dicht, bedrückend, brisant
Falsche SchwesternDen Fall Natascha Kampusch haben wohl damals sehr viele mitverfolgt, denn wenn jemand nach so langer Gefangenschaft frei kommt, bewegt das die Leute und wirft viele Fragen auf.
"Falsche Schwestern" wird ...
Den Fall Natascha Kampusch haben wohl damals sehr viele mitverfolgt, denn wenn jemand nach so langer Gefangenschaft frei kommt, bewegt das die Leute und wirft viele Fragen auf.
"Falsche Schwestern" wird aus der Sicht der jüngeren Schwester erzählt, so dass der Leser hautnah miterlebt, wie es ist, wenn die eigene Schwester 13 Jahre vermisst wird und wie es sich anfühlt, wenn diese dann plötzlich wieder auftaucht.
Wenn einer Familie so ein schwerer Schicksalsschlag wie Kindesentführung widerfährt, hinterlässt dies seine Narben. Faiths Eltern haben sich getrennt. Sie lebt bei ihrer Mutter, die über die Jahre alles dafür getan hat, dass der Fall Laurel Logan nie in Vergessenheit geraten ist. Die Wochenenden verbringt sie bei ihrem Vater, der mit seinem Freund zusammen wohnt. Faith hat sich, so gut es geht, mit ihrer Situation arrangiert und versucht, jegliche Aufmerksamkeit zu vermeiden. Das Auftauchen der Schwester lässt sie sehr vieles hinterfragen.
Faith hat es wirklich nicht einfach. Erst muss sie jahrelang mit der Situation zurecht kommen, dass zum einen ihre Schwester vermisst ist, zum anderen muss sie miterleben, wie sich ihre Eltern unter dieser schweren Last verändern. Als Laurel dann wieder auftaucht, ist sie zwiegespalten. Selbstverständlich freut sie sich, dass ihre Schwester wieder da ist, doch sie muss auch erst lernen, mit der neuen Familiensituation umzugehen, vor allem, weil sich nun noch mehr alles um Laurel dreht und die Presse an jeder Ecke lauert.
Cat Clarke hat eine schwierige und brisante Thematik sehr eindringlich umgesetzt. Zudem erzählt Faith sehr fesselnd. Mit "Falsche Schwestern" bekommen wir eine äusserst interessante Charakterstudie und viel unterschwellige Spannung. Die Emotionen beim Lesen schwanken zwischen Neugierde und Beklemmung, so dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen kann.
Leider verraten die Inhaltsangabe und vor allem der Titel schon sehr viel über die Geschichte. Doch dies ist nur ein Wermutstropfen, "Falsche Schwestern" ist trotzdem sehr spannend.
Der Schreibstil von Cat Clarke ist ruhig und eindringlich. Allein mit ihren Charaktere und einer unheimlich dichten Atmosphäre schafft die Autorin es, die Leser total an die Seiten zu fesseln. Sie setzt viel mehr auf den psychologischen Blick in Faiths Gefühlswelt als auf actionreiche Szenen.
Fazit:
"Falsche Schwestern" ist ein sehr gelungener psychologischer Spannungsroman. Cat Clarke überzeugt mit facettenreichen Charaktere, einer sehr dichten und bedrückenden Atmosphäre und dem brisanten Thema einer Kindesentführung, die sofort unsere Erinnerungen an den Fall Natascha Kampusch wecken.
Obwohl der Titel leider schon einiges verrät, konnte ich mich dem Lesesog des Buches nicht entziehen und konnte es kaum noch aus der Hand legen. Eine tiefgründige Geschichte, die man nicht so schnell vergessen wird.