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Veröffentlicht am 09.10.2020

Rose

Rose Royal
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Rose Royal – Nicolas Mathieu 

Hmmmm, also dieser Roman ist gerade mal 95 Seiten lang, die Seiten nicht sonderlich dicht bedruckt, alles in allem in einer guten Stunde gelesen. Zum Inhalt möchte ich deshalb ...

Rose Royal – Nicolas Mathieu 

Hmmmm, also dieser Roman ist gerade mal 95 Seiten lang, die Seiten nicht sonderlich dicht bedruckt, alles in allem in einer guten Stunde gelesen. Zum Inhalt möchte ich deshalb auch gar nicht allzu viel sagen, da dieser ohnehin recht überschaubar ist. Vielleicht sollte ich endlich mal die Finger von so extrem kurzen Büchern lassen… 

Nur soviel: eine Beziehung, die auf gemeinsamen Alkoholkonsum basiert und auch sonst sämtliche Klischees einer toxischen Beziehung erfüllt. Das kann nicht gut gehen, es liegt auf der Hand. Mir persönlich ist es von Anfang an viel zu oberflächlich und vor Selbstmitleid triefend erzählt. Die tollen Beine der Protagonisten beispielsweise werden bereits auf der ersten Seite erwähnt, auch später noch mindestens zweimal. Zudem auffälliger Alkoholkonsum, auf den ich sowieso allergisch reagiere. Und eine Blauäugigkeit der Protagonistin, die kaum zu überbieten ist. Man merkt schon, ich rege mich auf über diesen Roman. Von Anfang an stellte sich bei mir ein gewisser Widerwillen gegen dieses Buch ein. 

Es ist eine tragische Geschichte, deren ungute Richtung schnell klar ist, im Prinzip verrät das ja bereits der Klappentext. Prinzipiell ist sie mit diesen wenigen Worten auch sehr gut erzählt. 

Die Sprache ist unauffällig, klar und direkt, schnörkellos, vielleicht unbarmherzig. Ich kann das ganz schlecht erklären, aber ich empfand eine gewisse Abneigung dem Autor gegenüber, seinen Erzählstil irgendwie anmaßend. Aber wie gesagt, das ist ein rein subjektives Empfinden. 

Dieser Roman schlägt in die me-Too-Kerbe und trieft vor Klischees. Die armen Frauen werden von den Männern nur ausgenutzt, sexuell ausgebeutet, geschlagen. Ach ja, kein Wunder bei der schwierigen Kindheit. Ironie off. Und Luc, den sie für einen Neubeginn auswählt, ist ein wortkarger Typ und gibt sich Anfangs gutmütig. Anfangs. 

Leider ging mir dieses Buch total gegen den Strich. Von der ersten bis zur letzten Seite hat es mich aggressiv gemacht. Auch eine Leistung. Vielleicht war das ja sogar beabsichtigt. Mir hat es aber nicht gefallen. 2 Sterne

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Veröffentlicht am 07.10.2020

Faszinierend

INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne
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INFINITUM – Christopher Paolini
Mit knapp 1000 Seiten ein richtig dicker Schinken, toll aufgemacht mit (für mich) rätselhaften Karten und Skizzen. Dazu muss ich sagen, dass Science Fiction eigentlich so ...

INFINITUM – Christopher Paolini
Mit knapp 1000 Seiten ein richtig dicker Schinken, toll aufgemacht mit (für mich) rätselhaften Karten und Skizzen. Dazu muss ich sagen, dass Science Fiction eigentlich so gar nicht mein Genre ist. Doch die Leseprobe hatte mich angesprochen. Und tatsächlich haben mich die ersten hundert Seiten absolut begeistert. Was für ein spannender Plot! Die junge Forscherin Kira Navarez entdeckt bei der Untersuchung eines fernen Planeten eine bisher unbekannte Lebensform, die nicht nur ihr Leben für immer verändern wird.
Bald wurde es mir aber etwas zu viel. Schier unendliche kriegerische Auseinandersetzungen zwischen diversen Aliens und Menschen auf unterschiedlichsten Planeten und zwischendrin, mit innovativsten Waffen… nichts scheint unmöglich. Gerade das macht so manche Entwicklung etwas hanebüchen und unglaubwürdig. Der gesamte Mittelteil besteht aus endlosen Kämpfen mit viel Alienblut, unterbrochen immer wieder durch lange Reisen im Kälte-Schlaf. Dieser gesamte Mittelteil von sicher über 500 Seiten hätte gut um die Hälfte gekürzt werden können. Teilweise fühlt man sich als Leser nämlich selber orientierungslos im Weltall/in der Geschichte treibend.
Kira ist eine sympathische junge Frau, die alles verloren hat, sich aber trotzdem von nichts unterkriegen lässt. Eine klassische Heldin, praktisch unbesiegbar.
Trotz aller Kritikpunkte ist das hier ein richtiger Schmöker, eine ganze eigene Welt, in der man versinken kann, wenn man nicht allzu viel darüber nachdenkt. Und genau das ist wohl Paolinis Stärke, die man schon von Eragon kennt: die Schaffung einer vollkommen neuen Welt, mit (oft zu) detailreichen Beschreibungen und Protagonisten zum Mitfiebern. Damit konnte er mich tatsächlich so sehr fesseln, dass es mir am Ende schwer fiel, Kira und ihre Crew zu verlassen. Trotz aller Kritikpunkte. Auch das ist eine Kunst, gerade weil mir der Plot wieder einmal klar gemacht hat, dass ich in Zukunft wieder die Finger von Science Fiction lassen werde, insbesondere wenn Aliens darin mitmischen….Also, trotz alldem bin ich total fasziniert, von dieser zukünftigen interstellaren Welt und vergebe 4 Sterne!

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Veröffentlicht am 06.10.2020

Die Rakete

Die Erfindung des Countdowns
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Die Erfindung des Countdowns – Daniel Mellem
„Nichts kann rückgängig gemacht werden, was einmal gedacht wurde.“ Dürrenmatt, Die Physiker
Es ist eine spannende und zugleich schwierige Frage in der Wissenschaft. ...

Die Erfindung des Countdowns – Daniel Mellem
„Nichts kann rückgängig gemacht werden, was einmal gedacht wurde.“ Dürrenmatt, Die Physiker
Es ist eine spannende und zugleich schwierige Frage in der Wissenschaft. Wie weit darf man im Namen der Forschung gehen. Was ist ethisch vertretbar?
Daniel Mellem hat sich das Leben und Schaffen Hermann Oberths vorgenommen. Ein genialer Geist im Bereich der Astrophysik. Vordenker und Begründer wichtiger Grundlagen der Raketentechnik. Ein spannendes Fachgebiet. Interessierte sich Hermann vorrangig für eine Rakete zum Zweck einer Mondreise, wird ihm nach und nach klar, dass eine Rakete für Kriegszwecke weitaus mehr internationales Interesse hervorruft. Brisantes Gedankengut, fertig gerade zum Beginn des Zweiten Weltkrieges. Leider leider hat Hermann große Defizite. Zum Einen im emotionalen Bereich (seine Frau Tilla ist zu bemitleiden), zum Anderen ist er nicht fähig, die Gefahren seiner Arbeit vorauszusehen. Er ist total besessen von seiner Rakete und schafft es nicht, auch nur ein kleines bisschen, über den eigenen Tellerrand zu blicken. Und so kommt es, dass das große Dilemma seiner Arbeit, das eigentliche Thema dieses Romans, für Hermann eben überhaupt kein Thema ist. Er macht sich einfach keine Gedanken darüber. In der Realität brandgefährlich, für dieses Buch irgendwie schade.
Wie bereits erwähnt gab es die Person Hermann Oberth tatsächlich. So ist dies vorliegende Buch eine Mischung aus Biografie und Roman. Es sind viele Fakten mit eingeflossen, Lücken wurden mit schriftstellerischer Freiheit gefüllt. Leider gibt es oft ziemlich krasse Sprünge in der Handlung, Hermann hatte eine bewegtes Leben mit vielen Ortswechseln. Offensichtlich hatte der Autor gut damit zu tun, die Fakten der Reihe nach abzuerzählen.
Schriftstellerisch ist das Ganze tatsächlich kein großer Wurf. Die Sprache ist unauffällig, sachlich, ohne schöne Sätze. Das passt aber sehr wohl zum recht spröden Charakter Hermanns und der naturwissenschaftlichen Thematik. Dazu sei angemerkt, dass der Autor selber Physiker ist.
Hermann ist an und für sich einfach kein Sympathieträger. Er ist absolut auf sich selbst und seine Rakete bezogen. Seine Mitmenschen nimmt er teilweise kaum wahr. Auch Politisches scheint ihm nicht wichtig zu sein. Aus der tatsächlichen Vita ist ersichtlich, dass er mit den Nazis liebäugelte, im Roman kommt auch das wieder kaum wirklich zur Geltung. Eben das ist einer meiner Kritikpunkte. Vieles wird doch recht oberflächlich behandelt, die Gesamtzusammenhänge sind schwer zu erfassen. Vermutlich liegt es daran, dass man eben Hermanns Sicht der Dinge erfährt.
Ein interessantes Thema, ein spannender Roman, der sich gut lesen ließ, mich aber kaum bis zum Schluss fesseln konnte. Das große Dilemma, das im Klappentext versprochen wurde, wurde für mich leider praktisch kaum angeschnitten. Viele Sprünge in der Handlung und scheinbar fehlende Informationen ließen die Charaktere blass und nicht stimmig erscheinen. Möglicherweise wäre der Autor mit einer Biographie besser beraten gewesen.
Trotzdem ein lesenswertes Buch, das zu Recherchen anregt und den Horizont erweitert. 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 23.09.2020

Indien

Das Museum der Welt
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Das Museum der Welt – Christopher Kloeble
Die herzerfrischende Reise des Waisenjungen aus Bombay quer durch Indien.
Als Übersetzer reist der fast zwölfjährige Bartholomäus mit der Forschungsexpedition ...

Das Museum der Welt – Christopher Kloeble
Die herzerfrischende Reise des Waisenjungen aus Bombay quer durch Indien.
Als Übersetzer reist der fast zwölfjährige Bartholomäus mit der Forschungsexpedition um die Brüder Schlagintweit durch Indien und den Himalaya. Bartholomäus ist ein schlaues Kerlchen, das seine Übersetzungskünste nicht selten für sich selbst nutzt und den Leser an seinen Gedanken über die Deutschen nicht hinterm Berg hält. Generell hat der Junge eine ganz eigene Sicht auf die Dinge und es ist sehr reizvoll, die Expedition mit seinen Augen zu begleiten. Obwohl er den Firengi recht kritisch gegenübersteht, entwickeln sich auf dieser Reise dennoch Freundschaften. Nebenbei möchte er das erste Museum Indiens gründen. Und so steckt er selbst mittendrin in der großen Weltgeschichte, ohne es zu merken.
Es ist ein sehr kurzweiliges Lesevergnügen, eine klassische Abenteuergeschichte, die ganz nebenbei jede Menge Wissenswertes über Land und Leute vermittelt. Bartholomäus ist ein liebenswerter Protagonist, der mit seiner kindlichen Weisheit begeistert. Entsprechend ist die Sprache einfach gehalten, aber sehr authentisch, die Sprache eines Kindes eben.
Ein sehr schöner Roman, dem ich gerne 4 Sterne gebe.


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Veröffentlicht am 18.09.2020

Schöne Sprache, spärlicher Inhalt

Die Unschärfe der Welt
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Die Unschärfe der Welt – Iris Wolff
Auf der Longlist des Deutschen Buchpreises
Das ist die generationenübergreifende Geschichte einer Familie aus dem Banat (Rumänien) zur Zeit des zusammenbrechenden Ostblocks. ...

Die Unschärfe der Welt – Iris Wolff
Auf der Longlist des Deutschen Buchpreises
Das ist die generationenübergreifende Geschichte einer Familie aus dem Banat (Rumänien) zur Zeit des zusammenbrechenden Ostblocks. Es geht um Liebe, um Freundschaft, Unterdrückung durch das System und um das Schicksal.
Leider hat dieser Roman nur 213 Seiten. Die Autorin hat sich entschieden, jeweils nur Bruchstücke, Fragmente aus den Leben der sieben Personen zu erzählen. Diese Momentaufnahmen sind wunderbar und fesselnd erzählt. Leider wird man, kaum in der jeweiligen Geschichte angekommen, im nächsten Kapitel herauskatapultiert und muss sich in einer neuen Zeit, an einem neuen Ort, auf jeden Fall bei einer neuen Figur zurechtfinden. Ja, es gibt eine Person, die sie alle verbindet, gehören sie doch auch einer Familie an. Über alle von ihnen hätte ich so gerne noch viel mehr erfahren.
Genau so hält Iris Wolff es mit den doch durchaus interessanten politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten dieser Zeit im Umbruch. Vieles wird angerissen, nichts ausgearbeitet.
Ich finde das sehr schade, denn das Thema hätte riesiges Potenzial gehabt, einen Schmöker mit mindestens 600 Seiten zu füllen. So bleiben mir leider sowohl die Umstände als auch sämtliche Figuren fremd.
Die Geschichte war für mich sehr unruhig. Ein ständiger Wechsel von Personen, riesige Zeitsprünge, viele fesselnde Handlungen, die einfach nicht zu Ende erzählt werden.

Die Autorin legte wohl Wert darauf, sich von der Masse der Romane abzuheben. Und das tut sie. Zum einen in der Erzählform, wie oben aufgeführt. Aber auch die Sprache ist außergewöhnlich. Mir persönlich hat sie gut gefallen, man könnte sie aber auch gezwungen poetisch, überladen finden. Ich mochte diese Sprache gerne, diese genauen Beschreibungen von Natur und Gefühlen. Als würde man mit allen Sinnen lesen. Nur leider kann mich das nicht vom lückenhaften Inhalt ablenken.

Sprachlich hat mir dieser Roman sehr gefallen, leider finde ich diese Erzählform inhaltlich alles andere als befriedigend. Insgesamt reicht es bei mir deshalb nur für 3 Sterne.

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