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Veröffentlicht am 10.04.2023

Ein großartiges und wichtiges Buch! Ehrlich, einfühlsam und witzig.

Best Bro Ever!
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Seit meinem ersten Werk von Jenny Jägerfeld bin ich ein großer Fan der schwedischen Autorin und lasse jedes neue Buch von ihr bei mir einziehen. So war natürlich auch ihr zuletzt auf Deutsch erschienener ...

Seit meinem ersten Werk von Jenny Jägerfeld bin ich ein großer Fan der schwedischen Autorin und lasse jedes neue Buch von ihr bei mir einziehen. So war natürlich auch ihr zuletzt auf Deutsch erschienener Kinderroman „Best Bro Ever“ ein großes Muss für mich.

Der 11-jährige Måns wohnt eigentlich in Stockholm, aber da seine Mutter, die Synchronsprecherin ist, für Tonaufnahmen nach Malmö muss, verbringt er seinen Sommer in dieser fremden Großstadt. Als er am ersten Tag mit seinem Skateboard die Gegend erkunden möchte, trifft er auf den Jungen Mikkel. Was mit einem etwas unglücklichen Kennenlernen beginnt, endet sehr schnell in einer engen Freundschaft. Die beiden werden zu richtigen Blutsbrüdern, zu Best Bro Ever! Sie hängen gemeinsam ab, skaten und haben einfach Spaß zusammen. Alles könnte so schön sein, wenn da nicht diese eine Sache zwischen ihnen wäre. Denn Måns hat seinem Freund etwas über sich verschwiegen. Als Mikkel schließlich hinter Måns’ Geheimnis kommt, wird ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt...

Da ich mir die Werke von Jenny Jägerfeld inzwischen blind zulege, habe ich mir vorher nicht den Klappentext durchgelesen. Ich hatte also keine genaue Vorstellung davon, was mich in „Best Bro Ever“ erwartet und wurde von der Vergangenheit unseres Hauptprotagonisten Måns ziemlich überrascht. Mit der Thematik habe ich tatsächlich nicht gerechnet. Im ersten Moment fand ich es irgendwie etwas schade, dass sie in der Inhaltsangabe bereits verraten wird, da einem so der Überraschungseffekt genommen wird. Mittlerweile aber finde ich es doch besser. Zum einen, da Interessierte so schneller auf das Buch aufmerksam werden und zum anderen, weil es für mich dadurch leichter ist, eine Rezension dazu zu schreiben. Eine aussagekräftige Besprechung über den Inhalt zu verfassen, ohne das Hauptthema beim Namen zu nennen, stelle ich mir recht knifflig vor.

„Best Bro Ever“ handelt von dem 11-jährigen Jungen Måns, der bereits vor seinem 4. Lebensjahr wusste, dass er im falschen Körper geboren wurde. Dass er Måns ist und nicht Michelle. Jenny Jägerfeld befasst sich somit also auch diesmal mit einem hochaktuellen Thema – ein Thema, welches leider nach wie vor viel zu tabuisiert ist und über das es auch heute noch zu wenige Titel im Kinder- und Jugendbuchbereich gibt. Es hat sich in den letzten Jahren zwar zum Glück einiges auf dem Büchermarkt getan, aber die Einstellung vieler dazu ist auch heute noch ziemlich vorurteilsbehaftet und negativ. Ich finde es daher einfach großartig, dass Jenny Jägerfeld einen Kinderroman über einen Transjungen geschrieben hat. Und dass die Originalausgabe im Jahr 2016 erschienen ist – eine Zeit, in der diverse Kinder- und Jugendbücher noch Nischenliteratur war – macht es für mich nur noch herausragender.

Wie ich es von der schwedischen Autorin gewohnt bin, hat sie die Gratwanderung zwischen Ernst und Komik erneut mit Bravour gemeistert. Auf eine ehrliche, gleichzeitig aber auch sehr lockere und humorvolle Art und Weise lässt sie Måns als Ich-Erzähler von seinem Leben berichten und von den vielen Stolpersteinen, mit denen sein Weg gepflastert ist. Dabei wird deutlich, dass nicht er selbst das Problem ist, sondern dass es die anderen sind, unsere Gesellschaft, die auch heute noch in vielen Dingen viel zu engstirnig ist. Für Måns ist es etwas völlig Normales und Natürliches, dass er sich nicht als Mädchen fühlt. Diese Selbstverständlichkeit, mit der er über sich und seine Geschlechtsidentität spricht, ist wundervoll und beeindruckend. Sein Umfeld aber reagiert teils mit einer Menge Unverständnis und Ablehnung. Es ist erschütternd zu sehen, dass Måns nicht einfach so sein darf, wie er ist und sein möchte. Und dass seine Geschichte vermutlich die pure Realität widerspiegelt, macht das Ganze nur noch trauriger. Vor allem die Reaktion des Vaters, der – anders als die Mutter – die Identität seines Sohnes nicht akzeptieren kann, trifft Måns verständlicherweise besonders hart.

Obwohl sich Måns’ Erzählungen oft herzzerreißend lesen und nachdenklich stimmen, ist die Geschichte insgesamt total witzig und macht Spaß. Die jugendliche und authentische Sprache unseres Protagonisten sorgt für eine angenehme Leichtigkeit und mit Måns hat die Autorin einen echten Sympathieträger erschaffen, man muss ihn einfach gernhaben. Ich jedenfalls habe Måns direkt in mein Herz geschlossen und mich von Beginn an komplett in ihn hineinversetzen können.

Auch die Nebenfiguren wurden liebevoll ausgearbeitet und tragen mit ihren teils skurrilen Eigenschaften dazu bei, dass man eine wunderbare Zeit zwischen den Seiten verbringt wie Måns’ ziemlich peinliche Eltern und die Babysitterin Nora mit ihren merkwürdigen Ticks. Nicht zu vergessen Mikkel, der anfangs etwas seltsam wirkt, bei dem sich aber noch zeigt, was für ein toller bester Freund er ist.

Fazit: „Best Bro Ever“ ist ein lebensnaher und einfühlsamer Roman über das wichtige Thema Geschlechtsidentität, gekonnt verpackt in einer warmherzigen Freundschaftsgeschichte mit vielen liebenswert-schrägen Charakteren. Es ist ein Buch zum Mitfühlen, Nachdenken und Lachen, das trotz ernster Thematik lässig-leicht und positiv daherkommt und Hoffnung macht. Es wirbt für Offenheit und Toleranz und ist nicht nur für Kinder ab 10 Jahren absolut lesenswert, sondern auch für Erwachsene. Ich kann „Best Bro Ever“ nur empfehlen, mich hat Jenny Jägerfeld mal wieder vollauf begeistern können. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 09.04.2023

Ein absolutes Wohlfühlbuch und großes Muss für alle Bücherwürmer!

Zuhause in unserer Buchhandlung
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Als ich zum ersten Mal von dem Vorlesebuch „Zuhause in unserer Buchhandlung“ hörte, stand für mich sofort fest, dass ich es haben muss. Ich habe es förmlich „Lies mich!“ nach mir rufen hören. Ich ließ ...

Als ich zum ersten Mal von dem Vorlesebuch „Zuhause in unserer Buchhandlung“ hörte, stand für mich sofort fest, dass ich es haben muss. Ich habe es förmlich „Lies mich!“ nach mir rufen hören. Ich ließ es also nur zu gerne bei mir einziehen.

In einer Buchhandlung wohnen – welcher buchliebende Mensch träumt nicht davon? Toni hat das große Glück, diesen Traum leben zu dürfen. Sie ist vor kurzem mit ihrer Familie von Hamburg nach Wien gezogen, wo ihre Eltern eine kleine Buchhandlung gekauft haben. Dort wohnen sie zukünftig. Na ja, okay, sie wohnen nicht in der Buchhandlung, aber genau darüber. Toni muss nur eine Wendeltreppe heruntersteigen, dann ist sie schon in dem Laden, umgeben von ganz vielen Büchern, die alle ihr gehören. Oder zumindest fast. Hier verbringt die Zweitklässlerin so viel Zeit wie möglich. Toni hat schon früh das Lesen gelernt und tut nichts lieber als in fremde Welten einzutauchen. Wenn sie nicht gerade ihren Eltern im Geschäft hilft, macht sie es sich heimlich mit einem Buch im Lesesessel gemütlich und erlebt die tollsten Abenteuer: Sie fliegt gemeinsam mit dem Glücksdrachen Fuchur durch die Lüfte, reist mit Harry Potter nach Hogwarts, begibt sich zusammen mit den Fünf Freunden auf Verbrecherjagd...Wenn man Buchhändler als Eltern hat, wird das Leben wirklich nie langweilig.

Nachdem Petra Hartlieb bereits in ihrem autobiografischen Roman „Meine wundervolle Buchhandlung“ erstmalig über ihr Leben als Buchhändlerin geschrieben hat, nimmt uns die deutsch-österreichische Besteller-Autorin in ihrem ersten Kinderbuch nun also erneut nach Wien in ihren kleinen Buchladen mit. Dieses Mal jedoch wird das Ganze aus Kinderaugen geschildert.

Beginnen tut die Geschichte in Hamburg, als unsere junge Ich-Erzählerin Toni noch ein Kindergartenkind ist. Mit viel Herz und Humor berichtet sie uns von dem Umzug nach Wien und von ihrem neuen großartigen Zuhause. Sie lässt uns daran teilhaben, wie der Laden ihrer Eltern eröffnet, wie sie sich in Wien einlebt, Freunde findet, zu einer Neunjährigen heranwächst und wie sie erkennt, dass ein Leben inmitten von Büchern das wohl beste Leben der Welt ist. In einer Buchhandlung kann man einfach die tollsten Abenteuer erleben, zwischen all den Buchdeckeln schlummern die verschiedensten Geschichten, die nur darauf warten entdeckt zu werden. Man spürt Tonis Begeisterung und Neugierde für die Buchwelt auf jeder einzelnen Seite und würde nur zu gerne mit ihr tauschen. Den ganzen Tag von Literatur umgeben zu sein und ständig den himmlischen Geruch von druckfrischen Büchern in der Nase zu haben – das muss einfach traumhaft sein. Als Buchliebhaberin kann man Toni wirklich nur beneiden, muss sie gleichzeitig aber auch fest ins Herz schließen. Man fühlt sich als Leseratte sofort mit ihr verbunden und da ihr kindlich-naives Denken realistisch und nachvollziehbar dargestellt wird, gelingt es einem spielend leicht, sich in Toni hineinzuversetzen.

Zusammen mit Tonis unterhaltsamen Erzählungen erhalten wir Leser
innen aber auch eine Menge interessante Einblicke in den Alltag von Buchhändler*innen wie die Suche nach Personal, das Dekorieren der Schaufenster, Bestellungen erledigen, neue Ware einräumen und der Kontakt mit Kunden. All das fließt gekonnt in die Handlung mit ein und ganz nebenbei lernen wir sogar noch ein paar österreichische Vokabeln wie Sackerl und Kassa.
Was natürlich ebenfalls genannt wird und zwar ordentlich: Buchtitel. Klassiker wie „Die unendliche Geschichte“und „Ronja Räubertochter“, bekannte Kinderbuchreihen wie „Harry Potter“, „Fünf Freunde“ und „Conni“ – so schön! Ich bin beim Lesen richtig nostalgisch geworden und habe es zutiefst genossen in Kindheitserinnerungen zu schwelgen. Dieses Buch sprüht nur so vor wunderbarem Bücherzauber und wird Kinder hoffentlich dazu anregen die bunte Welt der Literatur kennenlernen zu wollen.

Genauso liebevoll und heimelig wie die Geschichte sind auch die zahlreichen Illustrationen von Nini Alaska. Auch ihre verschieden großen und farbenfrohen Bilder lassen die Herzen aller bibliophilen Menschen höherschlagen und zaubern einem immerzu ein Lächeln ins Gesicht. Sie sind mit viel Liebe zum Detail gezeichnet, sodass man auch nach mehrmaligem Betrachten auf etwas Neues stößt. So trifft man zum Beispiel gleich vorne im Buch auf das bekannte Pixie-Männchen mit seiner Schüssel, gefüllt mit lauter bunten kleinen Heftchen.
Man fühlt sich einfach direkt rundum wohl zwischen den Seiten und bekommt total Lust darauf, ausgiebig in einer Buchhandlung zu stöbern und es sich mit einem guten Buch gemütlich zu machen.

Fazit: „Zuhause in unserer Buchhandlung“ ist ein zauberhaftes Kinderbuch ab 5 Jahren, das Jung und Alt zeigt, was für herrliche und magische Orte Buchhandlungen sind und wie wundervoll das Lesen ist. Es ist eine absolute Wohlfühlgeschichte voller buchig schöner Nostalgiemomente und unentdeckter Abenteuer – warmherzig und authentisch aus Kindersicht erzählt und liebevoll illustriert. Ob zum Vorlesen oder zum Selberschmökern, ob Bücherwurm oder alle, die es noch werden wollen – ich kann dieses Buch jedem nur ans Herz legen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 05.04.2023

Ein wundervolles, herzerwärmendes & löwenstarkes Buch, das ich jedem nur ans Herz legen kann!

Nenn mich Löwe
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Als ich zum ersten Mal von dem Kinderroman „Nenn mich Löwe“ hörte, stand für mich sofort fest, dass ich ihn lesen möchte. In das Cover habe ich mich auf den ersten Blick verliebt und der Klappentext klang ...

Als ich zum ersten Mal von dem Kinderroman „Nenn mich Löwe“ hörte, stand für mich sofort fest, dass ich ihn lesen möchte. In das Cover habe ich mich auf den ersten Blick verliebt und der Klappentext klang nach einer total schönen Geschichte. Ich ließ das Buch also nur zu gerne bei mir einziehen.

Der 10-jährige Leo ist ein liebenswerter und kluger Junge. Er hat eine wunderbare Mutter, zwei tolle große Geschwister und einen treuen Hund. Und er hat einen großen Traum: Er möchte eines Tages in dem Musical „Der König der Löwen“ auftreten. Was Leo aber nicht hat: Freunde. Wie gerne hätte er einen richtigen Freund, aber sein selektiver Mutismus lässt diesen Wunsch in eine scheinbar unerreichbare Ferne rücken. Leo schafft es nicht vor anderen Menschen zu sprechen, nur zu Hause, innerhalb seiner Familie, wo er sich beschützt, geliebt und verstanden fühlt, kann er normal reden. Doch dann zieht die gleichaltrige Richa während der Sommerferien in das Nachbarhaus ein und zu Leos Überraschung scheint es sie nicht zu stören, dass er auf keine ihrer Fragen antwortet und nie ein Wort zu ihr spricht. Richa plappert genug für sie beide. Die zwei Kinder freunden sich an und nehmen gemeinsam während ihrer Ferien an einem Tanzkurs teil. Leo möchte seiner neuen Freundin unbedingt erklären, warum er nicht sprechen kann. Er schreibt ihr daher einen Brief, aber Richa reagiert irgendwie ziemlich anders als erwartet. Sie vertraut ihm schließlich an, dass sie nie das Lesen und Schreiben gelernt hat. Als Leo dies erfährt, wird ihm klar, dass Richa seine Unterstützung genauso sehr braucht wie er ihre. Kann er seiner Freundin bei ihrem Problem helfen? Wird es ihm mit Richas Hilfe gelingen, sich seinen Traum zu verwirklichen? Wird er den Mut finden, vor Publikum zu tanzen?

Als ich mit dem Lesen begann, ist mir bereits nach der ersten Seite klar geworden, dass ich mit „Nenn mich Löwe“ etwas ganz Besonderes in Händen halte – etwas, das ich von Anfang bis Ende lieben werde. Mein erster Eindruck sollte mich auch nicht getäuscht haben: Für mich hat sich der Debütroman von Camilla Chester als ein neues Herzensbuch entpuppt. Bei diesem Buch hoffe ich sehr, dass es den Weg in die Hände vieler Leserinnen finden wird. In meinen Augen hat es ganz viel Aufmerksamkeit verdient.
„Nenn mich Löwe“ erzählt eine berührende, mitreißende und sommerliche Geschichte über Vertrauen, gegenseitigem Verständnis und Respekt und das Anderssein. Über Missverständnisse, Einsamkeit und die herausfordernden Momente des Lebens. Über das Überwinden von Ängsten und den Mut, an sich selbst und seine Träume zu glauben. Es geht um die einzigartige Bindung zwischen zwei Kindern, die uns zeigen, was wahre Freundschaft wirklich bedeutet und das Verständigung keine Worte braucht.

Geschildert wird alles aus der Sicht des 10-jährigen Leo in der Ich-Perspektive. Mit ihm hat die Autorin einen bezaubernden und außergewöhnlichen Protagonisten erschaffen, ich habe ihn sofort fest in mein Herz geschlossen. Da man durch die Erzählweise ganz dicht dran ist an Leos Empfindungen und Gedanken, erlebt man seine Emotionen und seine Art zu denken und zu fühlen hautnah mit. Seine Erzählungen lesen sich oft herzzerreißend, zugleich aber auch wunderschön. Mir tat es so leid zu sehen, wie sehr Leo unter seinem selektivem Mutismus leidet. Er möchte so gerne mit anderen Leuten kommunizieren, kann es aber einfach nicht. Er wünscht sich nichts mehr, als einen richtigen Freund, damit er sich endlich nicht mehr so einsam fühlt, aber wie soll das gehen, ganz ohne Worte?
Leo lässt sich aber nicht unterkriegen. Sein Spitzname „Löwe“, den er eigentlich durch seine blonden Haare bekommen hat, da sie aussehen wie eine Pusteblume, hätte genauso gut auch von dem Tier stammen können. Leo ist stark und mutig wie ein Löwe und verliert nie Hoffnung, wofür ihn zutiefst bewundert habe.

Mit der gleichaltrigen temperamentvollen Richa hat die Autorin einen ziemlichen Gegensatz zu unserem Ich-Erzähler entworfen. Während Leo meist schweigt, redet Richa oft ohne Punkt und Komma. Während er sehr ruhig ist, sprudelt sie förmlich über vor Energie. Und während er gerne liest, hat sie noch nie ein Buch beendet. Denn Richa kann gar nicht lesen und schreiben. Mitzuerleben wie sich die beiden Kinder annähern und lernen einander zu vertrauen, wie sie sich ergänzen und gegenseitig bei ihren Problemen helfen, lässt einen richtig das Herz aufgehen.

Neben unseren beiden jungen Held
innen fand ich auch Leos Familie absolut großartig. Seine Mutter und seine beiden älteren Geschwister Rob und Becka sind immer für ihr Nesthäkchen da. Sie verstehen Leo, unterstützen ihn vorbehaltlos und lieben ihn so wie er ist. So eine verständnisvolle und hilfsbereite Familie sollte einfach jeder haben.

Ob das Ganze wirklich realistisch dargestellt wird, kann ich, die vorher kaum etwas über selektiven Mutismus wusste, nun natürlich nicht sicher sagen. Ich gehe aber fest davon aus, dass dem so ist. Es fühlt sich einfach alles so echt an. Ich habe Leos Handeln und das Verhalten der anderen Charaktere jederzeit nachvollziehen können und eine Menge Neues dazu gelernt. Und obwohl sich die Handlung mit ernsten Dingen befasst, hat sie mich richtig glücklich gemacht und immerzu ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Camilla Chester ist es hervorragend gelungen, schwere Themen auf eine authentische und zugleich sehr leichte und liebevolle Weise zu verpacken. Für Kinder ab 9 Jahren ist das Buch auf jeden Fall geeignet und auch für den Schulunterricht kann ich es mir nur zu gut vorstellen. Deutlich älteren Leser*innen kann ich Camilla Chesters Debüt aber ebenfalls nur ans Herz legen. Es ist definitiv für Jedermann, ganz egal welchen Alters, eine bereichernde und kostbare Lektüre.

Auch das Ende fand ich unglaublich schön, da es die Geschichte perfekt abschließt. Dazu dann noch die zauberhaften schwarz-weiß Zeichnungen von Irina Avgustinovich an den Kapitelanfängen machen dieses Buch zu einem echten Schatz.

Fazit: „Nenn mich Löwe“ ist mal wieder so ein Buch, das ich am liebsten vielen Menschen in die Hand drücken möchte, damit sie es lesen und hoffentlich so sehr lieben und verstehen wie ich. Zwischen diesen Seiten steckt einfach so viel Wundervolles. „Nenn mich Löwe“ ist ein herzerwärmendes, wertvolles und löwenstarkes Buch, das auf eine gleichermaßen ehrliche und einfühlsame Art und Weise die Themen selektiver Mutismus und Analphabetismus behandelt. Es erzählt von einem unvergesslichem Sommer und einer ganz besonderen Freundschaft, die auch völlig ohne Worte auskommt. Von mir gibt es eine große Herzensempfehlung und sehr gerne 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 05.04.2023

Ein zauberhaftes Bilderbuch mit einem liebenswerten Vater-Sohn-Gespann und tollen Botschaften

Der kleine Beuteldachs
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Als ich zum ersten Mal vom kleinen Beuteldachs hörte, stand für mich sofort fest, dass ich ihn kennenlernen möchte. Bei einem Blick auf das Cover war es sofort um mich geschehen und der Klappentext nach ...

Als ich zum ersten Mal vom kleinen Beuteldachs hörte, stand für mich sofort fest, dass ich ihn kennenlernen möchte. Bei einem Blick auf das Cover war es sofort um mich geschehen und der Klappentext nach einer superniedlichen Story. Ich ließ das Buch also nur zu gerne bei mir einziehen.

Der kleine Beuteldachs und sein Papa lieben es, gemeinsam Ausflüge zu machen. Heute wollen sie die Oma besuchen, die am anderen Ende des Waldes wohnt. Mit einem Korb voller Leckereien ziehen sie los. Bereits nach kurzer Zeit beginnt sich der kleine Beuteldachs zu gruseln. Überall knackt und raschelt es. Was ist das nur? Wer macht diese unheimlichen Geräusche? Werden sie etwa von wilden Waldtieren verfolgt? Von einem großen hungrigen Bären vielleicht oder einem gefährlichen bösen Wolf? Sein Papa versucht ihn mit lustigen Geschichten zu beruhigen. Sein Sohn braucht sich wirklich nicht zu fürchten, die Bewohner des Waldes sind schließlich gerade gar nicht da sind. Sie machen Urlaub auf Hawaii oder fahren Achterbahn auf einer Kirmes. Doch dann treffen die beiden auf einmal doch auf einen echten Wolf und erleben eine große Überraschung.

Schon damals, als ich mich in das Cover schockverliebte, wusste ich einfach, dass der kleine Beuteldachs ein neuer Liebling in meinem Bilderbuchregal werden wird. Die äußere Erscheinung sollte mir auch nicht zu viel versprochen haben: Auch das, was zwischen den Buchdeckeln schlummert, hat mich komplett verzaubert.
„Der kleine Beuteldachs“ ist ein herzallerliebstes Bilderbuch voller Witz und Einfallsreichtum, das jungen Kindern auf eine spielerische Weise hilft, die Angst vor etwas Unbekanntem zu überwinden und ihnen verdeutlicht, dass manchmal alles völlig anders ist als gedacht. Es erzählt eine wunderbare mutmachende Vater-Sohn-Geschichte und lädt mit seiner detailreichen Aufmachung zum langen Verweilen und Erkunden ein.

Von der Gestaltung bin ich ganz besonders angetan. Die farbenfrohen Illustrationen von Sven Maria Schröder strahlen von Beginn an eine tolle Waldatmosphäre aus und der kleine Beuteldachs und sein Papa sehen total knuffig und sympathisch aus, man muss die beiden einfach ins Herz schließen. Man fühlt sich sofort rundum wohl und da die Seiten mit viel Liebe zum Detail gestaltet sind, wird das Anschauen nie langweilig. Es gibt einfach auf jeder Seite so viel zu entdecken, sodass man auch nach mehrmaligem Betrachten ständig auf etwas Neues stößt. Kindern wird es garantiert tierisch viel Freude bereiten, nach den versteckten lustigen Kleinigkeiten zu suchen wie kleine Mäuse, die eine Partie Federball spielen oder andere verschiedene Waldtiere, die hinter Bäumen und Büschen hervorlugen. Für mich, als Erwachsene, war es aber auch das reinste Vergnügen in die Illustrationen einzutauchen und auf Erkundungstour zu gehen.
Begeistert bin ich auch von den ulkigen Denkblasen, die in die großflächigen Zeichnungen eingebettet sind und die das (Vor-)Leseerlebnis nur noch spaßiger machen.

Genauso unterhaltsam und entzückend wie die Bilder ist auch die Handlung. Um seinen Sohn zu beruhigen, denkt sich der Vater kurze Geschichten aus, die äußerst kreativ sind und sehr humorvoll gereimt. Man gerät beim Lesen bzw. Zuhören irgendwie richtig ins Mitfiebern, da man unbedingt erfahren möchte, mit was für einer Erklärung der Vater wohl als nächstes auf die Fragen des kleinen Beuteldaches antworten wird. Ich fand die kurzen Erzählungen von Papa Beuteldachs einfach herrlich, könnte mir allerdings vorstellen, dass sie bei einigen Eltern nicht ganz so gut ankommen werden, da es sich dabei um Notlügen handelt. Mir jedenfalls hat es wie gesagt nichts ausgemacht, dass der Vater auf kleine Schwindeleien zurückgreift, um seinem Sohn die Furcht zu nehmen – und auch sich selbst. Es wird nämlich mit der Zeit deutlich, dass nicht nur dem kleinen Beuteldachs mulmig zumute ist, sondern auch dem Vater. Aber nicht nur die Zwei fürchten sich: Zum Ende hin zeigt sich noch, dass die anderen Waldtiere viel mehr Angst vor den Beuteldachsen haben als umgekehrt. Mir hat es sehr gut gefallen, auf was für eine schöne Art und Weise die Geschichte mit Vorurteilen aufräumt und jungen Kindern vermittelt wird, wie wichtig es ist sich seinen Ängsten zu stellen und dass es sich lohnt, offen und neugierig zu sein.

Die Altersempfehlung vonseiten des Verlags liegt bei ab 4 Jahren und dem schließe ich mich an. Der Text eignet sich perfekt zum Vorlesen und ergibt gemeinsam mit dem liebevoll illustrierten Innenleben ein gelungenes Gesamtpaket, das sowohl den Vortragenden als auch den jungen Zuhörer*innen jede Menge Spaß macht.

Fazit: „Der kleine Beuteldachs“ von Sven Maria Schröder ist ein zuckersüßes und wundervoll gestaltetes Bilderbuch mit einem liebenswerten Vater-Sohn-Gespann, das man einfach gernhaben muss. Es erzählt eine witzige, warmherzige und lehrreiche Geschichte über die Themen Angst haben, mutig sein und Vorurteile und sorgt für eine gemütliche gemeinsame Lesezeit. Ich kann das Buch nur empfehlen, mein Herz hat der kleine Beuteldachs im Sturm erobert. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 01.04.2023

Warmherzig, fantasievoll, lehrreich. Eine neue zuckersüße Frau-Honig-Geschichte!

Frau Honig: Frau Honig und die Geheimnisse im Kirschbaum
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Die Bücher von der Sabine Bohlmann lese ich immer wahnsinnig gerne, vor allem ihre Frau-Honig-Reihe liebe ich sehr. Meine Freude war daher groß als ich hörte, dass dieses Jahr ein neuer Band erscheinen ...

Die Bücher von der Sabine Bohlmann lese ich immer wahnsinnig gerne, vor allem ihre Frau-Honig-Reihe liebe ich sehr. Meine Freude war daher groß als ich hörte, dass dieses Jahr ein neuer Band erscheinen wird. Und da es sich bei diesem um ein

LeseCheckerin-Buch handelt und er somit etwas anders daherkommt als die Bände davor, war ich diesmal ganz besonders gespannt.

Auf das Kindermädchen Elsa Honig wartet ein neuer Auftrag. Aber kann die Adresse wirklich stimmen? Auf ihrem Zettel steht einfach nur Kirschbaum, sonst nichts. Als Frau Honig zusammen mit ihrem Bienenvolk an ihrem Ziel ankommt, stellt sie erstaunt fest, dass tatsächlich jemand im Kirschbaum wohnt: Emma. Die Neunjährige hat sich dazu entschlossen, fortan in dem Kirschbaum im Garten zu leben, da sie die ständigen Streitereien ihrer Eltern einfach nicht mehr ausgehalten hat. Zum Glück ist in den Ästen noch etwas Platz, sodass Frau Honig kurzerhand bei Emma einzieht. Diese ist zunächst nicht ganz so begeistert von ihrer neuen Mitbewohnerin, aber davon lässt sich das Kindermädchen nicht abschrecken. Voller Herz und Tatendrang und mit einer Menge wunderbarer Ideen im Gepäck nimmt sie sich Emmas Problem an und Frau Honig wäre nicht Frau Honig, wenn sie nicht auch dieses Mal eine Lösung finden würde.

Wie oben bereits erwähnt, handelt es hierbei um einen Band der Frau-Honig-Serie. Da die Bände stets in sich abgeschlossen sind, sind sie in meinen Augen problemlos unabhängig voneinander lesbar. Man kann also durchaus mit diesem Buch starten, wobei ich persönlich jedoch rate, zumindest den ersten Teil zu kennen. Ich denke, dass die Lesefreude dann ein klein wenig höher ist.
Für mich, als großer Frau-Honig-Fan, war das Eintauchen in die Geschichte wie nach Hause kommen. Auch wenn dieser Band um einiges kürzer ist als die Vorgänger, verströmt er von Anfang an die altvertraute Frau-Honig-Atmosphäre und zaubert einem schon nach kurzer Zeit ein Lächeln ins Gesicht. Man fühlt sich einfach sofort rundum wohl zwischen den Seiten und möchte am liebsten gar nicht mehr aus ihnen auftauchen.

Beginnen tut die Handlung wie sonst auch: Mit ihrem außergewöhnlichen Koffer zieht Frau Honig bei einem neuen Kind ein, bei dem daheim nicht alles rund läuft. Dieses Mal ist es die neunjährige Emma, die dringend die Hilfe des Kindermädchens benötigt. Warum sie in einem Kirschbaum wohnt, verrät sie ihrer unverhofften Besucherin zunächst nicht, allerdings wird schnell klar, dass irgendetwas nicht stimmt. Behutsam und sanft baut Frau Honig Vertrauen zu dem Mädchen auf und dieses rückt schließlich mit der Sprache heraus, warum sie von zu Hause ausgezogen ist. Das Kindermädchen versucht daraufhin ihrem neuen Sorgenkind zu helfen und Frau Honig wäre nicht Frau Honig, wenn es ihr nicht auch dieses Mal gelingen würde. Mit viel Humor und Einfallsreichtum versucht sie auch für Emmas Problem eine Lösung zu finden und sorgt mit ihrer unkonventionellen Art und ihren kleinen Zaubereien für jede Menge Glück, Spaß und Heiterkeit.

Mich hat es erneut fasziniert zu sehen, auf was für großartige Ideen Frau Honig wieder so kommt. Mit ihr hat die Sabine Bohlmann einfach eine bezaubernde und einzigartige Heldin erschaffen. In gewisser Hinsicht erinnert Frau Honig zwar schon sehr an Mary Poppins, da auch sie erstaunliche und magische Dinge vollbringen kann, aber die Autorin hat sich mit ihrem Kindermädchen definitiv eine eigenständige Figur ausgedacht.
Mitfühlend, herzensgut, witzig, klug und hilfsbereit – das ist Elsa Honig. Man muss dieses lebensfrohe und immer gelb gekleidete Kindermädchen einfach gernhaben.

Neben unserer Hauptperson wurden auch die weiteren Charaktere liebevoll ausgearbeitet und schleichen sich im Nu in die Herzen von uns Leser
innen. Die aufgeweckte und fantasievolle Emma zum Beispiel, mit der sich Mädchen und Jungen garantiert sehr gut identifizieren werden. Mir hat es überaus gut gefallen, mit wie viel Feingefühl und Authentizität Emmas Sorgen und Ängste dargestellt werden und auch die Botschaften, die vermittelt werden, mochte ich sehr. Die Geschichte zeigt uns, wie stark Kinder unter den Auseinandersetzungen ihrer Eltern leiden und dass wir uns oft über völlig unnötige Sachen streiten. Manches sollte man einfach mal besser von außen betrachten, damit einem auffällt, wie lächerlich das Ganze eigentlich ist. Für Erwachsene sind die Frau-Honig-Bücher auf jeden Fall auch vollkommen lesenswert. Man kann so viel aus ihnen mitnehmen und mit Elsa Honig erlebt man einfach immer die tollsten und verrücktesten Dinge.

Illustriert wurde auch dieser Teil von Joëlle Tourlonias. Ihre niedlich-verträumten schwarz-weiß Bilder passen wie gewohnt perfekt zur Handlung und machen das Leseerlebnis nur noch schöner. Es gibt auch hier viele kleine Zeichnungen von putzigen Bienchen und auch ein Daumenkino ist natürlich wieder mit dabei. Bei diesem handelt es sich allerdings um ein besonderes, denn es zeigt den Lesefortschritt an.
Wie zu Beginn schon erwähnt, ist dieser Band ein

LeseCheckerin-Buch und richtet sich somit an etwas ungeübte Leserinnen ab 8 Jahren. Die Schrift ist daher recht groß und die Kapitel sind sehr kurz gehalten. Manche Wörter sind zudem fett gedruckt, sodass sie sich beim Lesen hervorheben. Und neben dem Daumenkino gibt es noch ein weiteres cooles Extra, welches die Lesemotivation fördert: Kleine Bienen-Belohnungssticker, die man nach jedem beendeten Kapitel auf eine der Blumen hinten im Buchvorsatz kleben kann. Eine total süße Idee, also ich bin begeistert von diesem Konzept und bin mir ziemlich sicher, dass es bei der Zielgruppe, allen voran bei Lesemuffeln, richtig gut ankommen wird.

Fazit: Mit „Frau Honig und die Geheimnisse im Kirschbaum“ beschert uns Sabine Bohlmann ein weiteres magisches Frau-Honig-Abenteuer voller Herz und Fantasie, das seinen Vorgängern, trotz seiner Kürze, in nichts nachsteht und ein absolutes Wohlfühlbuch mit Gute-Laune-Garantie ist. Auch dieser Band erzählt eine herzerwärmende, lustige und lehrreiche Geschichte und verzaubert Jung und Alt mit lauter honigsüßen Ideen und vielen zauberhaften Illustrationen. Ich habe mal wieder eine herrliche Zeit mit Frau Honig verbracht und hoffe sehr auf ein baldiges Wiedersehen mit ihr. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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