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Veröffentlicht am 19.01.2020

Ein Attentat aus dem Jahr 1914 erwacht zum Leben

Der Attentäter
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In dem historischenThriller von Ulf Schiewe werden die letzten 7 Tage vor dem Attentat von Gavrilo Princip an Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich und seiner Frau Herzogin Sophie aus drei verschiedenen ...

In dem historischenThriller von Ulf Schiewe werden die letzten 7 Tage vor dem Attentat von Gavrilo Princip an Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich und seiner Frau Herzogin Sophie aus drei verschiedenen Blickwinkeln beschrieben.
Der Leser begleitet dabei die Männer um Gavrilo Princip von deren Vorbereitung bis zum Tag des Anschlages,
Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau von ihrem Abschied aus Wien bis zur Ankunft in Sarajevo und der verhängnisvollen Fahrt im offenen Wagen durch die bosnische Stadt und Major Rudolf Markovic auf der Suche nach den Attentätern.

Wird Markovic das Attentat verhindern können, oder nimmt die Geschichte ihren aus dem Schulunterricht noch bekannten Verlauf?

Ulf Schiewe entführt den Leser in sehr flüssiger, bildhafter und anschaulicher Schreibweise in die Zeit kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges.
Die spannende Handlung, die dem geschichtskundigen Leser, zumindest was das tragische Ende anbelangt, bekannt ist, bekommt durch fiktive, vom Autor gekonnt eingeworfene Ergänzungen eine völlig neue Dimension. Hier seien die Bemühungen des Majors Markovic besonders erwähnt und hervorgehoben.
Zudem erfährt der Leser interessante Informationen über das Leben des Adels und der einfachen Bevölkerung zu dieser Zeit.
Die geschickten Perspektivwechsel der unterschied-lichen Charaktere ermöglichen es dem Leser sich in die mannigfaltigen Gefühlsregungen der einzelnen Protagonisten nahezu 1 : 1 hineinzuversetzen.
Sehr authentisch wirken die Zeitungsanzeigen zu Beginn eines jeweiligen historischen Tages.

Mein Fazit:
Sehr gute Recherchen und ein sehr einfühlsames Gespür für die reellen als auch fiktiven Personen durch Ulf Schiewe haben einen hervorragend gelungenen historischen Thriller entstehen lassen, der ein von Anfang bis Ende fesselt und nicht mehr loslässt.
Viele Leser werden sich bei der Lektüre des Thrillers dabei ertappen, daß sie Dank der sehr geschickten Kombination aus belegter Historie und kreativer Fiktion, selten so spannend und unterhaltsam Geschichte erleben durften.
Ein Top-Thriller, der sich seine 5 Sterne absolut verdient hat.

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Veröffentlicht am 30.11.2019

Wer will schon von einem Mörder getröstet werden?

Die perfekte Strafe
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"Die perfekte Strafe" ist der dritte Thriller von Helen Fields, in dem Ava Turner und Luc Callanach einem Serienmörder auf der Spur sind, der seine Opfer mit unterschiedlichen Drogen tötet und sich am ...

"Die perfekte Strafe" ist der dritte Thriller von Helen Fields, in dem Ava Turner und Luc Callanach einem Serienmörder auf der Spur sind, der seine Opfer mit unterschiedlichen Drogen tötet und sich am Schmerz der wichtigsten Bezugspersonen der Toten danach weidet und ihre Trauer genießt.

Helen Fields Schreibstil ist sowohl in Bezug auf die Darstellung der Morde und deren Vorbereitung als auch der Charaktere sehr bildhaft und detailiert und sehr flüssig.
Zum Finale hin gewinnen Handlung und Spannung noch einmal so richtig an Intensität und hinterlassen den Leser mit einer gewissen Fassungslosigkeit.
Die Figur des Mörders ist sehr feinfühlig und intensiv gezeichnet und hinterläßt beim Leser einen zwiespältigen Beigeschmack.
Einesteils verurteilt man die Morde und die Hinterhältigkeit gegenüber den Angehörigen aufs Schärfste. Andererseits leidet man mit dieser zerstörten Seele geradezu mit.

Mein Fazit:
Der Thriller beginnt sehr spannend und aufregend, verliert sich dann jedoch für meinen Geschmack in zu vielen und etwas langatmigen Nebenschauplätzen und Beschreibungen der privaten Problemen und Zweifel der Hauptprotagonisten.
Das Finale entschädigt dann noch einmal durch ein rasantes Tempo, hohe Spannung und einen gekonnten Showdown.
Hervorzuheben sind für mich die Darstellung des Mörders und die Entwicklung, die DS Lively erfahren darf.
Insgesamt ein lesenswerter Thriller, der es nicht ganz schafft, an das Format des Vorgängers anzuknüpfen.

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Veröffentlicht am 11.10.2019

Verzweifelte Suche im sinnlosen Dolomitenkrieg

Die Rote Wand
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"Die Rote Wand" ist David Pfeifers dritter Roman.

Der Roman ist eine autobiographische Geschichte über die 15jährige Victoria Savs, die während der erbitterten Kämpfe in den Südtiroler Dolomiten zwischen ...

"Die Rote Wand" ist David Pfeifers dritter Roman.

Der Roman ist eine autobiographische Geschichte über die 15jährige Victoria Savs, die während der erbitterten Kämpfe in den Südtiroler Dolomiten zwischen Österreich-Ungarn und Italien nahe der Stadt Sexten sich zu den Gebirgsjägern rekrutieren lässt.
Sie verkleidet sich dazu als Junge, nennt sich Richard und macht sich auf die Suche nach ihrem Vater, der ebenfalls in den Kämpfen um den Grenzbereich über fast 3000 m Höhe als Soldat beteiligt ist.
Historische Einschübe über den Herog von Avarna oder den Tod von Kaiser Franz Joseph erläutern dem Leser das Kriegsgeschehen und seine Entwicklung.

Ein wunderbares Lokalkolorit, welches zwischenzeitlich fast ein wenig vom Krieg abzulenken scheint, lässt das Herz eines jeden Dolomiten-Wanderfreundes höher schlagen.

Schmerzlich beschriebene Verluste von gewonnenen Freunden und eigene Verletzungen, Kälte und Hunger holen den Leser dann jedoch wieder schnell in die brutale Realität zurück.

David Pfeifers Roman "Die Rote Wand" ist nicht nur ein sehr detailiert und spannend beschriebener tatsächlich stattgefundener Überlebenskampf eines gerade mal 15jährigen Mädchens, sondern auch eine unbedingte Anklage an die Sinnlosigkeit des Krieges, insbesondere des Dolomitenkrieges während des ersten Weltkrieges.
Absolut lesenswert!

Veröffentlicht am 07.10.2019

Ein Komponist und ein Dirigent fordern durch Musik eine Stadt auf, gegen Nazi-Deutschland durchzuhalten

Der Dirigent
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Sarah Quigleys erster Roman in deutscher Sprache ist eine autobiographische Fiktion über zwei - für die Jahre 1941 und 1942 - bedeutende russische Männer.
Der eine ist der bekannte und berühmte Komponist ...

Sarah Quigleys erster Roman in deutscher Sprache ist eine autobiographische Fiktion über zwei - für die Jahre 1941 und 1942 - bedeutende russische Männer.
Der eine ist der bekannte und berühmte Komponist Dimitri Schostakovitsch.
Der andere, der inzwischen fast vergessene Dirigent des Leningrader Rundfunkorchesters, Karl Eliasberg.
Beide Männer verbindet neben der Liebe zu Leningrad natürlich die Musik.
Die 7. Symphonie von Dimitri Schostakovitsch wird das bedeutende bis heute bewegende musikalische Durchhaltesymbol der Bevölkerung von Leningrad.

Sarah Quigley gelingt es in sehr bildhafter Sprache, zum einen das Grauen des Belagerungskrieges der Nazis als auch zum anderen die Willenskraft der beiden Männer und der Mitglieder des Rundfunkorchesters und ihrer privaten Probleme, Ängste und Qualen gekonnt widerzuspiegeln.

Der Überlebenswille der Leningrader Bevölkerung bekommt ein musikalisches Gesicht:
Die 7. Symphonie von Dimitri Schostakovitsch

Eine sehr lesenswerte Darstellung der Belagerungssituation von Leningrad 1941/42.

Veröffentlicht am 03.10.2019

Schlüssige Auflösung eines 10 Jahre alten Entführungsfalles

Sterbekammer
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Mit "Sterbekammer" hat Romy Fölck den dritten Fall des Ermittlerduos Frida Paulsen / Björn Haverkorn geschrieben.
Mit einem sehr stimmigen und leicht schummrig gestalteten Cover und einem gut gewählten ...

Mit "Sterbekammer" hat Romy Fölck den dritten Fall des Ermittlerduos Frida Paulsen / Björn Haverkorn geschrieben.
Mit einem sehr stimmigen und leicht schummrig gestalteten Cover und einem gut gewählten Titel wird gleich das Interesse des esers geweckt.

Im Jahr 2010 wird auf einem einsamen Feldweg eine junge Frau von einem Mann bewußtlos geschlagen, in den Kofferraum seines Wagens gelegt und entführt.
Als Frida nachts zu einem Toten in seiner Deichmühle von einer Nachbarin gerufen wird, entdeckt sie zufällig eine Kammer unter der Küche, in der ein Mensch festgehalten wurde.
Auf diese Weise wird der ca. 10 Jahre alte Fall der entführten Frau wieder neu aufgerollt.
Nachdem dann auch noch ein Tankwart ermordet wird, ist das komplette Morddezernat um ihren neuen Chef Wahler in höchster Alarmbereitschaft.

In dem neuen Kriminalroman von Romy Fölck wechselt die Handlung immer wieder mal zwischen konzentrierter und spannender Ermittlungsarbeit, privaten Erlebnissen der beiden Hauptprotagonisten und tagebuchähnlichen, knapp gehaltenen Aufzeichnungen einer gefangen gehaltenen Frau.
Obgleich der Leser im Verlauf des Krimis hier und da bereits vielleicht eine gewisse Ahnung in Bezug auf Personen und Handlungen hegt, wartet Romy Fölck am Ende doch wieder mit einem überraschenden Finale auf.

Mein Fazit:

Gleich der Einstieg mit der Entführung der jungen Frau versetzt den Leser sofort in die nötige Spannung und die unbedingte Lust am Weiterlesen.
Romy Fölck gelingt es erneut, einen Spannungsbogen von Beginn bis Ende des Kriis aufrecht zu erhalten.
Die eingeschobenen privaten Geschehnisse verschaffen die willkommenen Atempausen und erzeugen ein sehr menschliches Bild der beiden Ermittler, so daß der Leser ein sehr vertrautes Gefühl zu Frida und Bjarne aufbaut.
Die Aufzeichnungen der entführten Frau lassen zum einen ihre Ängste und Qualen sehr bildhaft und reel wirken und zum anderen treiben sie den Leser zum weiteren Lesen geradezu an, da er die Eile verspürt, sie zu finden und zu befreien.

Ein sehr gelungener Nachfolger zu "Totenweg" und "Bluthaus", der in mir bereits heute die Vorfreude auf den vierten Band der Paulsen- und Haverkorn-Reihe weckt.

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