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Veröffentlicht am 03.05.2018

Eine berührende Geschichte zum Thema Trauerbewältigung

Irgendwas von dir
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Inhalt:

Cody und Meg waren beste Freundinnen. Seit Meg das College besuchte, hatten sich beide jedoch nicht mehr allzu häufig gesehen. Cody war wütend und enttäuscht, dass ihre beste Freundin sich für ...

Inhalt:

Cody und Meg waren beste Freundinnen. Seit Meg das College besuchte, hatten sich beide jedoch nicht mehr allzu häufig gesehen. Cody war wütend und enttäuscht, dass ihre beste Freundin sich für ein anderes Leben, entschieden hatte, in dem sie, zwangsläufig, nicht mehr den ständigen Platz an ihrer Seite einnehmen konnte. Doch dann begeht Meg Selbstmord. Cody bereut bald, dass sie sich von ihrer Freundin entfremdet hatte.
Als Megs Eltern Cody bitten, die Sachen ihrer Tochter aus deren Collegezimmer zu holen, zögert diese keine Sekunde. Sie begibt sich auf eine Tagestour zur University of Cascades. Schnell muss sich Cody eingestehen, dass sie viel weniger über Meg weiß, als sie immer gedacht hatte. War Meg nicht immer notorisch unordentlich? Ihr Studentenzimmer jedoch ist perfekt aufgeräumt. Auch die zwei kleinen Kätzchen, die plötzlich ohne Zuhause dastehen und die Meg angeblich gefunden und aufgepeppelt hat, sind ihr neu. Nach und nach lernt Cody die Mitbewohner ihrer Freundin kennen. Sie trifft auf den Heavy-Metal-Leadsänger Ben McCallister, den Meg vergöttert hat, der sie selbst aber scheinbar nur als One-Night-Stand sah. Beim Ausräumen der Wohnung stößt Cody dann auch auf den teuren Laptop, den Megs Eltern ihrer Tochter für die Collegezeit geschenkt hatten. Ein Blick in das E-mailpostfach verrät, dass Meg Ben viele Nachrichten geschrieben hattte. Diese Nachrichten werden jedoch von einer großzügigen zeitlichen Lücke unterbrochen. Auch scheint da etwas ganz und gar nicht zu stimmen. Es scheint, als hätte Meg ihren Tod nicht alleine geplant. Als hätte sie Hilfe gehabt. Cody beginnt zu forschen und erfährt immer mehr über ihre Freundin und über das Leben, das sie geführt hat. Sie stößt auf ein Geheimnis und entwickelt Gefühle für jemanden, auf den sie sich eigentlich nicht einlassen wollte.



Schreibstil:

Auf den ersten Seiten von „Irgendwas von dir“, taucht der Leser in die Gedanken der Protagonistin des Buches Cody ein. Das Mädchen hängt noch sehr an ihrer besten Freundin Meg, die vor geraumer Zeit Selbstmord begangen hat. Der Einstieg in diesen Roman fiel mir aufgrund, der gedanklichen Distanz von Cody zu ihrer Umwelt, aber auch aufgrund der stillen Wut, die Cody in sich trägt und die manchmal zum Ausbruch kommt, schwer.
Sodann reist Cody, auf Wunsch von Megs Eltern zum Studentenzimmer der Tochter, um dort deren persönliche Sachen zusammenzusuchen. Sie begegnet Kiffer-Richard, einem Mitbewohner von Meg, auf dessen Anwesenheit Cody schnell keine Lust mehr verspürt. Die Katzen, die Meg besessen hat und nun ohne Heimat dastehen, möchte sie in einem Tierheim unterbringen. Dabei ist es ihr (zumindest anfangs) egal, was mit den Tieren passiert. Auf der Suche nach Antworten besucht sie einen Club, den Meg gerne aufgesucht hat. Die Katzen überlässt sie während dieser Zeit sich selbst auf dem Rücksitz des Autos. Beim ersten Zusammentreffen mit Ben, nennt sie diesen recht bald einen Stadtarsch und reagiert auch im weiteren Verlauf recht garstig.

Ich fragte mich bald, wohin diese Geschichte führen sollte. Mir fehlte der rote Faden und eine Protagonistin, die den Menschen in ihrer Umgebung mit Neugier begegnet.

Doch umso mehr Cody herausfindet, was oder wer ihre Freundin Meg zu ihrer finalen Entscheidung getrieben haben könnte und umso besser sie die Menschen aus Megs Umfeld kennenlernt, desto mehr nimmt die Geschichte an Fahrt auf. Mit dem Wissen um Megs Vergangenheit verschwindet auch Codys stille Wut. Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass Meg ein Geheimnis hatte. Cody begibt sich auf die Spurensuche und gerät damit immer tiefer in einen Sog hinein, der sie in Gefahr bringen könnte. Auf dieser Reise benötigt sie Hilfe. Es verwundert nicht wenig, dass Cody ausgerechnet die Menschen beistehen, die sie erst noch von sich stoßen wollte.



Fazit:

„Irgendwas von dir“ ist eine Geschichte, die Zeit braucht, bis sie sich öffnet, die auch dem Leser seine Zeit abverlangt, bis sie sich ihm öffnet. Es braucht seine Zeit, bis man die Protagonistin als Hauptfigur und Fokus der Geschichte zu schätzen lernt.
Eine von ihrer Umwelt distanzierte, verbitterte Protagonistin begibt sich hier auf die Suche nach Antworten rund um den Selbstmord ihrer besten Freundin. Auf ihrer Reise lernt Cody sich zu öffnen. Sie gerät in ein gefahrvolles Abenteuer, sie findet Freunde und entdeckt die Liebe zu jemanden, den sie eigentlich lieber von sich gestoßen hätte. Verhandelt werden über die spannende Geschichte, in der sich natürlich alles anders entwickelt, als man es anfangs erwartet, existenzielle Fragen von Leben und Tod, Liebe und Abenteuerlust.

Dieses Buch ist ein kleiner Schatz, den es zu entdecken gilt. Es liefert keine Antwort auf die Frage, wie man mit dem Verlust der bleibt, auf Dauer klarkommen kann. Diese Geschichte bewegt, sie berührt und sie regt zum Nachdenken an.

Veröffentlicht am 01.05.2018

Ein norddeutscher Roman mit Charakteren, die man einfach ins Herz schließen muss

Pferdefrauen ticken anders
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Inhalt:

Eigentlich ist Lisa ganz glücklich. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf dem Pferdehof ihres besten Freundes Tom, gemeinsam mit ihrem Kaltbluthengst Heinrich. Hier findet sie Ruhe und Erholung. ...

Inhalt:

Eigentlich ist Lisa ganz glücklich. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf dem Pferdehof ihres besten Freundes Tom, gemeinsam mit ihrem Kaltbluthengst Heinrich. Hier findet sie Ruhe und Erholung. Ein kleiner Klönschnack mit Toms Opa, ein wenig Abschalten von der Arbeit als Physiotherapeutin mit Stallarbeit. Das ist alles, was Lisa braucht.
Mit Beziehungen hingegen hat Lisa nicht viel im Sinn. Wenn sie Sorgen hat, so vertraut sie die gerne Heinrich an. Denn Heinrich und Lisa sind sich, was Stolz und Sturheit angeht, sehr ähnlich. Nur die Familie und die beste Freundin, „Tantra-Anke“, die gerne mal das Universum um Rat fragt, sind da ganz anderer Meinung. Sie finden, dass Lisa, sich endlich mal einen Mann suchen sollte.

Beim Familienessen trifft Lisa dann auch auf einen Schotten namens Joe. Lisa interessiert sich mehr für den Titel des englischen Ebooks, welches der junge Mann liest, als für den Besitzer selbst. Mit ihrer tolpatschigen Art gelingt es ihr dann allerdings bald ungewollt Kontakt zu knüpfen. Bald fühlt sich Lisa an Joe, einen alten Klassenkameraden, erinnert. Der Fremde ähnelt dem Jungen, der ihr einst die Haare verbrannte. Dem Außenseiter mit Schulproblemen.
Ab diesem Zusammentreffen geht Lisa Joe einfach nicht mehr aus dem Kopf. Und auch Anke hat sich vorgenommen, gemeinsam mit dem Universum einen Plan zu schmieden, der dem Schicksal ein wenig auf die Sprünge helfen soll.



Wichtigste Charaktere:

Der stoische und sture Kaltblüter Heinrich sorgt auf dem Pferdehof für allerhand Trubel. Kein Hindernis ist ihm zu groß, um an das teure Spezialfutter der Nachbarbox zu gelangen. Toms Hustenbonbons liebt er über alles, auch wenn er danach ständig mit Blähungen zu kämpfen hat. Aber was stört es den Hengst mit den Hufen so groß wie Suppenterinen, dem Hintern so breit wie ein Sofa und dem Gemüt eines störrischen Esels, wenn seine Besitzerin die Nase rümpft oder mal wieder etwas reparieren muss, was „versehentlich“ kaputt gegangen ist?

Selbst Tom, der eigentlich die Ruhe in Person und unglaublich harmoniesüchtig ist, verliert bei Heinrichs Allüren gelegentlich mal die Fassung. Die Streitereien zwischen seiner langjährigen Freundin Sandy, die eigentlich nichts mit Pferden am Hut hat und auch nicht gerade pfiffig ist und Lisa, die Sandy gerne mal die Stirn bietet, erträgt er mit Fassung.

Lisa wird nicht selten mit einer Walküre verglichen. Ihre Statur, ihre bissigen Kommentare und ihr robustes Auftreten sorgen dafür, dass Männer ihr mit Skepsis begegnen. Bei Familienfeiern ist es Tradition, dass Lisa am Kindertisch sitzt. Doch Lisa sagt auch klar, was Sache ist, wenn ihr etwas nicht passt.

Lisas beste Freundin Anke arbeitet in einer Beschwerdestelle. Ein Job, der schon viele ihrer Kolleginnen in den Burn-Out getrieben hat. Nicht so Anke, die mit einer absolut naiven Art, ihrem Verständnis für alles Gute und Böse, dass das Universum zu bieten hat und ihrem offenen Ohr für jeden, stets ihre gute Laune bewahrt. Ihren Frieden findet sie in meditativem Singsang und im Gesprächskreis der Tantra-Gruppe.



Schreibstil:

Durch einen Poetryslamwettbewerb bin ich auf die Autorin Tina Wolff aufmerksam geworden. Zu einem Pferderoman hätte ich vermutlich sonst nicht gegriffen. Doch der Humor und die sympathische Ausstrahlung der Autorin weckten meine Neugier. Pferdefrauen ticken anders ist ein Buch, das ohne große Konflikte sehr gut auskommt. Liebevoll gestaltete Charaktere und ein Leben auf dem platten Lande bieten genügend Potential für diese humorvolle Geschichte.

Die Autorin selbst kommt aus Niedersachsen, irgendwo zwischen Moor und Heide, und weiß wovon sie spricht, wenn sie von einer Protagonistin erzählt, deren Liebe einem dicken Halbbluthengst namens Heinrich gehört oder wenn der Opa mit seinem Gehwägelchen vorbeischlurft und auf Plattdeutsch kurz und knapp seine weisen Ratschläge unters Volk bringt.

Überhaupt sind es die Charaktere, die in diesem Buch für humorvolle Situationen sorgen. Während Tantra-Anke stets die Ruhe in Person ist und mit ihrem Singsang Kontakt zum und Hilfe vom Universum sucht, schimpft Lisa schon eher mal über die Probleme des Lebens. Gemeinsam fliegen die beiden Freundinnen jedes Jahr nach Gran Canaria, um dort ein wenig vom Alltag abzuschalten, ein gutes Buch zu lesen und die Sonne zu genießen. Doch in diesem Jahr ist alles etwas anders. Denn Miguel, der Ankes geerbtes Ferienhaus über das Jahr hinweg hütet, verkündet bei der Ankunft, dass weder die Toilette, noch der Strom funktionieren. Anke nimmt diese Tatsache gelassen hin, doch Lisa wundert sich. Das Licht im Kühlschrank geht sehr wohl und Miguel fährt ein teures Auto, welches er sich nach seiner finanziellen Selbstauskunft doch gar nicht leisten könnte. Etwas ist faul und Lisa ist bereit Nachforschungen anzustellen. Und dann taucht auch noch der Schotte Joe mit seiner Familie am Urlaubsort auf. Ein Zufall oder doch ein abgekartertes Spiel? Währenddessen hat Tom allerhand mit Heinrich zu tun, denn der geht, wie immer seinen eigenen Weg und strapaziert die Nerven seines neuen Stallburschen mit kleinen Schikanen so gut er kann.



Fazit:

Pferdefrauen ticken anders, ist ein norddeutscher Roman. Lisa ist eine Heldin nach norddeutschem Herzen, etwas tollpatschig, etwas liebenswert, etwas reserviert: So ganz wie wir hier oben. Der Roman ist durchaus originell geschrieben. Ebenso macht das mitgelieferte Lokalkolorit die Lektüre unterhaltsam und authentisch.
Wörter wie Klönschnack oder tüddeln kennt man hier. Zu Beerdigungen wird Butterkuchen serviert. Es wird nicht viel drumrumgeredet, sondern angepackt. Gemeinsam mit Lisa der Walküre, Heinrich dem stoisch sturem Halbbluthengst, dem harmoniesüchtigen Tom und Tantra-Anke, begibt sich der Leser in diesem Roman auf ein Abenteuer der besonderen Art. Es gilt einen Freund für Lisa zu finden, die eigentlich mit Heinrich an ihrer Seite bislang immer sehr glücklich war. Darüber hinaus ist ein Trickbetrüger dingfest zu machen und dem Universum ist die Stirn zu bieten.

Ich hatte ein paar sehr humorvolle Stunden mit diesem Roman und möchte nun ein Pferd haben. Und zwar genauso eines wie Heinrich, den Kaltbluthengst mit den Hufen so groß wie Suppenterinen, dem Hintern so breit wie ein Sofa und dem Gemüt eines störrischen Esels, der ständig pupst und gerne bockt, wenn man auf ihm reitet, der Hustenbonbons liebt und einfach der perfekte Mann fürs Leben ist.



Buchzitate:

Heinrich, das war ein stoffeliges Kaltblutpferd mit einer unterirdischen Arbeitsauffassung. Sein braunes Fell glänzte in der Spätsommersonne, die lange Wuschelmähne ließ er gekonnt im Wind wehen, er pupste unverdrossen und bockte durch die Reitbahn, weil er davon ausging, dass seine Herrin auf seinem Rücken das genauso toll fand wie er.

„Anki“, setzte Lisa an, „ich bin heute Abend zu nix zu gebrauchen. Ich habe vielleicht einen doofen Tag hinter mir.“ „Mmmmh-mmmmhhmmm, lass es raus Lisa. Mmmmhhmm“, summte Anke.

Veröffentlicht am 26.04.2018

Ein lebensbejahendes Buch über einen Jungen, der es nicht immer leicht in seinem Leben hat

Dieses Leben gehört: Alan Cole – bitte nicht knicken
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Inhalt:

Alan Cole ist zwölf Jahre alt. Er geht in die siebte Klasse auf der Evergreen. In der Pause teilt er sich den Wackeltisch der Cafeteria mit seinen nerdigen Mitschülern Zack und Madison. Zu Hause ...

Inhalt:

Alan Cole ist zwölf Jahre alt. Er geht in die siebte Klasse auf der Evergreen. In der Pause teilt er sich den Wackeltisch der Cafeteria mit seinen nerdigen Mitschülern Zack und Madison. Zu Hause erwartet Alan sein dominanter Vater. Sein Wort ist Gesetz. Er macht sich unglaublich viele Gedanken darüber, wie er bei anderen außerhalb der Familie ankommt und was die anderen wohl von ihm halten könnten. Harte Strafen sorgen dafür, dass die Familie seinem Willen nachkommt. Und dann gibt es da noch Nathan, Alans Bruder, der Alan das Leben schwer macht, wo es nur geht.
Alan verfolgt eine strikte „Keine-Freunde-Strategie“, denn er weiß, dass Nathan ihm jeglichen Freund vergraulen würde. Sein größtes Geheimnis, seine heimliche, homosexuelle Liebe zum begehrten Sport-Ass der Schule Connor, hütet er wie einen großen Schatz.
Nachdem Nathan Alans Computerpasswort herausfindet, konfrontiert er ihn mit seinem Geheimnis. Er wird dieses künftig als Druckmittel einsetzen. Auf seine Initiative hin treten die Cole-Brüder
daraufhin in einen Wettstreit. Beim Wettstreit Cole gegen Cole geht es darum herauszufinden, wer der bessere Cole-Bruder ist. Sieben fiese Aufgaben muss Alan erfüllen. Gelingt ihm das, so verspricht Nathan Stillschweigen. Bricht er jedoch vorzeitig ab oder löst er die Aufgaben nicht bis zum Ablauf der gesetzten Frist, dann wird jeder an der Schule und auch die Eltern erfahren, dass Alan Jungs liebt.

… Der Wettstreit hat begonnen.



Schreibstil:

In Eric Bells Roman „Dieses Leben gehört: Alan Cole (Bitte nicht knicken)", geht es um einen Jungen namens Alan, der in einer schwierigen familiären Situation aufwächst. Der Vater tyrannisiert die Familie, wo er nur kann. Alles was geschieht, muss seinem Willen entsprechen. Morgens übt er mit den Söhnen am Tisch die Worte, die sie beim nächsten Firmenessen aufsagen müssen. So soll Alan zum Beispiel vorgeben, gut im Sport zu sein. Dabei gilt Alans Liebe doch der Kunst. Etwas, was der Vater nie dulden würde. Selbst die Mutter muss sich dem Willen des Vaters unterordnen. Abwasch ist Frauensache. Die Söhne dürfen ihr nicht dabei helfen.

Kein Wunder also, dass Nathan seinem Frust Luft machen muss. Alan, der keiner Fliege etwas zu Leide tun könnte, der lieber den Kopf einzieht, als seinen Widersachern die Stirn zu bieten, ist da das perfekte Opfer. So muss Alan die Schikanen des Bruders über sich ergehen lassen.

Nathan ist auch der Grund, warum Alan beschließt keine Freunde haben zu wollen. Er weiß, dass Nathan in der Lage und gewillt ist, diese zu vergraulen. Auch Zack und Madison zwei absolute Nerds der Schule, die sich in der Mittagspause den Wackeltisch mit Alan teilen, möchte er am liebsten nicht näher an sich heranlassen. Dieses Vorhaben scheint aber fast unmöglich. Als Nathan den Cole gegen Cole Wettstreit ins Leben ruft, kann Alan jede Hilfe gebrauchen. Außerdem sind Zack und Madison auch zwei Jungs, die sich nicht so schnell abwimmeln lassen.

Eric Bell gelingt es mit seinem Roman sehr außergewöhnlichen Charakteren Leben einzuhauchen. Der Protagonist Alan ist ein Junge mit einem großen Herz, der es unter der Herrschaft des Vaters und den Schikanen des Bruders nicht leicht hat. Und dennoch geht er seinen Weg. Er behält seine positive Weltsicht. Nicht selten stolpert Alan von einem Desaster ins nächste. So rutscht ihm ungewollt ein Satz heraus, den er vielleicht besser hätte nicht sagen sollen. Auch seine Handlungen sind nicht immer bis ins Letzte durchdacht. So besagt eine Aufgabe, die Nathan ihm stellt, dass Alan den Gegenstand aufgeben soll, der ihm am meisten bedeutet. Alan verschenkt kurzerhand seine Glücksunterhose an einen Mitschüler. Etwas, was vermutlich die wenigsten getan hätten und etwas, was, so kann man sich vielleicht vorstellen, für die ein oder andere humorvolle bzw. skurrile Situation sorgt. Zack und Madison, die beiden Mitschüler von Alan, sind ebenfalls sehr speziell. Madison wird von seiner Mutter stets daran erinnert, dass er ein paar Kilos zu viel wiegt und weiß eine Menge. Zack hingegen ist überraschend, unvorhersehbar und eigenwillig. Auch, wenn seine Vorschläge oft nicht realistisch bis ins Detail sind, so sind sie stets assoziativ und phantasievoll.
Zack war es, der bei mir sehr oft ein Lächeln auf die Lippen gezaubert hat.
Spannung zieht dieser Roman aus der Frage, ob es Alan gelingen wird, die Aufgaben zu lösen, die Nathan ihm gestellt hat. Auch das Thema Coming-Out nimmt einen Part in diesem Roman ein. Aber auch die Frage, ob es Alan gelingen wird, aus dem familiären Schema, bei dem der Vater und Nathan ganz klar die Oberhand haben, auszubrechen, möchte man geklärt wissen.



Fazit:

"Dieses Leben gehört: Alan Cole (Bitte nicht knicken)" ist ein Buch mit einer Fülle von skurrilen, komischen Figuren und Situationen. Dass durch Schweigen die Traumata von Generation zu Generation weitergegeben werden, da das erlebte Schicksal nie an die Oberfläche der Sprache gelangen kann und somit immer und immer wieder aufs Neue verdrängt werden muss, zeigt Eric Bell auf eindrückliche Weise.
"Dieses Leben gehört: Alan Cole (Bitte nicht knicken)" ist ein lebensbejahendes und positives Buch
aus der Sicht eines Jungen, der sein "Anders-Sein" in einer Mischung aus Naivität und aufgeklärt-zurückgelehnter Abgeklärtheit erlebt. Alan bleibt immer hilfsbereit und gutmütig und stellt damit diejenigen, mit denen er es zu tun hat, umso deutlicher bloß.

Der Roman ist keine leichte Kost, was jedoch mehr auf die Thematik zurückzuführen ist. Schule ist hier der Ausgangspunkt, um Themen wie Gemeinschaft, Zugehörigkeit, Schuld, aber auch Macht, Dominanz und gesellschaftliche Fesseln zu vergegenwärtigen.
Ein Buch, welches ich daher ganz besonders auch jüngeren Lesern empfehlen möchte.

Veröffentlicht am 24.04.2018

Ein vielversprechender Reihenauftakt

Iron Flowers – Die Rebellinnen
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Inhalt:

Alle drei Jahre wählt der König aus jeder Provinz seines Landes ein Mädchen aus, welches ihn am königlichen Hof besuchen darf. Aus den potentiellen Anwärterinnen wählt er wiederum drei Bewerberinnen ...

Inhalt:

Alle drei Jahre wählt der König aus jeder Provinz seines Landes ein Mädchen aus, welches ihn am königlichen Hof besuchen darf. Aus den potentiellen Anwärterinnen wählt er wiederum drei Bewerberinnen aus, die letztlich als Graces an seinem Hof leben dürfen. Nur eine dieser drei Graces wird letztlich den zukünftigen Thronfolger gebären dürfen. In diesem Jahr jedoch wird der älteste Sohn des Königs erstmals seine Wahl treffen dürfen.
Serinas Eltern haben ihre Tochter für die Ehe erzogen und warten nun ungeduldig auf greifbare Ergebnisse. Gemeinsam mit ihrer Schwester wird sie an den königlichen Hof eingeladen. Nomi soll, soweit die Schwester reüssiert, als Dienerin an ihrer Seite bleiben. Doch es kommt alles anders als erwartet und letztlich stehen beide Schwestern vor Herausforderungen, an denen sie zu zerbrechen drohen.



Wichtigste Charaktere:

Nomi ist rebellisch, kämpferisch veranlagt und stark. Sie verachtet die Graces und das wofür sie stehen.

Serina handelt durchdacht. Sie ist hübsch und denkt, dass man sich dem Willen eines Mannes zu fügen hat. Sie beherrscht all die Fähigkeiten, die man am königlichen Hofe besitzen sollte. Zeit ihres Lebens hat sie schon immer das getan, was man von ihr verlangt hat.

Malachi ist der älteste Sohn des Königs. Er darf in diesem Jahr das erste Mal seine Graces wählen. Malachi wirkt verschlossen, unnahbar und herrisch.

Asa ist der jüngste Sohn des Königs. Seine Haare stehen stets wirr ab, als wäre er sich erst kürzlich mit den Fingern hindurchgefahren. Er wirkt lebensfroher und offener als sein älterer Bruder.

Val ist ein Wärter, der für den königlichen Hof arbeitet. Er versucht den Frauen zu helfen, die unter der Regentschaft leiden.



Schreibstil:

Tracy Banghart siedelt ihre Geschichte in einem Land an, in dem patriarchale Geschlechterverhältnisse bestehen. Frauen werden Rechte verweigert. Wenn ihnen nicht das Glück vergönnt ist, vom Thronfolger als seine Grace auserwählt zu werden, so sind ihnen kaum Karrierechancen eröffnet. Sie lernen, dass man einem Mann nicht widersprechen sollte. Auch ist es ihnen nicht gestattet Lesen zu lernen.

Der Leser verfolgt die Geschichte aus den Perspektiven der Schwestern Nomi und Serina, es treffen sich hier zwei Frauen zwischen den Buchdeckeln, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Nomi wurde bereits früh in eine Rolle als Dienerin einer Grace eingeführt. Das Mädchen ist im Gegensatz zu ihrer Schwester rebellisch. Auch hat sie einst mit ihrem Bruder das Lesen gelernt. Sie liebt Bücher und die Geschichte darin.
Serina hingegen hat sich Zeit ihres Lebens auf eine Rolle am königlichen Hof vorbereitet. Sie hat das Sticken und Tanzen gelernt. Sie weiß, dass von ihr verlangt wird, dass sie keine Widerworte hat und dass sie dem König bzw. seinen Thronfolger stets zu Diensten sein muss.

Umso erschreckender gestaltet sich der Tag, an dem der Thronfolger seine Wahl trifft. Von diesem Moment an verändert sich für Nomi und Serina das Leben grundlegend. Schon hier setzt eine unterschwellige Spannung ein, die über die Geschichte hinweg fortgeführt wird.

In „Iron Flowers – Die Rebellinnen“ erwartet den Leser neben einem spannenden Plot auch eine Liebesgeschichte. Diese wirkt allerdings manchmal etwas zu konstruiert, zu auf die Spitze getrieben, zu hastig. Auch handelte eine der beiden Schwestern oft auf nicht nachvollziehbare oder im besten Fall unüberlegte Weise.

Zwar war der Plot an einigen Stellen für mich vorhersehbar, doch gestaltete sich gerade das Ende sehr spannend. Ich hatte Angst, dass die Geschichte mit einem Cliffhanger enden würde, der für mich das Warten auf den Folgeband nahezu unmöglich machen würde. Die Autorin formte jedoch ein Ende, das durchaus eine Menge Neugierde auf den Folgeband schürt, jedoch den Leser auch nicht völlig hilflos zurück lässt.



Fazit:

Tracy Banghart erschafft mit dem ersten Band ihrer Iron Flowers-Reihe einen Auftakt, dem es - trotz vorhersehbarem Plot - nicht an Spannung fehlt.
Es ist Buch über zwei völlig unterschiedliche Schwestern, die mit völlig unerwarteten Wendungen der Ereignisse konfrontiert sind.
Es gibt in dieser Geschichte nicht nur eine Liebesgeschichte. Eine davon wirkt allerdings doch ein wenig konstruiert.

Ist man in dem Buch unterwegs begegnen einem ebenso interessante wie merkwürdige Gestalten, die für Turbulenzen sorgen.

Das Ende der Geschichte ist äußerst gelungen. Da sind der Druck und die Erwartungen für den Folgeband entsprechend groß.



Buchzitate:

Plötzlich fühlte sie sich wie ein Akrobat, der auf einem schwankenden Seil balancierte, die Welt gefährlich weit unter sich. Jemand spielte mit ihr, doch es war ein Spiel, dessen Regeln sie nicht kannte.

Veröffentlicht am 04.04.2018

Vorsicht Suchtfaktor

Written on my heart
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Inhalt:

Ashlyn besitzt nicht viel. Ein paar Klamotten, wenige Duschartikel und einen alten Jetta. Die junge Frau hat, nachdem ihr Stiefvater ihre Sachen verbrannt und sie auf die Straße gesetzt hat, einige ...

Inhalt:

Ashlyn besitzt nicht viel. Ein paar Klamotten, wenige Duschartikel und einen alten Jetta. Die junge Frau hat, nachdem ihr Stiefvater ihre Sachen verbrannt und sie auf die Straße gesetzt hat, einige Tage ohne Obdach verbringen müssen. Ihr Auto war ihr ein Dach über dem Kopf. Doch langsam gelingt es ihr, das Leben zu meistern, zumindest einigermaßen.
Ein Job in einem Café reicht leidlich die Miete für eine kleines Zimmer zu finanzieren, das sich Ashlyn mit einer Stripperin teilt. Für Lebensmittel bleibt oft kein Geld mehr übrig.
An ihrer neuen Arbeitsstelle kommt Ashlyn bald ins Gespräch mit ihrer quirrligen Kollegin Emily. Emily ist so ganz anders als Ashlyn. Viel selbstbewusster und spontaner. Als Emily das Tattoo mit dem Namen des Ex-Freundes auf dem Arm ihrer Kollegin entdeckt, ist für sie klar: Das muss weg.
Der einzige Weg aus der Erinnerung. Ein Plan ist schnell gefasst und ins Werk gesetzt.
Emilys Bruder, ein talentierter Tätowierer, wird eine Lösung finden. Gemeinsam statten beide Frauen Lane einen Besuch ab.
Schon bei dieser ersten Begegnung raubt es Ashlyn den Atem. Lane ist gutaussehend, talentiert und erfolgreich. Er ist herrlich unangepasst und ruppig, hat keinen Platz für Höflichkeiten und Allgemeinplätze. Doch hinter Lanes verschlossener Fassade steckt ein Geheimnis. Die langen Schatten der Vergangenheit drohen schon bald Gegenwart und Zukunft zu verschlingen.



Schreibstil:

Der Klappentext von „Written on my heart“ verspricht eine Geschichte zweier Charaktere, denen das Schicksal nicht immer gut mitgespielt hat. Während Ashlyn in der Vergangenheit gebrochen wurde und oft mit einem angeknacksten Selbstwertgefühl zu kämpfen hat, stellt sich Lane seinen Problemen.

Das Zusammenteffen dieser zwei sehr gegensätzlichen Charaktere sorgt gerade auf den ersten Seiten für einige Konflikte. So tut sich Ashlyn bei der Auswahl eines neuen Tattoos, welches den Namenszug des Exfreundes überdecken soll, sehr schwer. Lanes Reaktion ist ungehalten. Es fallen Sätze wie „Prinzessin, geht’s vielleicht noch nerviger?“ Mit diesen und recht ähnlichen, Worten sorgt Lane beim Leser sehr schnell für Unmut.

Mit Kapiteln, die abwechselnd aus Lanes und Ashlyns Perspektive berichten, bedient sich die Autorin eines sehr guten Stilmittels. Bald schon erfährt der Leser mehr über Lanes Geheimnis und über Ashlyns Vergangenheit. Die Charaktere jedoch, müssen ohne dieses Wissen miteinander klarkommen. Die Geschichte wirkt umso fesselnder und entwickelt einen spannenden Sog, der es fast unmöglich macht, das Buch aus der Hand zu legen.

Sowohl Ashlyn als auch Lane haben in ihrer Vergangenheit Narben erlitten. Diese Erlebnisse sitzen tief. Beide Charaktere haben einen Weg gefunden mit den Geistern der Vergangenheit klarzukommen. So zieht Ashlyn sich gerne in sich zurück. Immer wieder ziehen Bilder aus der Vergangenheit an ihren Augen vorbei. Lane hingegen löst seine Konflikte gerne mit verbaler oder sogar körperlicher Gewalt.

Cole Gibsen gelingt es mit Ashlyn und Lane zwei Charaktere zu erschaffen, die eine schlimme Vergangenheit hinter sich haben, die ihre Vergangenheit aber hinter sich lassen wollen. Mit Ausnahme eines Geheimnisses, über das Lane nicht sprechen möchte, gehen beide Charaktere erfrischend ehrlich und offen miteinander um.

Die Entwicklung der beiden Hauptcharaktere und deren Liebesgeschichte hat mir unglaublich gut gefallen. Ich habe an den Seiten des Buches geklebt und konnte mich kaum davon trennen. Ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht.

Doch nicht nur die beiden Protagonisten sind mir im Verlauf des Buches ans Herz gewachsen. Auch die Nebencharaktere habe ich geliebt. Gerade Emily mit ihrer lockeren, quirrligen Art habe ich sehr schnell ins Herz geschlossen. Aber auch den Pitbullwelpen Diesel/Hank, der im Verlaufe des Buches eine herzerweichend süße Rolle einnimmt, sah ich vor meinem inneren Auge deutlich vor mir.



Fazit:

Written on my heart ist eine Geschichte, die mich in ihren Bann gezogen hat. Die beiden Hauptcharaktere hatten und haben es in ihrem Leben nie leicht gehabt. Lane und Ashlyn haben, ohne Zweifel ihre Ecken und Kanten, doch gerade diese Fehler und die Art, wie beide damit umgehen, sorgen für Konflikte und somit Spannung in der Geschichte.

Cole Gibsen schafft in diesem Buch Charaktere, die man einfach ins Herz schließen muss. Hier ist ein wahres Kopfkino vorprogrammiert. Ich konnte diese Geschichte kaum aus der Hand legen, weil ich wissen wollte, ob Lane und Ashlyn eine Zukunft haben. Ich wollte mehr Zeit mit diesen wundervollen Nebencharakteren verbringen. Mit Ashlyn und Lane habe ich gekämpft, ich habe geliebt und gehofft.

Man möchte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Kurzum: Das Buch ist ein Muss für jeden, der eine Geschichte sucht, die bewegt und fesselt. Ich warne jedoch davor Written on my heart als Maßstab zu nehmen, um das folgende Werk daran zu messen. Ansonsten droht ein Leseloch!



Buchzitate:

Ich weiß nicht so recht, was ich darauf antworten soll. Andere Leute zu trösten war noch nie meine Stärke. In meiner Familie wurden Worte immer nur dazu verwendet, um zu verletzen, nie um zu heilen.