Tolle Thematik, leider mit Schwachstellen
An Ocean Between UsNachdem Avery durch einen schweren Unfall nicht mehr ihrem Lebenstraum folgen kann, eine erfolgreiche Balletttänzerin zu werden, beginnt sie ein Studium an einem Community College.
Dort beginnt sie mit ...
Nachdem Avery durch einen schweren Unfall nicht mehr ihrem Lebenstraum folgen kann, eine erfolgreiche Balletttänzerin zu werden, beginnt sie ein Studium an einem Community College.
Dort beginnt sie mit dem Schwimmen und es würde wirklich langsam bergauf für sie gehen, wäre da nicht ihr Schwimmtrainer Theo Jemison. Denn Theo hat sie gleich in ihrer ersten Vorlesung tief verletzt.
Ich greife inzwischen nur noch selten zu YA/NA-Büchern, doch manchmal brauche ich einfach ein bisschen seichte Literatur und Herzschmerz-Geschichten zwischendurch.
Und „An Ocean between us“ fiel genau in eine dieser Phasen.
Von der Autorin hatte ich vorher noch nie gehört, doch der Klappentext klang wirklich interessant – vor allem, da ich selber gerade das Schwimmen für mich entdeckt habe.
Das Thema von zerbrochenen Träumen und der Haltlosigkeit nach einem solch tragischen Unfall fand ich sehr spannend. Die Umsetzung vor allem im ersten Drittel war auch wirklich gut, doch mit fortschreitender Handlung und Verflechtung der Charaktere rückte das Thema immer mehr in den Hintergrund und vorher formierte und festgelegte Rahmen wurden weniger berücksichtigt. Hat Avery zum Beispiel zu Beginn viele Probleme mit ihrem Rücken, so wird dies wirklich detailliert aufgearbeitet, zum Ende hin scheinen ihre gesundheitlichen Einschränkungen – außer bei wenigen Einschüben – keine Rolle mehr zu spielen. Hier hätte ich mir ein wenig mehr Konsistenz gewünscht.
Ich konnte die Charaktere leider nicht richtig greifen. Es fällt mir sehr schwer, das zu beschreiben, aber die Charaktere wirkten trotz passender Beschreibung und Alleinstellungsmerkmalen farblos und ohne viel Tiefe. Deswegen konnte ich die Beziehung zwischen Avery und Theo auch nie wirklich nachvollziehen. Ich spürte dabei nichts und blieb den Charakteren gegenüber kalt und teilweise ohne Empathie. Das ist ein ganz merkwürdiges Gefühl, denn ich fand die Geschichte an sich wirklich nicht schlecht. Doch fehlt mir dadurch natürlich viel Verständnis für die Charakterentwicklungen und –handlungen.
Ich werde niemals zu 100% warm mit dem Genre, denn auch in diesem Buch sind wieder Punkte untergebracht, die ich einfach nicht mag. Zum einen ist es mal wieder irgendwas in Amerika mit irgendwelchen Klischees, die dann leider auch noch stellenweise falsch beschrieben wurden, obwohl die Autorin aus Deutschland kommt. Ich verstehe diesen Hype um College-Geschichten einfach nicht. Das ist nur ein Punkt, der mich wirklich sehr stört, wird aber nicht in meine Bewertung mit einfließen.
Was sich jedoch auf meine Bewertung bezieht, sind die Nebencharaktere. Für diese wurden viel zu viele Handlungsräume geschaffen, um mal wieder eine Reihe auf den Markt zu bringen, in der jeder Band ein anderes Pairing behandelt. Wäre der gesamte Platz genutzt worden, um sich auf die beiden Hauptcharaktere zu konzentrieren, so wäre genug Handlungsraum vorhanden gewesen, damit eine detailliert beschriebene Entwicklung hätte beschrieben werden können. Auch die Beziehung zwischen den beiden wäre so wahrscheinlich deutlich nachvollziehbarer gewesen.
Das Erzähltempo war toll, ich konnte der Geschichte sehr zügig folgen und hatte das Buch innerhalb weniger Stunden durchgelesen – über etliche Tage gestreckt, nicht an einem Stück.
An sich hat mir die Handlung gut gefallen, doch leider hat das Buch zu viele Schwachstellen, um wirklich gut zu sein. Es war definitiv nicht schlecht, aber leider eben auch nicht vollständig überzeugend.
Für Fans von Mona Kasten und der Lyx-Riege dürfte es aber auf jeden Fall ein lohnenswertes Buch sein.