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Veröffentlicht am 18.01.2024

Leuchtfeuer

Leuchtfeuer
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Leuchtfeuer – Dani Shapiro
Die Tragödie passiert gleich ganz am Anfang des Romans. Der 15-jährige Theo verursacht einen Autounfall. Seine 17-jährige angetrunkene Schwester Sarah bleibt unverletzt, während ...

Leuchtfeuer – Dani Shapiro
Die Tragödie passiert gleich ganz am Anfang des Romans. Der 15-jährige Theo verursacht einen Autounfall. Seine 17-jährige angetrunkene Schwester Sarah bleibt unverletzt, während ihre Freundin stirbt. Auch die Rolle des dazukommenden Vaters Ben, ein Arzt, ist unglücklich. Drei Menschen, die ihre Schuldgefühle ihr Leben lang nicht mehr loswerden.
Tatsächlich werden die Protagonisten über viele Jahrzehnte hinweg begleitet. All ihre Entscheidungen und Handlungen werden fortan von dem fürchterlichen Unglück beeinflusst sein. Dennoch ist dies bei Weitem nicht das einzige Thema dieses Romans. Es geht um Schuld, aber auch um Liebe und Mitgefühl, es geht um das Alt werden. Und dann ist da noch Waldo, der Nachbarsjunge. Das Kind, das so anders ist und ausgerechnet in Ben einen Verbündeten findet.
All diese Menschen in diesem Roman haben Fehler gemacht, keiner spricht darüber, dennoch sind sie alle sehr reflektiert und denken viel über ihre jeweiligen Lebensentscheidungen nach. Ein häufiger Perspektivwechsel erleichtert den Zugang zu den Gedankenwelten der einzelnen Figuren.
Die recht nachdenkliche Handlung wird auf etwa drei Zeitebenen erzählt, wobei es auch immer mal wieder Ausreißer gibt. Aber im Wesentlichen ist die erste Erzählzeit, die Zeit des Unfalls 1985 - dann etwa fünfzehn Jahre später, kurz vor der Jahrtausendwende – und schließlich etwa 2020, während der Corona-Pandemie. Die Eltern sind nun alt und stehen vor ganz neuen Herausforderungen. Diese Zeitsprünge haben mich ehrlich gesagt immer wieder etwas durcheinandergebracht, weil ja auch die Perspektivwechsel noch dazukommen… eigentlich eine recht unruhige Erzählweise, die dann aber durch den sehr stillen Schreibstil gar nicht mehr auffällt. Außerdem ist die Geschichte sehr eingängig geschrieben und durch den Unfall ganz zu Beginn, ist der Leser fast zwangsläufig gefesselt.
Trotz allem ist es eine sehr ruhige, melancholische Atmosphäre, die diesen Roman trägt. Es wird sehr viel Rückschau betrieben und es gibt sehr viel innige Liebe und Zuneigung zwischen den Generationen. Liebe und Hoffnung führen die Figuren immer weiter – wie ein Leuchtfeuer in der Nacht.
Trotz des ernsten Themas und des tragischen Beginns habe ich mich mit diesem Roman sehr wohlgefühlt. Er macht sehr nachdenklich, aber auf tröstliche Art und Weise.
4 Sterne


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Veröffentlicht am 16.01.2024

Isabella und Kai

King of Pride
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Isabella und Kai
Obwohl auch dieser Roman wieder gut geschrieben ist, empfand ich ihn als das schwächste Werk, das ich bisher von Ana Huang gelesen habe. Zum Teil lag es sicherlich am Thema, das mich nicht ...

Isabella und Kai
Obwohl auch dieser Roman wieder gut geschrieben ist, empfand ich ihn als das schwächste Werk, das ich bisher von Ana Huang gelesen habe. Zum Teil lag es sicherlich am Thema, das mich nicht sonderlich ansprach, jedenfalls konnte es mich nicht wirklich fesseln. Das Problem der Protagonisten lag zum Großteil an der Erwartungshaltung und Kultur ihrer asiatischen Herkunft. Und genau da konnte ich in diesem Band nicht wirklich mitfühlen. Ich habe immer noch auf die große Enthüllung/Problem gewartet, das aber nicht kam. Hier war es mir tatsächlich ausnahmsweise einmal zu wenig Drama.
Isabella und Kai mochte ich nämlich an sich schon recht gerne. Und ist auch wirklich gut lesbar, nur im Mittelteil fand ich es eine Zeitlang recht zäh. Auch die expliziten Szenen habe ich von der Autorin schon besser gelesen.
3 Sterne

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Veröffentlicht am 13.01.2024

Die Insel

Der Keim
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Der Keim – Tarjei Vesaas
Dies ist mein dritter Roman des norwegischen Autors Tarjei Vesaas (1897-1970); dabei war es tatsächlich sein erster, der 1940 in Norwegen veröffentlicht wurde. Den Weg nach Deutschland ...

Der Keim – Tarjei Vesaas
Dies ist mein dritter Roman des norwegischen Autors Tarjei Vesaas (1897-1970); dabei war es tatsächlich sein erster, der 1940 in Norwegen veröffentlicht wurde. Den Weg nach Deutschland fanden seine Werke freilich erst viele Jahre später.
Ein geistig versehrter Unbekannter dringt in die kleine, familiäre Insel ein. Erst bleibt er beinahe unbemerkt, bis ein Mord geschieht und das bisher harmonische Zusammenleben auf der Insel auf die Probe gestellt wird. Denn die Gemeinschaft bläst zur Jagd auf den Mörder und lässt nicht locker, bis der Rachedurst befriedigt ist.
Auch in diesem Werk ist es weniger die eigentliche Handlung, die beeindruckt, sondern vielmehr die ganz spezielle Ausdrucksweise Vesaas. So knapp er seine Sätze formuliert, so wortkarg seine Figuren miteinander kommunizieren, so viel sagt er damit doch aus. Das Wesentliche steckt zwischen den Zeilen und bleibt ungesagt. Es ist eine tolle, bedrückende Atmosphäre, die dennoch, oder gerade dadurch, entsteht. Zudem versteht es der Autor, seine Leser ab der ersten Seite einzufangen und bis zum Ende nicht mehr loszulassen.
Ein fesselnder Insel-Roman über menschliche Abgründe und die Macht des Gewissens. Vielen Dank an den Guggolz-Verlag für die Übersetzung und Veröffentlichung der Werke dieses grandiosen Autors.
Wieder einmal eine wunderbare Leseerfahrung. 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 06.01.2024

Regan und Thane

There With You
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Regan und Thane
Auch dieser zweite Teil der Reihe um die Adair-Geschwister in Schottland hat mich wieder sehr begeistert.
Regan ist Robyns Schwester und wegen ihr nach Schottland gekommen, wo sie auf Thane, ...

Regan und Thane
Auch dieser zweite Teil der Reihe um die Adair-Geschwister in Schottland hat mich wieder sehr begeistert.
Regan ist Robyns Schwester und wegen ihr nach Schottland gekommen, wo sie auf Thane, den zweiten der Adair-Brüder trifft. So gibt es auch hier wieder einiges an Familienzwistigkeiten zu lösen. Außerdem gibt es den ein oder anderen gefährlichen Besuch aus der Vergangenheit.
Ein wunderbarer Schreibstil der Autorin rundet den Lesegenuss ab.
Konnte mich wieder absolut fesseln und ich bin gespannt auf weitere Geschichten.
5 Sterne

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Veröffentlicht am 05.01.2024

Sehr informativ

Mary Shelleys Zimmer
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Mary Shelleys Zimmer – Timo Feldhaus
Nach der Lektüre von „Mary und Claire“ und „Frankenstein“ war mein Interesse geweckt, noch mehr von und über die Autorin Mary Shelley zu erfahren.
In diesem Sachbuch ...

Mary Shelleys Zimmer – Timo Feldhaus
Nach der Lektüre von „Mary und Claire“ und „Frankenstein“ war mein Interesse geweckt, noch mehr von und über die Autorin Mary Shelley zu erfahren.
In diesem Sachbuch geht es nicht nur um Mary Shelley, dennoch nimmt sie großen Raum ein. Timo Feldhaus spürt dem großen Vulkanausbruch 1816 in Indonesien nach und untersucht seine Auswirkungen. Das Klima verändert sich, der folgende Sommer fällt aus. Napoleon sitzt einsam auf der Insel St. Helena, Caspar David Friedrich malt trübe Sonnenuntergänge und Mary Shelley befindet sich mit heute berühmten Personen am Genfer See und schreibt an „Frankenstein“.
Wie auch schon „Mary und Claire“ beschreibt auch dieses Werk die Geschehnisse, die diesem wichtigen Aufenthalt am Genfer See vorausgehen. Ihr Elternhaus, die Liebschaft mit Percy Shelley und die seltsame Menage a troix mit ihm und ihrer Halbschwester Jane (Claire). Vielleicht habe ich mich nur deshalb so gut in diesem Buch zurechtgefunden, da mir die Eckpunkte (und Percys flatterhaftes unzuverlässiges Wesen) bereits bekannt waren. Denn Feldhaus legt ein ordentliches Tempo vor und wechselt auch immer wieder zwischen Goethe, Napoleon, Indonesien, etc.
Feldhaus zeigt die Zusammenhänge auf – zwischen dem großen indonesischen Vulkanausbruch von 1816, der Faszination Marys über die Entdeckung der Elektrizität, der Entstehung von „Frankenstein“ und – ja, sogar der Prometheussage.
Auf jeden Fall wird es niemals langweilig mit Timo Feldhaus. Denn er hat einen sehr unterhaltsamen, leicht schnoddrigen, oftmals etwas überspitzten Erzählstil. Der mag nicht jedem liegen, ich fand ihn ganz angenehm, da nicht so trocken. Vor allen Dingen schafft er es, auf höchst kurzweilige Art und Weise die klimatischen Auswirkungen des Vulkanausbruchs mit historischen Begebenheiten und den zeitgleichen kulturellen Entwicklungen in Zusammenhang zu setzen.
4 Sterne.

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