat Gustav Heller ist Frank Goldammer nicht mehr nur der Dresdner Krimiautor für die Zeit ab 1945. Er wagt sich nun zurück bis ins Jahr 1879 und lässt den Großvater seines bisherigen Protagonisten Max Heller ermitteln.

Die Zeit ist geprägt von ersten industriellen Fortschritten, die Gustav Heller fasziniert, aber auch teilweise recht skeptisch zur Kenntnis nimmt. Sein erster Fall hat auch gleich einen technischen Hintergrund: auf einem der neumodischen Dampfschiffe, die auf der Elbe fahren, ist ein Kessel explodiert und hat das Schiff zerstört und auch Menschenleben gefordert. Technisches oder menschliches Versagen? Oder steckt vielleicht etwas ganz anderes dahinter?

Die Zeit des späten 19. Jahrhunderts ist spannend, denn die technischen Fortschritte und auch die Fortschritte in der Kriminalistik lassen sich nicht mehr aufhalten. Diese Zeit des Umbruchs zu beschreiben ist allerdings auch eine ziemlich große Herausforderung, die der Autor aber mit Bravour gemeistert hat. An keiner Stelle hatte ich den Eindruck, etwas sei unlogisch oder der Zeit unangemessen geschildert worden. Ganz im Gegenteil, ich habe es genossen, Gustav Heller bei seinen Ermittlungen zu folgen – denn bei modernen Krimistoffen zwischen Smartphones und digitaler Forensik bleibt kaum noch Raum für die Spürnase oder den Scharfsinn eines Kriminalisten. Doch Gustav Heller hat diese Zeit – oder besser: er muss sie sich nehmen, denn schneller ging es damals eben nicht. Und das ist eigentlich auch mal ganz schön.

Bis in die „3. Reihe“ sind die Nebenfiguren gut gezeichnet und haben Ecken und Kanten. Allen voran Hellers Assistent Schrumm, der mitunter ungewollt für Schmunzler sorgt, aber eigentlich ein so helles Köpfchen ist, dass man Respekt vor ihm haben muss. Auch Hellers Frau Helene, die eine patente und selbstbewusste Frau ist, passt sowohl in die Zeit als auch in ein modernes Frauenbild. Nicht zuletzt spielt auch der sächsische König eine kleine Rolle und diese ist ebenfalls mit einem Augenzwinkern gestaltet.



Dieser erste Band der Reihe war für mich zwar kein atemberaubender Pageturner, aber doch ein wunderbar stimmiger historischer Roman, den ich gern gelesen habe und dem hoffentlich noch so einige Abenteuer für Gustav Heller folgen werden!

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