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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.04.2017

Wunderbar erzählter historischer Roman mit leiser Melancholie, aber auch Leidenschaft

Die zwei Leben der Florence Grace
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Florence Grace ist eine mehr als gebührende Nachfolgerin für Amy Snow! Ich finde diesen Roman sogar noch besser als das erste Buch der Autorin – und auch das hatte mich schon gefesselt. Aber Florence ist ...

Florence Grace ist eine mehr als gebührende Nachfolgerin für Amy Snow! Ich finde diesen Roman sogar noch besser als das erste Buch der Autorin – und auch das hatte mich schon gefesselt. Aber Florence ist eine tolle junge Frau, die sämtlichen Widerständen zum Trotz ihren Weg geht. Und ich habe sie gern dabei begleitet, mitunter auch gewünscht ich könnte ihr beistehen in den schwierigen Zeiten, die sie durchmachen muss, bis sie ganz zu sich selbst findet. Aber Florence beweist Tatkraft und Leidenschaft, die man als Leser gern mit ihr teilt.

Wir lernen Florence als Florrie Buckley kennen, in ihrem ersten Leben – als wildes Kind der Moore in Cornwall. Nach dem Tod ihrer engsten Familienmitglieder nehmen entfernte Verwandte sie in London auf – Florence wusste nicht, dass ihre Mutter in Wahrheit eine verstoßene Frau aus sehr guten Verhältnissen war. Dies ist der Beginn ihres zweiten Lebens. Doch die neue Familie begegnet ihr zum größten Teil mit Misstrauen, teilweise sogar Verachtung. Florrie geht durch harte Zeiten, in der ihr nur ihre beiden Cousins Sanderson und Turlington zur Seite stehen. Aber nach und nach wird aus ihr Florence. Florence Grace. Trotzdem hinterfragt sie, ob dieser Weg tatsächlich IHR Weg sein sollte und trifft einige unkonventionelle und moderne Entscheidungen - ein Wagnis in der viktorianischen Zeit.

Schon bei ihrem Erstlingswerk „Die Reise der Amy Snow“ habe ich den Schreibstil von Tracy Rees bewundert, aber in diesem zweiten Buch scheint sie ihn noch zu vervollkommnen. Der Autorin ist etwas Wundervolles gegeben: die Geschichte in genau den richtigen Worten zu erzählen. Der Stil passt zum historischen Gesamtbild, aber gleichzeitig können wir „modernen Leser“ etwas damit anfangen. Die Bilder, die Tracy Rees erweckt, sind zum Teil poetisch („Diesem Ort wohnte ein tiefer Ernst inne“), zum Teil aber auch erstaunlich realistisch.

Florence auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben und ihrem Weg zu sich selbst zu begleiten war für mich ein echtes Lesevergnügen!

Veröffentlicht am 08.04.2017

Leicht und spritzig wie ein Zitronensorbet

Das Glück schmeckt nach Zitroneneis
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Lust auf Urlaub? Oder Appetit auf ein leckeres Gelato? Kein Problem – mit diesem Buch kann man abtauchen in eine traumhafte Kulisse und hat beim Lesen den Geschmack von Eis auf der Zunge. Ein wunderbares, ...

Lust auf Urlaub? Oder Appetit auf ein leckeres Gelato? Kein Problem – mit diesem Buch kann man abtauchen in eine traumhafte Kulisse und hat beim Lesen den Geschmack von Eis auf der Zunge. Ein wunderbares, locker-leichtes Buch – ideal geeignet als Urlaubslektüre oder für einen Kurzurlaub auf Balkonien.

Es handelt sich hier schon um den 2. Teil der Geschichte rund um die Schwestern Anna und Imogen aus dem englischen Brighton. Aber keine Sorge – auch ohne Kenntnis des ersten Teils („Viviens himmlisches Eiscafé“) kann man dieses Buch genießen. Nachdem die Schwestern im ersten Teil das von ihrer Großmutter Vivien geerbte Eiscafé wieder auf Vordermann gebracht haben, geht es diesmal um ein Eiscafé in Italien. Im ersten Teil hatte Anna bei einem Workshop den Italiener Matteo kennen und lieben gelernt. Nun lebt sie mit ihm in Brighton und sie führen gemeinsam den Laden – aber Matteo sehnt sich nach seiner Heimat. Anna stimmt daher zu, ihm für einen Sommer nach Italien zu folgen. Ein geeignetes Mietobjekt ist schnell an der Amalfi-Küste gefunden. Und so nimmt ein Abenteuer seinen Lauf…

Währenddessen kämpft Imogen mit ihrem Fernweh. Hielt es sie doch früher nie lange an einem Ort und die Sehnsucht nach der weiten Welt bringt sie in Gewissenskonflikte. Mit ihrem Freund Finn, der in Brighton gerade seine Surfschule ausbaut, sesshaft werden? Oder doch lieber von Ort zu Ort reisen und Abenteuer erleben?

Sympathisch und irgendwie ganz leicht schildert Abby Clements die Erfolge, aber auch Konflikte ihrer Protagonistinnen. Ich habe immer mit den beiden Schwestern gefühlt, ihnen jeden Triumph gegönnt und bei jedem Misserfolg mitgelitten. Natürlich weiß man, dass es ein Happy end geben wird. Aber ist es nicht manchmal schön, zu wissen, dass am Ende alles gut ausgeht?

Ich habe diese Geschichte sehr gemocht und würde mich auch über einen dritten Teil sehr freuen!

Veröffentlicht am 03.04.2017

5 Kriminalfälle in einem Buch – da muss man mitdenken!

Selfies
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Es ist diesmal irgendwie eine ganz andere Art von Krimi geworden, den Jussi Adler-Olsen in seinem neuesten Roman erzählt. Diesmal steht nicht ein ganz besonders spektakulärer Cold Case im Vordergrund, ...

Es ist diesmal irgendwie eine ganz andere Art von Krimi geworden, den Jussi Adler-Olsen in seinem neuesten Roman erzählt. Diesmal steht nicht ein ganz besonders spektakulärer Cold Case im Vordergrund, sondern das Buch erzählt das, was grundsätzlich eher wahrscheinlich ist: wie Polizeikommissare fast daran verzweifeln, mehrere Fälle gleichzeitig auf dem Tisch zu haben und mit jedem irgendwie vorankommen zu müssen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das die tatsächliche Polizeiarbeit eher wiedergibt, als die sonst immer beschriebenen „großen“ Einzelfälle. Aber vom Leser wird dabei auch gefordert mitzudenken – die vielen Handlungsstränge geraten einem im Kopf sonst recht schnell durcheinander.

Alle bekannten Charaktere aus der Sonderdezernat Q –Reihe sind wieder mit dabei: neben Carl Morck sind Assad, Gordon, Morton, Hardy und Rose wieder mit dabei. Letzterer kommt in diesem Buch eine tragische Rolle zu – denn erstmals wird das Geheimnis um ihre psychische Labilität gelüftet und die Ursache ihrer Krankheit kommt ans Licht. Man leidet richtig mit, wenn man liest, wie verzweifelt Carl, Assad und Gordon versuchen, neben ihren anderen Verpflichtungen auch dem Rätsel um Rose auf die Spur zu kommen. Obwohl das ja eher privaten Interessen als den aktuellen Ermittlungen dient. Denkt man zumindest… denn am Ende sind doch irgendwie alle Fälle miteinander verknüpft.

Obwohl man als Leser mehr weiß als die Kommissare (der Autor schreibt auch aus der Perspektive eines bzw. mehrerer Täter), bleibt erstaunlicherweise die Spannung erhalten. Woran das liegt, ist mir nicht richtig plausibel geworden – aber es spricht für den Autor, dass er das hinbekommen hat.

Im Großen und Ganzen wieder ein gutes, interessantes und insbesondere psychologisch spannendes Buch von Jussi Adler-Olsen. Obwohl es mit meinem Favoriten „Verachtung“ (Band 4 der Reihe) nicht mithalten kann.

Veröffentlicht am 28.03.2017

Unheimlich interessantes Thema, aber die Berichtsform ließ es etwas zäh werden

Die Frau des Zoodirektors
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Dieses Buch stand schon eine ganze Weile auf meiner Leseliste. Mich hat es gereizt, die Zeit des 2. Weltkriegs aus der Perspektive einer Polin und vor allem vor dem Hintergrund des Warschauer Zoos zu erleben. ...

Dieses Buch stand schon eine ganze Weile auf meiner Leseliste. Mich hat es gereizt, die Zeit des 2. Weltkriegs aus der Perspektive einer Polin und vor allem vor dem Hintergrund des Warschauer Zoos zu erleben. Dass die Lektüre nicht gerade „schön“ sein würde, war mir klar. Und so war es auch – ich musste mitunter ganz schön schlucken. Besonders die Schicksale der Zootiere gingen mir am Anfang nahe. Im weiteren Verlauf des Buches waren es die ständige Angst und das Bewusstsein, dass jeder Tag der Letzte sein könnte, die mich bei der Lektüre traurig machten.

Dennoch entfaltete das Buch nicht die Sogwirkung, die ich erwartet hatte. Die Zeit und die Umstände, in denen Antonina und ihre Familie lebten, war zwar anschaulich und auch sehr detailgeteu dargestellt. Aber genau das war für mich auch die Krux des Buches – denn ich hatte mich auf eine „Nacherzählung“ in Form eines Romans eingestellt, aber es wird alles sehr berichtsmäßig erzählt und das machte die Lektüre für mich etwas zäh.

Loben muss man die akribische Recherche, die diesem Werk offenbar vorausging. Die Autorin hat sich sehr genau mit dem Leben der Antonina Zabinski auseinandergesetzt, hat ihre Tagebücher studiert, Zeitzeugen und Nachkommen befragt, Archive durchforstet. Das merkt man dem Buch deutlich an. Dennoch sollte man sich eher auf eine Sachbuch-Lektüre als einen Roman einstellen. Ansonsten wird man womöglich – so wie ich – ein klein wenig enttäuscht von dem Buch sein.

Ich bin nun gespannt, wie die Filmadaption des Stoffes aussieht – im Mai 2017 kommt die Verfilmung in die deutschen Kinos.

Veröffentlicht am 26.03.2017

Locker-Leichte Lektüre, aber bleibt sicher nicht im Gedächtnis

Ein Sommer wie kein zweiter
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Variante: Hörbuch im engl. Original ("The Olive Branch")

Wer einen locker-leichten Roman für den Urlaub sucht und wen vorhersehbare Entwicklungen nicht stören, der macht mit dieser Geschichte sicherlich ...

Variante: Hörbuch im engl. Original ("The Olive Branch")

Wer einen locker-leichten Roman für den Urlaub sucht und wen vorhersehbare Entwicklungen nicht stören, der macht mit dieser Geschichte sicherlich nichts falsch. Das Setting im schönen Italien verbreitet Urlaubsstimmung und Jo Thomas holt quasi die Sonne ins heimische Wohnzimmer.

Leider ist das aus meiner Sicht schon der größte Pluspunkt des Romans, denn irgendwie konnte mich die Geschichte nicht fesseln. Sie plätscherte so dahin (und teilweise, das muss ich zugeben, an mir vorbei). Ab und zu musste ich feststellen, wie ich von der Geschichte wegglitt und gar nicht mehr richtig bei der Sache war.

Auch bekam ich keinen wirklichen Draht zu Ruthie Collins, der Hauptfigur. Es blieb immer eine Distanz, die ich trotz gutem Willen und „Durchhalten bis zum Schluss“ leider nicht überwinden konnte. Mit Marco, der männlichen Hauptfigur, hatte ich ebenso zu kämpfen. Das mag allerdings daran gelegen haben, dass Marco von der Sprecherin des Hörbuchs mit einem so fürchterlich starken italienischen Akzent versehen wurde, dass er mir einfach unsympathisch war. Er hatte mehr was von einem Mafioso als von einem Italian Lover

Um es kurz zu machen: es war einfach nicht mein Ding, dieses Hörbuch. Und obwohl ich „Ein Sommer in Galway“, das erste Buch von Jo Thomas, genossen habe, konnte mich der Nachfolgeroman leider nicht im gleichen Maße überzeugen.