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Veröffentlicht am 12.11.2020

Was hat Beziehung mit Arbeit zu tun?

Liebe passiert, Beziehung ist Arbeit
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Sehr einfühlsamer, eindringlich geschriebener Ratgeber, der Schattenseiten nicht ausspart und nicht die EINE Lösung anbietet. Exzellent!

Was hat Beziehung mit Arbeit zu tun?
Sehr viel. Man muß an der ...

Sehr einfühlsamer, eindringlich geschriebener Ratgeber, der Schattenseiten nicht ausspart und nicht die EINE Lösung anbietet. Exzellent!

Was hat Beziehung mit Arbeit zu tun?
Sehr viel. Man muß an der Beziehung arbeiten und nicht zu bequem werden. Trott und Alltag, Probleme, mangelnde Wertschätzung, nicht wahrgenommen oder respektiert zu werden, bewußte Geringschätzung usw., kann den Liebestod bewirken und die Beziehung in den Orkus befördern. Wäre das nicht schade, nachdem die erste Verliebtheit so stürmisch war und man es über die erste Hürde der Ernüchterung in die konstantere Liebe geschafft hat? Werfen manche zu schnell die Flinte ins Korn?

Da kommt der Ratgeber von Nele Sehrt wie gerufen. Sie ist Diplom-Psychologin, Sexual-, Paar- und Traumatherapeutin mit eigener Praxis in Hamburg. 

In diesem Buch werden schmerzliche und Schattenseiten nicht ausgespart. Genausowenig fehlt es an Hoffnung oder Optimismus, jedoch immer der Realität verhaftet. Es werden keine Wolkenkuckucksheime versprochen oder sonstiges Unmögliche. Sie gibt viele Anregungen, Impulse und Tipps, die äußerst praxisnah sind. Sie betont selber, daß nicht alles bei jedem funktionieren wird. Was dem einen hilft, braucht dem anderen nicht zu helfen und vice versa. Aber bei der Vielfältigkeit kann jeder etwas für sich mitnehmen.

Das Buch richtet sich mitnichten nur an Ehepaare, auch Leute ohne Trauschein können davon profitieren und nicht nur Heterosexuelle. Die Situationen können auf jede und jeden übertragen werden, der sich davon angesprochen fühlt. 

Das Buch fängt mit dem Rausch der Verliebtheit an und der zwangsläufigen Ernüchterung. Der Vergleich mit Drogensucht und Manie ist sehr passend sowie wissenschaftlich erwiesen. Die Autorin bezieht den aktuellsten Stand der Forschung mit ein. Sie zeigt auf wie die Beziehung die erste Hürde der Ernüchterung überstehen kann. Sie gebraucht hervorragend Metaphern und ist sehr empathisch. 

Die verschiedenen Ebenen des Individuums, des Paares und eventuell Eltern werden beleuchtet, Dynamiken des Streitens, die Psyche und eben der Alltag, wie Emotionen und Logik sich gegenseitig bekämpfen können.

Wie wichtig die Vergangenheit der Partner und die ureigene Genese als Kind war sowie verschiedene Arten von Bindung, auch kontraproduktive kommen zur Sprache. 

Wertschätzung, das Sexualleben und überhaupt die Sexualität werden thematisiert. Ich konnte dadurch vieles dazulernen. Mann und Frau sind sogar geschlechtlich gar nicht so unterschiedlich, wie gerne postuliert wird. Außerdem ist die Erregung vor der Stimulation sehr wichtig. Physiologische Abläufe werden verständlich geschildert. 

Seitensprünge und Affären sowie ein eigenes Abschlußkapitel über Trennung als auch Neuanfang sind komplex aufbereitet, aber auf nachvollziehbare Weise. Keine Schönfärberei, aber ebensowenig Pessimismus bis zum Ende. Die endgültige Trennung kommt dann doch für jeden, durch den Tod.

Ein rundherum gelungenes Buch, sehr liebevoll und wahrhaftig charmant, liquide und einnehmend, wertvoll und praxistauglich mit vielen Fallbeispielen, die kurz und knackig, aber erhellend sind. Sehr empfehlenswert!


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Veröffentlicht am 12.11.2020

Unendliche Abgründe der Grausamkeit!

Ratten am Bullenhuser Damm
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Ein erschütterndes Kapitel aus der Endzeit des Zweiten Weltkriegs! Leider wahr und wieder einmal die Aussage stützend, Mensch = Bestie!

Natürlich will ich in meiner Kurzbewertung nicht intendieren, daß ...

Ein erschütterndes Kapitel aus der Endzeit des Zweiten Weltkriegs! Leider wahr und wieder einmal die Aussage stützend, Mensch = Bestie!

Natürlich will ich in meiner Kurzbewertung nicht intendieren, daß alle Menschen automatisch Bestien sind. Selbstverständlich gibt es immer Menschen mit Mut und Zivilcourage sowie Humanität, die sogar unter Einsatz des eigenen Lebens andere retten. 

Ich will vielmehr andeuten, daß jeder das Potential in sich trägt, eine Bestie werden zu können, unter bestimmten Bedingungen, Umständen und Voraussetzungen. 

Das Dritte Reich stellt ein besonders dunkles Kapitel der Menschheitsgeschichte dar. Auf ewig wird man rätseln, wie scheinbar ganz normale, ja gewöhnliche Menschen, manche sogar banal ( wie Hannah Arendt so treffend mit der Banalität des Bösen ausdrückt ), zu skrupellosen Mördern werden konnten, sogar manche große sadistische Freude dabei empfinden konnten. 

Es wird endlos analysiert, weil der Mensch dieses Enigma der Abartigkeit nicht begreifen kann oder will. Denn es sind sehr finstere Abgründe, in die man blickt und bekanntlich sagte Nietzsche, daß der Abgrund irgendwann in einen zurückblickt. Es ist ein schmerzliches, unangenehmes Thema, aber sehr wichtig, sich damit auseinanderzusetzen, um die Dynamiken dahinter zu erkennen und bestenfalls so etwas zukünftig verhindern zu können, auch wenn das bei der entfesselten Gewalt auf unserer Erde illusorisch erscheint. 

Was nützt es rational die Antriebe und Motive der Täter nachzuvollziehen? Man kann es so vielleicht ansatzweise begreifen, aber emotional wird man das nie erfassen können, eine Ungeheuerlichkeit bleiben.

Am 20. April 1945 wurden in einer Schule am am Bullenhusener Damm 20 Kinder ermordet, von der SS, an Hitlers Geburtstag und nicht lange vor Kriegsende. Sie wurden erhängt. Welch ein widerwärtiger, gräßlicher Tod, vorher waren deren Pfleger erhängt worden, unter anderem war ein französischer Medizinprofessor darunter. Überhaupt Menschen zu ermorden und dann wehrlose Kinder, auf solch abscheuliche Art. Was bringt einen Menschen dazu so etwas zu tun? Kann er sich wirklich auf Befehle berufen? Hat er es tatsächlich geschafft, die Opfer derart zu entmenschlichen, daß er sie nur als lästiges Ungeziefer ansieht, das exterminiert werden muß? Wie sehr ist er dann selber schon entmenschlicht? 

Das Böse kommt nicht von außen, wird niemandem eingeflüstert, weder vom Teufel noch Dämonen. Jeder Mensch trägt diese Saat der Verdorbenheit in sich selbst, aber bei vielen trägt sie glücklicherweise nie Früchte.

Wer waren die Kinder? Sie kamen aus Auschwitz und wurden für medizinische Experimente mißbraucht. Jürgen Ehlers schildert verknappt in verdichteten Worten eine erschütternde, berührende, tieftraurige, wütend machende, leider wahre Begebenheit aus dem Krieg und dem Dritten Reich, das in seinen letzten Zügen lag. 

Die beiden Protagonistinnen, die im Mittelpunkt stehen, sind fiktionalisiert. Die zehnjährige Maria, eines der Kinder und die überlebende jüdische ehemalige KZ - Insassin Carmen. Keines der Kinder hieß Maria, aber dieses Mädchen steht exemplarisch für diese Individuen. 

Der KZ - Arzt Alfred Trzebinski, der im Fokus der Graphic Novel steht, war allerdings real und gegen Ende des Buches gibt es noch einen kurzen Abriß, was aus ihm wurde. Er war Standortarzt im KZ Neuengamme gewesen. 

Das Buch enthält plastische Illustrationen, die von Jürgen Ehlers grafisch gestaltet worden sind und dem Buch zugleich eine gespenstische und melancholische Note zugleich verleihen. 

Die relative Kürze des Gesamttextes stört mich überhaupt nicht, denn es ist ja kein Sachbuch oder Dokumentation, sondern will schlaglichtartig abartige Grausamkeit von eben ach so normalen Menschen beleuchten. Und das ist Jürgen Ehlers gelungen. Mit einer immensen Wucht und Emotionalität sowie dem hilflosen Warum ob dieser Unbegreiflichkeit wirkt dieses Buch extrem lange nach. Lernt aus der Vergangenheit, sonst seid ihr verdammt, sie zu wiederholen!




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Veröffentlicht am 12.11.2020

Himmelfahrtskommando!🕯💡

Mars Ultor
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Atmosphärisch, hohes Erzähltempo, spannend, undurchsichtig und aufregend! Ein Genuß! Anregend und durchaus ein realistisches Szenario!

2079: Offenbar hat sich in manchen Belangen nicht viel geändert. ...

Atmosphärisch, hohes Erzähltempo, spannend, undurchsichtig und aufregend! Ein Genuß! Anregend und durchaus ein realistisches Szenario!

2079: Offenbar hat sich in manchen Belangen nicht viel geändert. Konzerne mit viel Macht sind die heimlichen Herren und Herrscher. Fünfzehn Moloche von gigantischen Städten haben eine Zentralregierung. Gewalt, Armut, Straßengangs. Manches bleibt eben immer gleich.

Die Konzerne haben ihre eigenen Söldner, um ihr Hab und Gut sowie ihre Interessen zu verteidigen. Die Erde ist am Abgrund und es ist ein Wunder, daß es die Menschheit noch gibt.

David Dener ist ein Ex - Ranger, der für Wayaki Industries aktiv ist. Wayaki ist eine Megakrake ( ohne jetzt Kraken beleidigen zu wollen, sorry, meine lieben maritimen Bewohner! ).

David ist Teamleiter und unter anderem gehört Jenkins dazu. David hat durchaus eine dunkle Vergangenheit und sie, Jenkins trägt ebenso ihr Päckchen. Allmählich freunden sie sich an.

Ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma, ein Wissenschaftler, soll aufgespürt werden und zu Wayaki zurückgebracht. Das ist Davids neuer Auftrag für ihn und sein Team.

Aber Johnson vom Konzern und selbiger sind undurchsichtig. Nicht ungefährlich für David und sein Team. Ein Himmelfahrtskommando? Eine Mission mit einem point of no return? Mysteriöse Höhle, Gefahr, seltsame Spuren und Risiken ...

David Reimer hat einen sehr angenehmen, samtenen Erzählstil, eine Eleganz der Wortwahl, so daß diese Buchstabengebilde direkt durch die Retina zergehen und das Cerebrum als auch das Langzeitgedächtnis erfreuen.

Technisch ist es nicht zu abstrakt und man bekommt emotional einen guten Zugang zu den Protagonisten. David und Jenkins sind sehr sympathisch sowie authentisch in ihrem Handeln.

Das Bedrückende und Beklemmende dieser dystopischen Zukunft ist sehr gut geschildert. Sie überzeugt, weil es durchaus so kommen kann. Einige Dinge ändern sich wirklich nie.

Die Geschichte hat Flair, ist stimmig als auch stringent mit beeindruckenden Wendungen.

Im Nachwort erwähnt David Reimer noch einige interessante, reale Fakten.

Fesselnd, aber mit Seilen aus purer Seide! Schockierend gut! Wow! Wowi!

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Lex ( i ) l'amour!

Winzige Wahrscheinlichkeiten
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Eine Frau zwischen zwei Männern in San Francisco - und ein Serienkiller schleicht im Hintergrund. Emotional und dramatisch!

Lexi hat keine leichte Vergangenheit, ein Trauma erlitten. Das wirkt sich noch ...

Eine Frau zwischen zwei Männern in San Francisco - und ein Serienkiller schleicht im Hintergrund. Emotional und dramatisch!

Lexi hat keine leichte Vergangenheit, ein Trauma erlitten. Das wirkt sich noch bis in ihre unmittelbare Gegenwart aus.

Sie läßt ihre Heimatstadt Kiel hinter sich und nimmt ihren Wohnsitz in San Francisco ein. Amor meint es bald gleich doppelt zuwendend mit ihr. Ihr Nachbar Marc und FBI - Agent Jack treten als Dramatis Personae auf die Bühne ihres Lebens. Letzterer ist eigentlich zunächst "nur" für Sex "gut". Und Marc ist zu Beginn lediglich ein Freund. Aber ein genauso zuverlässiger wie ihre lesbische Freundin Jules. Deswegen kommt es zunächst zum Mißverständnis, weil Marc denkt, daß Lexi und Jules zusammen seien.

Außerdem treibt ein Serienkiller in der Golden Gate City sein Unwesen ... Dieser Handlungsstrang ist zunächst mehr im Hintergrund, akzeliert jedoch noch im Laufe des Buches, um wie ein Jack in the box dem Leser ins Antlitz zu springen.

Emotional, psychologisch einfühlsam, authentisch in der Schilderung des Verhaltens der Protagonisten.

Ein richtiger Pageturner, so werden die 535 Seiten richtig kurzweilig, Längen und Langeweile sucht man vergebens. Es ist ein Liebesdrama mit Thrillerelementen und einigen hübsch garstigen Überraschungen. Ob alles für Lexi gut ausgehen wird?

Geschmeidige, kunstvolle Sprache, ohne gekünstelt zu wirken, mit einer ordentlichen Prise beklemmender Suspense und einer frischen Brise Humors beim Lesen der elegant gedrechselten Sätze.

Vielschichtige Charaktere mit Tiefe und eine multiperspektivische Erzählweise läßt einen jedem der drei hautnah herankommen. Das Buch läßt einen gewißlich nicht kalt! Great reading food for thoughts! Yeah!

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Die Stühle wundern sich, weil Greg zwischen ihnen sitzt

Terapolis / Clockwork
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Ja, hört denn der Ärger jemals auf? Greg, zerrissen zwischen den Fronten und eine Lösung suchend ... Großartige Buchdroge, viriler Stil!👏👍

Das ist Band Zwei, aber ich konnte sehr gut in die Geschichte ...

Ja, hört denn der Ärger jemals auf? Greg, zerrissen zwischen den Fronten und eine Lösung suchend ... Großartige Buchdroge, viriler Stil!👏👍

Das ist Band Zwei, aber ich konnte sehr gut in die Geschichte hineinkommen, obwohl ich Teil Eins nicht kenne. Es gibt hier jedoch moderate Anriße zu jenem, so daß man beim Lesen keineswegs irritiert ist oder sich nicht zurechtfände.

Nachdem Greg seine Mission in die Terapolis mit Bravour gemeistert hat, ist er wieder in sein Zuhause in die City 95B457 ( nein, das ist keine Körbchengröße 😀, Witzboldengel! ). Er findet allmählich in den Alltag zurück.

Allerdings ist der sozioökonomische Status der Allgemeinheit rapide ins Negative abgefallen. Der Horizont der Ungewißen Zukunft präsentiert sich sehr düster. 

Die Weißen Löwen, eine jugendliche Gang aus der Terapolis wollen die allurbane Macht für sich. Gregs Freundin Natty verschwindet spurlos. 

Greg, der Heros, soll das Werkzeug der White Lions werden, denn deren Königin Nathalie verlangt von ihm einen Gegengefallen. 

Er sitzt nun reell zwischen allen Empire - Stühlen. Er ist gefragt und gefordert, seine Heimat zu retten und zu bewahren. 

Dabei lernt er Magie und Zeit als wunderbare und schreckliche Utensilien zugleich kennen. Wird er Natty zurückbekommen? Wird ihm gelingen, was er erstrebt?

Es ist ein sehr gelungener, anspruchsvoller Schreibstil, der herrlich geschliffen auf der Zunge zergeht und die Sprache regelrecht zelebriert. Solche hohe Kunst liest man gerne. 

Sehr schnell ist man mit der Geschichte vertäut und fiebert mit Greg auf seinem diffizilen Weg. Er ist äußerst liebenswert und sympathisch. Er hat mein Herz erobert. 

Die anderen Protagonisten sprechen mich aber ebenfalls an. Jeder Charakter ist exquisit ausgearbeitet mit multidimensionaler Tiefe. Wirkliche Individuen mit all ihren Feinheiten und Besonderheiten. 

Skurrile und verschrobene Figuren ( im besten Sinne natürlich, manche auch schillernd, hauptsache, nicht öde und farblos! ) geben dem Buch den ganz speziellen Touch und Duftnote. 

Suspense funkensprühend und Haken schlagend wie ein Feldhase überrascht und packt die Geschichte am mentalen Schlafittchen, aber niemals im negativen Sinne. 

Ein je philosophischer und politischer Kontext sind ebenso vorhanden, die unsere Gegenwart und Realität hervorragend reflektiert. All diese Intrigen sind authentisch wie in unserer aktuellen Epoche. Tom Dekker hat einen ganz einzigartigen Zeitgeist für sein Buch komponiert, der charmant und erschreckend spürbar ist. 

Die Magie die eine Ingredienz ist, gibt der Geschichte die Referenz zur Fantasy und unifiziert sich ideal mit Steampunk, so daß dieses Buch ein wahres Unikum und Unikat zugleich ist. Schockschwerenot! Ist dieses Abenteuer spitzenmäßig!




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