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Veröffentlicht am 25.07.2020

Hintergrundverflechtungen

Die Präsidentin
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Kurz vor der geplanten Hochzeit mit Anwältin Paige Chambers, bekommt SEAL-Agent Patrick Quillen mit seiner Spezialeinheit einen Auftrag von höchster Stelle, zwei Männer aus einem Gefängnis der Huthi-Rebellen ...

Kurz vor der geplanten Hochzeit mit Anwältin Paige Chambers, bekommt SEAL-Agent Patrick Quillen mit seiner Spezialeinheit einen Auftrag von höchster Stelle, zwei Männer aus einem Gefängnis der Huthi-Rebellen im Jemen zu befreien. Normalerweise ein Routineeinsatz, doch diesmal eskaliert die Lage, so dass am Ende alle Soldaten der Eliteeinheit getötet werden. Nachdem sich der erste Schock bei Paige gelegt hat, kommt die Anwältin in ihr zum Vorschein, denn es gibt einige Gerüchte den Einsatz betreffend, die sie hellhörig werden lassen. Mit Unterstützung weiterer Anwaltskollegen und der Ehefrau eines getöteten Soldaten stellt sie Nachforschungen an, die schon bald Fragen an dem Einsatz aufwerfen und das Handeln der Präsidentin sowie der CIA in Frage stellen…
Randy Singer hat mit „Die Präsidentin“ einen unterhaltsamen und spannenden Politthriller vorgelegt, der mit seiner Handlung erschreckend nah an der Realität kratzt. Der flüssige und detailreiche Schreibstil gewährt dem Leser nicht nur einen guten Einblick in diverse amerikanische Machtzentralen, sondern auch hinter die Kulisse von politischen Entscheidungen und Erwägungen, die aktueller nicht sein könnten. Während der manchmal recht ausschweifenden Lektüre bekommt man als Leser Gänsehaut sowie den Eindruck, dass diverse Politikgefüge wie Außen-, Innen- und Justizministerium und deren Verflechtungen genau so handeln und zu vertuschen suchen würden, damit der Normalbürger davon nur die Oberfläche sieht. Der Autor hat sich für seine akribische Recherche bereits einen Namen gemacht, doch kann er erneut überraschen mit Informationen, die eindeutig belegen, dass er mit Insiderwissen versorgt wurde. Der Spannungslevel wurde bereits zu Beginn recht hoch angelegt, doch steigert er sich im Handlungsverlauf immer weiter in die Höhe. Der christliche Aspekt spielt in dieser Geschichte zwar nur eine untergeordnete Rolle, ist aber durch kleine Gebete und Aussagen vorhanden.
Die Charaktere wurden ihren Positionen gemäß ausgestaltet und stehen stellvertretend für die amerikanische Bevölkerung, deren unterschiedliche Gesellschaftsschichten sowie die staatlichen Führungsetagen, die das Gesamtbild oftmals aus den Augen verlieren, um eigene Interessen zu verfolgen. Paige ist eine clevere Frau, die sich nichts vormachen lässt. Sie ist stur und wie ein Pitbull, der sich immer mehr verbeißt, bis die Wahrheit ans Licht kommt. Dafür geht sie mutig Risiken ein, die ihrer Karriere oder auch ihr selbst schaden könnten. Patrick ist ein patriotischer junger Mann, der sich bei der Eliteeinheit Navy Seals mit den Besten misst. Kein Nervenkitzel oder Spezialauftrag kann groß genug sein, man muss seinen Kollegen blind vertrauen und sich für sie in die Bresche werfen. So geht es auch Troy Anderson, der mit Patrick Seite an Seite kämpft.
„Die Präsidentin“ ist ein spannender Politthriller, der all diejenigen begeistern dürfte, die sich für die amerikanische Politik interessieren und gern thematisch aktuelle Romane lesen. Eine fiktive Handlung, die sehr nahe an der Wahrheit kratzt. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 25.07.2020

"Liebe ist wie Krieg: leicht zu beginnen, aber äußerst schwer zu beenden."(H.L. Mencken)

Die Bilder der Frauen
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1942. Bisher hat Jessica May erfolgreich als Modell gearbeitet und stand für die Vogue vor der Kamera. Doch als ihr Ex-Liebhaber Emile sie in der Branche unmöglich macht, sucht sich Jessica ein neues Tätigkeitsfeld ...

1942. Bisher hat Jessica May erfolgreich als Modell gearbeitet und stand für die Vogue vor der Kamera. Doch als ihr Ex-Liebhaber Emile sie in der Branche unmöglich macht, sucht sich Jessica ein neues Tätigkeitsfeld und lässt sich als Fotojournalistin nach Europa schicken. Schon von Beginn an muss sich Jessica gegen die Männerwelt behaupten, wird nicht nur von den Soldaten als das berühmte Modell identifiziert, sondern man traut ihr auch nicht zu, aussagekräftige mit Fotos versehene Reportagen zu schreiben. Durch die Journalistin und Ehefrau von Ernest Hemingway, Martha Gellhorn und Lieutenant Colonal Dan Hallworth in ihrer Arbeit bestätigt, schafft es Jessica endlich, auch andere von ihren Arbeiten zu überzeugen: ihre Artikel werden gedruckt und finden großen Anklang, auch unter den Soldateneinheiten. Das Verhältnis zwischen Dan und Jessica wird immer enger, auch aufgrund der Zuneigung, die sie für das französische Waisenkind Victorine teilen. Aber dann ist es irgendwann Liebe, die im Verborgenen gehalten und von anderen zerbrochen wird…
Natasha Lester hat mit „Die Bilder der Frauen“ einen sehr unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, für dessen Hauptprotagonistin nicht nur die berühmte Fotojournalistin Lee Miller als Vorlage diente, sondern den Leser per Zeitreise in die 40er Jahre des Zweiten Weltkriegs zürückversetzt. Der flüssig-farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil projiziert nicht nur erschreckendes Kriegsgeschehen vor dem inneren Auge des Lesers, er lässt ein wahres Kopfkino anlaufen, wobei der Leser sich als Teil der Geschichte empfindet, während er Jessica verfolgt. Lester bedient sich berühmter Namen, um die Arbeits- und Kriegsatmosphäre rund um ihre fiktiven Darsteller glaubwürdig und authentisch abzubilden. Da flaniert Hemingway nebst Gattin Martha Gellhorn durch die Szenerie, auch das Foto in Hitlers Badewanne bildet tatsächlich Lee Miller ab. Dabei scheut Lester sich nicht, neben dem widerlichen Kriegstreiben der Nazis auch die ungeheuerlichen Taten der amerikanischen Soldaten aufs Papier zu bringen. Gleichzeitig macht sie deutlich, wie schwer es damals für Frauen war, beruflich ernst genommen und nicht nur auf ihr Äußerstes reduziert zu werden. Um die Vergangenheit ins Licht zu rücken, hat die Autorin ihr mit der Gegenwart einen Rahmen gegeben, der von der jungen Arthändlerin D’Arcy ausgefüllt wird. Im Zeitenwechsel stellt sich bald heraus, dass die Vergangenheit für die Gegenwart eine ganz bestimmte Rolle spielt, im stetigen Wechsel der Zeiten steigt die Spannung immer weiter in die Höhe, wobei der Leser der Auflösung entgegenfiebert.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt, wirken mit ihren menschlichen Ecken und Kanten lebendig sowie authentisch und nehmen den Leser schnell in ihre Mitte. Als unsichtbarer Teil der Gruppe fiebert dieser dem Verlauf entgegen und hofft und bangt mit ihnen um einen guten Ausgang. Jessica ist zwar eine Schönheit, doch sie lässt sich nicht auf ihre äußere Hülle reduzieren. Mit Intelligenz, Schlagfertigkeit, aber auch mit Mut, Stärke und Ehrlichkeit gewinnt sie schnell nicht nur das Herz des Lesers, sondern auch das so manchen Soldaten. Dan ist ein freundlicher und gerechter Mann, der die Fürsorge für seine Einheit sehr ernst nimmt. Martha ist eine Frau, die das Herz auf der Zunge trägt. Warren Stone ist ein Widerling erster Güte. Aber auch D’Arcy, Josh, Victorine, Amalie, Bell und viele andere spielen wichtige Rollen in dieser Geschichte.
Mit „Die Bilder der Frauen“ kann Lester sowohl mit einer spannenden Handlung als auch mit akribischer Hintergrundrecherche punkten. Der Leser erlebt während der Lektüre eine wahre Fülle an Bildern im Kopf und kann das Buch kaum aus der Hand leben. Absolute Leseempfehlung für einen von der ersten Seite an fesselnden Roman!

Veröffentlicht am 24.07.2020

“Orchester haben keinen eigenen Klang, den macht der Dirigent.” (Herbert von Karajan)

Die Dirigentin
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1926 New York. Die im Jahr 1902 geborene Antonia Brico wusste lange nicht, dass sie adoptiert wurde. Unter dem Namen Wilhelmine Wolters wächst sie in armen Verhältnissen auf, muss ihren kargen Verdienst, ...

1926 New York. Die im Jahr 1902 geborene Antonia Brico wusste lange nicht, dass sie adoptiert wurde. Unter dem Namen Wilhelmine Wolters wächst sie in armen Verhältnissen auf, muss ihren kargen Verdienst, den sie mit Sekretariatsarbeiten und als Platzanweiserin im Konzerthaus verdient, fast gänzlich an die Eltern abgeben. Auf dem alten Klavier, dass ihr Vater vom Müll mit nach Hause gebracht hat, stimmt sie nicht nur eigenhändig das Klavier, sondern bringt sich selbst auch das Spielen bei. Antonia liebt und lebt für die Musik, träumt von einer Karriere als Dirigentin, doch die Zeit ist nicht ihr Freund, denn nicht Frauen, sondern Männern bleibt es vorbehalten, einem Orchester vorzustehen. Antonia jedoch besitzt einen eisernen Willen, versagt sich vieles und kämpft oft genug gegen Windmühlen, um am Ende selbst die Initiative zu ergreifen und ein eigenes Frauenorchester zu gründen. Doch ist es ihr später gelungen, diverse Orchester zu dirigieren, wobei ihr der Vorstand eines berühmten Orchesters immer versagt blieb.
Maria Peters hat mit „Die Dirigentin“ einen interessanten, teils biografischen teils fiktiven historischen Roman vorgelegt, der einen Auszug aus dem Leben der Dirigentin Antonia Brico darstellt, wobei auch das der damaligen Zeit entsprechende Frauenbild in der Gesellschaft sehr gut widergespiegelt wird. Über drei Perspektiven lernt der Leser Antonia kennen: aus ihrer Sicht, aus der ihrer großen Liebe Frank und aus der ihres engen Freundes Robin. Der flüssige und bildhafte Schreibstil gewährt dem Leser schnell Einlass in Antonias Welt, die schon als Kind von der Lieblosigkeit der Mutter und einem meist abwesenden Vater geprägt war, wodurch sich bereits eine gewisse Zähigkeit und Stärke in ihrem Charakter manifestierte. Die damalige gesellschaftliche Haltung tat ein Übriges, denn Frauen galten grundsätzlich für gehobene Berufe und Karrieren als nicht geeignet. Obwohl Brico ein Studium absolvierte, war das in den Augen der Gesellschaft nicht ausreichend, um als Frau beruflich voranzukommen. Der Leser ist nicht nur erschüttert, wie ignorant das Umfeld auf eine herausragende Begabung reagiert, sondern gewinnt mehr und mehr Respekt gegenüber Brico, die sich trotz aller ihr in den Weg gelegten Hindernisse am Ende durchsetzt. Die Autorin hat geschichtlich belegte Fakten mit Fiktion sehr gut miteinander verflochten, um gleichzeitig mit ihrer Geschichte Brico ein Denkmal zu setzen. Frauen wie Brico haben uns den Weg geebnet, damit Frauen heutzutage beruflich alles erreichen können. Hier sei allerdings angemerkt, dass sich in punkto Orchesterleitung bis heute das Bild nicht sehr verändert hat, diese Domäne ist immer noch fast ausschließlich männlich besetzt.
Charakterlich bietet Antonia Brico das Bild einer stetig kämpfenden Frau, die sich jedem Hindernis mit Mut, Stärke und Entschlossenheit stellt. Sie denkt für ihre Zeit sehr modern, lässt sich nicht in eine Form pressen und bleibt dabei für den Leser nicht nur ausgesprochen sympathisch, sondern auch eine Person, der man Respekt und Anerkennung dafür zollt, wie sie ihre Träume vorangetrieben und was sie alles erreicht hat. Dieser Eindruck wird auch durch die Perspektiven von Robin und Frank noch verstärkt.
„Die Dirigentin“ ist ein eindrucksvoller Roman über eine außergewöhnliche Frau, der man mehr Beachtung hätte schenken sollen. Verdiente Leseempfehlung für alle, die gern Bücher über historisch belegte Personen lesen, deren Wirken die gesellschaftlichen Entwicklungen unserer Zeit mit vorangetrieben haben.

Veröffentlicht am 23.07.2020

Frauen, die Prosecco saufen...

Klammerblues um zwölf
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… und sich dabei die Haare raufen. Zu der Kategorie gehört die arme Fee Branding, mit 57 Jahren Jungwitwe, denn Ehemann Teddy hat nach 35 Jahren ins Gras gebissen. So tröstet sie sich auf ihrem Ledersofa ...

… und sich dabei die Haare raufen. Zu der Kategorie gehört die arme Fee Branding, mit 57 Jahren Jungwitwe, denn Ehemann Teddy hat nach 35 Jahren ins Gras gebissen. So tröstet sie sich auf ihrem Ledersofa mit allerlei Knabberkram, musikalischer Dauerbeschallung und Endlosserien im Fernsehen. Doch als an Silvester in Köln die Raketen knallen, gibt sich Fees Nachbarin Claudine ein Stelldichein und geht ihr mit ihrer Fröhlichkeit und Direktheit auf den Geist. Allerdings hat sie wohl bei Fee einen Nerv getroffen, denn die rafft sich am nächsten Tag auf, ihr Leben wieder unter Kontrolle zu bringen. Bald schon wird gemeinsam mit Claudine und der 72-jährigen Mary eine Senioren-Damen-WG ins Leben gerufen. Ein neuer Job muss auch her, denn man will sich schließlich auch was gönnen können. Ein Fahrradsturz weht ihr sogar Winnetou ins Leben, aber auch Taxi spielt eine Rolle. Das ganze Leben ist ein Spiel….
Carla Berling hat mit „Klammerblues um zwölf“ wieder einen Kracher vorgelegt und die Lachmuskeln ihrer Leserschaft zum Ziel genommen. Mit flüssig-leichtem Erzählstil und einer gehörigen Portion charmantem Witz lässt sie den Leser an Fees Seite gleiten, um ihr schon einmal Beistand zu leisten, bis die zwei zusätzlichen Teile des Kleeblattes, Claudine und Mary, auf der Bildfläche erscheinen. Das Dreierpack hat schon allerlei Höhen und Tiefen erlebt, die man als Leser so nach und nach auf dem Tablett serviert bekommt. Wer kennt sie nicht, die absoluten Tiefphasen, wo nichts mehr hilft außer Taschentüchern, Jogginghose, tonnenweise Schokolade und die Abschottung von der Außenwelt, da man deren wohlmeinende Ratschläge nicht hören will, weil sie gerade eben nicht helfen? Aber die Konstellation des Trio Infernale ist perfekt in Szene gesetzt und bringt im Leser nicht nur eine Seite zum Klingen, sondern beschert dessen Gesichts- und Bauchmuskeln auch ein zusätzliches Lachtraining. Berling stößt mit ihrer Schilderung den Finger in die Wunde, trifft aber auch den Nerv des Lesers, da sie so authentisch und ohne große Schleifen frech von der Leber weg sagt, wie es ist. Die immer enger werdende Freundschaft der drei Damen ist sehr schön zu beobachten, aber auch deren Bekanntschaften sind eine Welt für sich und unbezahlbar. Als Leser durchstreift man mit ihnen Köln, erlebt bei Fee das Erwachen der Lebensfreude und lauscht den unbezahlbaren Dialogen, die Berling ihren Protagonisten in den Mund legt, während man bei den Liedern lauthals mitgrölen möchte.
Die Charaktere sind liebenswert gestrickt und überzeugen vom ersten Moment an mit ehrlicher Schnauze und echten Gefühlen, mit Lebendigkeit und Lebensweisheit. Der Leser kann gar nicht anders als sich zu wünschen, in diese Damen-WG ebenfalls einziehen zu dürfen, so sehr wachsen einem Fee, Claudine und Mary ans Herz. Für einen einschneidenden Schicksalsschlag verhält sich Fee völlig normal, der Kummer muss schließlich gehegt und gepflegt werden. Sie lässt sich gehen, hat die Waage aus dem Blick verloren. Doch ein Stups bringt sie wieder in die Horizontale, um die Ärmel hochzukrempeln, ihr Leben anzupacken und nach vorne zu sehen. Wie gut, dass es Menschen wie Claudine mit ihrer offenen und direkten Art gibt oder auch Mary, die so einiges vom Stapel lässt, bei dem man Durchzug im Mund bekommt. Die Frauen eint die Ehrlichkeit und das Selbst-erlebt-haben, um der jeweils anderen Mut zu machen. Gestalten wie Taxi, Harry, Derrick, Frank-Christian oder Gerd bringen viele Eimer Farbe in die Damenrunde, während sie vor dem inneren Auge des Lesers durch die Szenerie huschen.
„Klammerblues um zwölf“ ist ein tolles Schwoferlebnis, das man kaum aus der Hand legen mag, während man sich die Lachtränen vom Gesicht wischt, mit vom Mitsingen heiserer Stimme leise sagt „So isses!“ und nach der Lektüre den Muskelkater im Bauchraum durchstehen muss. Absolut empfehlenswert, da mitten aus dem Leben gegriffen! Wunderbar!!!

Veröffentlicht am 23.07.2020

This is not the best shot!

This Is (Not) a Love Song
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Als Musikjournalistin für das Printmagazin „Re Sound“ kämpft die 34-jährige Zoë in Zeiten des Internets an allen Fronten. Sie muss sich nicht nur mit dem äußerst nervigen PR-Manager Nick herumschlagen, ...

Als Musikjournalistin für das Printmagazin „Re Sound“ kämpft die 34-jährige Zoë in Zeiten des Internets an allen Fronten. Sie muss sich nicht nur mit dem äußerst nervigen PR-Manager Nick herumschlagen, der ihr ständig Knüppel zwischen die Beine wirft, sondern hat auch noch ihre griechische Familie im Rücken, die sich gerade nur auf die Hochzeit ihres Bruders konzentriert und für Zoë nicht ansprechbar ist. Zu allem Überfluss schneit auch Zoë’s heimliche Liebe, Jugendfreund Simon, wieder in die Stadt, frisch geschieden und voller Elan, alte Bande wieder aufleben zu lassen...
Christina Pishiris hat mit ihrem Debüt „This is (not) a love song” einen seichten musikalisch angehauchten Liebesroman vorgelegt, der sich zwar recht kurzweilig liest, aber dem Leser nicht lange im Gedächtnis bleibt. Der Erzählstil ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, gewinnt dann aber an Fluss und Leichtigkeit. Der Leser erlebt aus der Ich-Perspektive Zoës Gedanken- und Erlebniswelt. Wer selbst lange Zeit in der Musikszene unterwegs war, dem schwirren beim Lesen der einzelnen Songtext-Überschriften sofort die altbekannten Melodien durch den Kopf und man summt während der Lektüre leise mit. Das bleibt leider auch das größte Highlight dieses Buches. Die Story selbst erinnert ein wenig an den Film „Familienfest und andere Schwierigkeiten“, denn neben einer chaotisch-lauten griechischen Familie mitten in den Hochzeitsvorbereitungen muss sich die Hauptprotagonistin mit zwei völlig verschiedenen Mannsbildern herumschlagen. Während der Lektüre muss man sich selbst öfters daran erinnern, dass es sich um Erwachsene handelt, die hier miteinander agieren, denn meist wirken sie wie gerade dem Teenageralter entflohen. Die gewälzten Probleme sowie die Gefühlsgedanken lesen sich einfach nicht wie die von Mittdreißigern, die mitten im Leben stehen. Spannungsmäßig hat das Buch nicht viel zu bieten, die Geschichte an sich ist auch nicht neu, insofern ein Roman, der einem nicht im Gedächtnis verhaftet bleibt.
Das bunte Repertoire der Charaktere ist leider auch nicht der große Wurf, zu gewollt und oberflächlich wurden sie inszeniert und ausgestaltet. Der Leser kann sich gar nicht mit ihnen identifizieren, rollt oftmals mit den Augen ob der Naivität und Unglaubwürdigkeit, in der die Protagonisten agieren. Zoe benimmt sich wie ein gerade den Kinderschuhen entwachsener Teenager, reagiert mal völlig überzogen und überkandidelt, mal schlägt sie gesetztere Töne an, als könnte sie sich noch nicht entscheiden, wer oder was sie mal sein will. Nick ist ein ausgeprägter Kotzbrocken, der meint, wenn er den Ton angibt, haben gefälligst alle seiner Richtung zu folgen. Er spielt gern Machtspielchen und meint, er wäre der Nabel der Welt. Simon ist das komplette Gegenteil, nett, freundlich, offen und ehrlich, aber auch irgendwie nicht richtig greifbar. Frage an die Damenwelt: Will man sowas? Die Meinung muss sich jeder für sich bilden, überzeugen können beide nicht.
„This is (not) a love song” ist ein Ultraleichtgewicht von Liebeskomödie, schnell gelesen, schnell vergessen. Keine Empfehlung!